Deutsch-Südwestafrika

deutsche Kolonie (1884–1915) auf dem Gebiet des heutigen Namibias
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Das Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika (DSWA) (heute Namibia) war eine deutsche Kolonie. Mit einer Fläche von 835.100 km² war Deutsch-Südwestafrika ungefähr 1,5 mal so groß wie das Deutsche Reich.

Flagge von Deutsch-Südwestafrika

Es wurde am 24. April 1884 unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt, um die Landerwerbungen des Kaufmanns Lüderitz von 1883 gegen britische Gebietsansprüche zu sichern. Nach ihm ist immer noch die Stadt und die anliegende Küste Lüderitz(bucht) benannt (und wird tatsächlich noch mit "ü" geschrieben). 1886 kehrt Adolf Lüderitz nicht von einer Expedition an den Oranje zurück und galt seither als verschollen.

Bis 1888 bestand die kaiserliche Schutztruppe aus zwei Offizieren, fünf Unteroffizieren und 20 schwarzen Soldaten unter Hauptmann Curt von Francois. 1890 vergrößerte sich Deutsch-Südwest um den Caprivizipfel im Nordosten, von dem sich neue Handelsrouten versprochen wurden. Dieser Gebietsgewinn beruhte auf dem Helgoland-Sansibar-Vertrag.

Deutsch Südwestafrika war die einzige Kolonie Deutschlands, in der eine gezielte Ansiedlung Deutscher im größeren Stil erfolgte. Neben dem Abbau von Diamanten und Kupfer war es insbesondere die Viehzucht, die deutsche Siedler ins Land lockte. 1902 hatte die Kolonie etwa 200.000 Einwohner, davon jedoch nur 2.595 Deutsche, 1.354 Buren und 452 Briten. Bis 1914 kamen weitere 9.000 deutsche Siedler hinzu. Es gab vermutlich etwa 80.000 Herero, 60.000 Owambo, 35.000 Damara und 10.000 Nama (abschätzig "Hottentotten" genannt).

1893/1894 kam es zum ersten "Hottentotten-Aufstand" der Nama unter ihrem legendären Führer Hendrik Witboi. In den Folgejahren kam es immer wieder zu lokalen Aufständen gegen die deutsche Herrschaft.

1904 kam es zum Aufstand der Herero und Nama. Entlegene Farmen wurden überfallen, ca. 150 deutsche Siedler ermordet. Die deutsche Schutztruppe von nur 766 Reitern und einheimischen Hilfstruppen war den Herero zunächst nicht gewachsen. Die Herero gingen zunächst sogar in die Offensive, schlossen zeitweise Okahandja und Windhuk ein und zerstörten die Eisenbahnbrücke bei Osona. Eilig aus Deutschland zugeführte Truppen unter Generalleutnant Lothar von Trotha schlugen die Aufständischen in der Schlacht am Waterberg. Die Herero wichen in die wasserlose Omaheke-Steppe, einen westlichen Ausläufer der Kalahariwüste aus, wo ein großer Teil von ihnen verdurstete, da die deutschen Schutztruppen die umliegenden Wasserstellen besetzt hielten und Befehl hatten, auf jeden Herero zu schießen. Nur wenige konnten sich ins britische Nachbarland retten.

Im Herbst 1904 griffen auch die Nama unter ihren Anführern Hendrik Witboi und Jakob Morenga in die Kämpfe mit der Kolonialmacht ein. Dieser Aufstand konnte erst 1907/08 endgültig niedergeschlagen werden.

Insgesamt wurden zwischen 25.000 und 100.000 Herero getötet. Von 20.000 Nama überlebten weniger als die Hälfte die Kämpfe. 1749 Deutsche sind umgekommen.

Im 1. Weltkrieg eröffneten südafrikanische Truppen am 13. September 1914 mit einem Überfall auf die Polizeistation von Ramansdrift die Feindseligkeiten. Deutsche Siedler wurden in das Konzentrationslager bei Pretoria, später in das von Pietermaritzburg abtransportiert. Aufgrund der großen Überlegenheit der Truppen der Südafrikanischen Union gelang der Schutztruppe nur ein hinhaltender Widerstand, auch burische Freikorps, die auf deutscher Seite in die Kämpfe eingriffen, konnten nicht viel ausrichten. Am 9. Juli 1915 kapitulierte Victor Franke, der letzte Kommandeur der Schutztruppe, bei Khorab.

(siehe dazu auch: Der erste Weltkrieg an Kolonialschauplätzen, Deutsch-Südwestafrika)

Nach dem Krieg ging das Gebiet an England und wurde später von Südafrika verwaltet. Am 21. März 1990 wurde die ehemalige Kolonie unter dem Namen Namibia unabhängig. Seither regiert die ehemalige Befreiungsbewegung SWAPO.

An die deutsche Kolonialzeit erinnern noch eine Vielzahl von deutschen Namen, Bauwerken und Geschäften sowie die ca. 20.000 Deutschen bzw. deutschstämmigen Siedler, die noch im Land leben.