Der erste Beleg über eine Orgel im Passauer Dom findet sich in einem Codex der Staatsbibliothek München sowie in einer Stadtchronik Passaus: 1467 oder 1471 soll unter Bischof Ulrich von Nußdorf eine Orgel gebaut worden sein. Joseph Saam schreibt diese dem Orgelbauer Wolfgang Ruerdorff zu. Quellen über den Stadtbrand 1662 berichten, dass zwei oder vier Orgeln dabei zerstört worden seien. Ihr Standpunkt wird im Vierungs-, Querhaus oder Chorbereich angenommen.
An der spätgotischen Orgel wirkten die Organisten Paul Hofhaymer (zwischen 1502–1506 und 1521–1525), dessen Schüler Hans Sechinger (* 1485), Ludwig Senftl (zwischen 1519–1523) sowie Urban Loth.[1]
Neubau durch Leopold Freund 1688
Nach dem Stadtbrand 1662 erbaut der Passauer Orgelbauer Leopold Freund 1688 auf der Westempore eine neue Orgel für 2330 fl. Man nimmt an, dass sie zwei Manuale, Pedal mit 23 oder 28 Registern hatte. Laut Vertrag war für das Gehäuse eine braune Fassung mit vergoldeten Zierraten und drei plastisch auszuführenden Holzfiguren (St. Stephan, St. Maximilian, St. Valentin) vorgesehen. Die Fassarbeiten wurden 1690 vom Maler Jakob Simon für 150 fl ausgeführt.[2]
Die Disposition nach dem Vertragstext von 1685:
I Manual ?–?
Prinzipal
Octav
Quint
Superoctav
Mixtuv VI
Zimbel II
Quintide
Copola
Fleten
Octav Copul
Tremulant
II Manual ?–?
Superoctav Principal
Principal
Spizflette
Octav Copul
Spiez-Violn
Quintdecima
Pedal ?–?
Portun
Octav
Quint
Superoctav
Mixtur IV
Pummer
Posaun
Schwalbennestorgeln durch Johann Ignaz Egedacher von 1715
Johann Ignaz Egedacher erbaute 1715 zwei Vierungspfeilerorgeln im Dom, deren Gehäuse noch heute die Epistel- und Evangelienorgel beherbergt. Sie hatten sechs Manual- und vier Pedalregister. Der Preis betrug 2800 fl. Die Orgelkästen wurden vom Schreiner Paul Lederer für 190 fl gefertigt.
Die Orgeln wurden bei der Domrenovierung unter Bischof Heinrich von Hofstätter 1858 auf die westlichen Seitenemporen versetzt.[3]
Disposition nach dem Vertragstext von 1715:
Manual ?–?
Principal
8′
Copel
8′
Fletten
4′
Octav
4′
Mixtur VI
3′
Cimpel III
11/2′
Pedal C–d1
Subbaß
16′
Principal
8′
Octav
4′
Mixtur IV
2′
Manual ?–?
Principal
8′
Salizinal
8′
Copel oder Viola
8′
Dulciana oder Rhohrfletten
4′
Octav
4′
Cornetina V
3′
Pedal C–d1
Subbaß
16′
Principal
8′
Suboctav
4′
Mixtur IV
2′
Hauptorgel durch Johann Ignaz Egedacher 1731
Nach etwa 40 Jahren erschien die Hauptorgel Leopold Freund mangelhaft. Zunächst wurde ein Um- bzw. Ausbau der Orgel durch Johann Ignaz Egedacher erwogen. Schließlich entschied man sich 1731 für einen kompletten Neubau mit zunächst 3 Manualen (darunter ein Rückpositiv), Pedal mit 40 Registern für 7936 fl. Vom Bau des Rückpositivs nahm man später Abstand; stattdessen wurde die Orgel jedoch auf 45 Register erweitert.
1824 wurde die Orgel durch Georg Adam Ehrlich aus Wiesent umfassend repariert.
Disposition nach der Bestandsaufnahme 1886:
Hauptwerk ?–?
