Schlacht auf dem Marchfeld | |||||||||||||||||
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Konflikt | Thronstreitigkeiten | ||||||||||||||||
Datum | 26. August 1278 | ||||||||||||||||
Ort | Zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen, Niederösterreich | ||||||||||||||||
Ergebnis | Habsburger Sieg | ||||||||||||||||
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In der Schlacht auf dem Marchfeld (auch unter Schlacht zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen bekannt) wurde um das Erbe der Babenberger gestritten - eine der größten Ritterschlachten Europas. Rudolf I. von Habsburg, der am 1. Oktober 1273 zum deutschen König gewählt wurde, stellte sich hier erfolgreich Ottokar II. entgegen und legte so den Grundstein für die Dynastie der Habsburger im Bereich des heutigen Österreichs.
Vorgeschichte
Kurz nach dem Tod Kaiser (Begriffsklärung) Friedrich II. aus dem Geschlecht der Babenberger begann der Kampf um die herrenlos gewordenen Gebiete der Babenberger. Der Přemyslide Ottokar II., König von Böhmen erstrebte die Schaffung einer Donaumonarchie. Nach dem entscheidenden Sieg gegen den ungarischen König Béla IV. rückte dieses Ziel erstmals in greifbare Nähe.
Durch diesen Erfolg und die Unterdrückung des hohen Adels gelang es Ottokar II. die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten und die Markgrafschaften Krain, Friaul sowie Windisch unter seiner Herrschaft zu vereinen. Die als ungeschickt empfundenene Politik Ottokars II., der sich vor allem auf die Stadtbürger und den niederen Adel stützte, ließ jedoch den Groll des unterprivilegierten hohen Adels wachsen. Die sieben Kurfürsten wählten im Sinne des im Sachsenspiegel vorgesehenen Verfahrens am 29. September 1273 Rudolf von Habsburg zum Monarchen - einen damals noch eher unbekannten Kandidaten. Die Kurfürsten erhofften sich durch die Wahl eines politisch schwachen Königs den Erhalt eigener Macht. Ottokar II., der sich energisch für dieses Amt beworben hatte, wurde aufgrund seines schlechten Verhältnisses zum Hochadel nicht gewählt - vielleicht auch da er, im Unterschied zu Rudolf, über profunde politische Erfahrung verfügte. Ottokar II. weigerte sich jedoch, Rudolf I. anzuerkennen, da dies mit der Rückgabe der eroberten Herzogtümer verbunden gewesen wäre. Nachdem Ottokar II. dreimal die Einladung, vor dem deutschen Reichstag und dem König selbst vorzusprechen, zurück wies, wurde über ihn die Reichsacht erlassen. Während der Böhmenkönig noch seine Optionen reflektierte, lagerte im Sommer 1276 bereits die Armee Rudolfs I. mit seinem ungarischen Verbündeten Ladislaus IV. vor Wien. Die Allianz zwang Ottokar II., Rudolf I. formal als deutschen König anzuerkennen und die Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten sowie die besetzten Markgrafschaften zurück zu geben. Zusätzlich musste sich Ottokar für Böhmen und Mähren von Rudolf I. belehnen zu lassen. Dieser für Ottokar II. unakzeptable Friede sollte nicht lange wären. 1278 marschierte der Böhmen-König erneut gegen Wien und traf am 26. August auf das vereinigte Heer Rudolfs I. und des erst sechzehn Jahre alten Ladislaus IV.
