Besatzungszone

von ausländischen Truppen besetztes Gebiet
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Als Besatzungszonen werden von fremden Truppen besetzte Gebiete eines Staates bezeichnet.

Nach dem Versailler Vertrag musste das Deutsche Reich zwischen 1919 und 1930 eine Besetzung des Rheinlandes und des Saarlandes durch französische Besatzungstruppen akzeptieren.

Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch versteht man unter Besatzungszonen die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Siegermächte besetzten Gebiete Deutschlands und Österreichs. Die Zonen waren eine englische Idee, um die Sowjetunion aus Mitteleuropa herauszuhalten. Sinngemäß spricht man auch von der Zeit zwischen 1945 und 1949 in Deutschland, 1945 bis 1955 in Österreich, in der die Siegermächte die beiden Länder besetzt hielten und die politische Oberhoheit über sie hatten, von der Besatzungszeit.

Deutschland

Nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland wurde beschlossen, das besiegte Deutschland (ohne die sowjetisch und polnisch besetzten Ostgebiete) in drei Besatzungszonen aufzuteilen. Im Juli 1945 schließlich wurden vier Besatzungszonen unter den vier alliierten Siegermächten USA, Großbritannien, Sowjetunion und Frankreich gebildet und auf der Londoner Viermächtekonferenz vom 26. Juni bis 8. August 1945 bestätigt.

 
Besatzungszonen in Deutschland

Im Westen und im Süden Deutschlands befanden sich die britische, die französische und die amerikanische Besatzungszone, die sowjetische im Osten.

Die Amerikaner gründeten in ihrer Zone die Länder Bayern, Württemberg-Baden, Hessen und Bremen, die Briten die Länder Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg, die Franzosen die Länder Rheinland-Pfalz, Baden und Württemberg-Hohenzollern sowie das Saarland.

Aufgrund der wachsenden Differenzen zwischen der Sowjetunion und den westlichen Siegermächten wurde im September 1947 aus der amerikanischen und britischen Zone die Bizone gebildet, zu der im März 1948 schließlich auch die französische Besatzungszone mit Ausnahme des Saarlandes beitrat. Die dabei entstandene gemeinsame Trizone war die Grundlage des späteren Westdeutschlands, der Bundesrepublik Deutschland bis 1990.

Aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR).

Aus den 11 Bundesländern (ohne Saarland) wurde am 23. Mai 1949 die "Bundesrepublik Deutschland" genannte Bonner Republik gegründet. 1952 fusionierten die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zum Land Baden-Württemberg. Damit reduzierte sich die Zahl der Bundesländer auf 9 (ohne Berlin). Mit dem Beitritt des Saarlandes erhöhte sie sich dann wieder auf 10.

Einen Sonderfall stellten die Besatzungszonen in Berlin (West-Berlin, Ost-Berlin) dar, die als Sektoren bezeichnet wurden. Man sprach daher nach 1945 von der Vier-Sektoren-Stadt Berlin (dieser besondere Status galt übrigens für zehn Jahre auch für die österreichische Hauptstadt Wien).

Die Vier-Sektoren-Stadt Berlin sollte anfangs nach dem Willen der Siegermächte weder der sie umschließenden DDR noch dem westlichen Teil der Bundesrepublik zugeordnet werden. Mit der fortdauernden politischen Spaltung allerdings vereinnahmte die DDR Ost-Berlin als ihre vollintegrierte Hauptstadt, und West-Berlin wurde von der Bundesrepublik als gleichberechtigtes (11.) Bundesland vereinnahmt.

Historische Situation während der Besatzungszeit in Deutschland

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges lag ein Großteil Europas, insbesondere Deutschlands in Trümmern. Die Alliierten beschlossen eine Politik der Demokratisierung, der Entmilitarisierung und der Entnazifizierung im ehemaligen Deutschen Reich.

