Biometrie

Wissenschaft zu Messungen an Lebewesen
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Die Biometrie (auch Biometrik) beschäftigt sich mit der Vermessung quantitativer Merkmale von Lebewesen. Hierzu werden statistische Verfahren angewendet. Oft sind zur Bearbeitung große Datenmengen erforderlich, die erst mit speziellen Techniken der Informationstechnologie beherrschbar werden.

Die "klassische Biometrie" beschäftigt sich mit der Anwendung statistischer Methoden in Human- und Veterinärmedizin, in Land- und Forstwirtschaft, in der Biologie, sowie in verwandten Wissenschaftsgebieten. Der Begriff Biometrie wird daher oft als Synonym für Biostatistik verwendet.

Die "neuere Biometrie" beschäftigt sich insbesondere mit Merkmalen von Menschen. Aus einzelnen oder einer Kombination von biometrischen Daten wird auf eine Person geschlossen. Diese kann sich authentifizieren (aus einem definierten Personenkreis), etwa gegenüber Zugangsbeschränkungen, oder sie wird identifiziert (aus einem undefinierten Personenkreis). In der Biometrie spricht man auch vom Vergleich one-to-one (Verifizierung), bzw. vom Vergleich one-to-many (Identifizierung).

In der "Einlernphase", dem User-Enrollment werden die biometrischen Merkmale als Referenzmuster in digitaler Form verschlüsselt abgespeichert. Beim nächsten Kontakt mit dem biometrischen System wird ein aktuelles Probemuster aufgenommen und mit dem Referenzmuster verglichen. Das System entscheidet dann, ob die Ähnlichkeit der beiden Muster hinreichend hoch ist und damit beispielsweise ein Zutritt erfolgt oder nicht. Hierzu wird bei den biometrischen Verfahren die Sicherheit der Identifikation bzw. Verifikation nach zwei Kriterien beurteilt: nach der Zulassungsrate Unberechtigter und nach der Abweisungsrate Berechtigter.


FAR (false acceptance ratio) = Zulassungsrate Unberechtigter

FRR (false rejection ratio)= Abweisungsrate Berechtigter


Bei biometrischen Systemen spielt aber auch die Erkennungszeit eine große Rolle. Neben der Sicherheit und Zuverlässigkeit sind die Benutzerakzeptanz und die Usability bei der Beurteilung eines biometrischen Systems entscheidene Kriterien.


Biometrische Merkmale in der neueren Biometrie

Als biometrisches Datum werden u.a verwendet:

Die Unterschrift eines Menschen ist ein biometrisches Merkmal. Schriftsachverständige können damit einen Menschen identifizieren. Mit dem Unterschreiben mittels eines drucksensitiven Stiftes gibt man ein persönliches Geheimnis preis. Man könnte durch diese Daten eine Unterschrift herstellen, die dann von einem Graphologen nicht mehr von einer eigenhändigen unterscheidbar sind. Um diesem Problem zu begegnen wird die elektronische Unterschrift bei der Übernahme eines Paketes nur mittels einer mathematischen Einwegfunktion elektronisch gespeichert, mit der nicht die Unterschrift reproduziert werden kann.

Österreichische Parlamentarier stehen neuen biometrische Verfahren ohne Skepsis gegenüber. Das Parlament wurde mit einem Funknetz WLAN ausgestattet und die Abgeordneten bekamen Laptops mit einem Fingerabdruckscanner. An einem Seiteneingang wurde eine biometrische Gesichtserkennung installiert. Seit Januar 2005 wird der Zutritt zum Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten durch Venenerkennung kontrolliert.

Die Erfassung von allgemeinen Körpermerkmalen hat Tradition (im Pass die Augenfarbe oder Körpergröße), aber ihre datenbankmäßige Erfassung bringt neue (datenschutzrechtliche) Probleme. Körpermerkmale werden heute vielfach präventiv erfasst und werden zum öffentlichen Gut.

Seit Oktober 2003 wird bei der Beantragung eines Visums ein Fingerabdruck verlangt, um in die USA als Ausländer einreisen zu dürfen. Ab 26. Oktober 2005 dürfen Personen aus allen Teilnehmerländern am visafreien Einreiseprogramm in die USA (visa-waiver) nur noch einreisen, wenn sie maschinenlesbare Ausweise mit biometrischen Daten vorweisen. Da die Vorbereitungen zur Ausgabe von Pässen mit biometrischen Merkmalen derzeit noch nicht abgeschlossen sind, wird eine Verschiebung dieser Frist um ein bis zwei Jahre erwogen. Bei visapflichtigen Personen werden bei Einreise in die USA seit Anfang 2004 im Rahmen des US-VISIT-Programms Fingerabdrücke sowie Foto in einer Datenbank gespeichert. Dieses Programm ist seit 30. September 2004 auch auf visafrei Einreisende erstreckt.

Bei "Smart Cards" bleiben biometrische Daten in den Händen der Besitzer ohne zentrale Datenbank. Die zivile Luftfahrtorganisation ICAO erarbeitet derzeit konkrete Umsetzungsmöglichkeiten zur Einbringung biomtrischer Merkmale in RFID-Chips in Reisedokumente. Das Gesicht ist dabei Mindeststandard, weitere Merkmale wie Finger oder Iris sind optional.

Siehe auch: Gesichtserkennung, Daktyloskopie, Iris-Erkennung, Lifescan

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