Alec Empire (* 2. Mai 1972 in Berlin-Charlottenburg, eigentlich Alexander Wilke-Steinhof) ist Musikproduzent, Komponist und DJ. Bekannt wurde er als Frontmann der Gruppe Atari Teenage Riot und als Gründer der Label Digital Hardcore Recordings, Eat Your Heart Out Records und Geist Records.
Biografie
Seine musikalischen Wurzeln sieht Alec Empire in der Noise- und Punk-Szene der späten 1970er Jahre, er war allerdings maßgeblich an der aufkommenden Techno-Szene in Berlin und Frankfurt seit 1990 beteiligt. Es gibt über 100 Veröffentlichungen, an denen Alec Empire entweder als Musiker, Produzent oder Remixer mitgewirkt hat.
Seit 1991 veröffentlicht er in unregelmäßigen Abständen neue Alben in wechselnden Stilrichtungen, von Electropunk wie Atari Teenage Riot über Ambient-Alben wie „Low on Ice“ bis zu fast jazzigen Soundexperimenten wie in seinem 1996 veröffentlichten „Les Étoiles Des Filles Mortes“ auf dem Mille Plateaux Label, bei dem Mitstreiter und Musiker sich auf die Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari beziehen. Er verlegte 1994 seinen Wohnsitz nach London, England, wo auch der Hauptsitz seines Labels ist.
Neben seiner Tätigkeit bei Atari Teenage Riot veröffentlicht Alec Empire in den 1990er Jahren zahlreiche Solowerke unter wechselnden Pseudonymen, von denen E.C.P., Jaguar, Nintendo Teenage Robots, und Richard Benson zu den bekanntesten Projekten zählen. Weiterhin arbeitete er seit 1998 mit dem japanischen Noise-Musiker Masami Akita (Merzbow), Björk, The Jon Spencer Blues Explosion, Slayer, Rammstein, Nine Inch Nails, Dave Grohl von Nirvana und den Foo Fighters, Thurston Moore von Sonic Youth, Mogwai, Dan The Automator, Prince Paul und R. L. Burnside zusammen.
Als er mit Grand Royal, dem Label der Beastie Boys in den USA, einen Vertrag über die Vertriebsrechte für den nordamerikanischen Raum abschließt, verkauft das von ihm produzierte Album der Band Atari Teenage Riot „Burn Berlin Burn“ soviel, dass es Goldstatus erreicht. 1998 wechselt Alec Empire zu dem Major Elektra Records, produziert den Nachfolger „60 Second Wipe Out“ und schafft es, diesen Erfolg noch zu übertreffen.
Im selben Jahr veröffentlicht er das Doppel-Album „Nintendo Teenage Robots“, welches er nur mit dem Nintendo Gameboy aufnahm. Dieses Album gilt seitdem als Initialzündung des 8-Bit und Gameboy Music Genres, auf das sich in den kommenden Jahren unzählige Electroclash und Neu Rave Musiker berufen.
Im Winter 2000 ist er mit ATR Teil der Christoph Schlingensief Show für MTV 2000, produziert von der Avanti Media Film Produktion. Zu dieser Zeit schreibt er mit Tom Morello von Rage Against the Machine für Atari Teenage Riot den Song „Rage“, auf dem Morello die Gitarren im Studio beisteuert.
Im Jahr 2001 veröffentlichte er das Soloalbum „Intelligence and Sacrifice“, auf dem Gäste wie Dave Grohl und Ex-Atari-Teenage-Riot-Musikerin Nic Endo spielen. Für die Touren zum Album stellt er eine besondere Band zusammen, die aus dem Drummer Gabe Serbian der amerikanischen Band The Locust, Charlie Clouser von Nine Inch Nails, Nic Endo und dem Japaner Masami Akita besteht. Die Premiere des Albums findet auf dem Fuji Rock Festival in Japan vor 20.000 Besuchern statt, und wird von Kritikern und Fans begeistert aufgenommen. Er gewinnt im Jahr 2002 darauf die britischen Kerrang! Awards.
