Schlacht von Trafalgar

Seeschlacht der Koalitionskriege 1805
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Die Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805 war eine Seeschlacht zwischen den Briten und den miteinander verbündeten Franzosen und Spaniern, die die englische Vorherrschaft zur See für mehr als ein Jahrhundert sicherte und indirekt auch zu Napoleons Niederlage auf dem europäischen Festland beitrug.

Gemälde der Schlacht von Trafalgar von William Turner

Überblick

Im Verlauf des dritten Koalitionskriegs besiegte der britische Admiral Horatio Nelson am 21. Oktober 1805 beim Kap von Trafalgar die französisch-spanische Flotte. Diese stand unter dem Kommando des französischen Vizeadmirals Pierre Charles de Villeneuve, der im Auftrag Napoleons aus dem von den Briten blockierten Hafen von Cádiz ausbrechen sollte, um eine Landung in Süditalien zu unterstützen. Doch seine Flotte erlitt dabei eine verheerende Niederlage: Die Briten eroberten oder zerstörten 20 seiner Schiffe, darunter die einzigartige Santissima Trinidad, während sie selber kein einziges Kampfschiff verloren. Nelson fiel in der Schlacht; aber seine Aktion vereitelte Napoleons Pläne für eine Invasion der britischen Inseln endgültig.

Strategischer Hintergrund

Entscheidend für Napoleons Invasionsplan war seine Flotte, die die Landung seines Heeres decken und dazu die Royal Navy ausschalten oder wenigstens ablenken musste. Nachdem Villeneuve seine Flotte in Toulon mit der verbündeten spanischen Flotte bei Cadiz vereinigt hatte, sollte er zu den Westindischen Inseln segeln, um dort britische Besitzungen anzugreifen und die französischen Truppen in Martinique zu verstärken, wofür 12.000 Soldaten zusätzlich eingeschifft wurden. Dies sollte einen Teil der Royal Navy von den europäischen Gewässern weglocken. Danach war vorgesehen, die vereinte Flotte wenden und nach Brest segeln zu lassen, um sich dort mit der französischen Atlantikflotte zu treffen. Mit dieser Streitmacht wollte Napoleon dann die Seeherrschaft im Kanal erringen, um die geplante Invasion zu sichern.

Die Briten versuchten dies mit einer Blockade der Häfen Brest und Toulon zu verhindern. Am 30. März 1805 jedoch konnte die französische Flotte Toulon unbemerkt verlassen, da die britischen Schiffe durch widrige Winde an einer effektiven Blockade gehindert waren. In der Folge gelang es den französischen Schiffen, sich vor der spanischen Küste mit der spanischen Flotte zu treffen und den Atlantik zu überqueren. Die britische Mittelmeerflotte unter Nelson nahm die Verfolgung auf, konnte den Gegner jedoch nicht zum Kampf stellen. Villeneuve nutzte seine Seeherrschaft in der Karibik allerdings nicht aus, sondern blieb nahezu untätig. Er unterließ es sogar, die 12.000 Soldaten zu entladen. Seine Flotte bestand damals aus 19 Linienschiffen und einigen Fregatten, während Nelson ihn nur mit 9 Linienschiffen und zwei Fregatten über den Atlantik verfolgte.

Als letzterer in Barbados angekommen war, suchte Villeneuve trotz seiner überwältigenden Überlegenheit keine Entscheidung, sondern verließ die karibischen Gewässer fluchtartig Richtung Europa. Die britische Admiralität erahnte Napoleons Plan jedoch und beorderte Vizeadmiral Robert Calder, mit seinen Schiffen dem Feind entgegen zu segeln. Dieser Flotte gelang es, die zahlenmäßig überlegene gegnerische Streitmacht am 22. Juli 1805 vor Kap Finisterre zum Kampf zu stellen. Die Briten eroberten zwei spanische Schiffe, bevor die Schlacht wegen schlechter Sichtverhältnisse abgebrochen wurde.