Vorabend der Schlacht
Diesmal gelang es Ottokar II. leichter als 1276, Verbündete im Reiche zu gewinnen. Fixe Bündniszusagen erhielt er von dem Herzog von Niederbayern, den Markgrafen von Brandenburg und den polnischen Fürsten. Eine weitere Stärkung seiner Position erzielte er durch seine Freundschaft mit dem Erzbischof von Köln, was eine Neutralität der geistlichen Kurfürsten sicherte. Auf die Hilfe Ungarns glaubte Ottokar dagegen leicht verzichten zu können, da ihm die Stärke seiner polnischen Hilfstruppen als ausreichend erschien. Der Operationsplan Ottokar II. sah vor, dass Siegfried der Herzog von Niederbayern, im Lande gebleiben, den Anmarsch der Verbündeten Rudolf I. so lange wie möglich behindern sollte. Ottokar II. selbst hatte die Absicht am 15. Juli in Österreich einzumarschieren. Da jedoch noch nicht die gesamte Hauptarmee versammelt war, konnte der ursprünglich geplante direkte Anmarsch auf Wien nicht durchgeführt werden. Somit begann Ottokar II. zunächst mit der Belagerung der Festungen Drosendorf (wurde nach sechzehn Tagen eingenommen) und anschließend von Laa an der Thaya. Dies verschaffte Rudolf I. genug Zeit um einen riskanten Plan in die Tat umzusetzen: Er beschloss Wien aufzugeben und beauftragte seine Verbündeten, sich mit ihm auf dem Marchfeld (bei Stillfried) zu versammeln. Trotz der Behinderungen in Bayern trafen die Verbündeten Rudolfs I. zahlreich und rechtzeitig im Lager bei Marchfeld ein. Besonders wichtig waren die ungarischen Kumanen, die mit König Ladislaus IV. ritten. Sie konnten ungehindert die Donau überqueren und sich so erneut mit den Truppen Rudolfs I. zusammenschliessen. Von diesem Vorgehen überrascht, brach Ottokar die Belagerung bei Laa an der Thaya am 18. August ab und marschierte seinem Gegner entgegen. Auch Rudolf I. war offensichtlich zum Kampf bereit, brach am 23. August seine Zelte ab und schlug sein neues Lager bei Dürnkrut auf, wo er sich seinem Rivalen zur Schlacht stellen wollte.
Die Schlacht
Insgesamt standen beiden Seiten etwa 30.000 Mann zur Verfügung, doch war nur der berittene Teil beider Armeen auserkoren in die Schlacht zu ziehen - das Fußvolk hatte das jeweilige Lager zu bewachen. König Rudolf I. ließ seine Armee in drei Treffen zu jeweils zwei Gruppen aufstellen. In jedem Treffen standen etwa 1.500 Ritter, wobei die schweren Ritter auf "verdeckten" Pferden auf die hinteren aufgeteilt waren. Ottokar II. hatte seine Ritter ebenfalls in drei Treffen zu jeweils zwei Gruppen aufstellen lassen. Doch bei ihm ritten jeweils 2.000 Ritter pro Einheit und die schwer gepanzerten Reiter waren vor allem im ersten und zweiten Treffen vorzufinden. Drei Tage lang wartete die Armee des Habsburgers bereits 40 Kilometer nördlich von Wien auf den anrückenden Feind. Die Kumanen erkundeten währenddessen sowohl das Gebiet als auch die Truppenstärke des Feindes. Im Besitz dieser Informationen bereitete Rudolf I. zwei taktische Finten vor: Erstens sollten 60 Ritter in den Weingärten auf der rechten Flanke Ottokars II. versteckt werden, um diese im entscheidenden Moment gegen den Böhmen-König einzusetzen; Zweitens sollte sein stärkstes Kontingent (drittes Treffen) an schweren Rittern außerhalb der Sichtlinie des Przemysliden aufgestellt werden. Die List im Kampfe galt im 13. Jahrhundert noch als unehrenhaft und unchristlich, weshalb sich zunächst auch niemand bereitfinden wollte, den Hinterhalt zu exekutieren. Erst nach wiederholtem Drängen fand sich Ulrich von Kapellen bereit, die Führung der sechzig in den Weingärten versteckten Ritter zu übernehmen.
Das Heer Ottokars II. und die Armee Rudolfs I. ritten am Morgen des 26. August 1278 aufeinander los. Mit seiner Übermacht an schwer gepanzerten Rittern (ca. 6.500) schien es ein Leichtes, die leichte Kavallerie des Feindes und dessen zahlenmäßig unterlegene schwere Kavallerie (ca. 4.500 Ritter) zu besiegen. Die Armee des Habsburgers die aus der Steiermark, Kärnten, Krain, Nürnberg, Schwaben, Elsass, Schweiz rekrutiert wurde, wähnte er in auswegloser Situation.
