Nach ADB zu ergänzen: Hartwig Karl Friedrich Eggers
- 27.11.1819 Rostock
11.8.1872 Berlin war Kunsthistoriker und Mitglied im Tunnel über der Spree.
Zunächst Kaufmann, dann Abitur nachgeholt und ab 1841 Studium in Rostock und Leipzig
ADB: http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adb/images/adb005/@ebt-link?target=idmatch(entityref,adb0050673)
Bernhard von Lepel nach ADB ergänzen
Literarische Gruppe die einzelnen Gruppen in Kurzform im Text erläutern: Zeit, Teilnehmer, Ziel
George-Kreis im Artikel Zeit u. Teilnehmer ergänzen, z.B. Claus Schenk Graf von Stauffenberg Claus Graf Schenk von Stauffenberg, dafür auch seine Homepage (http://www.george-kreis.de/) verwenden
Gruppe 61 etwas zu den Teilnehmern aus deren Artikeln ergänzen
Tunnel über der Spree Fontanes Beitrag mit dem Text unten ergänzen und in Von Zwanzig bis Dreißig übernehmen, im Tunnel sinnvoll kürzen
Oberrheinischer Dichterkreis nach den dort vorhandenen Links Artikel zu den Teilnehmern schreiben
Fontane: Text zu Tunnel
Der TunnelJargon, wie hier gleich noch eingeschaltet werd mag, war von erheblicher Ausdehnung und jedenfalls weit d von entfernt, sich auf »Späne« als Bezeichnung für Beiträge: zu beschränken. Die Mitglieder beispielsweise, die ganz unp duktiv waren, hießen »Klassiker«, die Produktiven dage »Makulaturen«. Die Gäste hießen »Runen«, womit wohl a gedrückt sein sollte, daß sie was Geheimnisvolles hätten, d man noch nicht recht Bescheid mit ihnen wisse. Die Samm büchse, die beim Schluß der Sitzung klingelbeutelartig umgi hieß »eiserner Fonds«. Das Lokal für die Sitzungen wechselte ziemlich häufi namentlich in den ersten Jahren. Später wurde man seßhaft und drei dieser Lokale sind mir in Erinnerung geblieben: e ein Hof und Gartensalon in der Leipziger Straße, dann 156 Vorderzimmer im »Englischen Haus.e«, zuletzt und durch viele Jahre hin ein großer Saal im »Cafe Belvedere«, einem jetzt eingegangenen Etablissement neben Opernhaus und katho 1 lischer Kirche. Hier erhielten wir auch einen Bilderschmuck, ich ,veiß nicht mehr in welcher Veranlassung. Hugo von Blomberg und ProfAsor Stilke malten ein ziemlich großes Wandbild, das dem Lokal, auch als der Tunnel sich nicht mehr darin versamrnelte, zur Erinnerung an alte Zeiten erhalten blieb. Ich habe es da noch öfter gesehen. Was inzwischen daraus geworden, vermag ich ebenfalls nicht mehr anzugeben, würde es aber beklagen, wenn es verlorengegangen sein sollte. Denn es veranschaulichte sehr gut ein Stück AltBerlin. Einiges steht mir nodi deutlich vor der Seele. Blomberg selbst, bloß in Trikot und mit einer Schärpe darüber, stand als Jongleur auf zwei Pferden, wohl um seine Doppeltätigkeit als Maler und Dichter zu veranschaulichen. Rechts neben ihm saß ich, in einem Douglas oder PercyKostüm auf einem Wiegenpferde, und hatte meine Lanze gegen einen anderen Ritter, wahrscheinlich einen Balladenkonkurrenten, eingelegt. Wer dieser andere war, weiß ich nicht mehr. Mir zur Seite stand Merckel. Der war damals »Haupt«, weshalb ihn Blomberg in pontificalibus dargestellt hatte: Frack, Eskarpins und ein breites TunnelOrdensband en crachat über die Brust. Es wirkte sehr gut, aber doch zugleich auch komisch un~d anzüglich, weil Merckel, von Natur schon klein, durch eine Laune des Malers noch spindeldürre Beindien erhalten hatte. Glücklicherweise war Kugler seitens des Festkomitees zu nochmaliger Inspizierung des Bildes abbeordert worden und bestand auf Beseitigung der dünnen Beinchen. »ja, wie das machen?« fragte Blomberg. »Das ist Ihre Sache, so geht es nicht.« Und schließlich fand sich auch ~in Ausweg. Blomberg riialte ein Riesentintenfaß über die beanstandeten Beine weg, so daß nur die halbe Figur mit dem roten Crachat aus dem 'rintenfaß herauswuchs. Natürlich hatte der Tunnel auch seine Feste, die, gerade Während der Zeit seiner Blüte, mit Regelmäßigkeit wieder kehrten: Faschingsfest, Stiftungsfest und ein Fest des WettbeWerbs oder der Preisdichtung. Letzteres eine Art Sängerkrieg. 