Der Vorleser (Film)

Film von Stephen Daldry (2008)
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Film
Titel Der Vorleser
Originaltitel The Reader
Produktionsland USA, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 123 Minuten
Stab
Regie Stephen Daldry
Drehbuch David Hare
Produktion Anthony Minghella, Sydney Pollack, Donna Gigliotti, Redmond Morris
Musik Nico Muhly
Kamera Chris Menges, Roger Deakins
Schnitt Claire Simpson
Besetzung

Der Vorleser ist die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans des deutschen Autors Bernhard Schlink. Gedreht wurde in Berlin, Köln und Görlitz unter der Regie des oscarnominierten britischen Regisseurs Stephen Daldry. Der Film startete unter dem Titel „The Reader“ am 10. Dezember 2008 in den amerikanischen Kinos; in Deutschland startet der Film am 26. Februar 2009[1]

Inhalt

Die Rahmenhandlung des Films spielt im Jahr 1995. Der Rechtsanwalt Michael Berg trifft sich mit seiner Tochter Julia, fährt mit ihr zum Grab seiner ersten Liebe Hanna Schmitz und erzählt ihr, zum ersten Mal überhaupt, von sich und Hanna.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1958 in Neustadt. Der fünfzehnjährige Michael Berg übergibt sich auf seinem Heimweg. Die 36-jährige Hanna Schmitz, eine Fremde, hilft Michael wieder auf die Beine zu kommen. Drei Monate später, nachdem Michael sich vom Scharlach erholt hat, beschließt er, die fremde Frau aufzusuchen und sich mit einem Strauß Blumen bei ihr zu bedanken. Ab diesem Tag baut sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden auf. Es entwickelt sich das Ritual, dass Michael Hanna vor dem Sex aus Büchern vorliest. Doch eines Tages verschwindet Hanna plötzlich ohne ein Wort der Erklärung.

Im Jahre 1966 sieht Michael sie wieder, als er während seines Jurastudiums einen Prozess gegen mehrere ehemalige KZ-Aufseherinnen beobachtet. Unter ihnen ist Hanna Schmitz, die zum Schluss des Prozesses die Hauptverantwortung für den Tod von 300 jüdischen Häftlingen in einer brennenden Kirche auf sich nimmt und zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Erst kurz vorher erkennt Michael, dass Hannas Scham wegen ihres Analphabetismus der Schlüssel zu vielen ihrer Handlungen ist: ihrem Eintritt in die SS, der Tatsache, dass sie sich sowohl von KZ-Häftlingen als auch von Michael aus Büchern vorlesen ließ, ihrem plötzlichen Verschwinden im Jahr 1959 und auch ihrer Übernahme der Hauptverantwortung im Prozess.

Im Jahr 1976, Michael Bergs Ehe ist gerade zerbrochen, nimmt er den Kontakt zur inhaftierten Hanna wieder auf, indem er ihr Kassetten schickt, auf denen er für sie erneut aus Werken der Weltliteratur vorliest. Im Gefängnis bringt Hanna sich nun das Lesen und Schreiben bei.

Am Tag ihrer Entlassung begeht Hanna Schmitz Selbstmord. Testamentarisch hat sie Michael beauftragt, ihr hinterlassenes Geld der jüdischen Überlebenden Ilana Mather zu übergeben.

Produktion

Bereits kurz nachdem im Sommer 1997 die englische Übersetzung von Bernhard Schlinks Romanvorlage erschienen war, erwarb Miramax vom Diogenes Verlag die Rechte für die Verfilmung. Als Drehbuchautor und Regisseur war Anthony Minghella vorgesehen[2], der das Projekt in seiner gemeinsam mit Sydney Pollack betriebenen Produktionsfirma Mirage entwickeln wollte. Nach jahrelangen Bemühungen entschied sich Minghella dann im Herbst 2006, das Projekt an David Hare und Stephen Daldry abzugeben.[3] Im September 2007 begannen die Dreharbeiten in den deutschen Städten Berlin und Görlitz. Die Dreharbeiten wurden am 14. Juli 2008 in Köln abgeschlossen. An den Produktionskosten beteiligten sich diverse deutsche Filmförderungen mit insgesamt fast 4 Millionen Euro.

