Korallenwurz

Art der Gattung der Korallenwurzen (Corallorrhiza) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae)
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Die Korallenwurz (Corallorrhiza trifida) gehört zur Familie der Orchideen (Orchideaceae). Sie ist eine sehr unscheinbare, kleine Pflanze der Bergwälder und zählt zu den Fäulnisbewohnern (Saprophyten).

Korallenwurz
Korallenwurz
Korallenwurz
Korallenwurz (Corallorrhiza trifida)
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(Corallorrhiza trifida)

Die Art wurde 1760 von Chatelain als Corallorrhiza trifida beschrieben. Der Gattungsname bezieht sich auf den korallenartig verzweigten Wurzelstock und leitet sich von den griechischen Wörtern korallion = Koralle und rhiza = Wurzel ab. Das Art-Epitheton leitet sich vom lateinischen trifidus = dreispaltig ab, jedoch ist unklar, was der Beschreiber damit meinte - vielleicht bezieht er sich auf die Blütenform.

Morphologie, Blütezeit

 
Blütenstände
Blütenstände

Die Korallenwurz ist ein ziemlich unscheinbares, zierliches Pflänzchen ohne Laubblätter, sondern nur mit wenigen dem Stängel anliegenden Schuppenblättern. Die 2-12 winzigen Blüten (nur 5 mm lang) sind wie die ganze Pflanze gelblichgrün gefärbt. Die Perigonblätter stehen schräg nach vorne ab, die zungenförmige Lippe mit zahnartigen Seitenlappen ist weißlich und mit roten Punkten versehen. Das Rhizom ist ausdauernd und hat eine korallenartige Form. An manchen Standorten neigt die Pflanze durch Verzweigung des Rhizoms zur Horstbildung. Sie blüht nicht jedes Jahr und bleibt daher oft an den Wuchsorten unsichtbar.

 
Einzelblüte
Einzelblüte

Die Blütezeit der Art erstreckt sich insgesamt von Ende April bis in den August hinein, differiert aber sehr stark innerhalb des Verbreitungsgebietes. So beginnt die Art in den Buchenwäldern der Mittelgebirge schon Ende April zu blühen, die Blütezeit dauert aber nur etwa drei Wochen. In den polaren Regionen sowie Hochgebirge, wo sie bis in Höhen über 2000 m vorkommt, blüht sie dagegen erst im Hochsommer.

Genetik, Entwicklung

Die Korallenwurz hat einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 21 Chromosomen (Zytologie: 2n = 42). Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza). Die Dauer von der Keimung bis zur Entwicklung der blühfähigen Pflanze konnte noch nicht hinreichend bestimmt werden.

Die Korallenwurz bleibt zeitlebens von der Versorgung durch die (Mykorrhiza) abhängig, da sie keine grünen Blätter und auch nur sehr wenig Chlorophyll besitzt.

 

Corallorrhiza trifida im Biotop, einem Kalkbuchenwald in der Rhön

Die Korallenwurz kommt im Gebirge und in Nordeuropa vor allem in feuchten Nadelwäldern vor, im Mittelgebirge dagegen in Buchen- und Laubmischwäldern auf mäßig trockenen bis humiden Böden vor. Sie wächst gern an pflanzenarmen, moosigen oder laubbedeckten Stellen. Die Korallenwurz wächst sowohl auf kalkhaltigen als auch sauren Böden. Die Art gilt als Schattenzeiger.

Sie findet sich in den Pflanzengesellschaften V Luzulo-Fagion und V Galio rotundifolii-Abietion. (Aufschlüsselung siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer)

 
Knospen
Knospen

Die Korallenwurz kommt als einzige Art der Gattung in Europa vor. Daher wird sie manchmal auch als Europäische Korallenwurz bezeichnet (in Nordamerika kommen weitere, auch größere Arten vor). Das Verbreitungsareal der Korallenwurz erstreckt sich zirkumpolar über die temperaten, borealen und arktischen Zonen der Nordhalbkugel. In Europa ist sie vor allem in Skandinavien und in den Gebirgen heimisch. Sie ist eine von vier Orchideenarten, die sogar auf Grönland gefunden wurden. Je südlicher sie in Europa vorkommt, desto stärker wird die Bindung an höhere Gebirgslagen. Bereits in den deutschen Mittelgebirgen ist sie nicht in Tieflagen zu finden.

Nach dem Orchideenkundler Karl-Peter Buttler ist es ein Florenelement der meridional/montanen, submeridional/montanen, temperaten, borealen und arktischen Florenzone.

In Deutschland zeigen sich deutliche Verbreitungsschwerpunkte: Zum einen in den Alpen und im Alpenvorland, dann in der Schwäbischen und Fränkischen Alb und schließlich von der Rhön nach Thüringen. Außerhalb dieser Gebiete tritt sie nur sehr zersteut auf. Im Nordwesten und Norden fehlt sie ganz.

Naturschutz und Gefährdung

Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch die Korallenwurz unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.

Die Korallenwurz gilt als gefährdet. Hauptursache dafür sind das insgesamt seltene Auftreten der Art sowie lokale Bedrohungen durch Waldbau.

Von der Korallenwurz wurden zwei Varietäten beschrieben:

  • Corallorrhiza trifida var. verna (Nutt.) Fernald (1946)
  • Corallorrhiza trifida var. virescens (Drejer) Farw. (1941)

Neben dem gültigen Erstbeschreibungsnamen, Corallorrhiza trifida Châtelain 1760, dem Basionym gibt es einige Synonyme, die durch Neubeschreibungen entstanden sind:

  • Corallorrhiza ericetorum Drejer (1843)
  • Corallorrhiza intacta Cham. & Schltdl. (1828)
  • Corallorrhiza innata R.Br. in W.T.Aiton (1813)

Bei der Schreibweise des Gattungsnamens besteht Unklarheit, ob Corallorrhiza oder aber Corallorhiza richtig sei; erstere Schreibweise verwenden beispielsweise Kew Royal Botanical Garden, Floraweb, Baumann/Künkele, Orchis.de, Schweiz AGEO und Orchideenkartierung.de, zweitere hingegen Schlechter, Kreutz, Sundermann, J.G. Williams, Duperrex sowie der AHO Deutschland. An dieser Stelle wird vorerst die Schreibweise nach Kew verwendet.

Siehe auch: Liste aller Orchideengattungen, Liste der Orchideen Europas

Literatur

Standardliteratur über Orchideen

  • Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten Europas. Mosaik Verlag 1986, ISBN 3-570-04403-3
  • H. Baumann, S. Künkele:Die wildwachsenden Orchideen Europas. Frankh, 1982, ISBN 3-440-05068-8
  • Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
  • Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage: 1975, ISBN 3-871-05010-5
  • J. G. Williams: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, ISBN 3-405-11901-4


Verbreitungskarten

Regionale Links


Bildgalerie

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