Danach gelang es Villeneuve, seine Kräfte mit weiteren zehn napoleonischen Linienschiffen zu verstärken, die Calder zuvor in Ferrol blockiert hatte. Allerdings segelte er in krasser Missachtung der Befehle Napoleons nicht nach Brest weiter, um die Kanalflotte zum Kampf zu stellen, sondern suchte am 20. August Zuflucht in Cadiz. Der Grund dafür ist bis heute unklar. Damit war der strategische Vorteil der Franzosen dahin, denn nun blockierte die Royal Navy sofort den Hafen von Cadiz: anfangs mit den weit unterlegenen Kräften Admiral Cuthbert Collingwoods, die von Calders Schiffen am 30. August verstärkt wurden. Nelson selbst kehrte zunächst nach England zurück, stieß erst am 29. September mit weiteren drei Linienschiffen zur Blockadeflotte und übernahm das Oberkommando. Dennoch waren die Briten dem Gegner zahlenmäßig knapp unterlegen.

Verlauf der Schlacht

 
Nelsons Flaggschiff 'Victory' um 1900 in Portsmouth

Napoleon war entsetzt über Villeneuves Verhalten, das ihn zur vorläufigen Aufgabe der geplanten Invasion Englands zwang. Daher befahl er Villeneuve, nach Neapel auszulaufen, um dort die immer noch eingeschifften 12.000 Soldaten anzulanden. Obwohl Villeneuve den Befehl am 28. September erhielt, blieb er untätig. Erst als er am 18. Oktober erfuhr, dass Napoleon ihn seines Kommandos entheben wollte und sein Nachfolger schon unterwegs war, wurde er aktiv und ließ die vereinte napoleonische Kriegsflotte am 19. Oktober 1805 aus dem Hafen von Cádiz auslaufen. Doch wegen ungünstiger Winde und schlechter Navigation dauerte dies bis zum Mittag des folgenden Tages. So misslang sein Versuch, der britischen Blockade zu entgehen.

Da die britische Fregatte Sirius das Auslaufen des Feindes beobachtet und sogleich an Admiral Nelson gemeldet hatte, konnte er einen Schlachtplan ausarbeiten. Die bisher gültige Doktrin sah vor, parallel zu gegnerischen Flotte zu segeln, um diese aus der Ferne zu beschießen. In Fortentwicklung bereits erfolgreicher britischer Manöver plante Nelson jedoch, die gegnerische Schiffslinie mit zwei Schlachtreihen von der Seite senkrecht zu durchbrechen. Die feindlichen Schiffe im Zentrum sollten im Nahkampf niedergerungen werden, bevor weitere Schiffe aus der Schlachtreihe wenden und zu Hilfe eilen konnten. Zudem sollte diesen so der Rückzug abgeschnitten werden. Nelson vertraute dabei vor allem der dafür besser geeigneten Artillerie und überlegenen Nahkampfausbildung seiner Soldaten.

Am 21. Oktober stellte er die 33 Schiffe unter Villeneuves Kommando mit 27 britischen Schiffen 40 km südlich von Cadíz an der Straße von Gibraltar zum Kampf. Seine letzte Logbuchaufzeichnung dieses Tages vor Schlachtbeginn lautete:

"Bei Tageslicht sahen wir die vereinigte Flotte des Feindes zwischen Ost und Ostsüdost. Wir langweilten uns zu Tode. Ich ließ die Segel setzen und die Gefechtsstationen bemannen. Der Feind fuhr südwärts: um sieben ermüdet der Feind. Möge unser großartiger Gott, den ich verehre, meinem Land und der Wohlfahrt Europas, einen großen und glorreichen Sieg bescheren. Und möge kein Fehltritt einen Makel erzeugen. Möge Menschlichkeit in der Flotte nach dem Sieg das überlegene Merkmal der Britischen Flotte sein. Ich selbst werde mein Leben ihm, der mich erschaffen hat, widmen und möge sein Licht über meinen Bestrebungen, meinem Land zu dienen, stehen. In seine Hände und der gerechten Sache, das Land zu verteidigen, gebe ich mich. Amen. Amen. Amen."

