Imari-Porzellan

historische bemalte japanische Porzellanobjekte
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Die Porzellanherstellung begann in Japan im Jahre 1616 in der Gegend von Arita, der Stadt der Töpfer, auf der Insel Kyushu. Gemäß der Überlieferung war es ein Koreaner namens Ri Sampei (kor. Yi Sam-Pyong), der während des Imjin-Krieges zusammen mit tausenden anderer koreanischer Künstler nach Japan gebracht wurde, der ein in der Nähe gelegenes Kaolinlager am Fuße des Hügels Izumiyama auszubeuten. Durch seine Meisterschaft im Umgang mit Hochtemperaturöfen gelang es ihm, Kaolin bei einer Temperatur von 1400 °C zu schmelzen und somit Porzellan ähnlich dem der Chinesen herzustellen. Dies bedeutete das Ende eines Monopols, das mehr als sieben Jahrhunderte bestanden hatte.

Es war ausgerechnet ein Dresdener, Zacharias Wagner, der dieses Porzellan für Europa entdeckte. Wagner hatte als Oberkaufmann der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC, Verenigde Oostindische Compagnie) 1656 für ein Jahr die Leitung der Niederlassung Dejima in Nagasaki übernommen. Die chinesischen Porzellanexporte aus Jingdezhen (景徳鎮, japan. Keitokuchin) waren infolge der im Süden noch andauernden Kämpfe zwischen Anhängern der 1644 zusammengebrochenen Ming-Dynastie und den Truppen der neuen Qing-Dynastie,, fast zum Erliegen gekommen. Deswegen suchte die Kompanie vom Nahen bis zum Fernen Osten nach alternativen Bezugsquellen. Wagner, der auf die hohe Qualität der in Arita gebrannten Porzellane aufmerksam geworden war, ließ sich einige Muster herstellen, die in Batavia begutachtet wurden. Bei seinem zweiten Turnus in Japan gab er 1659 die erste große Bestellung auf. Weitere Bestellungen folgten und stimulierten eine sprunghafte Ausweitung der Produktionskapazitäten wie auch eine Steigerung der Qualität. Auch nach dem Wiedererstarken der chinesischen Produktion wurden japanische Imari-Waren bis 1757 in großen Mengen nach Europa verschifft.

Die Niederländer und ihre Kunden übten einen starken Einfluss auf die Motive aus. Nach und nach bildete sich ein Stil heraus, der vor allem die Erwartungen der aristokratische Kundschaft bediente, die Wert auf Prunk legte. Daneben erreichten auch grazilere Motive der japanischen Tradition den westlichen Markt. Besonders die Werke von [[Sakaida Kakiemon]](酒井田柿右衛門, 1596-1666) und dessen Nachfahren wurden wegen der außergewöhnlich feinen Farbpalette (Kaki-orange, gelb, blau, türkis etc.) teuer bezahlt und immer wieder, wenn auch höchst unzulänglich, kopiert.

Kakiemon Vase mit dem im 17. Jahrhundert typischen Motiv


Der Namen dieses Porzellans geht auf den, in der Nähe von Arita gelegenen kleinen Hafen Imari zurück, von dem aus die Waren nach Nagasaki zur Niederlassung der VOC gebracht wurden. Arita und Imari liegen auf dem Gebiet der heutigen Präfektur Saga im Norden der Insel Kyushu.

Arita, Japan (18. Jahrhundert)

Drei Farben dominieren in der Bemalung des Imari-Porzellans: Kobaltblau, Rostrot mit einem Einschlag zu Safran und dem weißen Grund. Das Ganze wird betont durch die Verwendung von Gold. Die Bemalung zeigt vornehmlich Blumenmuster, daneben Motive aus der Tierwelt und der der Mineralien. Die Brokatwirkung fand an europäischen Höfen, wo man den „trompe-l-oeil“ über alles schätzt, viele Liebhaber. Die japanischen Porzellanmaler zeigten viel Phantasie und Freiheit bei der Gestaltung der Motive und der Formen. Sie verstanden es, die Fläche originell einzuteilen und wagten auch asymmetrische Kompositionen.

Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden in Arita gleichzeitig zwei weitere Stile: der Kakiemon- und der Nabeshima-Stil. Letzterer verdankt seinen Namen einer dem Fürstenhaus Nabeshima, auf dessen Territorium das Kaolinvorkommen und die Porzellanmanufakturen in Arita lagen. Dieser Stil zeichnet sich durch eine hohe Perfektion und eine erstaunliche Modernität aus. Diese Porzellane blieben jedoch dem Hofe der Shogune aus der Dynastie der Tokugawa vorbehalten.

Wegen seiner Beliebtheit wurden die Imari-Porzellane weithin kopiert. Zunächst von den Chinesen, nachdem sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder mit den Europäern ins Geschäft gekommen waren.

Chinesische Imari (Mitte 18. Jahrhundert)

Man spricht damals von dem „Chinesischen Imari“ oder ganz allgemein vom Porzellan der „Indiencompagnie“, denn Imari ist nicht das einzige Porzellanmuster, das von den Chinesen hergestellt wird.

Kurz darauf nehmen auch die Europäer die Farben und die Formen dieses Stils in ihr Repertoire auf. Zunächst auf Keramik, wie in Delft (Delfter Gold). Nach der Entdeckung des Porzellanherstellung in Dresden (Sachsen) durch die Manufaktur Meißen findet man Imari-Motive auch auf Waren dieser Produktion. Kurz darauf übernimmt die Manufaktur in Wien diesen Stil, gefolgt von französischen Firmen in Bayeux, Isigny und zu Beginn des 19. Jahrhunderts Paris. Im 20.Jahrhundert kann sich auch Limoges seinem Reiz nicht entziehen.

Englische Imari, Crown Derby (19. Jahrhundert)

Aber es sind vor allem die Engländer, bei denen Imari begeistert aufgenommen wird. Am Ende des 18. Jahrhunderts wird Imari in allen Manufakturen des Vereinigten Königreiches zur großen Mode, besonders in denen von Staffordshire. In dem nun folgenden Jahrhundert entsteht eine ungeheure Menge von Motiven im Stile Imaris – oft von großer Originalität. Somit erklärt sich die ungeheure Popularität dieses Stils in Großbritannien. Es ist ein Stil, dessen Ausdruckskraft seine Bewunderer in der gesamten Welt findet.

Literatur

  • Georges Le Gars: Imari, Histoire d’un style, faïences et porcelaines du Japon, de Chine et d’Europe. Massin, Paris 2004, ISBN 2-7072-0482-X (180 Seiten in Farben)[1]
  • Georges Le Gars: Les Imari anglais. Massin, Paris 2007, ISBN 2-7072-0541-9 (180 Seiten in Farben)


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