Billigfluggesellschaft

Fluggesellschaft mit der Marktstrategie, Flüge unter Verzicht auf übliche Komfortmerkmale erheblich billiger anzubieten als klassische Fluggesellschaften
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Der Begriff Billigfluggesellschaft (auch kurz Billigairline, Billigflieger und neuer Low-Cost-Carrier) wird für Fluggesellschaften genutzt, die Linienflüge zu weit unterdurchschnittlichen Preisen anbieten.

Kennzeichen

Die Kennzeichen von Billigfluggesellschaften sind:

  • Die extremen Billigangebote, mit denen Werbung gemacht wird ("99 Cent"), gelten nur bei frühzeitiger Buchung und/oder nur für ein begrenztes, relativ kleines Kontingent.
  • Es existiert nur eine Passagierklasse, es wird auf die Unterscheidung zwischen Business- und Economy-Class verzichtet.
  • Durch die Nutzung nur einer homogenen Flugzeugflotte werden Reparatur- und Trainingskosten reduziert. In der Regel kommt nur ein Flugzeugtyp zum Einsatz (beispielsweise Ryanair Boeing 737-Serie, Easyjet mit Boeing 737 und Airbus A319 mit einer dichten Bestuhlung (beispielsweise Lufthansa Boeing 737-300: 132 Sitzplätze, Easyjet: 148 Sitzplätze)
  • Intensivere Flottennutzung (so genannte daily utilisation, beispielsweise bei Easyjet durchschnittlich 10,7 Stunden pro Tag, British Airways etwa 7,1 Stunden) durch kurze Bodenstandzeiten (Turnaround) in der Regel 25 Minuten zwischen zwei Flugereignissen).
  • Freie Sitzplatzwahl an Bord des Flugzeuges.
  • Direktflüge zwischen zwei Orten ohne Transfer zu Anschlussflügen (separates Ein- und Auschecken erforderlich), kein koordinierter Flugplan.
  • Anflug von preiswerten Sekundärflughäfen ohne Slot-Restriktionen, ohne großen Verkehr, geringe Abfertigungsgebühren.
  • Weitestgehender Verzicht auf kostenlosen Service an Bord. Es können Getränke und Snacks gekauft werden (No frills-Konzept) oder die Ausgabe der Verpflegung ist streng reglementiert (üblicherweise maximal 1 Getränk pro Flugpassagier).
  • Personal: entsprechend der gesetzlichen Mindestbesatzung (so genanntes Crew-Complement), hohe Flexibilität (zum Beispiel Boarding durch Flugbegleiter), niedrige Gehälter.
  • Kosteneinsparungen durch Direktvertrieb, insbesondere durch Callenter und über das Internet, Check-In Automaten, ggfls. Service-Fees.
  • Verwaltung: Lean Management (zum Beispiel Germanwings in Köln: etwa 50 Mitarbeiter).

Entstehung & Entwicklung

Das Modell der Billigfluggesellschaften stammt aus den USA und wurde dort von Southwest Airlines 1971 ins Leben gerufen. Ryanair übernahm das Modell 1991, und expandiert seit 1995 europaweit. Flogen 1994 nur rund 3 Mio Passagiere Low-Cost, die meisten mit Ryanair, so waren es 1999 bereits etwa 17,5 Mio Passagiere. 1995 beschloss British Airways die Gründung einer eigenen Low-Cost-Sparte mit dem Namen "GO", die 1998 den Betrieb ab dem Londoner Flughafen Stansted aufnahm. Im gleichen Jahr nahm Easyjet ab London Luton den Flugbetrieb auf. KLM folgte dem Beispiel der British Airways im Jahr 2000 in dem sie die Low-Cost-Airline "BUZZ" an den Markt brachte. In Europa gehören EasyJet und Ryanair zu den erfolgreichsten Billigfluglinien, die mit der Deregulierung im Flugverkehr ihre Passagierzahlen enorm steigern konnten. Seit Ryanair im Februar 1992 100 km von Frankfurt am Main entfernt mit (Frankfurt-Hahn) eine Basis eröffnet hat und im Herbst 2002 mit Germanwings und HLX zwei deutsche Billigfluggesellschaften vom Flughafen Köln-Bonn gestartet sind, boomen die Billigflieger auch in Deutschland.

Weltweit existieren 2004: 65 Low-Cost-Airlines (kurz: LCC) (1996: 2), werden 209 Flughäfen von LCC`s angeflogen (1996: 18), existieren 909 Routen (1996: 19), Flottengröße 439 Maschinen (1996: 35), geflogene Frequenzen 18.200 (196: 804), Passagiere 90 Mio (1996: 2 Mio).

Probleme um die Billigfluggesellschaften

Schnelle Aufgaben

Immer wieder gibt es Fälle von neuen Billigfluggesellschaften, die nur kurze Zeit flogen und nach wenigen Monaten, teilweise sogar schon nach wenigen Tagen den Betrieb einstellen müssen. In Deutschland war der bekannteste Fall der Flopp von BerlinJet, aber in Europa gibt es noch weitere Fälle.

Irischer Kurzzeitflieger JetGreen Airways

So musste im Mai 2004 das irische Unternehmen JetGreen Airways nach nur einer Woche den Flugbetrieb wieder einstellen. Die 40.000 gebuchten Tickets konnten nicht zurück erstattet werden. Nach Medienberichten saßen mehr als 400 Fluggäste am 12. Mai 2004 in den spanischen Zielorten der Gesellschaft Málaga und Alicante fest. Die Gesellschaft hatte für ihre Flüge von Dublin in die spanischen Zielorte Einstiegspreise von 1 € inklusive Steuern und Gebühren verlangt. Obwohl die Gesellschaft anfangs nur mit einem Flugzeug, einer Boeing 757, operierte, waren nach Firmenangaben Verhandlungen mit weiteren Mittelmeerzielen im Gange. Nach dem Ende von JetGreen Airways kritisierten Politiker, Reisebüros und andere Fluggesellschaft die irische Luftfahrtbehörde wegen der Lizenzvergabe.

Der Flopp BerlinJet

2002 gründeten die drei Unternehmer Oliver A. Heinz, Torsten Mache (vorher Betreiber einer Internetagentur) und Klaus Marzinamit (Ex-Lufthansapilot) die BJ Flugreisen GmbH, die unter der Bezeichnung BerlinJet preiswerte Flüge von Berlin-Schönefeld nach München, Paris, Mailand und Nizza angeboten hat. Da BerlinJet über keine eigene Fluglizenz verfügte, sollten Flugzeuge komplett mit Crew gechartert werden.

Für September 2002 wurden erstmals Flüge für 9 € plus Steuern verkauft, die jedoch nie durchgeführt wurden, da es angeblich Probleme mit dem Partner Iberia gab. Am 10. Februar 2003 startete BerlinJet erstmals mit MD Airlines, musste jedoch die Flüge aus finanziellen Gründen bereits am 20. Februar 2003 wieder aufgeben. Aufgrund der anschließenden Insolvenz des Unternehmens wurden die Kosten für die bereits gebuchten, jedoch nicht stattgefundenen Flüge nicht erstattet.

Weitere Pleiten von Billigfluggesellschaften

Billigfluggesellschaften im deutschsprachigen Raum

Siehe auch: Charterflug, Übersicht Tourismus.