Grosscoppel
16′
Principal
8′
Bordun
8′
Coppel
Salicet
8′
Octav
4′
Fugaro
4′
Quinte
22/3′
Superoctav
2′
Cymbel III
2′
Cornet V
Suavual (ab c0)
4′
Unterwerk ?–?
Gamba B/D
8′
Coppel
Principal
4′
Flöte
4′
Dolciano
4′
Octave
2′
Quinte
11/2′
Oberwerk ?–?
Principal
8′
Principal
4′
Flöte
4′
Superoctav
2′
Flageolette
2′
Quinte
11/3′
Mixtur IV
Cymbel III
Sesquialton II
Pedal ?–?
Infrabass
32′
Violon
16′
Principalbass
8′
Violon
8′
Subbass
8′
Violoncello
8′
Octavbass
4′
Quintbass
52/3′
Quintbass IV
22/3′
Cornetbass IV
2′
Koppeln: Pedalkoppel, Manualkoppel,
Spielhilfen: Portovento für Pedal, Hauptwerk, Oberwerk und Unterwerk, Calkantenglocke
Die Orgel war in einem fünfteiligen Prospekt untergebracht: Zwei ca. 16 m hohe Pedaltürme und ein niedrigerer Mittelteil. Einige vermuten Joseph Matthias Götz als Urheber des Entwurfes, andere Domenico d’Angeli. Die Schnitzarbeiten werden ebenfalls Joseph Matthias Götz oder aber Johann Michael Högenwald zugeschrieben.
Neubau der Hauptorgel durch Martin Hechenberger 1886–1890
1862 führte Martin Hechenberger als Geschäftsführer der Firma Georg Adam Ehrlich (Landshut) eine Reinigung und Reparatur der Hauptorgel aus. Anlässlich zwei kleinerer Reparaturarbeiten 1871 an der Hauptorgel und der Orgel im rechten Seitenschiff erstellte Hechenberger ein Gutachten über die Schäden der Hauptorgel und reichte einen Kostenvoranschlag für einen Umbau mit 42 Registern ein, das jedoch nicht weiter beachtet wurde. 1878 reichte er erneut einen Vorschlag für einen Umbau mit 45 Registern ein, der tatsächlich fast einem Neubau gleichkam. Schließlich einen Vorschlag mit 66 Registern. Auch diese Projekte wurden nicht realisiert.
1885 warnte Domkapellmeister Franz Miloche erneut vor den Schäden der alten Orgel. Daraufhin wurde erneut ein Kostenvoranschlag Hechenbergers eingeholt mit 72 Registern auf mechanischenKegelladen. 1886 machte der Maler und Vergolder Michael Artner zwei Angebote zur Überarbeitung des Orgelkastens. 1886 wurde schließlich ein Vertrag zwischen dem Domkapitel und Hechenberger über den Neubau einer Orgel nach dem Kostenvoranschlag von 1885 geschlossen. Nach einigen Verzögerungen und finanziellen Schwierigkeiten Hechenbergers wurde die Orgelprüfung am 1. Oktober 1890 – fast zwei Jahre später als im Vertrag festgeschrieben – durchgeführt. Die Orgel hatte 73 Register mit 5237 Pfeifen. 1891 erhielt Hechenberger den Königlich Bayerischen Hoftitel.
1894 wurde der Antrag des Domorganisten Max Palmer auf Einbau eines Gasmotors für das Gebläse abgelehnt. Bei der Reinigung 1900 wurde eine pneumatische Maschine zum Oberwerk, zwei Pistons für Gamben- und Flötenchor sowie eine Oktavkoppel zum Oberwerk eingebaut.
Disposition ab 1907:
I Hauptwerk C–g3
Fagott einschl.
16′
Principal
16′
Trompete aufschl.
8′
Principal Prospekt
8′
Viola major
8′
Flaut major
8′
Gemshorn
8′
Bordon
8′
Oboe einschl.
4′
Octave
4′
Fugaro
4′
Hohlflöte
4′
Flageolet
2′
Quinte
51/3′
Terz
31/5′
Quinte
22/3′
Doublette
2′
Cornetto
8′
Mixtur major
4′
Scharf
2′
Tuba mirabilis
8
II Mittelwerk C–g3
Gamba major
16′
Bordon
16′
Waldhorn einschl.
