Euphonium |
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engl.: euphonium, ital.: eufonio |
![]() Vierventiliges kompensiertes Euphonium, top action-Bauweise, seitliches Quartventil |
Klassifikation |
Aerophon Blechblasinstrument |
Tonumfang |
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Verwandte Instrumente |
Flügelhorn, Tenorhorn, Baryton, Tuba |
Musiker |
Liste von Euphonisten und Tubisten |
Das Euphonium (gr.: wohlklingend) ist ein tiefes Blechblasinstrument, das aufgrund seiner konischen Mensur zur Familie der Bügelhörner gehört wie das Flügelhorn, das Tenorhorn, das Bariton und die Tuba.
Geschichte
Als 1825 die Périnet-Ventile erfunden wurden, hat man neben der Trompete den Tenortrompetenbass erbaut, der sich zum Flügelhorn entwickelte. Zu diesem Instrument baute man eine weitere Form, das Tenorhorn.
1843 wurde dann das Euphonium erfunden, um einen tieferen und weicheren Klang zu erhalten. Es wurde allerdings damals noch mit dem italienischen corno basso chromatico bezeichnet. Als Erfinder gelten „Capellmeister Sommer“, der aus Weimar stammte, und Adolphe Sax. Das Euphonium erhielt eine weitere Mensur. Das Euphonium nennt man auch Infanteriecello, es ist das "Violoncello" der Blasmusik.
Aufbau und Eigenschaften
Die Grundstimmung des Euphoniums ist in der Regel in B; es klingt eine Oktave tiefer als eine Trompete und eine Oktave höher als eine Tuba in dieser Stimmung.
Das Euphonium wird besonders von Posaunisten oft mit einem Kesselmundstück gespielt, doch bedeutende Hersteller wie Besson legen ab Werk ein Trichtermundstück bei.
Während manche frühen Modelle wegen der unvermeidlichen Intonationsprobleme von Ventilkombinationen mit bis zu sechs Ventilen ausgestattet waren, haben heutige Euphonien stattdessen mitunter ein Kompensationssystem, in jedem Fall aber nur noch drei oder vier Ventile. Die ersten drei werden mit der rechten Hand und je nach Bauart des Instruments entweder von oben oder von vorn gegriffen (top action oder front action). Das vierte Ventil, so vorhanden, ist ein Quartventil. An einfachen Instrumenten befindet es sich neben den ersten drei Ventilen (in-line) und wird mit dem kleinen Finger der rechten Hand gegriffen.
An aufwendigeren Instrumenten ist das vierte Ventil seitlich angebracht und wird mit der linken Hand gespielt. Die Bohrung in der Ventilmaschine beträgt heute bis zu 16,2 mm, im vierten Ventil bis zu 17,2 mm. Der Schalltrichter weist entweder nach oben oder ist schräg nach vorn abgewinkelt („Bellfront“ oder „Frontbell“) und hat einen Durchmesser von bis zu 310 mm.
Der Tonumfang entspricht in etwa dem der Posaune, wobei selbst weit mensurierte Euphonien in der Höhe oft etwas besser ansprechen. Nur kompensierte Euphonien mit Quartventil sind jedoch bereits ab der Pedallage aufwärts voll chromatisch spielbar. Auf nicht kompensierten Instrumenten dagegen intonieren die Töne ab dem großen As abwärts bis zum Kontra-H zunehmend schlechter. Der auf allen vier Ventilen gegriffene Ton liegt hier deutlich näher am C als am Kontra-H.
In der Klangfarbe unterscheiden sich Euphonium und Posaune erheblich: Infolge seiner konischen Mensur ähnelt der weichere Klang des Euphoniums stark dem des Waldhorns, während die Posaune aufgrund ihrer zylindrischen Mensur härter klingt und eher der Trompete ähnelt.
Einsatz des Euphoniums und Klang
Das Euphonium wird besonders in Blaskapellen auch als Soloinstrument eingesetzt, weil es einen weichen, aber auch spitzen, lauten Klang haben kann.
Im symphonischen Bereich wird das Euphonium - wenn überhaupt - solistisch eingesetzt, und zwar für bestimmte Partien in meist spätromantischen Werken, bei denen nicht völlig klar ist, ob der Komponist mit "Tuba" eine Tenortuba, eine Wagnertuba, ein Saxhorn oder ein anderes, heute eventuell nicht mehr gebräuchliches Instrument im Sinn hatte und die oberhalb des "normalen" Tonumfangs einer modernen F-Tuba notiert sind. Das Euphonium wird im sinfonischen Bereich auch anstatt des Tenorhorns verwendet. Beispiele für solche Werke:
- Gustav Holst, Mars, Jupiter und Neptun aus der Orchestersuite Die Planeten
- Leoš Janáček, Sinfonietta
- Gustav Mahler, 7. Sinfonie ( eigentlich für Tenorhorn)
- Richard Strauss, Ein Heldenleben und Don Quixote
- Dmitri Schostakowitsch, Balletmusik Das goldene Zeitalter
- Igor Strawinski, Der Feuervogel
- Luigi Nono, Prometeo (Tre voci a)
In Deutschland, Österreich und Tschechien ist das Euphonium wenig verbreitet, da man hier traditionell die ovalen Hörner mit Drehventilen wie das Baritonhorn bevorzugt. Das Euphonium verbreitet sich aber auch zusehends in diesen Ländern, besonders im Bereich der sinfonischen Blasmusik.
Kompositionen und berühmte Euphonisten
Steven Mead (1962–) ist heute als Konzertsolist und Dozent auf der ganzen Welt tätig. Zunächst war er professioneller Euphoniumsolist, dann begann er eine erfolgreiche Karriere bei einer britischen Brassband. Heutzutage tritt er auch mit Symphonieorchestern und Kammerensembles auf, aber auch bei Brassbands oder Blasorchestern und Solo. Zum Beispiel arrangierte er den Karneval von Venedig mit Klavierbegleitung. Außerdem veröffentlichte er auf De Haske zwei Notenhefte: Play along Fusion und Play along Jazz Solos & Duets; ausschließlich für Euphonium. Ein weiterer bekannter Euphoniumsolist ist Roland Fröscher.
Zur weiteren Literatur gehören auch Konzerte, die ursprünglich für Violoncello geschrieben wurden. Auch Ragtimes von unter anderem Scott Joplin werden gerne auf dem Euphonium gespielt. Das Euphonium spielt teilweise auch die Posaunenstimme einiger Musikstücke.
Solowerke für Euphonium: (Beispiele)
- James Curnow: Symphonic Variations for Euphonium; Rhapsody for Euphonium
- Vladimir Cosma: Euphonium Concerto (2001)
- George Dougthy: My Grandfather's Clock Thema und Variationen für Euphonium und Brass-Band
- Edward Gregson: Symphonic Rhapsody for Euphonium and (Brass-)Band
- Joseph Horovitz: Euphonium Concerto für Euphonium-Solo und Blasorchester
- Philip Sparke: Fantasy for Euphonium
- Franz Watz: Solistentraum (eher für Tenorhorn...)
- Dominique Roggen: Konzert für Euphonium, Streicher und B.c. in B-Dur - Nr.7 aus : "Concerti anachronistici"