Privatbanken sind Banken, die keine Genossenschaftsbanken sind und deren Eigentümer nicht die Öffentliche Hand ist.
In Deutschland werden im Drei-Säulen-Modell Privatbanken, Genossenschaftsbanken und der öffentlich-rechtlichen Sektor mit Sparkassen, Landesbanken und Förderbanken unterschieden.
Die Gruppe der Privatbanken besteht in Deutschland aus den Großbanken, den Auslandsbanken und den Privatbanken im engeren Sinne. Die ca. 230 Privatbanken in Deutschland sind im Bundesverband deutscher Banken (BDB) zusammengeschlossen.
Bedeutung
Die Privatbanken stellen in Deutschland das kleinste Bankensegment dar. Marktführer sind die öffentlichen Banken mit einem Marktanteil von mehr als 50 %, es folgen die genossenschaftlichen Institute mit einem Marktanteil von fast einem Drittel. Der Rest verteilt sich auf die Privatbanken, wobei die Großbanken hiervon einen Großteil abdecken.
Der Marktanteil schwankt jedoch je nach Kundengruppe und Produkt. In einer Reihe von Kundengruppen und Produkten sind Privatbanken führend. Dies gilt insbesondere für das Private Banking.
Abgrenzung „Privatbank” gegen „Bankier”
Als Bankier wird traditionell der persönlich haftende Gesellschafter einer Privatbank bezeichnet. Bei Privatbanken in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft haften die Eigentümer nicht mit ihrem persönlichen Vermögen.
In der Schweiz ist im Bankengesetz noch ein Unterschied zwischen Privatbank (Privatbanking) und Privatbankier gemacht. Inzwischen ist der Ausdruck "Privatbankier" auch gesetzlich geschützt und jenen Bankhäusern vorbehalten, die einen oder mehrere persönlich und unbeschränkt haftenden Bankier haben. Diese Banken können auch verschiedene Rechtsformen haben. Die meisten Privatbankiers sind in einer Vereinigung zusammengefasst.
Geschichte
Privatbanken, typischerweise in der Form eines Familienunternehmens, waren bis Mitte des 19. Jahrhunderts die vorherrschende Organisationsform im Bankenbereich. In der Gründerzeit veränderte sich das Bankwesen in Deutschland deutlich. Nun wurden in großer Zahl Banken in Form von Aktiengesellschaften gegründet. Die bekanntesten Gründungen dieser Zeit in Deutschland waren die Diskonto-Gesellschaft (1851), Deutsche Bank (1870), Commerzbank (1870) und Dresdner Bank (1872).
Der Trend, dass Zahl und Bedeutung der Privatbankiers gegenüber den anderen Bankengruppen (Aktienbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken) abnahm, setzte sich bis in unsere Zeit fort.
Jahr | Anzahl der Privatbankhäuser[1] |
---|---|
1902 | 1.386 |
1913 | 1.221 |
1919 | 1.100 |
1932 | 709 |
1938 | 491 |
1960 | 209 |
1974 | 138 |
Die Deutsche Bankenkrise führte insbesondere bei den Privatbanken zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl der selbstständigen Banken. Viele Privatbanken brachen zusammen oder wurden auf größere Banken verschmolzen. Hierbei spielten insbesondere die Stützung der Großbanken durch den Staat eine Rolle (die zu Kundenverlusten bei den Privatbanken führten). Ebenfalls eine Rolle spiele die Notverordnung des Reichspräsidenten, mit der die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder auf 30 begrenzt wurde. Damit verloren vielfach Vertreter der kleinen Privatbanken Aufsichtsratsmandate und damit Geschäftsmöglichkeiten[2].
Ein weiterer Aderlass erfolgte mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Vielfach waren die Privatbankiers jüdischen Glaubens. Die Arisierung dezimierte die Zahl der Privatbanken weiter.
Spiegelbildlich zu der Reduzierung von Zahl und Bedeutung der Privatbanken stieg die Bedeutung des öffentlichen und genossenschaftlichen Bankenwesens. Insbesondere die Sparkassen und deren Spitzeninstitute konnten aufgrund der staatlichen Haftung den Marktanteil auf an die 50 % steigern.
Privatbanken im Familienbesitz
Die bekanntesten heute noch tätigen und in Familienbesitz befindlichen Privatbanken sind:
Deutschland
- Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG
- Sal. Oppenheim jr. & Cie, Köln; verwaltetes Vermögen: ca. 160 Mrd. Euro
- M. M. Warburg & CO, Hamburg
- Bankhaus Anton Hafner oHG, Augsburg
- Bankhaus Hallbaum, Hannover
- Bankhaus Metzler, Frankfurt
- Hauck & Aufhäuser, Frankfurt
- Gabler Saliter Bankgeschäft KG , Obergünzburg
- Bankhaus Lampe, Bielefeld
- Bankhaus Ellwanger & Geiger KG, Stuttgart
- Bankhaus C. L. Seeliger (Wolfenbüttel)
- Bankhaus Löbbecke, Braunschweig
- Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG, Würzburg
- Merkur Bank KGaA, München
- Bank Schilling & Co., Hammelburg
- Schwäbische Bank AG, Stuttgart
Schweiz
Die bedeutendsten heute noch tätigen Privatbankiers der Schweiz sind:
- Wegelin & Co., St. Gallen; gegründet 1741, älteste Bank der Schweiz, verwaltete Vermögen CHF 20 Mrd.
