Der Gürzenich ist eine Festhalle im Zentrum der Altstadt von Köln. Namensgeber ist die Patrizierfamilie von Gürzenich, auf deren Grundstück das Profanbauwerk errichtet wurde.

Geschichte
Gebaut wurde das Saalgebäude in den Jahren ab 1441 bis 1447 und hatte von Anfang an die Funktion eines städtischen Festhauses für verschiedenste Veranstaltungen. Zum einen wurden die Ehrengäste der Stadt Köln im Festsaal des Gürzenich empfangen, zum anderen wurden Adeligen und hohen Bürgern die Räumlichkeiten für öffentliche und private Feierlichkeiten zur Verfügung gestellt. Zu prächtigen Empfängen luden 1474 die Kaiser Friedrich III. und 1486 Maximilian I., der hier 1505 einen Reichstag abhielt. Auch Kaiser Karl V. kam 1520 nach seiner Königskrönung in Aachen nach Köln. Anlässlich des Kurfürstentages bot der Gürzenichsaal 1531 für fast drei Jahrhunderte zum letzten Mal ein prunkvolles Bild, denn mit der schwindenden Größe des reichsstädtischen Kölns waren auch die Gürzenich-Festlichkeiten zu Ende.
Eine Unterbrechung der Nutzung als Festhaus erlebte der Gürzenich etwa ab 1645, als das Gebäude vorübergehend als Kaufhaus fungierte. Seit 1820, bis in die heutige Zeit hinein, ist der Gürzenich wieder ausschließlich Fest- und Veranstaltungssaal und gilt als „gute Stube“ Kölns. Von 1857 bis zur Fertigstellung der Kölner Philharmonie 1986 veranstaltete die Cölner Concert-Gesellschaft im Gürzenich ihre Konzertreihe. Aus dieser gingen die später regelmäßig stattfindenden Gürzenich-Konzerte sowie der Gürzenich-Chor und das Gürzenich-Orchester hervor. Ab 1857 erhielt der Bau durch den Stadtbaumeister Julius Raschdorff einen aufwendigen, stilistisch angepassten Anbau, innen musste der spätgotische Saal einem dreischiffigen historistischen Festsaal weichen. Ab 1875 beheimatete er bis zum Jahre 1922 die Kölner Börse.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus fast vollständig zerstört und zwischen 1952 und 1955 wieder aufgebaut. Dabei erhielten insbesondere die Innenräume eine Gestaltung im architektonischen Stil dieser Epoche. In den Jahren 1996 bis 1998 erfolgte eine umfassende Modernisierung des Gürzenich, insbesondere wurde die technische Ausstattung auf den neuesten Stand gebracht und ein markanter gläserner Außenaufzug angebracht.
Die unmittelbar benachbarte Kirche Alt St. Alban wurde nach den Kriegszerstörungen nicht wiederaufgebaut. Sie dient nun als Gedenkstätte für die Kriegstoten der Stadt Köln. In ihrem ehemaligen Kirchenschiff stehen Nachbildungen der „Trauernden Eltern“ von Käthe Kollwitz.
Heutige Nutzung
Überregionale Bekanntheit erlangte der Gürzenich (5 Räume mit maximal 1.338 Sitzplätzen) als Austragungsort von Sitzungen der Kölner Karnevals-Vereine. Auch das Gürzenich-Orchester und der Gürzenich-Chor sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Deutschlandweit ist der Gürzenich durch Fernsehübertragungen des WDR - der eine Karnevalssitzung aus dem Großen Festsaal aufzeichnet - bekannt, die alljährlich durch die "Gemeinnützige Gesellschaft des Kölner Karnevals mbH" veranstaltet werden. Daneben findet jedoch eine Vielzahl von weiteren Karnevals-Veranstaltungen statt, wie etwa die Prinzenproklamation. Außer diesen Veranstaltungen wird er für offizielle Empfänge, große Feierlichkeiten und wichtige Events genutzt: Internationale Bedeutung erlangte der Gürzenich am 3. und 4. Juni 1999, als der Europäische Rat - als Auftakt einer einzigartigen, fast dreiwöchigen Gipfelreihe - in Köln mit den Treffen des EU-Gipfels und des Weltwirtschaftsgipfels (G8) hier konferierte.
Literatur
- J. J. Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Nach den Urkunden. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 43 (1885), S. 1–79
- Julius Carl Raschdorff: Das Kaufhaus Gürzenich in Cöln nach seinem Umbau dargestellt von J. Raschdorff. Ernst & Korn, Berlin 1863 (Tafelwerk)
- Johann Jakob Hässlin (Hrsg.): Der Gürzenich zu Köln. Dokumente aus 5 Jahrhunderten. Prestel, München 1955
- Max-Leo Schwering: Der Kölner Gürzenich. Der Herren Tanz- und Festhaus. (= Kleine Bücher rheinischer Kunst). Kühlen, Mönchengladbach 1964
- Angela Pfotenhauer: Köln. Der Gürzenich und Alt St. Alban. (= Stadtspuren - Denkmäler in Köln; Bd. 22). Bachem, Köln 1993, ISBN 3-7616-1127-7
- Angela Pfotenhauer, Elmar Lixenfeld: Festarchitektur der fünfziger Jahre. Der Gürzenich und St. Alban in Köln. Bachem, Köln 1997, ISBN 3-7616-1354-7
Weblinks
- Gürzenich Stadt-Panorama
- Alte Ansichtskarten des Gürzenich
- Wikisource zum Haus Gürzenich
- Der gläserne Außenaufzug
Koordinaten: 50° 56′ 12″ N, 6° 57′ 30,5″ O