Braunbrustigel

Säugetier aus der Familie der Igel
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Der Europäische Igel (Erinaceus europaeus) ist ein nachtaktiver Insektenfresser (Insectivora) aus der Familie der Igel. Neben Europa bewohnt er auch Teile Asiens. In Neuseeland wurde er eingeführt.

Europäischer Igel
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Vorlage:Classis: Säugetiere (Mammalia)
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Vorlage:Ordo: Insektenfresser (Insectivora)
Vorlage:Familia: Igel (Erinaceidae)
Vorlage:Subfamilia: Stacheligel (Erinaceinae)
Vorlage:Genus: Kleinohrigel (Erinaceus)
Vorlage:Species: Europäischer Igel (Erinaceus europaeus)

Aussehen

Ein ausgewachsener Igel erreicht eine Länge von 22-30 cm und ein Gewicht bis zu 1700 g, wobei die Weibchen in der Regel kleiner als die Männchen sind.

Rücken und Kopfoberseite des Igels sind mit etwa 16.000 bis 17.000 zwei bis drei Zentimeter langen Stacheln, Gesicht und Bauchseite mit einem graubraunen Fell bedeckt. Die Stacheln sind eine defensive Waffe. Mittels eines speziellen Ringmuskels kann sich der Igel bei Gefahr zusammenrollen und die Stacheln aufstellen. So ist er nach außen eine stachelige Kugel, die kaum ein Tier angreifen kann ohne sich selbst zu verletzen. Die harten Stacheln sind auch für den Menschen gefährlich.

Der Europäische Igel (Erinaceus europaeus) wird in zwei Unterarten, den Braunbrustigel (Erinaceus europaeus europaeus) und den Weißbrustigel (Erinaceus europaeus roumanicus) unterteilt. Einige Zoologen betrachten diese beiden Unterarten als eigenständige Arten. Sie bezeichnen nur den Braunbrustigel (Westeuropäischen Igel) als Erinaceus europaeus und nennen den Weißbrustigel Osteuropäischen oder Ostigel (Erinaceus concolor).

Lebensweise

Der europäische Igel hält einen Winterschlaf. Er zählt zu den echten Winterschläfern und verbringt während der nahrungsarmen Zeit ca. 5-6 Monate in einem geschützten kugelförmigen Nest, als Winterquartier dienen ihm auch Reisig- oder Laubhaufen. Alle Stoffwechselvorgänge sind dabei radikal vermindert.

Nahrung

Die Hauptnahrung des europäischen Igels besteht aus Käfern, Laufkäfer werden bevorzugt. Daneben werden Ohrwürmer, Nachtschmetterlingslarven, Tausendfüßer und Regenwürmer gefressen. Immer wieder findet man Angaben, dass Igel in großem Maße auch Schlangen, Mäuse, Vogeleier, Schnecken und Obst fressen sollen. Dies ist nach neueren Untersuchungen des Magen-Darm-Inhalts aus verschiedenen europäischen Ländern nicht haltbar.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit der Igel beginnt bereits Ende April und erstreckt sich bis Mitte August, wobei die ersten Paarungsversuche meistens ohne Erfolg bleiben. Nach einer Tragezeit von ca. 35 Tagen bringt das Weibchen 2-10, durchschnittlich 5 Junge zur Welt. Die Jungtiere wiegen bei der Geburt 12-25 g und haben noch geschlossene Augen und Ohren. Erst im Alter von 14 Tagen beginnen sie sich zu öffnen. Mit 21 Lebenstagen stoßen die Milchzähne durch. Im Alter von dreieinhalb Wochen verlassen die Jungen erstmals das Nest und versuchen selbständig Nahrung zu finden. Die Säugezeit dauert ungefähr bis zur sechsten Woche.

Lebenserwartung

Igel können in Freiheit sechs bis sieben Jahre alt werden. In Gefangenschaft erreichten Igel schon ein Alter von über zehn Jahren. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Todesrate bei Jungigeln sehr hoch ist: 60-80% überleben das erste Jahr nicht; viele Jungtiere sterben während des Winterschlafs.

