Elijah Ben Salomon Salman, der Gaon von Wilna (*1720 in Selez bei Grodno (heute Weißrussland), † 1797 in Wilna (Litauen), war ein Rabbi und Gelehrter.
Als begabter Sohn einer angesehenen Rabbinerfamilie genoss Elijah Salman ab frühester Jugend eine umfassende Ausbildung. Nach einem halbjährigen Studium des Talmud in Kėdainiai widmete er sich in Wilna im Selbststudium der Kabbala und zahlreichen naturwissenschaftlichen Fragestellungen. Nach 5-jähriger Wanderschaft durch Polen und Deutschland kehrte er 1745 nach Wilna zurück, das damals ein bedeutendes Zentrum jüdischer Theologie war. Durch sein umfassendes Wissen erarbeitete er sich bald einen guten Ruf unter den Rabbinern, wurde zum Zaddik ernannt und fand mit seinen Veröffentlichungen, die sich mit einem breiten Spektrum gesellschaftlicher und religiöser Fragestellungen beschäftigten, weite Beachtung. Man verlieh ihm den Titel Gaon, der "Weise". Seine Kommentare zu Tora und Talmud, in denen er auch auf Fehler in den Überlieferungen hinwies, sind heute Standardwerke der jüdischen Theologie.
Bis etwa 1760 studierte und arbeitete er sehr zurück gezogen. Er war bekannt für seine Bescheidenheit und Großzügigkeit. Ab 1760 begann er Schüler in privaten Versammlungen zu unterrichten. Der bekannteste Botschafter seiner Lehre wurde Rabbi Chaim von Woloschin, der nach dem Tod des Gaon die bekannte Jeschiwa (Talmudschule) von Woloschin gründete.
Der Gaon war ein vehementer Verfechter der orthodoxen Lehre (Misnagdim), die der wortgetreuen, rationalen Auslegung der Tora und der Gesetze der Halacha Vorrang gab. Die neu entstandene Lehre des Chassidismus, der darüber hinaus das Gefühl und die Mystik auf dem Weg zur Erkenntnis bemühte, lehnte er scharf ab. Versuche der Rabbiner Menachem Mendel und Schneur Salman, ihn in Diskussionen von der Legitimität ihrer chassidischen Lehransätze zu überzeugen, wies er ab. 1794 ließ er das Testament des Begründers des Chassidismus, Baal Schem Tow, in Wilna öffentlich verbrennen. Nach seinem Tod 1797 kam es in Wilna zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der beiden Glaubensrichtungen, die in der Einichtung eigener Gemeinden der Chassiden resultierten.
Obwohl der Gaon die Naturwissenschaften als unabdingbar für das Verständnis der Tora ansah, wies er jegliche Reform des orthodoxen Glaubens und seiner Regeln, wie sie die Haskala anstrebte, zurück. An der Tora und ihrem Wortlaut dürfe nicht gerüttelt werden.
Unklar bleibt, was ihn bewog seine Auswanderung nach Israel 1783 abzubrechen und wieder nach Wilna zurück zu kehren.
siehe auch: Liste bedeutender Litauer