Weihrauch

luftgetrocknetes Gummiharz, das aus dem Weihrauchbaum gewonnen wird
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Der Begriff Weihrauch bezeichnet:

Weihrauch-Harz


Weihrauchpflanze (Olibanum)

Das echte Weihrauchharz wird von der Weihrauchpflanze (Olibanum) gewonnen, und gehört zu den Burseraceae und umfaßt zwei Arten: Boswellia sacra und Boswellia fereana. Der Baum wächst in Trockengebieten um das Horn von Afrika (Somalia, Äthiopien, Eritrea, Sudan), in Arabien (Dhofar im Süden Omans, Hadramaut im Jemen) und in Indien. Sie wachsen in bis zu 1200 m Höhe in karger Landschaft, zwischen Felsen und Klippen. Der harzspendende Baum wird 1,50 bis 8,00 m hoch und hat eine papierartig abblätternde Rinde und bildet bis zu 25 cm lange Blütentrauben aus. Stamm und Zweige scheiden ein gelblich-braunes Harz aus, das als zähe Masse herabläuft, zum Teil verklumpt und erhärtet. Das Baumharz schmeckt etwas bitter und besitzt einen angenehmen, sehr typischen, balsam-würzigen und leicht koniferenartigen Duft.

Räucherharz (Substanz)

Ein körniges getrocknetes Harz, das schon bei den Ägyptern für kultische Zwecke als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel in Gebrauch war. Es entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch und wird in verschiedenen Religionen (z. B. der katholischen und orthodoxen Kirche) seit Mitte des ersten Jahrtausends bis heute bei Kulthandlungen verwendet, meist vermischt mit anderen Räuchermitteln wie z. B. Benzoe, Myrrhe, Galbanum, Zistrose, Styrax, Lorbeer etc. Früher wurden auch andere Räucherharze als Weihrauch bezeichnet.

Weihrauchöl

Das Weihrauchöl wird durch Wasserdampfdestillation aus dem Harz des Baumes gewonnen. Hauptabnehmer ist die Parfümindustrie. Seit einigen Jahren wird das Weihrauchharz auch wieder verstärkt für medizinische Zwecke aufbereitet und verarbeitet.

Weihrauch (Rauch)

2. Den Rauch und der Duft, die sich beim Verbrennen von Weihrauch entwickeln.

katholischer Ritus

In der katholischen Liturgie wird Weihrauch vor allem in der Messe und in der Vesper verwendet. Der Altar und die eucharistischen Gaben, das Evangelienbuch, der Priester und alle Gläubigen, auch die Osterkerze und die Weihnachtskrippe u. a. werden mit Weihrauch verehrt. Er ist dabei das Zeichen der göttlichen Gegenwart, des Opfers und der aufsteigenden Gebete der Gläubigen.

Die katholische Liturgie macht damit auch deutlich, dass der Mensch eine Geist-Leib-Seele-Einheit ist. Der Gottesdienst ist ein Gottesdienst für alle Sinne, auch für das Auge und den Geruchssinn. Weil Gottes Wort in Jesus Christus Mensch geworden ist (Inkarnation - lat. Fleischwerdung), muss sich auch der Gottesdienst leiblich ausdrücken (inkarnatorisches Prinzip). Weihrauch ist ein Zeichen der Gegenwart Gottes: Nach katholischer Auffassung ist in der hl. Messe Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch in den äußeren Zeichen von Brot und Wein gegenwärtig.

In der Praxis beschränkt sich aber die Verwendung von Weihrauch auf besondere festliche Gottesdienste.

Aus der Liturgie der evangelischen Kirchen wurde der Weihrauch verbannt, weil er mit der katholischen Lehre vom Opfercharakter der hl. Messe verbunden wurde. In neuerer Zeit wird zuweilen wieder Weihrauch in Anlehnung an Psalm 141 als Zeichen des Gebetes verwendet. In der orthodoxen Liturgie und in der orientalischen Liturgie wird Weihrauch als Duft des Himmels verwendet. Nach alter orientalischer Vorstellung ist eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verbunden.

Ursprünge

Historisch wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum gerne auf den Kult der Israeliten zurückgeführt, in deren Tempel oft Weihrauch verbrannt wurde. Ursprünglich aus dem kanaanäischen Privaträucherkult kommend, wurde der Weihrauch im alten Israel zunächst als "Neuerung" abgelehnt. Erst später findet er Eingang im Tempel-Gottesdienst. Spätenstens im nachexilischen, zweiten Tempel von Jerusalem (ab ca. 540 v.Chr.) befand sich vor dem Vorhang des Allerheiligsten der Rauchopferaltar, an dem morgens und abends ein Rauchopfer dargebracht wurde.

