Töngesgasse

Straße in Frankfurt am Main
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Vorlage:Infobox Frankfurter Straße Die Töngesgasse ist eine Einkaufstraße in der Altstadt von Frankfurt am Main. Sie verläuft südlich parallel zur Zeil vom Liebfrauenberg zur Fahrgasse. Im Gegensatz zur Zeil besteht der Einzelhandel in der Töngesgasse nicht aus Filialen überregionaler Ketten, sondern aus höher spezialisierten inhabergeführten Fachgeschäften.

Geschichte

Die Straße entstand nach der staufischen Stadterweiterung des 12. Jahrhunderts. Die Altstadt besaß im wesentlichen ein Straßennetz aus einander rechtwinklig kreuzenden Hauptstraßen, zu denen auch die heutige Töngesgasse gehörte:

  • Auf den Main zu, also in Nord-Süd-Richtung, verliefen die Fahrgasse, die Neue Kräme und der Kornmarkt.
  • Parallel zum Main, also in Ost-West-Richtung, verliefen die Saalgasse, die Bendergasse und der Markt innerhalb des frühmittelalterlichen Stadtgebiets sowie die Schnurgasse und die Töngesgasse im hochmittelalterlichen Erweiterungsgebiet.

1236 gründeten die Antoniter in der Straße einen Wirtschaftshof, dem später eine Kirche hinzugefügt wurde, das Antoniterkloster. Diesem Kloster verdankt die Straße ihren heutigen Namen (Antoniustönges). Das seit der Reformation kaum noch genutzte Kloster wurde 1803 abgerissen.

Ursprünglich hatte die Straße keine Quergassen in Richtung Norden. Die einzigen Durchgänge durch die unmittelbar nördlich verlaufende Staufenmauer waren die Bornheimer Pforte an der Fahrgasse (am südwestlichen Eck des heutigen Konstablerwache-Platzes) und die über 500 Meter entfernte Katharinenpforte an der Hauptwache. Gegenüber des Trierischen Hofs wurde Ende des 16. Jahrhunderts eine Gasse durch die Bebauung der Töngesgasse und die von ihr verdeckte Staufenmauer gebrochen, um eine weitere Verbindung zur Zeil zu schaffen, die heutige Hasengasse.

Später entstand noch das Schärfengäßchen, das hinter dem Chor der Liebfrauenkirche zum Holzgraben, jedoch von dort nicht weiter zur Zeil führt. Dies sind bis heute die einzigen beiden von der Töngesgasse nach Norden abzweigenden Straßen.

Am 26. Juni 1719 vernichtete der Große Christenbrand große Teile der nördlichen Altstadt, darunter auch die Töngesgasse. Über 400 Häuser in diesem vorwiegend von kleinen Handwerkern bewohnten Stadtviertel verbrannten, 14 Menschen starben bei dieser Katastrophe. Der Brand hatte große Auswirkungen auf das städtische Baurecht. Seither waren Überhänge verboten sowie steinerne Erdgeschosse und traufständige Häuser vorgeschrieben.

Städtebauliche Entwicklung

  Die Altstadt im 14. Jh., der Verlauf der Töngesgasse (hier noch hochdeutsch Antoniusgasse) ist gelb hervorgehoben. Man erkennt die parallel zum Main und zueinander verlaufenden Hauptstraßen Töngesgasse, Schnurgasse, Markt (hier: Krämergasse), Bendergasse, Saalgasse (hier: Heiliggeistgasse) und Mainkai. Die Töngesgasse verläuft von der Bornheimer Pforte an der Fahrgasse (hier: Schmiedgasse) zum Liebfrauenberg und wird ab dort durch die Bleidengasse bis zur Katharinenpforte am Kornmarkt fortgesetzt.
  Die Töngesgasse bei Faber 1553. Nordosten ist oben. Oben die Bornheimer Pforte an der Fahrgasse. Die Antoniterkirche auf der nördlichen Straßenseite und der Trierische Hof gegenüber (Bildmitte) sind gut zu erkennen. Auf dem offenen Areal in der unteren Bildmitte steht heute die Kleinmarkthalle. Es existiert noch keine Querstraße nach Norden.
  Die Töngesgasse (Anthonus gaß) bei Merian 1628. Rechts oben die Bornheimer Pforte und die Konstablerwache. Die Bauten des Antoniterklosters (im Plan mit Nr. 13 bezeichnet) sind im Detail zu erkennen. Nördlich der Gasse verläuft die von Häusern eingebaute Staufenmauer, die inzwischen durch die Hasengasse durchbrochen ist. Die Liebfrauenkirche besitzt noch keine Verbindung zur Zeil, die Neue Kräme endet von Süden kommend am Liebfrauenberg.
  Die Töngesgasse bei Ravenstein 1861. Am Liebfrauenberg führt inzwischen die Liebfrauenstraße nach Norden zur Zeil. Die Staufenmauer ist nicht explizit eingezeichnet, aber ihr Verlauf ist anhand der nördlichen Grenzen der Grundstücke auf der nördlichen Straßenseite gut zu erkennen. Das 1803 abgerissene Antoniterkloster ist inzwischen durch Neubauten ersetzt. Trierisches Plätzchen und Trierische Gasse schaffen eine neue Verbindung nach Süden zur Schnurgasse. Auf dem Kasernengelände(oberer Bildrand rechts der Mitte) zwischen Hasen-, Fahr-, Töngesgasse und Zeil entstand 1871-79 die (alte) Kleinmarkthalle.
Diese Konfiguration hatte bis zur Zerstörung durch Luftangriffe 1944 Bestand.