Ein Bootleg-Video, das Alec Empire mit dem Videokünstler Philipp Virus zu einem nicht autorisierten Elvis-Presley-Remix erstellte, wurde in das Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Die britische Zeitung New Musical Express wählt das Musikstück zum „Album of the Week“ und macht es somit zu dem Vorreiter der Mash-Up-Produktionen, in denen Künstler und DJs unterschiedlichste Teil verschiedener Interpreten zusammenmischen (Beispiel: Danger Mouse’ „The Grey Album“, auf dem der Produzent das „Black Album“ des Rappers Jay-Z mit dem „White Album“ der Beatles mix.)
Der Song „Heartbeat That Isn’t There“ war Titeltrack einer Fernsehkampagne von Médecins Sans Frontières im Jahr 2003.
In den Jahren 2004 und 2005 reiste/tourte Alec Empire viel und nahm das Album Futurist auf, auf dem er sich erneut mit Rock’n’Roll- und Gitarrensounds auseinandersetzte und sich somit seinen vorigen Alben entgegensetzte.
Ende 2005 remixte er den Song „Amerika“ der Gruppe Rammstein, dessen Veröffentlichung ausschließlich für den britischen und amerikanischen Markt stattfand.
2006 schrieb er den Song „Make ’Em Bleed“ für den Antigewaltfernsehspot des Boxweltmeisters Nikolai Walujew. Er nahm im März 2006 mit dem Sänger der Kultband The Monks den Klassiker „Black Monk Time“ (für den Dokumentarkinofilm monks – the transatlantic feedback über die Gruppe) neu auf. Im Original war der Song eines der ersten Musikstücke, die in den 1960er Jahren gegen den Vietnamkrieg aufriefen. In der aktuellen Version kritisiert der Titel die Umstände im Irak nach der amerikanischen Invasion. Das Stück ist auf der Doppel-CD silver monk time erschienen.
Der Titel „Speed“, den Alec Empire für seine Band Atari Teenage Riot im Jahre 1992 schrieb, erschien erneut in dem Hollywood Blockbuster The Fast and the Furious: Tokyo Drift.
Im Jahr 2006 zog Alec Empire wieder nach Berlin und gründete die Musikproduktionsfirma „The Hellish Vortex GmbH“. Der Firmensitz seines Verlags Digital Hardcore Music Publishing und deren Labels bleiben weiterhin in London. In Berlin entstand auch die Idee zum neuen Label Eat Your Heart Out Records. Die erste Single „Robot L.O.V.E.“ erschien daraufhin im Juni 2007. Alec Empire stellte seine neue Band exclusiv auf den beiden Festivals Fusion und Melt vor.
Zur Zeit arbeitet er mit Greenpeace an der Kampagne „Black Smoke“, die auf die Probleme durch die globale Erwärmung aufmerksam macht. Außerdem produziert er neue Stücke mit Popstar Patrick Wolf.
Am 24. Januar erschien das Album „The Golden Foretaste of Heaven“ dann auch in Deutschland. Die Presse reagierte sehr positiv und nannte die Produktion den „Sound des neuen Berlin“ (Sound of New Berlin). Sonic Seducer nahm ihn gleich auf die Titelseite, sowie das Synthesizer Magazin und Stadtkind. Musik Express begrüßte das Album als „die erste bedeutende Veröffentlichung des Elektro-Rock-Jahrgangs 2008!“. Vorab gab es die Single „On Fire“ als aufwendig verpackte und limitierte EP und dazu den stark diskutierten Musikvideo mit Natalia Avelon in der Hauptrolle. Während einige Wochen zuvor die unzensierte Version des Videos in ein Kino in Tokyo und in Los Angeles premiert wurde, entschieden sich Label und Künstler dafür eine etwas abgeschwächte Version der breiteren Öffentlichkeit zu zeigen. Video Regisseur Philipp Virus drehte es einige Monate zuvor in Berlin. Er wurde durch seine Video Clips für Dinosaur Jr. und Sonic Youth bekannt.