Die ersten Erfolge feierten jedoch die ca. 4.000 mit Ladislaus IV. reitenden kumanischen Bogenschützen, die vor der eigentlichen Hauptarmee Rudolfs I. ritten und angewiesen waren den Gegner mit Fernkampfwaffen zu beschießen; Gleichzeitig sollten sie die eigenen Flanken des Heeres schützen. Die Kumanen stürzten sich schon sehr früh in Verfolgung einer Demoralisierungsstrategie auf den linken Flügel Ottokars, dessen Ritter zu schwer waren, um die leichten ungarischen Reiter zu verfolgen. So konnten die Kumanen ihre ungestümen Attacken - bei denen hunderte Ritter ihr Leben durch Geschosse verloren, ohne auch nur ihr Schwert ziehen zu können - ungehindert durchführen.
Doch nun prallten die zwei Hauptheere aufeinander und es wurde schnell klar, dass die leichte Reiterei den schwer gepanzerten Rittern unterlegen war. Für Ottokar II. war der Sieg bereits in greifbarer Nähe, als das Pferd seines Kontrahenten von einer Lanze durchbohrt wurde - der damals bereits 60jährige Rudolf I. stürzte zu Boden. Allein, Walter von Ramswag rettete seinem Herren in dieser unglücklichen Situation das Leben und sicherte seine Weiterführung der Schlacht.
Der Kampf war bereits seit etwa drei Stunden im Gange. Die Kraft der Truppen Ottokars II. schwand rapide, da die schweren Rüstungen ein kontinuierliches Kämpfen auf längere Zeit unmöglich machten. In dieser Situation befahl Rudolf I. seinen verborgenen Truppen, in die Schlacht einzugreifen. Das frische im Zentrum eintreffende dritte Treffen fügte den exhaustierten Truppen Ottokars II. vernichtende Schäden bei. Viele Ritter des Przemysliden lagen aufgrund von Kreislaufversagen bereits am Boden oder standen wehrlos am Schlachtfeld - gestützt auf ihre Standarten. Die in der rechten Flanke des Böhmen-Königs eintreffenden Ritter unter Ulrich von Kapellen spalteten die feindliche Armee.
Ottokar, der sich selbst bereits im Schlachtgetümmel befand, erkannte die Situation und bedeutete seiner Reserve, in die Schlacht einzugreifen. Ein kleiner Teil dieser unter Militia von Diedicz stehenden Truppen versuchte durch eine Richtungsänderung in den Rücken der Ritter Urlichs von Kapellen zu fallen. Diese Bewegung dürfte jedoch von einigen böhmischen Rittern missverstanden worden sein und wurde als Flucht ausgelegt. Die letzte Finte Rudolf I. sollte die Armee Ottokars II. in Panik versetzen. Größtenteils umzingelt und im Glauben, die Reserve sei in Flucht begriffen, gerieten die Truppen des Böhmen-Königs in Panik, was einen geordneten Rückug unmöglich machte. Die Habsburger unterstützten die Verwirrung mit dem bereits vor der Schlacht abgesprochenen Ruf: "Sie fliehen!".
Viele Ritter, die aus Angst in die March flohen, ertranken oder wurden auf der Flucht von den schnellen und unbarmherzigen Kumanen erschlagen. Als sich der Kriegsnebel allmählich lüftete, lagen 12.000 böhmische Kämpfer - im Anschluss an die Schlacht wurde auch das böhmische Lager geplündert - im Staub des Marchfelds oder den Ketten der Sieger. Unter den Gefallenen fand sich auch der verstümmelte Leichnam des "Löwen" aus Prag persönlich.
Ohne Zweifel wurde diese Entscheidungsschlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen zu einer der größten Ritterschlachten des Mittelalters stilisiert. So muss zum Beispiel die angegebene Zahl der Reiter bereits aus Platzmangel - die Entfernung der beiden Ortschaften beträgt nur rund vier Kilometer - kritisch betrachtet werden.
Dass die erste Frau Ottokars II. sich am Vorabend der Schlacht für eine friedliche Lösung eingesetzt hat, gehört ins Reich der Legenden (Grillparzer). Die von Ottokar II. verstoßene Margarete starb 1266, also bereits zwölf Jahre vor der Auseinandersetzung.