Als beide Flotten aufeinander zu steuerten, ließ Nelson um ca. 11:35 Uhr den eigenen Schiffen per Flaggensignal verkünden: "England expects that every man will do his duty!" (England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tut!)

 
Zeitgenössische Darstellung der Schlachtaufstellung von Trafalgar mit einem Fehler: Das nördlichste britische Schiff ist die "Africa", nicht die "Neptune"

Das Kommando über die südliche der beiden britischen Linien in Lee (daher Lee-Column) führte Admiral Baron Cuthbert Collingwood, die nördliche Linie in Luv (Weather Column) befehligte Nelson selbst auf seinem Flaggschiff, der HMS Victory. Obwohl Villeneuve sein Manöver wohl ahnte, ergriff er keine geeigneten Gegenmaßnahmen, sondern ließ seine Flotte unbeirrt in Linie aufgereiht weitersegeln, als sich die beiden Schlachtreihen der Briten vom Westen her näherten. Die Africa verlor dabei den Anschluss an die Luv-Linie und näherte sich dem Feind daher allein von Norden. Auch andere Schiffe aus Nelsons Reihe segelten zu langsam. Doch er vertraute seiner Überlegenheit und setzte seinen Angriff unbeirrt fort.

Bereits um 11:30 Uhr eröffnete die napoleonische Flotte mit ersten Fernschüssen das Feuer. Die eigentliche Schlacht begann jedoch erst gegen 12 Uhr, als die britischen Schiffe sich der feindlichen Linie annäherten und diese schließlich durchbrachen. Die Royal Sovereign, auf der Collingwood seine Flagge gesetzt hatte, durchstieß als erstes zwischen der Santa Ana und der Fougueux die feindliche Linie. Alsbald kamen weitere Schiffe der Lee-Linie zur Hilfe. Es entwickelte sich eine mit äußerster Heftigkeit geführte Schlacht: Die Schiffe tauschten verheerende Breitseiten aus und kollidierten auch teilweise miteinander, was zu erbitterten Enterkämpfen führte.

Etwa zwanzig Minuten später erreichte auch die Weather-Column mit der Victory an der Spitze die Linie der französisch-spanischen Flotte. Nelson suchte das feindliche Flaggschiff, die Bucentaure, das jedoch zunächst nicht als solches gekennzeichnet war. Erst als die Victory die Bucentaure unter schweren Beschuss nahm und hinter dem Heck des feindlichen Schiffes vorbeizog, setzte Villeneuve seine Flagge. Zudem signalisierte er jetzt seiner unbeirrt auf nördlichem Kurs segelnden Vorhut, dass sie wenden und zur Hilfe kommen solle. Admiral Dumanoir, der diese Schiffe kommandiert, reagierte jedoch erst mit einiger Verzögerung auf diesen Befehl. Warum er nicht sogleich wendete, ist unklar, möglicherweise konzentrierte er sich jedoch zu sehr auf die sich von Norden nähernde HMS Africa, die sich in Richtung Zentrum vorzuarbeiten versuchte.

Nelsons Schlachtplan stellte sich also als voller Erfolg heraus: Franzosen und Spanier sahen sich alsbald in einen erbitterten Nahkampf verwickelt und konnten der schneller und zuverlässiger feuernden britischen Artillerie nicht standhalten. Ganz wie vorgesehen schaffte es auch die französische Vorhut nicht mehr rechtzeitig, den bedrängten Schiffen in der Mitte zu Hilfe zu eilen.

Das Flaggschiff Victory befand sich inmitten der härtesten Kämpfe. Nach der weitgehenden Zerstörung des französischen Flaggschiffs, der Bucentaure, bewegte sich die Victory auf die Redoutable zu. Nachdem die beiden Schiffe aneinander stießen, eröffneten Musketenschützen das Feuer von der Betakelung der Redoutable auf das Deck der Victory und trafen Nelson mit einer Kugel, die seine Schulter und eine Lunge durchbohrte und in der Wirbelsäule stecken blieb. Er blieb noch lange genug bei Bewusstsein, um die Meldung vom überwältigenden Sieg der Briten zu empfangen. Wenig später, gegen 16:30 Uhr, verstarb er in Captain Thomas Hardys Armen an Bord der Victory.