8′
Geigenprincipal
8′
Gamba
8′
Dunkelflöte
8′
Quintatöne
8′
Amabile
8′
Zartgeige
8′
Aeolsharfe
4′
Octave
4′
Rohrflöte
4′
Viola d’amour
4′
Zartflöte
4′
Violine
2′
Nasat
22/3′
Solo Cornett
4′
Mixtur minor
2′
Trompete
16′
III Oberwerk C–g3
Echobass
16′
Clarinette einschl.
8′
Principalino
8′
Filomele
8′
Salizet
8′
Rohrflöte
8′
Liebl. Gedakt
8′
Dolze
4′
Octave
4′
Travers-Flöte
4′
Gemshorn
4′
Sanftflöte
4′
Dolcissimo
4′
Flautino
2′
Triplet
22/3′
Cimbel
2′
Pedal C–d1
Tuba einschl.
32′
Contrabass Prospekt
32′
Bombard aufschl.
16′
Majorbass
16′
Violon
16′
Subbass
16′
Flötenbass
16′
Posaune aufschl.
8′
Minorbass
8′
Violoncello
8′
Spitzflöte
8′
Gedakt
8′
Schallmei aufschl.
4′
Doppelflöte
4′
Quinte
102/3′
Terz
62/5′
Quinte
51/3′
Compensum
4′
Posaune
16′
Tuba
16′
Neubau durch Steinmeyer 1924
Der Zustand der Hechenberger-Orgel verschlechterte sich durch mangelnde Pflege und technischen Verschleiß zunehmend. 1919 erkundigte sich der damalige Domorganist Kühberger erstmals bei Steinmeyer. Nach dem teilweisen oder ganzen Ausfall mehrere Register wurde eine Renovierung oder ein Neubau immer unausweichlicher. Hinzu kam starker Holzwurmbefall. 1928 machte Kühberger eine schriftliche Eingabe an Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf. Darin schlug er die vollständige Pneumatisierung der Hechenberger-Orgel vor, einen Jalousieschweller, zwei bis drei freie Kombinationen, eine Pedalerweiterung um zwei Töne, sowie die Spielhilfenautomatischen Pianopedal und volle Orgel.Arthur Piechler schlug in einem weiter Gutachten den Umbau der Traktur auf Elektro-Pneumatik vor. In einer ersten Reaktion entschied das Domkapitel am 17. Januar 1924 zugunsten einer Orgelsanierung. In der Ausgabe der Donauzeitung vom 26. Januar 1924 wird der schwache Besuch der Christmette 1924 mit dem Versagen der Orgel erklärt: „‚Ich mag mir meine Andacht durch den Streik der Orgel nicht verderben lassen‘, war in sehr vielen Fällen der Entschuldigungsgrund für das Fernbleiben.“ Zur Reparatur standen die Firmen Steinmeyer, Sauer und Walcker. Am 21. März ergeht schließlich an Steinmeyer der Auftrag, die Hechenberger-Orgel zu begutachten, später ebenso die Firmen Siemann und Weise.
Die Firma Weise machte ein Angebot für den Ausbau auf 101 Register; Siemann bot an in Zusammenarbeit mit Orgelmanufaktur Klais eine Orgel mit 114 Registern einschließlich Fernwerk zu erbauen. Steinmeyer reichte am 22. April einen Voranschlag für 165 Register ein, der später noch auf 170 Register erhöht wurde.
Der Auftrag zum Bau der Epistelorgel mit 26 Registern erging am 8. August an Steinmeyer. Bereits am 18. Dezember 1924 ist der Bau abgeschlossen. Ab 12. Januar 1925 wird die alte Hechenberger-Orgel abgebaut, alte Trennwände zwischen Haupt- und Seitenchor abgerissen und das Gehäuse der Hauptorgel um 75 cm nach hinten versetzt.
