Lage
Das Nördlinger Ries ist eine Region in der schwäbisch-fränkischen Alb und befindet sich in einem großen Einschlagskrater.
Aussehen
Das Nördlinger Ries ist nahezu kreisrund (Abmessung etwa 22 x 24 Kilometer). Der Krater ist aufgrund seiner Größe und der starken Verwitterung nur aus der Luft deutlich zu erkennen. Vom Boden aus sieht man den Kraterrand als eine Art Hügelkette, die ringsum den Horizont entlang läuft und von Wald bewachsen ist.
Entstehung
Lange Zeit war nicht klar, ob es sich beim Nördlinger Ries um einen Einschlags- oder einen Vulkankrater handelt. 1960 konnte der US-amerikanische Geologe Eugene Shoemaker durch Gesteinsproben nachweisen, dass der Krater durch einen Einschlag, dem so genannten Ries-Ereignis, entstanden sein muss. Der Nachweis erfolgte primär durch das Auffinden von Stishovit und Coesit, beides Hochdruckmodifikationen von Quarz, die nur unter den extremen Bedingungen eines Meteoriteneinschlags entstehen können, nicht aber durch Vulkanismus. Daraufhin wurde der bayerische Krater zur weltweiten Sensation: Die Apollo-Missionen der NASA machten hier vor der Mondlandung ihre ersten Kratererfahrungen. Später wurde das Schwerefeld und die Lotabweichung gemessen, doch ist keine dichte Masse im Untergrund nachzuweisen. Sie ist beim Aufschlag verdampft (wie auch bei anderen Kratern) oder als Gesteinsregen nach außen geschleudert worden.
Der Meteorit, der vor 14,7 Millionen Jahren das Nördlinger Ries erzeugte, dürfte etwa einen Kilometer Durchmesser gehabt haben und mit einer Geschwindigkeit von 25-30 Kilometern pro Sekunde eingeschlagen sein. Einzelne Steine des Auswurfs sind in 300 Kilometern Entfernung gefunden worden. Die Explosion beim Einschlag des Meteoriten hatte die Kraft von 300 000 Hiroshima-Bomben: 150 Kubikkilometer Gestein wurden durch den Einschlag bewegt. Trümmermassen aus einigen hundert Meter Tiefe wurden herausgeschleudert, teilweise sogar aus dem kristallinen Grundgebirge: Das 600 Meter starke Deckgebirge wurde von dem Meteoriten einfach durchschlagen.
Der Suevit (Schwabenstein) wurde nach diesem Krater in Schwaben benannt. Er ist eine Gesteinsart, die nur unter dem extremen Druck eines Meteoriteneinschlags entsteht, und ist ein festes Gemisch aus Gesteinsmehl, Quarz und Glas. In Nördlingen und Umgebung war Suevit ein geschätztes Baumaterial. Beim Einschlag entstanden darüber hinaus Gläser, die Moldavite, die bis zum Gebiet der Moldau im heutigen Tschechien geschleudert wurden. Der Suevit wurde früher als Ries-Trass bezeichnet und bis etwa 1950 für ein vulkanisches Gestein gehalten.
Das Nördlinger Ries zeigt als Kennzeichen eines komplexen Kraters einen inneren Ring, eine ringförmige Hügelkette im inneren des Kraters. Bestandteile sind z.B. die Marienhöhe bei Nördlingen, der Wallersteiner Felsen oder der Wennenberg bei Alerheim. Der innerer Ring kommt durch die Rückfederung der Grundgesteins zu Stande, ähnlich wie wenn ein Tropfen in eine Kaffetasse fällt. Bei kleineren Kratern gibt es stattdessn oft einen Zentralberg oder central uplift. Dies ist häufig auch bei Mondkratern zu beobachten.
In der Zeit nach dem Einschlag füllte sich der Krater mit Wasser und wurde dadurch einer der größten europäischen Seen. Aus dieser Zeit findet man Süßwasser- und Muschelkalke. Schließlich schuf sich der See bei Harburg einen natürlichen Abfluß.
Heute befinden sich im Nördlinger Ries einige Städte und Gemeinden, darunter als größte Nördlingen, Harburg (Schwaben), Oettingen und Wemding. Die Wörnitz durchquert in ihrem Lauf das Nördlinger Ries.
Nachbarereignis
Etwa 40 Kilometer vom Nördlinger Ries entfernt liegt das Steinheimer Becken, ein weiterer Einschlagskrater mit 2100 Metern Durchmesser. Er ist ebenfalls rund 15 Millionen Jahre alt und dürfte auf das gleiche Ereignis wie das Ries zurückgehen - zum Beispiel auf ein etwa 100m großes Bruchstück des Meteoriten. Das Steinheimer Becken kann aber auch unabhängig davon - und nur zufällig im gleichen Zeitraum - entstanden sein.
Verweise
Siehe auch: Landkreis Donau-Ries, Ries-Ereignis, Mondkrater