Kosovo

Staat in Südosteuropa
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Das Kosovo (albanisch: Kosova, serbisch Kosovo/Косово;) ist eine unter UN-Verwaltung stehende Provinz Serbiens. Es grenzt im Westen an Albanien, im Nordwesten an Montenegro, im Nordosten und Osten an das engere Serbien, im Süden schließlich an Mazedonien. Kosovo weist zwei von Bergen umschlossene Großlandschaften auf: das zentrale Fushë Kosovë (Amselfeld) oder Kosovo im engeren Sinne mit der Hauptstadt Priština/Prishtina, sowie Metochien (serbisch Metohija/Метохија, albanisch Rrafshi Dukagjinit) im Westen mit dem Zentrum Prizren. Im Serbischen ist für die Provinz die Doppelbezeichnung Kosovo und Metochien (serbisch Kosovo i Metohija/Косово и Метохија, abgekürzt Kosmet/Космет) üblich, die 1945 bis 1974 und seit 1989 (in Serbien) amtlich verwendet wurde, während unter den Albanern die Bezeichnung Kosovo für das gesamte Gebiet verwendet wird, wie es 1974 bis 1989 amtlich war und auch auf internationaler Ebene heute meist üblich ist.

Bevölkerung

Das Kosovo wird vor allem von Albanern bewohnt. Daneben gibt es eine größere serbische Minderheit. Andere in der Provinz vertretene ethnische Gruppen sind: Türken, serbisch- beziehungsweise mazedonischsprachige Muslime (Bosniaken, Torbeschen, Goranen) sowie albanisch- oder serbischsprachige Zigeuner.

Die demographische Mehrheit der Albaner ist durch den Krieg verstärkt worden. Die Minderheit der serbischen Bevölkerung (sie beträgt zur Zeit circa fünf Prozent) verlässt unter Druck oder freiwillig das Kosovo, da die Serben Anschläge und Racheakte der Kosovo-Albaner befürchten. Die Minderheiten der Roma und Aschkali sind von acht Prozent auf insgesamt 2,5 % (Volkszählung 1991) geschrumpft. Insgesamt hat sich eine ethnische Trennung in rein serbische und rein albanische Gebiete ergeben. Die serbischen Gebiete südlich von Mitrovica werden von der KFOR bewacht um die serbische Minderheit zu schützen.

Geografie

Bezirke

Datei:Bezirke kosovo02.jpg
Bezirke in Kosovo






Politischer Status

Aus der ersten freien Wahl nach dem Kosovo-Krieg gingen 2002 der Gründer der LDK, Prof. Dr. Ibrahim Rugova als Präsident und eine Regierung unter Ministerpräsident Bajram Rexhepi hervor, dem vormaligen Bürgermeister von Mitrovica.

Der Status des Kosovo ist noch immer ungeklärt. Nominell gehört das Kosovo noch zu Serbien, aber die serbische Regierung hat auf das nach dem Ende des Krieges der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien unter UN-Verwaltung gestellte Kosovo kaum Einfluss.

Die Besetzung des Kosovo erfolgt unter der Leitung der von der NATO gebildeten Kosovo Force KFOR.

Die offizielle Währung im Kosovo ist der Euro.

Geschichte

Die Herkunftsfrage

Herkunft der Albaner

Die albanische Historiographie, die Wissenschaft insgesamt und insbesondere die allgemeine nationale Selbstverständnis vertreten die Auffassung, dass die Albaner die direkten Nachfahren der alten Illyrer, die den Süd-West Teil der Balkan-Halbinsel seit der Antike bewohnten, sind. Im Bereich des jetzigen Kosovo war der illyrische Stamm, die Dardanen, ansässig. Nach dieser Auffassung haben Albaner eine ununterbrochene Anwesenheit von Antike bis heute, also sie sind die autochthonen uralten Bewohner dieses Raumes. Diese Ansichten stützen sich meistens auf linguistische, archäologische und geschichtliche Quellen und werden von einem Großteil der internationalen Wissenschaft vertreten, obwohl die serbische Historiographie diese Ansichten bestreitet, um den Albanern politische Ansprüche auf Grund ihrer Autochthonie den Boden zu entziehen. Die Streitfrage in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion zwischen den zwei Konfliktparteien ist vereinfacht dargestellt: Haben die illyrischen oder die slawischen Stämme das Gebiet des heutigen Kosovo zuerst besiedelt? Diese Streitfrage wurde vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg und den gravierenden Unruhen im Kosovo 1981 immer wieder gestellt. Serbische Archäologen und Historiker haben oft versucht, instrumentalisiert von ihren politischen Eliten, diese "Wir waren vorher da" Theorie zu verifizieren oder zu falsifizieren, um mindestens historisch-begründete Ansprüche auf Kosovo erheben zu können. Besonders heute, da die Serben eine schwindende Minderheit darstellen und auf Grund dessen sie keine berechtigten Ansprüche über Kosovo erheben können. Im Gegensatz zu dem, brauchen die Albaner wegen ihrer heutigen überwiegenden Mehrheit kaum mehr historisch-begründete Ansprüche. Die Auseinandersetzung über den Status von Kosovo innerhalb von Ex-Jugoslawien entbrannte somit zu einer Auseinandersetzung über die Frühgeschichte des Kosovo.

