t-Test

Begriff aus der mathematischen Statistik
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Der t-Test ist ein Begriff aus der mathematischen Statistik, er bezeichnet eine Gruppe von Hypothesentests. Den t-Test im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Es handelt sich hier lediglich um einen beliebigen Hypothesentest mit t-verteilter Testprüfgröße.

Oft ist jedoch mit dem t-Test der Einstichproben- bzw. Zweistichproben t-Test gemeint:

Weitere wichtige Tests mit t-verteilter Prüfgröße sind:

Der t-Test ist ein Spezialfall des Wald-Tests.

Einstichproben t-Test

Grundidee für den t-Test über den Erwartungswert einer normalverteilten Grundgesamtheit

Sind   unabhängige normalverteilte Zufallsvariablen mit Erwartungswert   und Standardabweichung  , dann ist ihr arithmetisches Mittel   ebenfalls normalverteilt mit Erwartungswert   und hat die Standardabweichung  . Daher ist der standardisierte Mittelwert   standardnormalverteilt und könnte mit einem Gauß-Test getestet werden.

Normalerweise ist jedoch die Standardabweichung unbekannt. In diesem Fall liegt es nahe, sie durch die empirische Standardabweichung   zu schätzen und als Teststatistik

 

zu verwenden. Dieser Wert ist allerdings nicht mehr normalverteilt, sondern t-verteilt mit   Freiheitsgraden. Ist er für eine konkrete Stichprobe so groß (oder so klein), dass dieser oder ein noch extremerer Wert unter der Nullhypothese hinreichend unwahrscheinlich ist, wird die Nullhypothese abgelehnt.

Grundidee für den t-Test über den Erwartungswert einer beliebig verteilten Grundgesamtheit

Sind   ( ) unabhängige beliebig verteilte Zufallsvariablen mit Erwartungswert   und Standardabweichung  , dann ist aufgrund des zentralen Grenzwertsatzes ihr arithmetisches Mittel   ebenfalls approximativ normalverteilt mit Erwartungswert   und hat die Standardabweichung  . Mit der gleichen Argumentation wie zuvor gelangt man zu einer t-verteilten Teststatistik

Vorgehen

Für eine Stichprobe   aus einer normalverteilten Grundgesamtheit mit unbekanntem Erwartungswert   und unbekannter Standardabweichung   soll die Nullhypothese   (mit einem festen vermuteten Wert  ) gegen die zweiseitige Alternative   getestet werden. Dazu wird mit dem Stichprobenmittelwert   und der Stichprobenstandardabweichung   die Testprüfgröße   berechnet. Die Nullhypothese wird zum Signifikanzniveau   abgelehnt, falls   ist, dem  -Quantil der t-Verteilung mit   Freiheitsgraden.

Die Prüfgröße   kann auch zum Testen der einseitigen Alternative   gegen die Nullhypothese   zum Signifikanzniveau   verwendet werden. Diese wird nun abgelehnt, wenn   gilt. Analog wird die Nullhypothese   abgelehnt, wenn   ist.

Beispiel 1

Es soll getestet werden, ob die durchschnittliche Laufzeit von Notebook-Akkus tatsächlich mindestens 3,5 Stunden beträgt, wie vom Hersteller behauptet. Dazu werden bei 10 Akkus dieser Marke unter kontrollierten gleichen Bedingungen die Laufzeiten gemessen. Es ergibt sich ein empirischer Mittelwert von 3,25 Stunden mit einer Standardabweichung von 0,31 Stunden. Daraus berechnet sich als Prüfgröße ein t-Wert von  . Für das 0,95-Quantil der t-Verteilung mit   Freiheitsgraden findet man mit Hilfe einer t-Tabelle oder eines Computerprogramms den Wert  . Wegen   kann die Nullhypothese, dass der Erwartungswert der Laufzeit größer oder gleich 3,5 Stunden ist, zum Signifikanzniveau   abgelehnt werden. Die Akkus erreichen also nicht die behaupteten Laufzeiten.

Kompaktdarstellung

Einstichproben t-Test
Voraussetzungen
  •   unabhängig voneinander
  •   oder   mit  
Hypothesen  
 
(rechtsseitig)
 
 
(zweiseitig)
 
 
(linksseitig)
Teststatistik  
Prüfwert   mit   und  
Ablehnungsbereich      
oder
 
 

Zweistichproben t-Test

Aus der Theorie der multivariaten Normalverteilung folgt, dass die Differenz zweier normal verteilter (oder approximativ normalverteilter) Zufallsvariable wieder normalverteilt ist. Damit kann der Zweistichproben t-Test auf den Einstichproben t-Test zurückgeführt werden mit  :

         
         
         

Das Problem ist die Schätzung der Varianz von   unter Gültigkeit der Nullhypothese zur Bestimmung der Verteilung der Teststatistik:

  • Sind die Grundgesamtheiten abhängig voneinander, dann muss der t-Test für gepaarte Stichproben durchgeführt werden.
  • Sind die Grundgesamtheiten unabhängig voneinander und
    • sind die Varianzen in den Grundgesamtheiten gleich, dann muss der t-Test für zwei unabhängige Stichproben durchgeführt werden und
    • sind die Varianzen in den Grundgesamtheiten ungleich, dann muss der Welch-Test durchgeführt werden.

