Private Equity

Form der Kapitalbeteiligung
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Private Equity wird das Kapital genannt, mit dem Finanzinvestoren andere Unternehmen kaufen, um sie zu zerlegen oder zu sanieren und mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen. In der Regel sind diese Investoren nicht daran interessiert, die Unternehmen über einen längeren Zeitraum selbst zu führen. Sie streben gewöhnlich eine hohe Rendite an. Im weiteren Sinn wird Private Equity als Sammelbegriff für Finanzinvestoren verwendet, deren Geschäftsmodell in der Übernahme von Firmen oder Beteiligungen an Firmen besteht, die als unterbewertet eingestuft werden. Charakteristisch ist der kurze Anlagehorizont von etwa 2 bis 6 Jahren, nach dem Beteiligungen mit Gewinn wieder verkauft oder an der Börse plaziert werden. Das Kapital für die Beteiligungen wird von Privatanlegern eingesammelt, die im Gegenzug Fonds erhalten. Vom Privatanleger erklärt sich der Bezeichnung "Private": über die Börse beschafftes Kapital wird als Public Equity bezeichnet. Dem Risiko solcher Anlagen steht eine jährliche Rendite des eingesetzten Kapitals von oft mehr als 20% gegenüber. Diese Rendite wird als Fondsertrag ausgeschüttet. Die Private-Equity-Gesellschaften bündeln mehrere Beteiligungen in einen Fond, der ebenfalls eine begrenzte Laufzeit hat.

Ein erster "Sanierungsschritt" eines übernommenen Unternehmens besteht gewöhnlich darin, dem übernommenen Unternehmen sofort nach der Übernahme das Eigenkapital weitgehend zu entziehen und als "Dividende" zu vereinnahmen. Ein möglichst großer Teil des für den Kauf eingesetzten Kapitals wird auf diese Weise sofort zurückgeholt. Das Eigenkapital wird durch Fremdkapital ersetzt, dessen Zinsen und Tilgungsraten dann dem Unternehmen aufgelastet und von ihm erwirtschaftet werden müssen. Das Verfahren wird gerne als "Rekapitalisierung" bezeichnet und vergrößert das Risiko für die Privatanleger und das Unternehmen, dessen Schuldenlast erheblich ansteigt. Damit die "Rekapitalisierung" funktioniert, benötigt das Unternehmen einen stabilen Cash-Flow. Beispiel dafür ist die Firma Tenovis, die von KKR übernommen wurde. Der überwiegende Teil der Einnahmen von Tenovis sind Mieteinnahmen aus langfristigen Verträgen für Telefonanlagen. Unter den Banken in Europa hat sich die Royal Bank of Scotland als größter Geber von Fremdkapital für derartige Finanzierungen etabliert.

Weil die betriebswirtschaftliche Vorgehensweise der Finanzinvestoren meist in starkem Maße zu Lasten der betroffenen Belegschaften geht (z.B. durch Verkauf von Firmenteilen, Entlassungen, Produktionsverlagerung ins Ausland), gelten diese Finanzinvestoren in der politischen Wahlkampfdebatte in Deutschland als "asozial" und "marktradikal". Aber auch in den USA werden sie seit der spektakulären Übernahme von RJR Nabisco für mehr als 30 Mrd. $ als "Ausbeuter" und "Firmenjäger" angesehen.

Während Private Equity-Firmen sich im angloamerikanischen Wirtschaftsraum bereits seit mehr als 20 Jahren betätigen, gibt es in den letzten Jahren auch zunehmend in Europa derartige Finanzinvestoren, deren Geschäftstätigkeit rapide zunimmt. Das in Deutschland investierte Private-Equity-Kapital wurde für 2004 auf 28 Milliarden Euro geschätzt, für 2004 wird ein Zuwachs um weitere 42 Milliarden Euro erwartet. Der Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass seit kurzem durch Gesetz der Verkauf von Beteiligungen an Unternehmen steuerfrei gestellt wurde.

Bekannte Vertreter von Private-Equity-Gesellschaften sind Advent, APAX Partners, BC Partners, Blackstone, Carlyle Group, CVC, Goldman Sachs, Doughty Hanson , Kohlberg Kravis Roberts & Co., Permira, Saban Capital.