 
Gemälde der Schlacht von Trafalgar von William Turner - Das Bild zeigt mehrere aufeinander folgende Ereignisse der Schlacht zugleich: Am Mast der Victory weht Nelsons berühmtes Signal, im Hintergrund brennt die französische Achille und im Vordergrund sinkt die Redoutable

Nun übernahm Collingwood das Kommando über die britische Flotte. Am Ende der Schlacht war ein Großteil der napoleonischen Flotte zerstört oder erobert; 17 Schiffe fielen als Prisen in die Hände der Briten. Die Royal Navy hatte nach offiziellen britischen Zahlen 449 Tote und 1241 Verwundete zu beklagen, auf napoleonischer Seite fielen 4408 Seeleute, 2545 wurden verwundet. Villeneuve geriet in Gefangenschaft.

Ein verheerender Sturm kurz nach der Schlacht zog viele der ohnehin schwer beschädigten Schiffe noch mehr in Mitleidenschaft: So musste die britische Prisenbesatzung einige davon wieder aufgeben und dem Sinken oder Stranden überlassen, darunter die Santissima Trinidad. Am Tag darauf ereilte auch die Redoutable das gleiche Schicksal. Doch konnte Collingwood alle Schiffe der Royal Navy und die verbliebenen Prisen sicher in britische Häfen bringen. Die Reste der napoleonischen Flotte flüchteten nach Cadiz zurück, wo die Briten in einem Folgegefecht am 4. November weitere vier französische Schiffe erobern konnten.

Die Victory wurde zunächst nach Gibraltar geschleppt; in einem Brandyfass an Bord befand sich Nelsons Leiche. Nach deren Überführung nach London erhielt er ein Staatsbegräbnis und wurde in der Kathedrale von St. Paul's beigesetzt. Einer Legende zufolge verteilte man den Rum, der seinen Leichnam konserviert hatte, an die Matrosen, die dafür den Namen Nelson's Blood ("Nelsons Blut") erfanden.

Fazit

Die Schlacht von Trafalgar schaltete Frankreichs Flotte als Rivalin der Royal Navy endgültig aus. Napoleon war fortan nicht mehr in der Lage, die uneingeschränkte Seeherrschaft Großbritanniens zu gefährden. Er musste seine Invasionspläne für die britischen Inseln aufgeben und sich bei seinen Feldzügen auf das europäische Festland konzentrieren. Dies führte 1812 zu seinem Feldzug gegen Russland, der in einer Katastrophe für sein Heer endete.


 
Trafalgar Square mit Nelsonsäule

Admiral Nelson wurde in Großbritannien als nationaler Held gefeiert und durch zahlreiche Denkmäler geehrt. Das bekannteste Momument ist die Nelsonsäule (Nelson's Column) auf dem Trafalgar Square in der Innenstadt von London.

Literatur

englisch

  • Tim Clayton, Phil Craig: Trafalgar - the men, the battle, the storm. Hodder&Stoughton, London 2004, ISBN 0340830263
  • Alan Schom: Trafalgar - Countdown to Battle 1803 - 1805. Penguin Books, London 1992, ISBN 0140111646

deutsch

  • Rene Maine: Internationale Flottengeschichte I. Von Lepanto bis Trafalgar. Stalling TB, Oldenburg 1982, 324 S., ISBN 3797918941
  • Kenneth Fenwick, Siegfried Heinrich Engel: Trafalgar. Hans Dulk, Hamburg 1955, ISBN B0000BHZ99
  • Sten Nadolny: Die Schlacht von Trafalgar. Hörbuch mit Audio-CD, Marebuchverlag, erscheint ab September 2005, ISBN 3936384614
  • Mythos Trafalgar - Eine äußerst detaillierte und kenntnisreiche Analyse der Schlacht
  • The Battle of Trafalgar - Eine detaillierte englische Darstellung von Hintergründen, Schlachtverlauf, Folgen