Tragik der Allmende

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Unter der Tragik der Allmende oder Allmendeproblematik versteht man in der Volkswirtschaftslehre die Beobachtung, dass Menschen weniger leisten, wenn sie kollektiv tätig sind, der individuelle Ertrag jedoch nicht kontrolliert wird. Dieses Problem tritt in Allmenden auf.

Gegenmaßnahmen sind Kontrolle oder Besitz. Die Sozialpsychologie weist auch maximenbasiertes, also nicht zweckorientiertes Vertrauen als Lösungsmöglichkeit auf.

Beispiel

Angenommen, eine größere Gruppe bewirtschaftet gemeinsam ein Feld. Alle Gruppenmitglieder haben durch ihre Arbeit einen Aufwand, ziehen jedoch auch einen Ertrag aus der Ernte, die sie in gleichen Teilen erwirtschaften. Die Tragik der Allmende besteht nun darin, dass bei genügend großer Gruppengröße die Faulheit eines einzelnen Mitglieds die Ernte pro Gruppenmitglied nur noch unwesentlich verringert, der Aufwand für das faule Gruppenmitglied aber stark abnimmt. Der Nutzen des faulen Gruppenmitglieds steigt.

Konkretisieren wir das Beispiel für eine Gruppe aus 100 Mitgliedern. Ein Mitglied davon sei man selbst. Zunächst sei angenommen, dass man selbst genau denselben Aufwand hat wie die anderen, also nicht faul ist:

  •  : Anzahl der Mitglieder
  •  : Aufwand der anderen Mitglieder
  •  : eigener Aufwand
  •  : Gruppenertrag = Beitrag der anderen zum Gruppenertrag + eigener Beitrag zum Gruppenertrag
  •  : eigene Kosten ("Arbeitsleid")
  •  : eigener Nutzen

Wandeln wir uns nun zu einem faulen Gruppenmitglied und verringern unseren Aufwand auf  . Der Gruppenertrag verringert sich entsprechend auf  . Die eigenen Kosten verringern sich ebenfalls auf  . Am Ende ergibt sich der neue eigene Nutzen  .

Obwohl man selbst nun also nur die Hälfte geleistet hat, hat man mit   einen größeren Nutzen als vorher ( ).

Es lohnt sich also in einer Allmende, faul zu sein. Es ist nun aber zu erwarten, dass jedes Gruppenmitglied sich faul verhält und der Gruppenertrag noch weiter sinken wird. Die Tragik der Allmende schaukelt sich also weiter hoch.

Ursprung

Die Tragik der Allmende lässt sich auch aus einer anderen Perspektive betrachten. Der Mikrobiologe und Umweltschutzexperte Garrett Hardin, schilderte die Theorie 1968 in einem Essay für die Zeitschrift Science unter dem Titel The Tragedy of the Commons.

Die Tragik der Allmende ist ein unvermeidliches Schicksal der Menschen, für das es keine technologische Lösung gibt. Hardin entwickelte seinen Beitrag aus seinem Nachdenken über die Folgen der Überbevölkerung.

Wenn ein öffentliches Gut uneingeschränkt allen Menschen zur Verfügung steht, wird jeder versuchen, für sich soviel Ertrag wie möglich zu erwirtschaften. Das funktioniert, solange nur soviele Menschen das Gut (etwa eine Weide auf der Hirten ihr Vieh grasen lassen) ausbeuten, dass das Gut nicht erschöpft wird.

Sobald jedoch die Zahl der Nutzer steigt, greift die Tragik der Allmende:
Jeder versucht nach wie vor seinen Profit zu maximieren. Nun reicht das Gut aber nicht mehr für alle. Die Kosten, die durch den Raubbau entstehen, trägt die Gemeinschaft. Der augenblickliche Gewinn für den einzelnen ist wesentlich höher als die erst langfristig für den einzelnen spürbaren Kosten.

Doch letztlich trägt jeder sowohl zum eigenen als auch zum Ruin der Gemeinschaft bei.

Siehe auch: Drückebergerei

Verwendet wurde obige Argumentation zum Vorantreiben der Privatisierung u.a. in den osteuropäischen Transformationsstaaten.