117 Das Faschingsfest bot meist nicht viel. An eines denke mit einer kleinen Verlegenheit zurück. Wir hatten in Ges schaftsanzug zu erscheinen, aber uns zugleich mit einem Ext hemd auszurüsten, das, ich weiß nicht mehr auf welches Z chen hin, plötzlich blusenartig angelegt und zum eigentlich~ Kostüm des Abends werden sollte. Dieser Moment kam de auch.IchmeinerseitsmußtejedochdieganzeSachenichtrechtv standen oder aber, durchaus irrtümlich, den Hauptzweck dies Verkleidung in Anlegung eines büßerhaft »härenen ewan e erkannt haben; kurzum, ich hatte mich mit einem langen Nach', hemd bewaffnet, das, weil kurz vorher erst aus der Truhe me" ner Mutter hervorgegangen, noch ganz den Charakter fris gewebter Alltagsleinewand und vor allem auch die damit v bundene Steifheit hatte. Dieser Zustand war mir nicht re gegenwärtig, und als ich nun auf das gegebene Zeichen ras und urkräftig mein KommißRiesenhemd entfalten wollte, g es einen dumpfen Knall, etwa wie wenn Dienstmädchen ei lischtudi oder eine Bettdecke auseinanderschlagen, ein Kna J dem ein für mich etwas peinliches Lachen meiner unnelder auf dem Fuße folgte. Selbst die Artigsten stimmten mit ei In Erwägung, daß sich's um eine Faschingssache handelt konnte ich mich, wenn ich durchaus wollte, freilidi als eine Sieger des Abends ansehen. Aber ich hätte diesen Sieg doch li ber nicht errungen. Die Fastnachtsfeste verliefen meist mäßig, desto hübsch waren die Stiflungsfeste. Diese fielen, wenn idi nicht irre, au. den 3. Dezember. Dann waren nicht nur Gäste geladen, Son dern auch die dem Tunnel längst untreu gewordenen »altc aren )t g Herren« erschienen noch einmal wieder und w un ni den jüngsten. Selbst Mühler, wie bereits erzählt, als er scho, Jahr und Tag Minister war und die Zeiten von »Grad aus d Wirtshaus« längst hinter sich hatte, fehlte,dann selten und be4 zeugte die ihm durch allen Wandel der Zeiten treu geblieben liebenswürdige Natur. In der das jedesmalige Stiftungsfest ein leitenden Sitzung suchten alle durch »Späne« ihr Bestes zu tun» und bei Tische lösten sich neue und alte Lieder ab. Unter de alten stand das von Rudolf Löwenstein gedichtete TunnelLie, obenan, dessen erste Strophe lautet: id Zu London unter der Themse Der mächtige Tunnel liegt, Der Strom, scheu wie die Gemse, Hin über die Tiefe fliegt ... '~IVir waren, wenn wir das sangen, immer in sehr gehobener Stimmung, beinahe gerührt, und noch in diesem Augenblick bezaubert mich ein gewisses Etwas in diesen vier Zeilen, trotzdem ich sie, nüchtern erwogen, sehr anfechtbar finde. Wer die Londoner Themse gesehen hat, wird ihr alles mögliche nachrühmen können, nur nicht den Gemsencharakter und die Scheuheit. Aber sonderbar, es gibt in der Poesie so viele Wendungen, die trotz ihrer Mängel, ja vielleicht um derselben willen, einen immer wieder lebhaft erfreuen und sozusagen »Jenseits von Gut und Böse« liegen. Selbstverständlich, da der Tunnel auch Komponisten und Virtuosen zu seinen Mitgliedern zählte, kam es bei den Stiftungsfesten mehr als einmal zu musikalischen Aufführungen und Impromptus. Hierbei feierte vor allem Kapellmeister Taubert Dittersdorf seine Triumphe. Heinridi Seidel in seinem reizenden Buche »Von Perlin bis Berlin« hat über solche Klavierimprovisationen Wilhelm Tauberts berichtet. Es heißt da: »Rothschild und Rossini waren beinahe gleichzeitig gestorben, und ein Tunnelmitglied hatte ihnen bei der Festtafel einen witzigen Nachruf gehalten, indem er allerlei Parallelen zwischen diesen beiden großen >R's( zog. Kaum war er damit fertig, so eilte Taubert an das Klavier, präludierte und begann eine entZückende Improvisation über die beiden Themen: >Gold, ach Gold ist nur Schimäre< von Meyerbeer und Rossinis: >Wünsche Ihnen wohl zu ruhen< aus dem Barbier von Sevilla. Es war entzückend, wie er die beiden Melodien durcheinanderflocht.