Guido von List

österreichischer Schriftsteller und Begründer der Ariosophie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. März 2005 um 16:10 Uhr durch 217.187.130.237 (Diskussion) (Grammatikfehler behoben, Quelle: Hirn). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Guido von List (*5. Oktober 1848 in Wien; †17. Mai 1919 in Berlin) war ein okkulter Autor und Begründer der Ariosophie.

Guido von List

Beeinflusst wurde er von den Schriften Arthur de Gobineaus und Helena Petrovna Blavatskys. Er glaubte an die Existenz einer internationalen jüdischen Weltverschwörung und dass diese die Existenz dessen, das er für die arische Rasse hielt, bedrohe. Außerdem glaubte er an die magische Kraft alter Runen. Beide "Glauben" waren nicht unpopulär im West-Europa des neunzehnten Jahrhunderts. Einer von Lists Zeitgenossen war der "Rassenphilosoph" Houston Stewart Chamberlain, unter seinen ideologischen Anhängern und Nachfolgern war Jörg Lanz von Liebenfels.


Werdegang & Einfluss

Seine Erziehung erfolgte nach streng konservativ-katholischen Richtlinien, lies aber Freiraum für eigenständige Interessen. So begeisterte er sich sehr früh für die Natur und begann, gefördert durch seinen Vater, zu malen. Es sind aus seinen frühen Jahren noch Landschaftszeichnungen erhalten. Ebenso interessierte er sich offensichtlich für alte Bauten. Späteren Selbstdarstellungen zufolge entwickelte er in dieser Zeit auch eine Empfindsamkeit gegenüber spirituellen Eindrücken.

Obwohl er sich als Künstler und Gelehrten sah durchlief er auf Betreiben des Vaters eine Ausbildung als Kaufmann. Abseits der Ausbildung und Mithilfe im Geschäft des Vaters schuf er sich freie Nischen. Er durchstreifte die Umgebung von Wien, malte und hielt seine Eindrücke in Prosa und Gedichtform fest. Zusätzlich leitete er von 1868 - 1870 die kleine Privatbühne „Walhalla“. Aber er betätigte sich auch sportlich. Er fand 1871 eine Stelle im damals betont nationalistischen Österreichischen Alpenverein. Dadurch kam er mit deutsch-völkischen Kreisen in Kontakt, deren Weltanschauungen er immer sympathischer fand. Seine außergewöhnlichen Handlungsweisen brachten ihm das Interesse okkult Interessierter ein und so feierte er seine Rituale bald nicht mehr alleine. Trotz allem genoß er den Ruf des „einsamen Wolfes“, was durchaus positiv verstanden wurde.

Nach dem Tod des Vaters 1877 schied er aus der Firma aus und beschloß mit einem kleinen ererbten Vermögen freier Journalist zu werden. In verschiedenen völkisch geprägten Magazinen veröffentlichte er Artikel über seine Heimat. Erste Romane entstanden ab 1884 in einem nationalistisch überhöhten Stil, die germanische Kultur gegenüber der römisch-christlichen als höherwertig darstellend. Mit diesen überzogenen Darstellungen gelang List der Durchbruch im völkischen Lager, dem er zeitlebens treu blieb. Da er auch Verbindungen zur deutschen Szene hatte, veröffentlichte er in deutschen Magazinen entsprechende Artikel. Dabei verknüpfte er seine Überzeugung mit politischen Ansprüchen, die zuweilen mit antijüdischen und rassistischen Auslassungen versehen waren. Bei Recherchen stieß er auf einen alten Wotanskult, dessen Priesterschaft zu einer zentralen Idee seiner politischen Mythologie wurde.

Nach 1896 ging List betont eigene Wege, blieb aber den politischen Zielen der Deutschvölkischen treu. Er wollte eine germanische Gemeinschaft gründen. Im Jahre 1892 erkrankte er an Schichtstar, er wurde operiert und war daraufhin 11 Monate blind. In dieser Zeit will er zahlreiche Visionen gehabt haben, in denen seine germanische Religion langsam Gestalt annahm. Er nutze diese Zeit um über die Runen und die germanische Lebensweise nachzudenken. Er fand dabei die „arische Ursprache“ und veröffentlichte 1903, wieder sehend, einen Artikel über diese gefundenen Erkenntnisse.