Bedrohung

Menschengemachte Gefahren stellen die größte Bedrohung für den Igel dar. Nach einer älteren Hochrechnung fallen allein 500.000 Igel jährlich in Deutschland dem Straßenverkehr zum Opfer. In einigen Ländern Europas ist er durch die zunehmende Verknappung seines Lebensraumes (Flurbereinigung, Asphaltierung) in seinem Bestand gefährdet und steht auf der Roten Liste bedrohter Tiere.

Hilfe für Igel und Überwinterung

Ein Igel braucht Hilfe, wenn er bei Tage herum irrt, verletzt, krank oder hilflos (z.B. verwaist) ist. Jungtiere sollten Anfang November 500 Gramm schwer sein, sonst sind sie oft hilfsbedürftig.

Um einem Igel zu helfen, muss man sich zunächst sachkundig machen: Nicht jeder Igel braucht Hilfe - aber jede Hilfe muss richtig sein! Für die Unterbringung braucht man eine Gehegekiste, ca. 2 m² groß und 60 cm hoch. Sie muss für die Zeit der Pflege in einem warmen Raum mit Zimmertemperatur stehen und muß jeden Tag frisch mit Zeitung dick (3-5 Lagen) ausgelegt werden. Igel sind nachtaktiv, daher reinigt man die Kiste am besten morgens. Ein kleiner Karton mit Türausschnitt 10x10 cm, der mit Zeitungsfetzen gefüllt ist dient als Schlafhaus. Naturmaterialien wie Laub ist aus Hygienegründen abzulehnen. Hat das Tier ein Winterschlafgewicht erreicht (Jungtiere etwa 600-700 Gramm) und kann nicht mehr ausgewildert werden, dann muss das Gehege an einen kalten Ort gebracht werden, zum Beispiel in ein Gartenhaus oder einen kühlen Keller, damit das Tier Winterschlaf halten kann. Oft haben die Igel Außenparasiten, wie Flöhe oder Zecken, die entfernt werden müssen, wenn man es nicht selbst kann, hilft ein Tierarzt oder eine Igelstation.

Igelbabies, die noch nicht selbstständig fressen, müssen mit Welpenmilch, die mit einer Pipette oder Einmalspritze ohne Kanüle 5-6 mal täglich verabreicht werden muß, gefüttert werden. Hierzu eignet sich nur das Präparat "Esbilac" der Firma Albrecht/Aulendorf, da es fast laktosefrei ist. Da die Verdauung noch nicht allein funktioniert, muss man vor und nach der Fütterung Toiletting durchführen: Bauch und die Genitalien vorsichtig massieren.

Kleinen Igeln füttert man eine Mischung aus mit wenig Fett gegartem Rührei, auch Hackfleisch und Katzenfeuchtfutter aus der Dose vermischt mit Haferflocken als Ballaststoff. Ein Schälchen mit Wasser sollte bereit stehen. Auf keinen Fall darf Milch gegeben werden! Obst fressen Igel nicht. Es interessiert sie eventuell, weil es süß schmeckt, es nährt die Insektenfresser aber in keiner Weise.

Eine Gewichtszunahme von ca. 100 Gramm in der Woche ist bei einem gesunden Igel normal und wünschenswert.

Nach dem Winterschlaf füttert man die Igel mit dem o.a. ausgewogenen Futter auf. Wenn draußen Bodenleben erwacht, Büsche und Sträucher ergrünt sind und die Nahrungstiere der Igel wieder vorhanden sind, muss er ausgewildert werden. Nach Möglichkeit wildert man am Fundort aus, oder in einem naturnahen Gelände mit Unterschlüpfen. Ein paar Tage sollte der Igel abends noch etwas Futter bekommen.

Erste Hilfe gibt die Igel-Hotline des Bundesverbands Pro Igel e.V. 0180-5555-9551 oder Fax-Abruf 0180-5555-9554

Literatur

  • Monika Neumeier: Das Igel-Praxisbuch. Kosmos-Verlag Stuttgart 2001
  • Nigel Reeve: Hedgehogs. Poyser London 1994
  • Susanne Struck: Die Ernährung des Igels. Schlütersche Verl.Anst. Hannover 1998

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