Bei den Nürnberger Prozessen wurden die Hauptkriegsverbrecher vor einem internationalen Tribunal angeklagt. Unter ihnen waren auch überlebende einflussreiche NS-Politiker wie zum Beispiel Hermann Göring, der wie einige andere zum Tode verurteilt wurde, wobei Göring noch vor der Urteilsvollstreckung Suizid verübte. Viele andere, die dabei zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, wurden im Lauf der 1950er Jahre wieder entlassen und spielten teilweise beim Aufbau der Verwaltung und der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland eine Rolle.

In den Zonen der Westalliierten wurde die Entnazifizierung schon bald eingeschränkt, nachdem der Interessengegensatz zwischen den politischen Systemen der UdSSR einerseits und der USA, Frankreichs und Großbritanniens andererseits immer deutlicher im aufkommenden Kalten Krieg zutage trat. Mitteleuropa war Ende der 1940er Jahre und auch später noch ein wichtiger Konfliktherd des Kalten Krieges. Beide Systeme verfolgten jeweils unterschiedliche soziale, politische und wirtschaftliche Konzepte. Während in den westlichen Zonen der Marshall-Plan den wirtschaftlichen Aufbau nach dem Muster einer kapitalistischen freien Marktwirtschaft vorantrieb, war die Ostzone geprägt von der Durchsetzung einer am Sozialismus der UdSSR orientierten Planwirtschaft.

1948 wurde in der Trizone in Westdeutschland die Währungsreform durchgeführt, die sehr schnell zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Westen führte. Dem Schwarzmarkt wurde dadurch die Grundlage entzogen. Die Läden füllten sich wieder mit einem breiteren und reichlicheren Warenangebot. Im Osten konnte man mit dieser Entwicklung so nicht mithalten.

Insbesondere in der 4-Sektorenstadt Berlin eskalierte die politische Situation aufgrund der dicht nebeneinander bestehenden Wirtschaftssysteme. Es kam zur Berlin-Blockade durch die UdSSR. Berlin wurde vom Westen abgeriegelt. Das diplomatische Kräftemessen stand kurz vor einer Wende vom Kalten zum Heißen Krieg. In einer berühmt gewordenen Rede rief der Westberliner Oberbürgermeister Ernst Reuter bei einer Großdemonstration die Weltgemeinschaft auf, Westberlin nicht im Stich zu lassen ("Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt") Westberlin wurde daraufhin von den Westalliierten über Monate hinweg durch die Luftbrücke mit den notwendigsten Gütern versorgt, bis schließlich die Blockade aufgegeben wurde.

Im Herbst 1949 wurden in den deutschen Besatzungszonen kurz hintereinander zwei unterschiedliche deutsche Staaten gegründet:

Im Westen die Bundesrepublik Deutschland als eine parlamentarische Demokratie, an deren Spitze bei der ersten Bundestagswahl eine CDU-Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer gewählt wurde. Adenauer orientierte sich von Anfang an dem auch militärisch entstehenden Bündnissystem des Westens.

Aus der Ostzone entstand die am so genannten demokratischen Zentralismus der UdSSR orientierte Deutsche Demokratische Republik (DDR) unter der Herrschaft der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) unter Walter Ulbricht. Die SED war 1946 aus der Vereinigung der SPD mit der KPD im Osten Deutschlands hervorgegangen, dieser Zusammenschluss wird einerseits als wichtigstes Vermächtnis der Häftlinge aus den Konzentrationslagern (siehe u.a Volksfrontkomitee Buchenwald, Buchenwalder Manifest gesehen, andererseits als Zwangsvereinigung

Bedingt durch die Westbindung Adenauers wurde die Spaltung Deutschlands über Jahrzehnte hinaus zementiert.

Österreich

Wie Deutschland war Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Alliierten besetzt. Die Besatzungszeit dauerte bis zum [[Österreichischer Staatsvertrag|österreichischen Staatsvertrag]9 im Jahre 1955.

Hauptartikel: Besetztes Nachkriegsösterreich

Literatur

  • Manfried Rauchensteiner, Stalinplatz 4. Österreich unter alliierter Besatzung, Wien 2005, ISBN 3-902494-00-X

Siehe auch