1925 wird erstmals auch der Bau einer Chororgel in Erwägung gezogen und wenig später beschlossen. Die Evangelienorgel wird am 18. Dezember 1926 geliefert, aber erst April 1927 intoniert. Am 24. Februar 1927 wird die Hauptorgel erstmals anlässlich des 25-jährigen Bischofsjubiläums von Bischof Sigismund Felix von Ow-Felldorf gespielt. Am 31. August 1927 wird die Chororgel fertig gestellt und durch ein provisorisches Holzgitter geschützt. Als letzte Teilorgel wird die als Echowerk konzipierte Fernorgel im April 1928 eingebaut.
Der Spieltisch und die Emporenbrüstung wurden von Josef Linner (Passau) geschnitzt. Weiter griff Steinmeyer auf die Zulieferer Giesecke (Göttingen, Zungenpfeifen), Laukhuff (Weikersheim, Metallpfeifen), Schenk (Passau, Registertaster), Höhn (Ilmenau, Registerschildchen), Kirchhoff & Lehr (Arnsdorf, Bleirohre), die Domschreinere Pfaffenberger, die Schreinerei Schünner (Passau), Pauli (Passau, Elektroinstallation), Artner (Passau, Maler- und Vergoldeabeiten) und Hausl (Passau, Maler- und Vergoldearbeiten) zurück.
Spielhilfen: 4 freie Kombinationen, Pianopedal für II, III, IV, Tutti für jedes Manual und Pedal, Generaltutti, Walze, Zungen aus.
Umbauten und Wiederherstellung 1924–1954 durch Steinmeyer
In den 30er Jahren wurden zunächst einige Details der elektrischen Anlage erneuert. Während des 2. Weltkrieges blieb die Orgel unberührt von Ablieferungen von Orgelpfeifen zu Rüstungszwecken verschont. Kleinere Schäden entstanden durch Angriffe im April/Mai 1945. 1948 wurde die Orgel unter Domorganist Max Tremmel wiederhergestellt und mit einem Konzert des Münchener Domorganisten Heinrich Wismeyer eingeweiht.
Umbauten 1954–1971 durch Eisenbarth
Ab 1954 wurde nach den Vorgaben Walther R. Schusters die Disposition zunehmend neobarockisiert und aufgehellt. Die folgenden Änderungen wurden 1954 durch Ludwig Eisenbarth aus Passau durchgeführt:[5]
Hauptorgel II. Manual Dolce 8′ ersetzt durch Oktävlein 1′
Hauptorgel III. Manual Philomela 8′ ersetzt durch Oktave 2′.
1958 wurde die Chororgel etwas versetzt und erhielt ein Freipfeifenprospekt, gestaltet vom Münchener Architekten Michael Steinbrecher. 1960 wurde die Disposition erneut durch Eisenbarth geändert:
Hauptorgel I. Manual Scharf 1 1/3′ erneuert (Terzen entfernt)
Chororgel II. Manual Scharf 1′ erneuert (Terzen entfernt)
Pedal Hauptorgel Mixturbass V von fünf auf zehn Chöre ergänzt
1961 erhielt das Brustwerk der Hauptorgel vier neue Register, die Disposition der Hauptorgel wurde verändert:
Hauptorgel Brustwerk Krummhorn 8′ hinzugefügt
Hauptorgel Brustwerk Geigend Regal 4′ hinzugefügt
Hauptorgel Brustwerk Prinzipal 2′ hinzugefügt
Hauptorgel Brustwerk Zimbel III hinzugefügt
Hauptorgel II. Manual Viola d’amour 4′ ersetzt durch Prinzipal-Quinte 1 1/3′
Hauptorgel III. Manual Violine 4′ ersetzt durch Viola d’amour 4′
1965 wurden an der Hauptorgel wieder zwei Register ersetzt:
Hauptorgel II. Manual Violine 2′ ersetzt durch Salicet 2′
Hauptorgel III. Manual Piccolo 2′ ersetzt durch Waldflöte 2′
Ab 1966 wurden fast jährlich Zungenstimmen ausgetauscht:
1966 Evangelienorgel Cornopean 8′ ersetzt durch Französische Trompete 8′
1968 Hauptorgel I. Manual Trompette en chamade 8′ hinzugefügt
1968 Hauptorgel I. Manual Clairon en chamade 8′ hinzugefügt
1969 Hauptorgel Zimbelstern hinzugefügt
1970 Evangelienorgel Tuba magna 16′ ersetzt durch Trompette 16′
1971 Evangelienorgel Trompette harmonique 4′ ersetzt durch Trompette 4′
1971 Hauptorgel II. Manual Grobgedackt 8′ hinzugefügt
1971 Hauptorgel II. Manual Koppelflöte 4′ hinzugefügt
1971 Hauptorgel III. Manual Rauschzimbel II hinzugefügt.
Neubau durch Eisenbarth 1978–1980
Mit Beginn der Innenrenovierung des Domes wurde angesichts der zunehmenden Verschleißerscheinungen der Traktur und Windladen auch über eine Restaurierung der Orgel nachgedacht. Ein Gutachten von Walther R. Schuster, des Münchener Domorganisten Franz Lerhndorfer und des Bamberger Domorganisten Wolfgang Wünsch wandte sich gegen eine Restaurierung der bestehenden Steinmeyer-Orgel und empfahl die Umstellung der Orgel auf Schleifladen. Der Umbau, der letztlich einem Neubau entsprach, sollte von Ludwig und Wolfgang Eisenbarth durchgeführt werden. 55 Register der Steinmeyer-Orgel darunter das gesamte Fernwerk wurden übernommen. Die räumliche Verteilung auf fünf Orgeln sollte erhalten bleiben. Die zunächst von Domorganist Walther R. Schuster gewünschte Rekonstruktion der Schwalbennestorgeln von Egedachter (1715) lehnte das Domkapitel aus Kostengründen ab. Die vom früheren Domorganisten Walther R. Schuster erstellte Disposition sollte bei einer Orgel des ausgehenden 20. Jahrhunderts die guten Bau- und Stilelemente aller Orgelbauepochen vereinen und weiterführen mit dem Ziel eines für die Wiedergabe jeder Literatur geeigneten Instruments.
Chororgel im Altarraum
1976 wurde die Chororgel abgebaut. Ihre von Mahrenholz 1925 entworfene Disposition sollte bis auf kleine Erweiterungen auf 38 Register, die sich aus der Umstellung auf drei Manuale ergaben, erhalten bleiben und nur das Pfeifenwerk qualitativ verbessert werden. Die bisherige klanglich ungünstige Aufstellung in einer Nische mit mehr als acht Metern Tiefe sollte jedoch verbessert werden und die gesamte Orgel (bis auf das Großpedal) sehr flach direkt in den Chorraum gebaut werden. Sie ist von einem Spielschrank (gebaut von der Firma Laukhuff, Weikersheim) mit drei Manualen und Pedal mit mechanischer Traktur aus spielbar.
Hauptorgel und Hauptspieltisch auf der mittleren Westempore
Hauptorgel auf der mittleren Westempore
Die Hauptorgel erhielt vier Manualen und Pedal mit 126 Register im alten Egedacherschen Gehäuse. Wolfgang Eisenbarth entwarf anstelle des Freipfeifenprospektes der Steinmeyer-Orgel vor Haupt- und Schwellwerk einen Prospekt im Stile des Egedacher-Prospektes; Hans Geiger übernahm die Schnitzarbeiten. Der vierteilige Aufbau der Orgel spiegelt sich nunmehr auch im Prospekt wieder.
Die Orgel ist in der Tiefe auf zwei Ebenen verteilt. Der vordere Teil ist als Auszug von 77 Registern auch von einem Spielschrank aus mechanisch spielbar, wobei die elektronische Setzerkombination des Hauptspieltisches für die Register mitbenutzt werden kann. Die zweite Ebene liegt ca. 1,20 m höher.