Auswirkungen
Österreich
Um alle Zweifel im Keim zu ersticken, ließ Rudolf I. den Leichnam des erschlagenen Rivalen dreißig Wochen in Wien zur Schau stellen. In dieser Zeit begann der Habsburger bereits sein Reich zu ordnen und die Basis für ein künftiges Imperium zu schaffen. Der Habsburger wusste diesen Sieg auch in diplomatischer Hinsicht zu nutzen. Er zog nur langsam in Böhmen ein und hatte es nicht verabsäumt, ein Rundschreiben an die Böhmen und Mähren zu verfassen. In diesem erklärte er, die Besiegten schonen zu wollen und den Kindern des Gefallenen Königs Zuflucht zu gewähren. Er trennte sich von den plündernden Kumanen und beseitigte somit praktisch jeden Widerstand im Kernland seines ehemaligen Rivalen. Rudolf I. einigte sich schließlich mit der Königswitwe Kunigunde und beendete so endgültig den Konflikt. Auch ein letzter militärischer Vorstoß des Markgrafen Otto von Brandenburg, der bis nach Kolin vorrückte, wurde durch die Übergabe der Vormundschaft über den siebenjährigen Sohn Ottokars II., Wenzel, und die Verwaltung Böhmens für fünf Jahre, im Keim erstickt.
Durch seinen Sieg erhielt Rudolf I. desweiterem die von Ottokar II. besetzten Gebiete zurück (Herzogtümer Kärnten, Steiermark und Österreich sowie die Markgrafschaft Krain). Durch eine freundschaftliche Politik mit der Bürgerschaft Wiens und den Adligen in den jeweiligen Herzogtümern, hatte Rudolf I. genug Unterstützung das spätere Kernland des Habsburger Großreichs an seine Nachkommen zu binden. Dies geschah auf dem Reichstag zu Augsburg, am 17. Dezember 1282, bei welchem seine beiden Söhne Albrecht I. und Rudolf offiziell belehnt wurden. Rudolf I. selbst, der seine eigentlichen Besitzungen in der Schweiz hatte, wurde so zum Urvater der Dynastie Habsburgs in Österreich. Die Kaiserwürde erhielt Rudolf I. jedoch nie, da zwei bereits festgelegte Krönungstermine nie zustande kamen.
Die Dynastie der Habsburger sollte immerhin die nächsten 640 Jahre ihre Vormachtstellung in Österreich bewahren.
Ungarn
Ladislaus IV., der durch den damaligen Papst Nikolaus III. schwer bedrängt wurde, sollte seinen heidnischen Freunden, den geliebten Kumanen, wenn nötig mit Gewalt zum Christentum bekehren. Dieser gehorchte zunächst und brach erfolgreich den Widerstand der wilden Heiden, erschien jedoch bald reumütig in ihren Zelten. 1290 wurde er vermutlich im Auftrag des Papstes von ungarischen Adelleuten während eines Festes in einem Kumanenzelt ermordet.
Böhmen
Der neue König Wenzel II., der Sohn Ottokars II., führte zunächst das Geschlecht der Přemysliden noch einmal in eine Blütezeit. Nach dem Ende der Vormundschaft unter dem Markgrafen Otto von Brandenburg, der ihn wie einen Gefangenen hielt, erbte er aufgrund seines verstorbenen Cousins Heinrich IV.Probus das Fürstentum Krakau und durch das Aussterben der Arpaden in Ungarn konnte er später seinem Sohn Wenzel III. zur Krone in Ungarn verhelfen.
Doch dieser Triumph sollte nicht lange währen, denn nach dem Tod von Wenzel II. 1305, starb im nächsten Jahr auch sein Sohn Wenzel III.. Da dieser selbst keine Nachkommen hatte, besiegelte er so den Untergang der Přemysliden.
Literatur
- Kurt Peball: Die Schlacht bei Dürnkrut am 26. August 1278, Wien 1968.
- Richard Schmitt und Peter Strasser: Rot-weiß-rote Schicksalstage. Entscheidungsschlachten um Österreich, Wien [u.a.] 2004. ISBN 3-85326-354-2
- Stephan Vajda: Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs, Wien [u.a.] 1980. ISBN 3-8000-3168-X
- Andreas Kusternig [Hrsg.]: 700 Jahre Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen. Ausstellung im Schloss Jedenspeigen, Wien 1978.