Die Zeichen dieser Ursprache wurden später „Armanenfuthark“ genannt.Über eines der Magazine bekam er Kontakt mit dem deutschen Zweig der Theosophischen Gesellschaft. List übernahm von der Gründerin der Theosophie, Helena Blavatsky, deren Lehre von der Wurzelrasse. Für sie war diese Wurzelrasse, zusammen mit der germanischen Unterrasse, die höchste Entwicklungsstufe der Menschheit.

Es muß aber auch gesagt werden, daß die Lehre von den Wurzelrassen nicht unbedenklich sind. Nach der Meinung der Blavatzky gibt es sieben Rassen, die sich wiederum in sieben Unterassen aufteilen. Angeblich stammt dieses Wissen von Weisen aus dem Himalaja. Allerdings mußte sie nach anderen Angaben Indien verlassen, weil sie die Texte dieser Meistern falsch übersetzte und als gültige Lehre bezeichnete. Der Verdacht, daß es sich um ureigene Auslegungen der Blavatsky handelt liegt hierbei sehr nahe.Aber nichts desto trotz machte ihre Lehre besonders auf deutsche Esoteriker einen nachhaltigen Eindruck.

Aber auch andere Lehren der Blavatzky trafen bei List auf fruchtbaren Boden. Sie wurden, zusammen mit seinen eigenen Glaubenssätzen, zur Grundlage seiner Ariosophie. Unter "Ariosophie" ist eine völkisch-okkulte Geistesrichtung zu verstehen, deren Gründer und bekanntester Vertreter Guido von List war. Diese Lehre besagt, daß die Arier alleine die kulturschöpfende Rasse wären und aufgrund dieser Vorstellung das Recht zur Weltherrschaft besäßen. Seine rassistische Lehre geht aber über die Grundgedanken der Blavatsky hinaus.

List betrachtete sich als der letzte Magier der Armanen, die früher die geistigen Führer, so etwas wie die Priester der "Arier" gewesen seien. So veröffentlichte er 1908 "Die Armanenschaft der Ariogermanen". Als Feind des Deutschtums sah er ganz eindeutig die "internationale jüdische Verschwörung". Er sprach auch bereits von einem rassistischen Staat und sah in einem durch die Arier selbstgewählten "Führer" die neue Herrschergestalt. Zur Unterstützung von List gründete dessen Schüler und Freund Lanz von Liebenfels 1905 in Wien die "Guido-von-List-Gesellschaft", welche in Österreich zu einem Zentrum des rassischen Antisemitismus wurde.

List selber gründete 1911 den "Hohen Armanen Orden" (HAO) als inneren Zirkel der List-Gesellschaft. Auch in Deutschland wurden Guido-von-List-Gesellschaften gegründet und über diese gelangten seine Lehren in das wilhelminische Kaiserreich. Seine Beliebtheit hatte den Effekt, daß er sich immer mehr in ein Sendungsbewußtsein hinein steigerte. Derart hofiert begrüßt er den ersten Weltkrieg als großen Vaterländischen Krieg. Die Niederlage des deutschen Volkes wertete er nur als Läuterung vor der letztendgültigen Errettung der Ariogermanen. Nach dem Zusammenbruch des Habsburger Reiches flüchtete sich List zu Freunden nach Brandenburg. Dort erkrankte er und verstarb im Jahre 1919 an einer Lungenentzündung. Seine Leiche wurde eingeäschert und in seiner Heimatstatt Wien in einem Urnengrab beigesetzt.