Elektrisch sind die 126 Register der gesamten Hauptorgel, sowie die vier anderen Teilorgeln vom Hauptspieltisch auf der Westmpore aus spielbar; er besitzt fünf Manuale und Pedal mit elektrischer Traktur sowie eine elektrische Registersteuerung mit einem 3999-fachen elektronischen Setzer. Der Hauptspieltisch, der Spieltschrank der Hauptorgel, die Schaltschränke und die Setzeranlage wurden von der Firma Heuss, Lich, gefertigt. Die elektrische Anlage stammt von Siemens. Die Gesamtlänge der Kabel beträgt etwa 120.000 m.
Epistelorgel
Da die Schwalbennestorgeln Egedachers nicht rekonstruiert werden konnten, sollte die Epistelorgel auf dem südlichen Teil der Westempore (zur Linken der Hauptorgel vom Betrachter aus) im italienischen Stil des 16. und 17. Jahrhunderts erbaut werden. Als Vorbild dienten Orgeln der Lombardei, so insbesondere für die Mensurierung die Antegnati-Orgeln des alten Domes von Brescia.
Die Epistelorgel hat 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal mit Schleifladen und Doppeltraktur. Diese Orgel ist von einem eigenen freistehenden vollmechanischen Spieltisch (gebaut von der Firma Laukhuff, Weikersheim) spielbar, bei dem die Windversorgung auch durch Bälgetreter möglich ist.
Evangelienorgel
Die Nordseite der Westempore beherbergt korrespondierend hierzu die Evangelienorgel, welche über 22 Manual- und drei Pedalregister auf Schleifladen verfügt und vom Hauptspieltisch aus gespielt wird. Sie bildet das Solowerk als V. Manual der Hauptorgel. Es lehnt sich an die Bombard- und Solowerke französischer Orgeln an; sein Klangcharakter wird durch kräftigen französichen Zungenstimmen geprägt.
Fernorgel
Die Steinmeyersche Fernorgel über dem dritten Gewölbejoch des Langhausesblieb vorerst erhalten.
Neubau der Fernorgel durch Eisenbarth 1993
1993 musste schließlich auch die Fernorgel im Dachstuhl des Domes erneuert werden. Sie hat nun 15 Manual- und vier Pedal-Register. Der Jalousie-Schweller (65 mm dick und 300 mm breit) wurde nunmehr horizontal – unmittelbar über dem Heiliggeistloch (Durchmesser 1,15 m) – errichtet. Der Antrieb des Jalousieschwellers wird bei Brand durch einen Rauchmelder automatisch ausgelöst. Er entspricht der Brandschutznorm F 30-B und hält im Brandfall bis zu 30 min stand.
Die Fernorgel kann sowohl vom Spieltisch der Chororgel wie auch vom Hauptspieltisch auf der Empore gespielt werden. Zu Stimmzwecken befindet sich seit 1928 ein Spieltisch in einem Nebenraum.
Absteller: Hauptorgel II Zungen ab, Hauptorgel III Zungen ab, Hauptorgel IV Zungen ab, Hauptorgel Pedal ab, Hauptorgel Pedal 32′ ab, Hauptorgel 32′ + 16′ ab, I Zungen ab, II Zungen ab, III Zungen ab, IV Zungen ab.
Setzeranlage: 3999 Kombinationen (Gruppen 1 bis 5, Kombinationen A bis H), Generalrücksteller, Rücksteller Hauptorgel, Rücksteller Epistelorge, Rücksteller Chororgel, Rücksteller Evangelienorgel Rücksteller Fernorgel, 2 geteilte Kombinationen in jedem Manual, 6 geteilte Kombinationen für Pedal.
G. Brenninger: Die Orgeln des Passauer Domes. In: A. Leidl (Hrsg.): Der Passauer Dom. Festschrift zur Vollendung der ersten Gesamtinnenrenovation seit dem barocken Wiederaufbau. Passau 1980, S.157–168.
H. Fischer und Th. Wohnhaas: Die Passauer Domorgel. Bemerkungen zur Baugeschichte der Steinmeyer-Orgel (1924–1977). In: Musik in Bayern. Halbjahresschrift der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V. Nr.28, 1984, S.65–94.