Die Begriffe Säkularisierung, Säkularisation und Säkularismus sind problematisch, da sie häufig in unterschiedlicher Bedeutung bzw. synonym verwandt werden.
Folgende Unterscheidung zur Klärung der Begriffe wird vorgeschlagen:
- Säkularisierung wird verstanden als der vor allem mentale Prozess der Trennung von Kirche und Staat (bzw. religiöse Organisationen und Staat).
- Säkularisation wird verstanden als der konkrete Prozess der Ablösung der weltlichen Macht der Kirche, die Aufhebung von Klöstern und Hochstiften Anfang des 19. Jahrhunderts.
- Säkularismus wird verstanden als eine aus der Säkularisierung erwachsene Weltanschauung, die sich auf die Immanenz beschränkt und auf darüber hinausgehende Fragen verzichtet.
Unter Säkularisierung (Verweltlichung) versteht man die Trennung von Staat und Religion.
Dabei kommt es zur Abschaffung der Staatsreligion und einem erheblichen Machtverlust der religiösen Institutionen, vor allem der Kirchen.
In Europa begann die Säkularisierung mit der Aufklärung und erreichte in der Französischen Revolution und im Kommunismus mit der angestrebten völligen Abschaffung der Religion ihren Höhepunkt.
Im Vorfeld der Aufklärung entzogen sich viele Menschen der Monarchie "von Gottes Gnaden" durch Auswanderung in die Neue Welt. Die USA sind seit ihrer Konstitution 1776 ein säkularer Staat. Im Gegensatz zu der Verbreitung des Atheismus in Europa behielt hier die Religiosität einen hohen Stellenwert und führte zur Gründung einer Vielzahl reformierter Kirchengemeinden. Weitgehender Konsens bestand und besteht in der gesellschaftlichen Bedeutung des Christentums. Durch die Zersplitterung in einzelne christliche Konfessionen und die allgemein anerkannte Toleranz gegenüber dieser Entwicklung konnte sich jedoch keine monolithische kirchliche Institution mit politischer Macht herausbilden, wie sie bis dahin aus Europa bekannt war. Religiosität und Religionsfreiheit werden heute in den USA als gleichwertig betrachtet.
Durch nachfolgende Einwanderungswellen gelangten weitere Religionsgruppen aus der arabischen und ostasiatischen Welt in die USA, die sich durch die Tradition der religiösen Toleranz im neuen Umfeld etablieren konnten und selten vom weiterhin vorherrschenden Christentum assimiliert wurden. Einzige Ausnahmen sind die Naturreligionen der Indianer und Riten der afrikanischen Sklaven, die durch die Christianisierung zurückgedrängt wurden.
Heutzutage ist die Säkularisierung in der gesamten westlichen Welt weit fortgeschritten, aber die Abschaffung der Religion ist nirgends dauerhaft erfolgt. So gibt es etwa in Deutschland noch die Kirchensteuer, während in Ostdeutschland inzwischen die statistisch niedrigste Kirchenzugehörigkeit in Europa zu verzeichnen ist.
In der westlichen Welt gilt die Säkularisierung allgemein als erstrebenswert und notwendige Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaftsform, da der Aufstieg bürgerlicher Machtstrukturen wesentlich in der Tradition der Aufklärung steht.
Eine Übertragung der Säkularisierung nach europäischem Vorbild auf andere Kulturkreise, insbesondere die islamische Welt, wie häufig gefordert, ist problematisch, da wenige Religionen so hierarchisch organisiert sind, wie die römisch-katholische Kirche, die im mittelalterlichen Abendland die politische Landschaft beherrschte und letztlich durch diese Machtposition zunächst die Reformation und schließlich die Säkularisierung herausforderte. Die Unterstellung der eigenen Geschichtserfahrung führt in der westlichen Welt häufig zu einer verzerrten (welcher?) Sichtweise.
Der Islam postuliert in der Theorie eine dem Säkularisierung zuwiderlaufende Untrennbarkeit von religiöser und politischer Herrschaft (siehe auch Kalifat), verfolgte in der Praxis jedoch ein relativ tolerantes Glaubenskonzept, das lange keine religiös motivierten Pogrome wie die europäische Judenverfolgung kannte. Angehörige anderer monotheistischer Religionen, zu denen später auch Buddhisten, Hindus und Zoroastrier gezählt wurden, hatten in islamischen Ländern den rechtlichen Status von Dhimmis, einer geschützten Minderheit, denen gewisse Beschränkungen (u.a. die Zahlung einer speziellen Steuer, Kleidungsvorschriften) auferlegt waren, die ansonsten jedoch religiöse Autonomie genossen und ihr eigenes Rechtssystem unterhielten.
Bisher gab die Forderung westlicher Industrienationen nach einer Säkularisierung im Sinne einer Verwestlichung eher einer Entwicklung in Richtung Radikalisierung Auftrieb.