Die Töngesgasse nach dem Zweiten Weltkrieg

 
Blick von Liebfrauenberg in die Töngesgasse

Nach der Vernichtung der Frankfurter Altstadt durch alliierte Luftangriffe im März 1944 wurde die Töngesgasse auf gleicher Trasse und unter gleichem Namen wiederaufgebaut. Allerdings änderte sich die städtebauliche Situation völlig. Während in der westlichen Hälfte noch einige originale Parzellen erhalten blieben und „nur“ eine Querstraße (die Graubengasse) verschwand, blieb vom östlichen Straßenabschnitt zwischen Hasengasse und Fahrgasse nichts im alten Zustand erhalten.

Den größten Teil der nördlichen Straßenseite nimmt dort das 1959 eröffnete Parkhaus Konstablerwache, das zweite Parkhaus der Stadt, ein. Auf der südlichen Seite wurden anstelle der drei früheren, zur Schnurgasse führenden Querstraßen Steingasse, Gelnhäuser Gasse und Lindheimer (Johannis-) Gasse eine U-förmige Straße namens „Im Trierischen Hof“ angelegt. Innerhalb des „U“ stehen zwei Zeilenbauten mit der Schmalseite zur Töngesgasse, umgeben von altstadt-untypischen Grünflächen. Der Straßenraum wurde nach Süden hin nur durch eingeschossige Ladenbauten entlang der Straßenfluchtlinie geschlossen.

Zwischen dem westlichen Arm des „U“, der der Trasse der ehemaligen Steingasse folgt, und der nun, wie bereits der Abschnitt nördlich der Töngesgasse, als Hasengasse bezeichneten Trierischen Gasse, entstand bis 1956 der Neubau der Hauptstelle der Stadtsparkasse Frankfurt, der bis zur Fusion mit der größeren Frankfurter Sparkasse von 1822 zur Frankfurter Sparkasse 1989 Zentrale des Unternehmens blieb.

Die Kleinmarkthalle, die bis zur Kriegszerstörung in der Reineckstraße nördlich der östlichen Töngesgasse lag, wurde 1954 südlich der westlichen Töngesgasse, zwischen Liebfrauenberg und Hasengasse, wiedereröffnet.

Die Töngesgasse heute

Die Töngesgasse ist heute eine wichtige Einkaufstraße in der Frankfurter City, allerdings mit geringeren Fußgängerfrequenzen als die 1a-Lagen wie die Zeil oder die 1b-Lagen wie die Neue Kräme. Sie ist auch nicht als Fußgängerzone ausgewiesen, sondern mit Kraftfahrzeugen befahrbar. Sie ist Standort spezialisierter Einzelhandelsgeschäfte, die teilweise schon über 100 Jahre bestehen, so etwa das Kurzwarengeschäft Wächtershäuser seit 1822, das Samengeschäft Andreas seit 1868, Lederwarengeschäft Gabler seit 1877 oder das Messer- und Waffengeschäft Dotzert seit 1879. Das Café Mozart gehört zu den bekanntesten Kaffeehäusern der Stadt.

Die Einzelhändler der Straße sind in der Interessengemeinschaft der Töngesgasse e.V. zusammengeschlossen. Die Interessengemeinschaft veranstaltet jährlich im August ein Straßenfest, das Antoniterfest.

Im Hof des Hauses Töngesgasse 34-36 befindet sich der Stoltzeturm und das dem Dichter und Journalisten Friedrich Stoltze gewidmete Stoltzemuseum.

Verkehr

Die Töngesgasse verläuft nur rund 100 Meter südlich parallel zur Zeil. Die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel erfolgt deshalb über die großen Schnellbahnknoten Hauptwache und Konstablerwache auf der Zeil.

Die Zufahrt für den Autoverkehr erfolgt über die Berliner Straße und von dort über die Fahrgasse und die Hasengasse. In der Straße selbst gibt es kostenpflichtige Parkplätze im Straßenraum und im Parkhaus Konstablerwache. Der östliche Abschnitt ist als Fahrradstraße ausgewiesen.

Fahrgasse. In: altfrankfurt.com., archiviert vom Original.


Koordinaten: 50° 6′ 48″ N, 8° 40′ 58″ O