Hochmut

Habitus von Personen, die ihren eigenen Wert, ihren Rang oder ihre Fähigkeiten unrealistisch hoch einschätzen
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Der Hochmut (altgr."ὕβρις", Hybris; lat.: arrogantia, superbia; Anmaßung, Überheblichkeit, Arroganz; veraltet: Dünkel - vgl. Standesdünkel - oder Hoffart) ist eine Haltung der Welt gegenüber, in der Wert, Rang und Fähigkeit der eigenen Person vorab aller Erfahrung und Bewährung hoch geschätzt werden. Der Gegensatz zu ihm ist die Demut.Es bedeutet man ist überheblich gegenüber anderen Personen

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Eine der sieben ‚Todsünden‘: Hochmut

Meint man mit „Selbstüberschätzung“ im gängigen Sprachgebrauch eine Überbewertung eigenen Könnens, so zielt „Hochmut“ im engeren Sinn auf ein soziales Phänomen: Der Hochmütige (derb: der Schnösel) schafft soziale Distanz durch eine fragwürdige Selbstaufwertung, deren Unzulässigkeit der Begriff einklagt.

Eine den Hochmut begünstigende Ursache ist die Eitelkeit. Seine Äußerung im aktuellen Verhalten einer Person wird als Anmaßung bezeichnet. In Haltung und Umgangsform wird er durch Anstand und Höflichkeit gezügelt.

Der Begriff Hochmut beinhaltet (wie auch Übermut u. a.) die Komponente -mut in der alten Bedeutung von Gemüt (zu Etymologie und weiteren Komposita vgl. Mut).

Wortfeld, Bedeutungswandel und Bewertung

Die antike Hybris war im engeren Sinne Übermut als Frevel gegen die Götter, der in antikem Verständnis schwere Folgen (die Nemesis) auf sich zog.

Nicht in allem vergleichbar, entspricht ihm noch stark der christliche Hochmut als Sünde gegen den Nächsten: In der katholischen Morallehre ist die superbia (von lateinisch super, „über“) eine der sieben Hauptlaster (umgangssprachlich, aber theologisch unkorrekt: Todsünden). Der Katechismus der römisch-katholischen Kirche verwendet in der deutschen Übersetzung den Begriff „Stolz“. Der Terminus superbia geht auf Papst Gregor I. zurück.

Diese Gleichsetzung von Stolz und Hochmut wird aktuell eher als fragwürdig und obsolet empfunden. Stolz kann als durchaus berechtigt und keineswegs als sündig empfunden werden und dürfte in diesem Sinne auch mittlerweile meist gebraucht werden: Die negative Konnotation ist, wo nicht verschwunden, so doch an den Randbereich möglicher Bedeutungsnuancen geraten. Zeitgemäßer sind dementsprechend Ausdrücke wie Arroganz oder Anmaßung, in denen der religiöse Bezug weitgehend verblasst ist. So werden die meisten Zeitgenossen Arroganz leichter definieren können, als etwa Hybris oder Hochmut, und zu dem Schluss kommen, arrogant seien insbesondere „Leute die auf Andere herabsehen und sich für etwas Besseres halten“ o. ä. Das oben skizzierte Wortfeld um Hochmut beschreibt somit einen zumindest scheinbar einheitlichen Phänomenbestand im kulturhistorischen Wandel des zum Grunde liegenden Menschenbildes.

So wird Hochmut in der Ständegesellschaft kritisch gegenüber dem Adel (und auch dem Klerus) benutzt; er heftet sich an Züge der adligen Etikette und deren Benutzung als soziales Werkzeug der Exklusion. Der pejorativen Bedeutung liegt jedoch wortgeschichtlich ein durchaus positiver Begriff zugrunde: Hochmut ist ursprünglich mhd. der hohe Mut (die Hochgestimmtheit) und Ausdruck der begleitenden Gestimmtheit einer vornehmen Gesinnung.

In der Herausbildung des modernen Individualismus findet mit der Abkehr von christlichen Tugenden und dem Wandel des Selbst- und Weltverständnisses des Menschen entsprechend ein weiterer Bedeutungswandel statt. An die Stelle des Hochmuts tritt in modernen Gesellschaften so die Arroganz (hier auch als stellvertretend für im Gegensatz zum Hochmut gängigere Bezeichnungen). Diese sieht von gesellschaftlichen Strukturen (Stände, Klassen) eher ab, zugunsten der Betonung eines Konfliktes zwischen de iure gleichberechtigten Individuen, die in persönlichem Selbstwertempfinden und sozialem Geltungsanspruch vor dem Hintergrund eines auseinandergehenden Wertpluralismus streitig aneinander geraten: Die Eindeutigkeit christlicher Wertvorstellung bzgl. des Hochmuts wird von einem ambivalenten Begriff abgelöst, der diesen (in Ermangelung eines allgemeinverbindlich anerkannten Wertekanons) unauflösbaren Konflikt zwischen der grundlegenden Gleichheitsforderung und der mehr oder minder realitätsgerechten oder angemaßten persönlichen Überlegenheit (vgl. a. Coolness als zeitgemäßes Persönlichkeitsideal) eines Einzelnen allenfalls pathologisieren und ihm als Narzissmus therapeutisch begegnen kann: Der Narzissmus des Einen (war und) ist die Arroganz (der Hochmut) des Anderen.

Verhaltenspsychologen beschreiben insbesondere die „Arroganz“ als Distanz aus Unsicherheit.

Der Volksmund stellt ihn in eine Reihe mit Blasiertheit, Arroganz und „aufgeblasen Sein“.

Redewendungen

Ein Sprichwort besagt: Hochmut kommt vor dem Fall. Die Redensart stammt aus der Bibel Spr 16,18 EU und hieß in einer ersten Übersetzung Stolzer Mut kommt vor dem Fall.

  • Artikel "Hochmut" im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
  • zur Abgrenzung des Begriffs innerhalb des Begriffsumfeldes vgl.: Johann August Eberhards Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache (1910)[1]
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