Nach einer ausgedehnten Europatour in den ersten Monaten des Jahres 2008, schrieb er den Soundtrack für den Film 224466 von Tadanobu Asano, das Regiedebut des erfolgreichen japanischen Schauspielers, den viele durch die Filme Ichi The Killer oder Zatōichi kennengelernt haben.
In einer Zusammenarbeit mit Monitor Pop erschien am 25. Juli 2008 eine drei Stunden lange Doppel DVD mit 17 Jahre Film und Video Material aus Alec Empires Karriere. Laut Labelseite sind die legendären Aufnahmen vom 1. Mai 1999, an dem die Band bei einer Friedensdemonstration in Berlin bei Ausschreitungen festgenommen wurde, sowie Alec Empires Konzerten in Japan als auch alle Musikvideos darauf enthalten. In dem Zusammenhang ist auch Empires Zusammenarbeit mit Filmregisseur John Hillcoat für 2 Musikclips zu erwähnen. Hillcoat ist für seine Nick Cave Videos und seinem Spielfilm The Proposition bekannt.
2008 legte Alec Empire die Filmmusik für den Kinofilm Chaostage (Regie: Tarek Ehlail) an. Für den Film remixte er weiterhin den Song Bullenschweine der Punkband Slime sowie den Sing-a-long-Hit „We are punks“ als Titelthema des Films.
Seit Oktober 2008 veröffentlicht er mit befreundeten Journalisten fast täglich Artikel auf dem eigenen Weblog „Eat Your Heart Out“. Da die gängige Musikpresse zu sehr von Anzeigenkunden geknebelt sei, müsse es Alternativen geben, die sich nicht auf der Ebene von Fanschreiberei bewegen, so Empire über den Blog. Es würden hauptsächlich Artikel in englischer Sprache veröffentlicht, allerdings sei es Ziel, auch vermehrt deutschsprachig zu informieren.
Diskografie
Alben
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Remixe (Auswahl)
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Films/Soundtracks/Filmmusik-Beitrag und/oder -Komposition
- „Spawn“ (USA, 1997)
- „Orgazmo“ (USA, 1998)
- „Modulations“ (USA, 1998)
- „Hurricane Streets“ (USA, 1999)
- „Ausländer Raus! – Schlingensiefs Container“ (Österreich, 2002)
- „Buddyhead Presents: Punk Is Dead“ (USA, 2005)
- „Threat“ (USA, 2000, Re-Release 2006)
- „The Fast & The Furious: Tokyo Drift“ (USA, 2006)
- „monks – the transatlantic feedback“ (USA, Sp, D, 2006)
- „Durch die Nacht mit…“ (Episode Arte TV, 2008)
- „Atari Teenage Riot / Alec Empire: 16 Years of Videomaterial“ (DVD only, USA, Japan, EU, 2008)
- „224466“ (Japan, 2008, episode of „246“)
- „Slumber Party Slaughterhouse" (USA, 2008)
- „Chaostage“ (D, 2008)
- „The Golden Foretaste of Heaven“ (Österreich, 2008)
- „Phantomanie“ (D, 2009)
Weblinks
- Alec Empire's Berlin Blog
- Eat Your Heart Out Records
- Alec Empire bei MySpace
- „Wir müssen lauter sein – immer“ – Interview zwischen Dinosaur Jr und Alec im Spex
- „Ich bin blond“ – Kritischer Artikel zu Empire in Der Tagesspiegel
- Der Aufreißer – aktueller Artikel zu Empire in Der Tagesspiegel
- Alte Liebe rostet nicht – aktueller Artikel im Vice Magazine
- Alec Empire bei Discogs
Personendaten | |
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NAME | Empire, Alec |
ALTERNATIVNAMEN | Wilke-Steinhof, Alexander |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Musiker |
GEBURTSDATUM | 2. Mai 1972 |
GEBURTSORT | Berlin |