« Die Stiftungsfeste, wie gesagt, waren gut, aber unser Bestes Waren doch die Preisausschreibungen, die WartburgSängerfeste, trotzdem die Damen fehlten und die Kränze. Wir waren Prosaischer und zahlten bar, nachdem eine kurze Zeitlang »Ehrenbecher« und dergleichen verliehen worden waren, was Sich aber nicht als praktisdi erwies. Idi meinerseits siegte mehrere Male, bin dieser Siege jedoch, so sehr mich die Wettbewerbebe selbst interessierten, nie recht froh geworden. Einmal die derung ging dahin, daß das zur Konkurrenz zuzulasse Gedicht einen »Gast« als Hauptfigur auftreten lassen musse gewann ich den Preis mit einer Ballade, die sich in meinen sammelten Gedichten unter dem Titel »Lord Athol« vorfin Ich war aber über meine Siegesberechtigung selber so zweif ,dt d voll, daß ich, als am selben Tage noch für die gera e amals der Gründung begriffene SchillerStiftung gesammelt wur meinen ganzen Gewinn als erste Beisteuer einzahlte. Wie Renommisterei dabei mit im Spiele war, kann ich nachträglix nicht mehr feststellen. :' Das war Anno 59, als schon die Geldpreise Sitte gewor waren. Aber auch schon vorher, als ich einen Ehrenbecher, wahres Monstrum von Häßlichkeit ich besitze ihn noch e' heimste, mischten sich in meine Siegesfreude sehr widerst bende Gefühle. Wer damals im Tunnel konkurrieren woll mußte seinen Beitrag anonym abliefern und hatte nur Recht, auf einem beigelegten Zettel den zu verzeichnen, sein Gedicht in öffentlicher Sitzung vorlesen sollte. Die bes Kräfte wie sich später, nachdem die Namen bekanntgegeh il , wurden, herausstellte hatten an dieser Konkurrenz tei nommen: Eggers, Broemel (später in London), Kugler, Lepel, Heyse. Das Zünglein der Waage schwankte zwischen dem » von Hemmingstedt« und dem »Tal des Espingo«, und » Hemmingstedt«, von mir herrührend, siegte schließlicK, Das » des Espingo« war von Heyse. Die Partei Heyse, zu der vor all Kugler gehörte, verriet über diesen Ausgang keine Spur V Verstimmung, was ich schon damals bewunderte. Kontena bewahren, wenn einen, wie dies bei jeder Lotterie der Fall der blinde Zufall im Stich läßt, ist nicht allzu schwer; aber a da nicht Empfindlichkeit zeigen, wo man seinen Anspruch Sieg beinahe beweisen kann, das vermag nicht jeder. Es s mir jetzt fest, daß das »Tal des Espingo« das durchaus bess Gedicht war, und auch damals schon regte sich etwas von di Erkenntnis in mir.
Zweites Kapitel
Mein Eintritt in den Tunnel - Graf Moritz Strachwitz
in diese vorgeschilderte Gesellschaft - Tunnel - trat ich, wie schon am Schluß des vorigen Abschnitts hervorgehoben, im Mai ,844 ein, wenige Wochen nach Beginn meiner Dienstzeit im FranzRegiment. Bernhard von Lepel, schon längere Zeit Mitglied des Vereins, hatte mich in Vorschlag gebracht und die zur Aufnahme nötigen »Referenzen« gegeben. Ich wurde sehr freundlich begrüßt, erhielt meinen Tunnelnamen Lafontaine und hätte durchaus zufrieden sein können, wenn ich nur mit dem, was ich dichterisch zum besten gab, mehr oder doch wenigstens einen Erfolg gehabt hätte. Das wollte mir aber nicht gelingen. Meine ganze Lyrik, nicht viel anders wie während meiner voraufgegangenen Leipziger Tage, war, auch zu jener Zeit noch, auf Freiheit gestimmt oder streifte wenigstens das Freiheitliche, woran der Tunnel, der in solchen Dingen mit sich reden ließ, an und für sich nicht ernsten Anstoß nahm, aber doch mit Recht bemerkte, daß ich den Ton nicht recht träfe. »Sehen Sie,« hieß es eines Tages, »da ist der Rudolf Löwenstein; der schreibt auch dergleichen, aber doch wie ganz anders! « Das »Wie ganz anders« bezog sich besonders auf Löwensteins berühmt gewordenes Lied »Freifrau von DrosteVischering« ' das, als er es im Tunnel vorlas, einen ungeheuren jubel hervorgerufen hatte, trotzdem, wie schon hervorgehoben, »Politisches« eigentlich verboten war. Es ging mir also anfangs nicht allzu gut. Ganz allmählich aber fand ich mich zu Stoffen heran, die zum Tunnel sowohl wie zu mir selber besser paßten als das »Herweghsche«, für das ich bis dahin auf Kosten andrer Tendenzen und Ziele geschwärmt hatte. Dies für mich Bessere war der Geschichte, besonders der brandenburgischen, entlehnt, und eines Tages erschien ich mit einem Gedicht »Der Alte Derfflinger«, das nicht bloß einschlug, sondern mich für die Zukunft etablierte. Heinrich von Mühler, damals noch ein ziemlich regelmäßiger Belucher des Tunnels, sagte mir das denkbar Schmeichelhafteste, wiederholte sogar Stellen, die sich ihm gleich eingeprägt hatten,