Okkultismus

esoterische Strömungen
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Okkultismus (v. lat.: occultus = verborgen, verdeckt, geheim) ist ein Teilbereich der Esoterik und bezeichnet die Beschäftigung mit dem Numinosen, Geheimnisvollen sowie unerklärlichen Phänomenen und Erfahrungen, insbesondere den Bereich der Magie. Bis heute gibt es keine einheitliche, allgemein anerkannte Definition. Vielfach wird die Bezeichnung in einem abwertenden Sinn gebraucht.

Geschichte

Die Ursprünge des Okkultismus lassen sich bis in die Antike zurück verfolgen (Gnosis, Hermetik, Neuplatonismus).[1] Als Begründer des Okkultismus im eigentlichen Sinn gilt jedoch der Franzose Eliphas Lévi (1810-1875), der in den Jahren 1854 bis 1861 einige Kompilationen über diverse Themen der Esoterik herausbrachte und zeitweilig als der bedeutendste Esoteriker in Europa und den USA gelten konnte. Großen Einfluss hatte auch Lévis Landsmann Papus (1865-1915), der ein sehr umfangreiches okkultes Werk hinterließ. Bedeutende deutsche Okkultisten waren Franz Hartmann (1838-1912) und Carl du Prel (1839-1899).[2]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden so genannte okkulte Logen gegründet. Es gab personelle Verflechtungen zwischen okkultistischen und völkischen Gruppierungen, so über die Ariosophen, eine okkultistische Lehre im Gefolge des Guido von List um Jörg Lanz von Liebenfels.[3] Der Nationalsozialismus machte sich diese Tradition zunutze. Er bediente sich aus dem Fundus nordischer Mythologie, germanischer Runen und keltischer Symbole.[4] Bis heute versuchen versuchen rechtsextreme Gruppierungen, so etwa der Freundeskreis Ulrich von Hutten um Lisbeth Grolitsch oder das Thule-Seminar um Pierre Krebs, mit okkultem Gedankengut für ihre Weltanschauung zu werben.[5]

Einordnung

Antoine Faivre bezeichnet den Okkultismus als eine Gegenströmung zu der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts triumphierenden Wissenschaftsgläubigkeit, die sich jedoch selbst als zur Moderne gehörig betrachtete und insofern auch als eine neue Antwort der mit sich selbst konfrontierten Moderne anzusehen sei.[6] Die Okkultisten erkannten im allgemeinen den wissenschaftlichen Fortschritt an, versuchten jedoch dem daraus resultierenden Materialismus eine Alternative entgegenzustellen. Die Unterschiede zur zeitgenössischen Naturphilosophie liegen laut Faivre in einem Hang zum Phantastischen und Pittoresken sowie in einem ausgeprägten Interesse für „okkulte Phänomene“ und experimentelle Beweisführungen. Wie Faivre an anderer Stelle[7] konstatiert, trat der moderne Okkultismus im 19. Jahrhundert zeitgleich mit der fantastischen Literatur und dem Spiritismus auf.

Im Anschluss an Faivre schlägt Wouter J. Hanegraaff vor, Okkultismus religionswissenschaftlich zu definieren als die Gesamtheit aller zur Esoterik gehörenden Reaktionen auf eine „entzauberte“, säkulare Welt.[8] Nach dieser Definition unterscheidet sich der Okkultismus von älteren esoterischen Traditionen und von der zeitgleichen romantischen Religiosität dadurch, dass er die entzauberte Welt akzeptiert und auf romantische Versuche ihrer Wieder-Verzauberung verzichtet. Eine andere, auf Edward A. Tiryakian zurückgehende Definition unterscheidet einen praktisch ausgerichteten Okkultismus von einer theoretischen Esoterik.[9] Tiryakians Definition fand weite Verbreitung, wurde jedoch auch grundsätzlich als künstliche Unterscheidung zurückgewiesen.[10]

