Oblast Kaliningrad

Oblast in Russland
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Der Kaliningrader Oblast (russisch: Калининградская область, Kaliningradskaja Oblast) ist der westlichste, kleinste und jüngste Oblast der Russischen Föderation mit 950.000 Einwohnern und 15.000 km² (etwa der gleichen Fläche wie das Land Schleswig-Holstein). Die Hauptstadt ist Kaliningrad. Der Kaliningrader Oblast befindet sich auf dem Gebiet der ehemaligen Preußischen Provinz Ostpreußen (ohne Ermland und Masuren) und ist räumlich durch litauisches und polnisches Territorium vom restlichen Russland getrennt (Exklave).

Geographie

Der Kaliningrader Oblast wird im Westen von der Ostsee begrenzt, im Norden von der Memel (Grenze zu Litauen), im Osten vom Marijampoler Distrikt (zu Litauen). Dieser Grenzabschnitt entlang des Flüsschens Scheschupe (Scheschuppe) existiert in seinem Verlauf seit dem 13. Jahrhundert und zählt zu den traditionsreichsten Grenzen Europas. Im Süden grenzt der Kaliningrader Oblast an Ermland-Masuren (zu Polen).

Die größte Stadt und Hauptstadt ist Kaliningrad (Königsberg), insgesamt gibt es 22 ``Städte sowie einige größere Siedlungen (sog. "städtische Siedlungen"). Größte Flüsse sind der Pregel und die Memel, weitere Flüsse sind die Lawa (Alle), die Angrapa (Angerapp), die Krasnaja (Rominte) und die Dejma (Deime). Im Norden des Oblastes befindet sich - angrenzend an das Kurische Haff - die Elchniederung, eine Moorlandschaft. Im Südosten liegt die Rominter Heide, im Westen ragt das Samland als Halbinsel in die Ostsee. Im Südwesten liegt das Frische Haff. Das übrige Gebiet wird von Moränen eingenommen. Der Oblast hat Anteil an der Kurischen Nehrung und an der Frischen Nehrung.

Politik und Verwaltung

Der Kaliningrader Oblast wird in 13 Rajons unterteilt (entsprechen etwa den deutschen Landkreisen): Selenogradsk, Bagrationowsk, Gurjewsk, Gwardejsk, Polessk, Slawsk, Neman, Krasnosnamensk, Nesterow, Gussew, Osersk, Tschernjachowsk, Prawdinsk und die Städte Kaliningrad und Sowjetsk.

Bevölkerung

Die 948.000 Einwohner (1.1.2000) bestehen zu 80,1% aus Russen, zu etwa 8,1% aus Weißrussen, zu 7,9% aus Ukrainern und aus anderen (Tataren (0,4%), Baschkiren, Litauer 1,4%, Armenier 1,3%, 5.000 Russlanddeutsche (unter 0,6% - alle Prozentzahlen von 2001)). Nach der Auflösung der Sowjetunion sind vor allem Russen aus den nun unabhängigen baltischen Staaten in den Kaliningrader Oblast gezogen. Noch heute sind ca. 50% der Bevölkerung nicht im Oblast geboren. Zu einem zunehmenden Problem in der Region entwickelt sich die Ausbreitung von Hepatitis B und AIDS. Es leben 14.500 Militärangehörige auf dem Gebiet des Oblastes.

Wirtschaft

Der Kaliningrader Oblast hat für Russland vor allem Bedeutung als Militärstützpunkt (bis 1991 gesperrt) sowie als eisfreier Ostseehafen. Die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone "Jantar" zeigt nur zögerlich Erfolge. In Kaliningrad gibt es eine große Fischereiflotte (größte Russlands) sowie Automontage für BMW und KIA.

Verkehr

Der Umschlag des Kaliningrader Hafens betrug 2002 9,9 Mio. Tonnen (zweitgrößter russischer Seehafen). Durch die Situation als Exklave ist der Kaliningrader Oblast auf die Fährverbindung von Baltijsk nach Sankt Petersburg angewiesen, die z.Zt. 48 Stunden für eine Richtung braucht und auf der eisfeste Autofähren eingesetzt werden. Geplant sind Schnellfähren für den Eisenbahn-, Auto- und Personentransport, die nur noch 15 Stunden brauchen werden und von Wostotschnij bei Baltijsk nach Ust-Luga bei Sankt Petersburg verkehren. Eine Schiffsfahrt kostet hierbei so viel wie die Bahnfahrt über Litauen (wofür man ein - wenn auch vereinfacht erhältliches - Visum benötigt) und weißrussisches Territorium. Innerhalb der Oblast existiert ein weitmaschiges, 756 km langes Eisenbahnnetz. Daneben wird ein großer Teil des Verkehrs mit Bussen bewältigt. Zwischen Kaliningrad und Talpaki bei Znamensk besteht eine autobahnähnlich ausgebaute Schnellstraße. Die Länge des Straßennetzes beträgt 4570 km, es existieren 23 Grenzübergänge zu den Nachbarländern.

Kultur

Nachdem bis 1991 die deutschen Traditionen des Gebietes verleugnet wurden und der Kaliningrader Oblast ein reiner Militärsperrbezirk war, besann man sich seitdem zunehmend auf die alten Traditionen. So versuchen die heutigen Einwohner des Gebietes sich zunehmend in der Tradition der früheren Einwohner Ostpreußens zu sehen und suchen die Zusammenarbeit mit den vertrieben Deutschen und deren Nachkommen. Daher wird gerne darauf hingewiesen, dass sich im früheren Ostpreußen Siedler aus vielen deutschen Ländern (Salzburg, Schweiz, Niederlande) angesiedelt hatten, wie auch die heutige Bevölkerung aus den unterschiedlichsten Regionen (wenn auch der ehemaligen Sowjetunion) stammt.

Gleichzeitig wird im Kaliningrader Oblast die Tradition der Westöffnung unter Zar Peter dem Großen betont, der öfters Reisen nach Königsberg unternommen hatte. Auch die kurze Episode zwischen 1758 und 62, in denen das Gebiet schon einmal von Russland annektiert worden war (sog. "Erste russische Episode"), gewinnt in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Alte backsteingotische Kirchen werden nun für Russisch-orthodoxe Gottesdienste verwendet, Schlösser und Herrenhäuser werden, wo Geld vorhanden ist, renoviert. Als Identifikationsobjekt für die heutige Bevölkerung gilt außerdem der Königsberger Philosoph Immanuel Kant, nach dem die Kneiphof-Insel in der Kaliningrader Innenstadt in "Kant"-Insel umbenannt wurde. Es gab sogar Vorschläge, die frühere Stadt Königsberg und heutige Stadt Kaliningrad in "Kantgrad" umzubenennen.

So entsteht eine russisch dominierte Mischkultur mit vielen alten Elementen aus der Vorkriegszeit.