Aber auch viele andere antike Religionen und auch der orientalische und römischen Herrscherkult kannten den Weihrauch. Schon während der republikanischen Zeit ersetzte bei den Römern das Verbrennen von Weihrauch die alten, vorgeschriebenen Opfer. Auch bei Bitt- und Dankesgebeten ließ man die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefässen, acerra, im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen - als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Die römischen Kaiser ließen sich als "Dominus et Deus" ("Herr und Gott") verehren und verlangten Rauchopfer vor ihrem Bild. Die frühen Christen lehnten diese göttliche Verehrung des Kaisers ab und mussten dafür Verfolgungen erdulden. Aus diesem Grunde war der Weihrauch in der christlichen Liturgie zunächst verpönt, die Kirchenväter sprachen sich ganz explizit dagegen aus. Bei Beerdigungen wurde der Weihrauch aber auch bei den frühen Christen verwendet . Erst mit zeitlichem Abstand zur Christenverfolgung und der Übernahme von Elementen des heidnisch-römischen Kaiserkultes in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch akzeptiert.

Ausschlaggebend war die Förderung des Christentums durch Kaiser Konstantin und in der damit einhergehenden Änderung der Organisation der Kirchenführung. Die Geistlichen, vor allem die Bischöfe, erhielten einen völlig neuen Rechtsstatus. Sie waren nun Reichsbeamte geworden und zwar in einer sehr hohen Stellung. Dazu erhielten die Bischöfe 318 von Konstantin den Auftrag, in bestimmten Zivilprozessen höchstinstanzlich Recht zu sprechen. Mit dieser Rangerhöhung ging wohl auch das Recht auf die dazugehörigen Statussymbole einher. Deshalb ist wohl auch der Brauch zu erklären, beim Einzug des Bischofs Leuchtenträger und Weihrauchfass vorauszuschicken. Das ist die Form, in der uns der Weihrauch zum ersten Mal in einer schriftlichen Quelle in der römischen Liturgie begegnet. Das Beräuchern des Altars war hingegen in Rom Mitte des neunten Jahrhunderts noch unbekannt. Die heutige Verwendung des Weihrauchs in der katholischen Kirche ist vor allem durch die gallikanische Liturgie in die römische eingedrungen. Das muss nicht heissen, dass diese spätere Entwicklung ausschließlich das Resultat karolingischer Liturgieveränderung war. Denn die gallischen Formen der westlichen Liturgie war stark von Konstantinopel beeinflusst. Die Liturgie von St. Denis z.B. bringt viele direkte Zitate aus der griechischen Liturgie, darunter finden sich auch vier Formen der Räucherung.

Auch privat war das regelmäßige Ausräuchern des Hauses mit verschiedenen aromatischen Mischungen in der Antike verbreitet. Im altägyptischen Totenkult wurde dem Weihrauch eine apotropäische (bannende) Wirkung gegen die Macht und den Geruch des Todes zugesprochen. Auch die Sumerer, Babylonier und Perser kannten den Weihrauch.

Heilkunde

In der traditionellen arabischen Heilkunde wird die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata, Boswellia sacra) zur "Stärkung des Geistes und des Verstandes" empfohlen ("Hakim" Avicenna). Diese in Europa bislang unbekannte Wirkung, Steigerung der Lern- und Gedächnisleistung, wurde in letzter Zeit in Tierversuchen und Testreihen mit Menschen an der Universität Isfahan (Iran) durch Prof. Alaei eindeutig bestätigt.

In der klassischen europäischen Naturheilkunde wurde der Weihrauch hauptsächlich zur Linderung von rheumatische Erkrankungen eingesetzt. So war Weihrauch noch 1850 zur inneren und äußeren und 1870 lediglich zur äußeren Anwendung in pharmakologischen Büchern zu finden. Nach 1875 geriet der Weihrauch, wie so viele andere Erfahrungsarzneimittel, durch chemisch definierte Medikamente in Vergessenheit.

Heute wird der Weihrauch als nebenwirkungarmes Heilmittel bei rheumatischen Erkrankungen wie z. B. Morbus Chron oder Polyarthritis wiederentdeckt. Studien mit hoffnungsvollen Ergebnissen wurden z. B. an der Universität Mannheim (Dr. Henning Gerhard) durchgeführt. Die Universität Tübingen hat Weihrauch als unterstützendes Heilmittel gegen Hirntumore eingesetzt und ebenfalls hoffnungsvolle Resultate erzielt. Wirkungsvoll scheint in allen Fällen die in dem Weihrauch vorhandenen Boswellia Serrata Säuren zu sein. Allerdings sollte man beachten, dass hierzulande verkaufter Weihrauch nicht bei allen Bezugsquellen dem Lebensmittel- oder Arzneirecht mit ihren Reinheitsbestimmungen unterliegt.


als Arzneimittel anerkannt

sind hierzulande zu erwerben 2 Produkte.

Name: H 24, ein Import aus der Schweiz

Name: Indische Weihrauch Kapseln (apothekenpflichtig) (CH.-B: 501011), ein Produkt der Koblenzer Schloss-Aphotheke, die z.Z. noch bundesweit als einzige die Lizenz zur Herstellung eines solchen Arznei haben.

Beide Präperate basieren auf reinen Boswellia Serrata Säure Extrakten.


Weihrauch enthält psychoaktive Stoffe, die zeitweise das Bewußtsein verändern können.

Siehe auch