Manche Autoren rechnen auch die von Helena Petrovna Blavatsky begründete moderne Theosophie zum Okkultismus, so etwa Nicholas Goodrick-Clarke, der wegen des Einflusses der Theosophie auf die rassistische Ariosophie von „okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus“ spricht.[11] Dagegen beschreibt z.B. Faivre den Okkultismus und die Theosophie als verschiedene Strömungen innerhalb der Esoterik, deren Grenze „bisweilen fließend“ sei.[12] Vom eigentlichen Okkultismus zu unterscheiden sind des weiteren die sogenannten okkulten Wissenschaften bzw. die Philosophia occulta.[13] Unter letzterer versteht Faivre eine magische Weltsicht, die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht und „in der alles sich überlagert und analogisch ineinander abspiegelt“.[14]

Literatur

  • René Freund: Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus. Picus, Wien 1995, ISBN 3-8542-271-1
  • Wolfgang Hund: Falsche Geister – echte Schwindler? Esoterik und Okkultismus kritisch hinterfragt. Echter, Würzburg 2000, ISBN 3-4290-2259-2
  • Carl Kiesewetter: Geschichte des neueren Okkultismus: Geheimwissenschaftliche Systeme von Agrippa von Nettesheim bis Carl du Prel, 1891; Neuauflage Marix 2007
  • Gareth Knight: Das Okkulte. Eine Einführung. Aurinia, Hamburg 2004, ISBN 3-937392-08-4
  • Johannes Mischo: Okkultismus bei Jugendlichen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1991, ISBN 3-7867-1525-4
  • Ralph Tegtmaier: Magie und Sternenzauber. Okkultismus im Abendland. DuMont, Köln 1995, ISBN 3-7701-2666-1
  • Corinna Treitel: A Science for the Soul. Occultism and the Genesis of the German Modern. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2004, ISBN 0-8018-7812-8.
  • James Webb: The Occult Underground. Open Court Pub. 1974
  • James Webb: The Occult Establishment, 1976; deutsch: Das Zeitalter des Irrationalen - Politik, Kultur & Okkultismus im 20. Jahrhundert, Marix, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-86539-152-0
Wiktionary: Okkultismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Graz 1997, S. 23
  2. Antoine Faivre, Esoterik im Überblick, 2001, S. 111-113
  3. René Freund: Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus. Picus, Wien 1995, ISBN 3-8542-271-1, S. 29ff.
  4. René Freund: Braune Magie? Okkultismus, New Age und Nationalsozialismus. Picus, Wien 1995, ISBN 3-8542-271-1, S. 13 und S. 76ff.
  5. Quelle: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung; vgl. auch: Friedrich Paul Heller, Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. Schmetterling Verlag. Stuttgart, 1995. ISBN 3-89657-090-0 sowie Andreas Klump (Referent im Bundesministerium des Innern): Rechtsextremismus und Esoterik - Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen, Berlin 2001 (abgerufen 17.2.2009)
  6. Faivre 2001, S. 112
  7. Faivre, What is occultism?, in Lawrence E. Sullivan, Hidden Truths – Magic, Alchemy and the Occult, 1987, S. 3-9
  8. Wouter J. Hanegraaff, New Age Religion and Western Culture – Esotericism in the Mirror of Secular Thought, 1995, S. 422f
  9. Edward A. Tiryakian, Toward the sociology of esoteric culture, in On the Margin of the Visible – Sociology, the Esoteric, and the Occult, 1974, S. 257-280
  10. Robert Galbreath, Explaining modern occultism, in: Howard Kerr, Charles L. Crow (Hrsg.), The Occult in America – New Historical Perspectives, 1983, S. 11-37
  11. Goodrick-Clarke, S. 23-34
  12. Faivre, S. 65-69, 81-87, 107-115, 118-121 und 127-131
  13. Faivre, S. 73-77 und 87-89
  14. Faivre, S. 73