Massaker von Nanking
Das Massaker von Nanking (chin. 南京大屠杀/南京大屠殺 Nánjīng dàtúshā; jap. 南京大虐殺 Nankin daigyakusatsu), auch als Vergewaltigung von Nanking bezeichnet, war ein Kriegsverbrechen der damaligen japanischen Besatzer, bei dem vermutlich bis zu 300.000 Zivilisten ermordet und zehntausende Frauen vergewaltigt wurden.
Das Massaker fand nach der Besetzung Nankings am 13. Dezember 1937 durch japanische Truppen im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg statt.
Die heutige Bewertung
Der Umfang des Massakers ist bis heute noch umstritten. In den japanischen Kriegsverbrecher-Prozessen wurde von „mehr als 200.000 Opfern“ und von „mehr als 100.000 Opfern“ gesprochen. In nationalistischen Kreisen in Japan wird hingegen von einer deutlich niedrigeren Anzahl an Opfern ausgegangen. Die verschiedenen Opferzahlen leiten sich her aus Beobachtungen japanischer Soldaten sowie chinesischer und westlicher Bewohner Nankings während des Massakers (die alle nur grobe Schätzungen liefern konnten), Aufzeichnungen über Beerdigungen (bei denen nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterschieden wurde) und unterschiedlichen Ansichten darüber, welches Gebiet und welcher Zeitraum dem Ereignis zugerechnet werden sollen.
In China war nach der Normalisierung der chinesisch-japanischen Beziehungen 1972 aus wirtschaftlich-politischen Gründen eine öffentliche Debatte über das Massaker unerwünscht. Erst nach der Machtübernahme von Jiang Zemin änderte sich dies.
In Japan wurde die Debatte seit den 1970er Jahren heftig geführt. Anfangs bestritten Revisionisten aus dem nationalistischen Lager das Auftreten eines Massakers überhaupt und bezeichneten die Berichte darüber als chinesische Propaganda. Sie verloren jedoch ihre Glaubwürdigkeit nachdem sich herausstellte, dass einer ihrer führenden Vertreter, der Historiker Tanaka Shōmei, massiv Aufzeichnungen gefälscht und verändert hatte. Auch Aufzeichnungen der japanischen Armee und Augenzeugenberichte japanischer Soldaten bewiesen zweifelsfrei, dass sich in Nanking ungeheuerliche Grausamkeiten ereignet hatten. Seit Beginn der 1990er Jahre dreht sich die Diskussion im Wesentlichen (abgesehen von einigen unverbesserlichen Revisionisten) nur noch um die letztendlich unentscheidbare Frage nach der Zahl der Opfer und darum, wie viel Platz das Ereignis in Geschichtsbüchern einnehmen soll.
Immer wieder gibt die Bewertung des Massakers in japanischen Schulbüchern Anlaß zu Protesten in China, zuletzt kam es am am 9. April 2005 sogar zu Ausschreitungen gegen japanische Einrichtungen, weil die japanische Regierung Schulbücher zugelassen hatte, die das Massaker als „Zwischenfall“ verharmlosten. Dabei gibt es aber Vorwürfe, dass die Proteste von der chinesischen Regierung gelenkt wurden. [1]
Literatur
In Japan wurden seit den 1970er Jahren zahlreiche Bücher zu dem Thema veröffentlicht, mit stark unterschiedlicher Tendenz. Als gegensätzliche (und in englischer Übersetzung erhältliche) Beispiele seien genannt:
- Katsuichi Honda, The Nanjing Massacre: A Japanese Journalist Confronts Japan's National Shame, ISBN 0765603357
- Tadao Takemoto, Yasuo Ohara, The Alleged "Nanking Massacre": Japan's rebuttal to China's forged claims, ISBN 4944219059
Die westliche Welt zeigte lange Zeit kaum Interesse. Dies änderte sich erst 1997 mit der Veröffentlichung des Buchs The Rape of Nanking (deutsch: Die Vergewaltigung von Nanking, ISBN 3-8584-2345-9) durch die chinesischstämmige US-Amerikanerin Iris Chang, das jedoch unter Historikern als schlecht recherchiert gilt. Teilweise basiert es auf den von Chang entdeckten Tagebüchern des Deutschen John Rabe, die auch unter dem Titel John Rabe, der gute Deutsche von Nanking (ISBN 3421050988) erhältlich sind. Der Roman Tokyo (deutsch: Tokio) von Mo Haider (deutsch: ISBN 3-442-31018-0, englisch: ISBN 0593049705) befasst sich ebenfalls mit dem Thema.
Filme
- 1995 – Black Sun: The Nanking Massacre – Regie: Tun Fei Mou
Weblinks
- princeton.edu – Bilder und Dokumente (englisch)