Lamivudin

organische Verbindung, Nucleosid, Arzneistoff, Virostatikum
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Strukturformel
Strukturformel von Lamivudin
Allgemeines
Freiname Lamivudin
Andere Namen
  • (−)-2'-Desoxy-3'-thiacytidin (3TC)
  • (−)-4-Amino-1-[(2S,5R)-2-(hydroxymethyl)- 1,3-oxathiolan-5-yl]pyrimidin-2-on
Summenformel C8H11N3O3S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 134678-17-4
PubChem 73339
DrugBank DB00709
Wikidata Q422631
Arzneistoffangaben
ATC-Code

J05AF05

Wirkstoffklasse

Virustatikum, nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren

Wirkmechanismus

Kompetitive Hemmung der reversen Transkriptase

Eigenschaften
Molare Masse 229,257 g·mol−1
Schmelzpunkt

160–162 °C [1]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser (70 mg/ml) [1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung{{{GHS-Piktogramme}}}

H- und P-Sätze H: {{{H}}}
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P: {{{P}}}
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Lamivudin (Handelsnamen: Epivir®, Zeffix®; Hersteller: GlaxoSmithKline) ist ein Arzneistoff zur Behandlung von AIDS im Rahmen einer antiretroviralen Therapie (HAART) und der chronischen HBV-Infektion.

Es ist ein chemisches Analogon des Nukleosids Cytidin und zählt zur Gruppe der nukleosidischen Reverse-Trankriptase-Inhibitoren (NRTI).

Geschichte

Lamivudin ist seit 1995 in Deutschland zugelassen. Nach Zidovudin (AZT) ist es derzeit das zweithäufigste gebrauchte Wirkstoff in der HIV-Therapie.

Pharmakologie

Lamivudin wird intrazellulär in ein 5'-Triphosphat umgewandelt. So verändert kann es, wie bei anderen Nukleosid-Analoga, in die virale DNA eingebaut werden und führt zum Abbruch der DNA-Synthese.[2]

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit von Lamivudin nach oraler Gabe beträgt etwa 80 %. Die maximalen Serumkonzentrationen liegen nach üblicher Dosierung (2-mal täglich 2 mg/kg KG) bei 1,5 bis 1,9 mg/l. Bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme wird die Bioverfügbarkeit nicht signifikant beeinflusst. Das Verteilungsvolumen wird mit 1,3 l/kg KG angegeben. Der Arzneistoff wird mit einer Halbwertzeit von 5 bis 7 Stunden überwiegend unverändert renal eliminiert. Die Bindung an Plasmaproteine ist gering. Bei renaler Insuffizienz (Clearance < 50 ml/min) wird eine Dosis von 150 mg nur alle 24 Stunden verabreicht; falls die Nierenfunktion in höherem Maße eingeschränkt ist, soll die Einzeldosis zunächst halbiert und dann entsprechend der individuellen Situation weiter angepasst werden.[2]

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind selten. Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen sind i.d.R. auf AZT oder Abacavir zurückzuführen. Selten Polyneuropathien, sehr selten Pankreatitiden und Laktatazidosen, Anämien.[3]

Resistenzen

HI-Viren entwickeln bei Mono- oder Bitherapie relativ leicht Resistenzen gegen Lamivudin: Eine einzige Mutation im Erbgut (M184V oder M184I) genügt, um HIV gegen Lamivudin hochgradig resistent werden zu lassen. Daher muss Lamivudin zur AIDS-Therapie grundsätzlich in Kombination mit mindestens zwei anderen antiretroviralen Arzneistoffen gegeben werden.

Darreichungsformen

Lamivudin wird peroral verabreicht: etwa in Form von Tabletten zu 100 mg, 150 mg oder 300 mg oder einer Lösung zum Einnehmen. Ferner gibt es fixe Kombinationen mit AZT oder Abacavir.

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag zu Lamivudin in der DrugBank der University of Alberta
  2. a b Lamivudin, Information der Zeitschrift für Chemotherapie, aus Heft 6, 1996.
  3. http://hiv.net/2010/drugs/lamivu.htm