Kate Winslet war die erste Wahl für die Rolle der Hanna Schmitz, konnte diese aber erst nicht annehmen, da sie bereits für Sam MendesZeiten des Aufruhrs vor der Kamera stand. Daraufhin wurde Nicole Kidman besetzt, die aber im Januar 2008 das Projekt aufgrund ihrer Schwangerschaft verließ. Da noch keine Szenen mit ihr gedreht worden waren, sprang Kate Winslet für sie ein und konnte die Rolle somit wie anfangs geplant doch verkörpern.

Während der Drehpause nach dem Ausstieg von Nicole Kidman musste Kameramann Roger Deakins die Produktion verlassen, da er vertraglich verpflichtet war, den Film Glaubensfrage zu drehen. Deakins wurde von Oscarpreisträger Chris Menges ersetzt.

Das musikalische Konzept des Filmes stammt aus der Feder des slowenischen Komponisten Ozren K. Glaser, doch die weitere Kompositionsarbeit wurde von Alberto Iglesias und Nico Muhly übernommen.

Bernhard Schlink, der Autor der Buchvorlage, hat einen Kurzauftritt in einer Biergartenszene.

Zwei Produzenten des Films, Minghella und Pollack, verstarben 2008 während der Dreharbeiten. Weil Harvey Weinstein als Vertriebspartner während der Postproduktion des Films auf eine schnellere Fertigstellung drängte, um eine Premiere im November 2008 zu ermöglichen und damit den Film in das Rennen um die Golden Globes und Oscars schicken zu können, verließ Produzent Scott Rudin die Produktion und verzichtete auf Namensnennung im Abspann.

Kritik und Kontroverse

Im Vorfeld der Oscarverleihung meldete sich in den USA der jüdische Journalist Ron Rosenbaum zu Wort. Dieser bezeichnete den Vorleser als the worst Holocaust film ever made (dt.: den schlechtesten Film über den Holocaust, der je produziert wurde.) Weiters vertritt er die Meinung: This is a film whose essential metaphorical thrust is to exculpate Nazi-era Germans from knowing complicity in the Final Solution (dt.: Die essenzielle Botschaft, die dieser Film vertritt, ist jene, jedem Deutschen in der Nazizeit eine Absolution zu erteilen, je etwas von der Endlösung gewusst zu haben.) Über Kate Winslets Charakter und Darstellung meint Rosenbaum vernichtend: Illiteracy is something more to be ashamed of than participating in mass murder. (dt.: Analphabetismus ist anscheinend beschämender als an Massenmord beteiligt gewesen zu sein.)[4] Eine ähnliche Haltung vertritt auch Mark Weitzman, Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in New York City: Essentially, it takes a woman who serves in, is responsible for, is complicit in, you pick the words, in the deaths of at least 300 Jews - and her big secret shame is that she's illiterate. (dt.: Es geht um eine Frau, die verantwortlich ist für den Tod von 300 Juden – und ihre größte Scham ist es, Analphabetin zu sein.)[5]

Mit Hilfe von E-Mails an die Verantwortlichen der AMPAS hoffte man zu verhindern, dass der Film, und vor allem Kate Winslet, die in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert worden war, mit einem Oscar ausgezeichnet werden.[6]

Auszeichnungen

Des Weiteren erhielt der Film Nominierungen in den Kategorien:

  • Bester Film/Drama
  • Beste Regie
  • Bestes Drehbuch

Vier weitere Nominierungen folgten in den Kategorien

Quellen

  1. Offizielle Seite
  2. http://www.welt.de/print-welt/article589627/Als_ob_man_ein_fremdes_Kind_adoptiert.html
  3. http://www.guardian.co.uk/film/2008/dec/13/schlink-winslet-hare-reader
  4. KATE WINSLET - THE READER IS 'WORST HOLOCAUST FILM EVER MADE'
  5. Oscars 2009: Kate Winslet's Holocaust movie The Reader faces renewed Jewish criticism
  6. Kate Winslet: Ihre Oscarchancen schwinden – Starke Argumente gegen Der Vorleser