Die drei Tests unterscheiden sich im wesentlichen dadurch, wie die Varianz von   geschätzt wird. Dies beeinflusst auch die Zahl der Freiheitsgrade für die t-Verteilung der Teststatistik.

t-Tests für gepaarte Stichproben

Hier sind   und   zwei paarweise verbundene Stichproben, die beispielsweise aus zwei Messungen an denselben Untersuchungseinheiten gewonnen wurden (Messwiederholung). Die Stichproben können auch aus anderen Gründen paarweise abhängig sein, z.B., wenn die  - und  -Werte Messergebnisse von Frauen bzw. Männern in einer Partnerschaft sind und Unterschiede zwischen den Geschlechtern interessieren.

Soll die Nullhypothese getestet werden, dass die beiden Erwartungswerte der zugrunde liegenden normalverteilten Grundgesamtheiten gleich sind, so können mit dem oben beschriebenen Einstichproben-t-Test die Differenzen   auf den Erwartungswert 0 getestet werden.

Beispiel 2

Um eine neue Therapie zur Senkung des Cholesterinspiegels zu testen, werden bei zehn Probanden vor und nach der Behandlung die Cholesterinwerte bestimmt. Es ergeben sich die folgenden Messergebnisse:

vor der Behandlung:   223  259  248  220  287  191  229  270  245  201
nach der Behandlung:  220  244  243  211  299  170  210  276  252  189
Differenz:              3   15    5    9  -12   21   19   -6   -7   12

Die Differenzen der Messwerte haben das arithmetisches Mittel   und die Stichprobenstandardabweichung  . Das ergibt als Prüfgrößenwert

 .

Es ist  , also gilt  . Somit kann die Nullhypothese, dass die Erwartungswerte der Cholesterinwerte vor und nach der Behandlung gleich sind, die Therapie also keine Wirkung hat, zum Signifikanzniveau   nicht abgelehnt werden. Wegen   ist auch die einseitige Alternative, dass die Therapie den Cholesterinspiegel senkt, nicht signifikant. Wenn die Behandlung überhaupt einen Effekt hat, so ist dieser nicht groß genug, um ihn mit einem so kleinen Stichprobenumfang zu entdecken.

t-Tests für zwei unabhängige Stichproben

Gegeben sind nun zwei unabhängige Stichproben   und   jeweils aus normalverteilten Grundgesamtheiten mit den Erwartungswerten   bzw.   und unbekannter, aber gleicher Standardabweichung  . Es soll die Nullhypothese   gegen die zweiseitige Alternative   getestet werden. Dazu wird mit den Stichprobenmittelwerten  ,  , den Stichprobenvarianzen   und der sogenannten gewichteten Varianz

 

die Prüfgröße

 

berechnet. (Bei gleich großen Stichproben, also  , vereinfacht sich diese Formel zu  ). Die Prüfgröße ist t-verteilt mit   Freiheitsgraden, also wird   zum Signifikanzniveau   abgelehnt, wenn   gilt. Es können auch wieder einseitige Hypothesen getestet werden: Zum Beispiel wird die Nullhypothese   zugunsten der Alternative   abgelehnt, wenn   gilt.

Beispiel 3

Zwei Düngemittelsorten sollen verglichen werden. Dazu werden 10 Parzellen mit Sorte A und 15 Parzellen mit Sorte B gedüngt. Bei ersteren ergibt sich ein mittlerer Ernteertrag   mit Stichprobenvarianz   und bei den anderen Parzellen das Mittel   mit Varianz  . Für die gewichtete Varianz berechnet man damit

 .

Daraus erhält man die Prüfgröße

 .

Dieser Wert ist größer als das 0,975-Quantil der t-Verteilung mit   Freiheitsgraden  . Es kann also mit einer Konfidenz von   behauptet werden, dass ein Unterschied in der Wirkung der beiden Düngemittel besteht. Wegen   ist Sorte A besser.

Testen der Voraussetzungen und Alternativen zum t-Test

Der t-Test wird, wie oben ausgeführt, zum Testen von Hypothesen über Erwartungswerte einer oder zweier Stichproben aus normalverteilten Grundgesamtheiten mit unbekannter Standardabweichung verwendet.