- Pictet & Cie, Genf; gegründet 1805, verwaltete Vermögen CHF 420 Mrd.
- Lombard Odier Darier Hentsch & Cie, Genf; gegründet 1796, verwaltete Vermögen CHF 180 Mrd.
- Mirabaud & Cie, Genf; gegründet 1819, verwaltete Vermögen CHF 25 Mrd.
- Rahn & Bodmer, Zürich; gegründet 1750, verwaltete Vermögen CHF 12 Mrd. (letzt bekannte Zahl aus dem Jahre 2000)
- E. Gutzwiller & Cie. Banquiers, Basel, gegründet 1886
Österreich
- Constantia Privatbank AG der Turnauer Industriestiftung von Herbert Turnauer, verwaltete Vermögen über EUR 30 Mrd.
- Bank Gutmann AG der Familie Kahane, gegründet 1922, verwaltete Vermögen EUR 10 Mrd.
- Bank Winter & Co AG der Familie Moskovics, gegründet 1892.
- Bankhaus Carl Spängler & Co., gegründet 1828 (ältestes Bankhaus Österreichs)
Privatbanken als Tochtergesellschaften anderer Banken
Eine Reihe teilweise traditioneller Privatbanken, die teilweise auch von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt werden, befinden sich (größtenteils) im Besitz großer Aktienbanken.
Deutschland
- HSBC Trinkaus, (Düsseldorf) Tochter der HSBC
- Delbrück Bethmann Maffei (Frankfurt am Main) Tochter der ABN AMRO Bank
- Merck Finck & Co, (München) Tochter der KBC Group
- Hesse Newman (Hamburg)
- Dresdner Bank, (Frankfurt) Tochter der Commerzbank
- HypoVereinsbank, (München) Tochter der UniCredit Group
- SEB AG, (Frankfurt) Tochter der Skandinaviska Enskilda Banken
- Conrad Hinrich Donner Bank, Tochter der Signal-Iduna-Gruppe
Schweiz
- HSBC Guyerzeller Bank (Zürich) (HSBC)
- Adler & Co. Privatbank AG (Zürich) gegründet 1923, Tochter der Luzerner Kantonalbank
- Banque Pasche SA (Genf) gegründet 1885, Hauptaktionär : die französische Bankengruppe CM-CIC
Österreich
- Bank Privat und
- Schoellerbank (Wien) Töchter der Bank Austria
- Privat Bank (Linz) Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich
Privatbanken als Kapitalgesellschaften
Deutschland
Schweiz
- Bank Julius Bär, Zürich (verwaltete Vermögen CHF 405 Mrd.)
- Union Bancaire Privée, Genf (verwaltete Vermögen CHF 133 Mrd.)
- EFG International (verwaltete Vermögen CHF 98 Mrd.)
- Banque Privée Edmond de Rothschild, Genf (verwaltete Vermögen CHF 83 Mrd.)
- Bank Sarasin & Cie AG, Basel (verwaltete Vermögen CHF 83 Mrd.)
- Vontobel (verwaltete Vermögen CHF 79 Mrd.)
Österreich
Liechtenstein
Ehemalige Privatbanken, die mittlerweile aufgelöst, abgewickelt oder in andere Banken integriert worden sind
- Ahlmannbank, Kiel (seit dem 1. Januar 1974: Deutsche Bank AG Filiale Kiel)
- A. Schaaffhausen'scher Bankverein (Köln)
- Bankhaus Kaskel, 1872 in die Dresdner Bank umgewandelt
- Bankhaus Gebrüder Arnhold, "arisiert" 1935
- Bankhaus Bondi & Maron, "arisiert" 1937
- Bankhaus Hardy & Co., 1997 in die Dresdner Bank integriert
- Herstatt-Bank, Insolvenz 1974
- Bankhaus Partin, Bad Mergentheim (vom BaKred (Vorläufer der BAFin 2001) geschlossen)
- Gontard & Metallbank
- SchmidtBank, Hof (von Commerzbank AG 2004 gekauft; dadurch vor BAFin-Schließung bewahrt)
- Privatbank Reithinger, Singen (von der BAFin am 3. August 2006 geschlossen)
- Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co., Hamburg/Frankfurt am Main
- Weserbank wurde am 9. April 2008 durch die BaFin geschlossen
Einzelnachweise
- ↑ Statistik der Reichsbank/Bundesbank, zitiert nach „Der Privatbankier”, Beiheft 41 des Bankhistorischen Archivs, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08311-1, Seite 28
- ↑ „Der Privatbankier”, Beiheft 41 des Bankhistorischen Archivs, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08311-1, Seite 35-36