Aus dem geschriebenen geht bereits hervor, daß die damalige Zeit, der Zeitgeist, in solchen Vorstellungen sich bewegte. Das 19. Jahrhundert war die Zeit der Nationalstaaten, die bis weit ins 20. Jahrhundert hineinreichte. Die Vorstellungen Lists waren in Europa der damaligen Zeit an der Tagesordnung. Aus diesen Ideen entstanden nicht nur in Deutschland, das es ja erst seit 1877 gab, völkisch orientierte Gruppen, mit rassistischen Tendenzen verschiedener Intensität. Es war aber auch die Zeit in der der Antisemitismus wieder einmal aus der Mottenkiste der Zeit geholt wurde, dieses Mal mit politischer Zielsetzung. Es tauchten in Europa entsprechende Pamphlete auf. Das bekannteste waren wohl die „Prothokolle der Weisen von Zion“. Der eigentliche Schöpfer der meisten Formulierungen war der Franzose Maurice Joly. Der hatte allerdings ganz anderes im Sinn. Sein Buch "Dialog in der Hölle" erschien 1864 in Belgien. Das Buch klagte Kaiser Napoleon III. an, die in der französischen Revolution erkämpften Freiheiten wieder abschaffen zu wollen.

Wie daraus die „jüdische Weltverschwörung“ wurde ist nicht genau geklärt. Bekannt ist, daß bereits am Anfang der „Oktoberrevolution“ die fiktiven „Protokolle“ auftauchten. Auf jeden Fall ist der Kern dieser Verschwörungstheorie die fiktive Versammlung von Zionisten unter der Leitung von Theodor Herzel. Er ist eine Person der Zeitgeschichte, dies ist unbestritten. Die zwölf Protokolle jedoch, die eine Mitschrift dieser Zusammenkünfte darstellen sollen, sind fiktiv. Hier muß also eine reale Person dazu her halten gegen die Juden als Ganzes zu polemisieren und zu hetzen. Obwohl längstens der Ursprung dieser „Protokolle“ bekannt ist, werden sie auch heute noch als wahr angesehen und immer wieder neu aufgelegt.

Tatsache ist aber auch, daß Adolf Hitler in seiner autodidaktischen Zeit in Wien mit den Ideen verschiedener völkischer Gruppen und Richtungen zusammenkam, auch mit den Ideen von List, und sich daraus sein Weltbild zusammen bastelte. Einige Autoren meinen sogar, daß er Mitglied im Armanenorden war. Die auf diese Art gewonnene Ideologie hat er in Deutschland vertieft und in der NSDAP verwirklicht, die erst unter Hitler zu dem wurde was sie dann später war: Die Partei des Diktators, von dem die scheußlichsten Verbrechen ausgingen! Es darf hier aber ein Verweis auf die „Thule-Gesellschaft“ nicht fehlen. Als eine der maßgebenden Organisationen zur Gründung wird der Armanenorden genannt. Damals bestand eine weitreichende Verflechtung der völkischen Gruppen aus denen sich die Ideologie der Thule-Gesellschaft gründete. Aus dieser Gesellschaft stammten die obersten Vertreter des Dritten Reiches

Einfluss auf Hitlers Führungsriege

Es ist aber leider auch Tatsache, daß die völkischen Gruppen mit ihrer Idee vom Volksführer, am Untergang des ersten deutschen Demokratieversuches mit beteiligt waren. Sie haben zusammen mit den großen christlichen Kirchen den Ast abgesägt auf dem sie saßen: Die Weimarer Republik. Demokratie war für alle oben genannten Kreise suspekt und unannehmbar. Die Zeit der Weimarer Republik war jedoch die Blütezeit der völkischen Gruppen. Diese Gruppen benützte Hitler als Steigbügelhalter für seine Zwecke. Die Hoffnung dieser Gruppen nach einem Sieg Hitlers gegenüber den Christlichen Religionen besser zum Zuge zu kommen, enttäuschte der Diktator schwer. Zwar wurden die wenigsten Gruppen direkt verboten, aber sie wurden kurz gehalten. Diese Kreise hätten besser Hitlers Buch „Mein Kampf“ gelesen, denn in diesem warnt er explicit vor den völkischen Gruppen.


Siehe auch: Vordenker des Nationalsozialismus