Friedrich Christoph Oetinger

deutscher Theologe und Pietist
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Friedrich Christoph Oetinger (* 2. Mai [getauft 6. Mai] 1702 in Göppingen; † 10. Februar 1782 in Murrhardt) war ein deutscher Theologe und führender Vertreter des württembergischen Pietismus.

Oetinger hat viele Dichter und Denker wie Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried von Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich von Schiller, Friedrich Hölderlin, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (besonders dessen Mittel- und Spätphase), Justinus Kerner, Eduard Mörike und Hermann Hesse beeinflusst. Selbst in der Bibliothek von Wolfgang Amadeus Mozart befand sich ein Werk Oetingers aus dessen Murrhardter Zeit, "Die Metaphysic in Connexion mit der Chemie". Schwäbisch Hall [1770], das musiktheoretische Ausführungen enthält.

Als Theologiestudent im Tübinger Stift begegnet Oetinger 1725 den Schriften Jakob Böhmes, mit denen er sich fortan intensiv beschäftigt. Außerdem wird er zeitlebens geprägt von Johann Albrecht Bengel, der zur gleichen Zeit in sein Blickfeld tritt. Nach dem Studium unternimmt Oetinger eine ausgedehnte Reise durch Deutschland, auf der ihm in Frankfurt die Kabbala begegnet. In Herrnhut lernt er die Arbeit des jungen Nikolaus Ludwig Grafen von Zinzendorf kennen. Im April 1731 wird Oetinger Repetent im Tübinger Stift. Nach einer Reise Zinzendorfs nach Württemberg im Jahr 1733 reist Oetinger nochmals für längere Zeit in die Oberlausitz. Es folgt eine kurze Dozententätigkeit in Halle (1736), ehe sich Oetingers langer innerer Kampf für oder gegen eine Pfarrstelle in Württemberg entscheidet: Im Frühjahr 1738 wird er Pfarrer in Hirsau bei Calw und heiratet im selben Jahr Christiana Dorothea Linsenmann aus Urach (heute Bad Urach). Um in der Nähe seines verehrten Lehrers Johann Albrecht Bengel sein zu können, wechselt Oetinger 1743 auf die Pfarrstelle Schnaitheim bei Heidenheim. 1746 ist er Pfarrer in Walddorf (bei Tübingen), ehe er 1752 Stadtpfarrer und Spezialsuperintendent (Dekan) von Weinsberg wird. 1759 wird er Stadtpfarrer und Spezialsuperintendent in Herrenberg, 1765 (Ernennung; Amtsantritt 1766) in Murrhardt, gleichzeitig Abt und Prälat des (evangelischen) Klosters Murrhardt, dazu Herzoglicher Rat und Landschaftsabgeordneter.

Zeitlebens war der vielseitig interessierte Mann umstritten. So lässt das Stuttgarter Konsistorium (Kirchenleitung) im März 1766 sämtliche Exemplare seines Werks "Swedenborgs Philosophie" aus dem Jahr 1765) beschlagnahmen.

Oetinger wird das sehr bekannte Gelassenheitsgebet zugeschrieben, das allerdings tatsächlich von Reinhold Niebuhr stammt.

Hauptwerke

Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia. Herausgegeben von Reinhard Breymayer und Friedrich Häußermann. Berlin, New York 1977.

Theologia ex idea vitae deducta. Herausgegeben von Konrad Ohly. Berlin, New York 1979.

Biblisches und Emblematisches Wörterbuch. Herausgegeben von Gerhard Schäfer in Verbindung mit Otto Betz [Tübingen], Reinhard Breymayer [u. a.]. Berlin, New York 1999.

Literatur

Reinhard Breymayer: Oetinger, Friedrich Christoph (pseudonyms: Halatophilus Irenaeus, Bibliophilus Irenaeus). In: Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Edited by Wouter J. Hanegraaff in collaboration with Antoine Faivre, Roelof van den Broek, Jean-Pierre Brach. Brill, Leiden / Boston 2005, vol. 2, S. 889-894.

Mathesis, Naturphilosophie und Arkanwissenschaft im Umkreis Friedrich Christoph Oetingers (1702-1782). Hrsg. von Sabine Holtz, Gerhard Betsch und Eberhard Zwink. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005 (Contubernium; 63). - VIII, 314 S. - ISBN 3-515-08439-8. [Erscheint am 29. Juli 2005.]