Herkunft der Serben

Die Serben haben eine slawische Herkunft. Ein Stammesverband der Serben siedelte sich im 7. Jahrhundert vom asiatischen Raum in den zentralen und westlichen Balkangebieten an. Im Gebiet des Kosovo haben sie sich erst im 10-11 Jahrhundert angesiedelt und sich weiter ausgedehnt. Die Thesen über ihre Herkunft und Einwanderung in diesem Gebiet sind nicht bestritten.

Bis 1945

Kosovo war eine der Kernregionen des mittelalterlichen serbischen Reiches. Am 28. Juni 1389 fand hier die Schlacht auf dem Amselfeld statt, angeführt vom osmanischen Sultan Murad I.. Die Ermordung des Sultans durch den serbischen Adeligen Miloš Obilić während der Schlacht läutete die ausgeübte Vergeltung bzw. Ermordung des Fürsten Lazar Hrebeljanović und einiger enger serbischer Adeliger durch den Sohn Murad I., dem neuen Sultan Beyazid I.(1389 – 1402), ein.

Durch die bewaffneten Aufstände gelang es den Albanern in September 1912 ganz Kosovo und die albanisch besiedelten Gebiete in Mazedonien, inklusiv mit ihrer Hauptstadt Skopje, zu befreien. Am 8.Oktober 1912 fängt jedoch der erste Balkankrieg mit dem Ergebnis, dass Kosovo und Mazedonien von dem Königreich Serbien erobert (serbische Historiographie spricht von einer Befreiung Kosovos, Anm. des Verfassers) und eingegliedert wurden. Sogar große Teile Albaniens wurden erobert. Unter diesen Umständen wurde am 28. November 1912 das unabhängige Albanien, welches nur die Hälfte des albanischen Siedlungsraumes und der Bevölkerung ausmachte, gegründet.

Am 22. März 1913 beschlossen die Großmächte an der Londoner Konferenz den Kosovo, sowie Teile Mazedoniens, Serbien zuzuschlagen. Mit diesem, für den späteren Konfliktverlauf bedeutenden Beschluss, wurde das ethnisch und geographisch relativ homogene "Volk" der Albaner auf zwei Staatsgebiete aufgeteilt. Unter serbischer Herrschaft gelang so wiederum Kosovo. Nach dem ersten Weltkrieg mündet die Geschichte Serbiens und Kosovos in die Geschichte Jugoslawiens ein.dvs

1945 bis 1989

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kosovo in das föderal organisierte Jugoslawien Titos integriert. Das Land gehörte zur Teilrepublik Serbien.

Seit der albanische Parteichef Enver Hoxha 1948 mit Tito gesprochen hatte, gelang es der Regierung nicht, das Kosovo wirtschaftlich zu entwickeln. Es blieb immer eine der rückständigsten Regionen Jugoslawiens. Zahlreiche Menschen verließen deshalb seit den 1960er Jahren das Land, um anderswo Arbeit zu finden. Darunter waren überproportional viele Serben.

Anfang der 1970er hatte Tito eingesehen, dass die ethnischen und sozialen Probleme Kosovos nicht allein durch Unterdrückung mit polizeistaatlichen Methoden zu lösen waren. In der neuen jugoslawischen Bundesverfassung von 1974 wurde Kosovo (wie auch die Vojvodina) deshalb als autonome Provinz und Föderationssubjekt etabliert. Allerdings blieb die Provinz Bestandteil der Teilrepublik Serbien. Die weitgehende Autonomie verbesserte die Situation der Albaner deutlich. Die albanische Sprache und Kultur war nun unbeschränkt erlaubt und wurde sogar gefördert und an Schulen und Hochschulen unterrichtet. Die Regierung des Kosovo wurde seit von Albanern beherrscht.

Mit dem Tod Titos 1980 geriet die föderale Verfassungskonstruktion in eine Krise. Alle Teilrepubliken strebten nach mehr Eigenständigkeit von der Belgrader Zentrale. Die Albaner Kosovos verlangten die Lösung der Serbischen Provinz Kosovo von Serbien (was von der Verfassung her unmöglich ist) und den Status eines Staatsvolks innerhalb der jugoslawischen Föderation. Die Serben verweigerten dies natürlich und setzten die kosovarische Provinzregierung ab, woraufhin die Albaner 1981 blutige Proteste und Demonstrationen organisierten, die von den jugoslawischen Polizeikräften nur schwer in Schach gehalten werden konnten.

Das Zusammenleben zwischen Serben und Albanern verschlechterte sich zusehends. Als Slobodan Milošević 1987 Präsident der SR Serbien wurde, bereiste er den Kosovo, wo er sich von der serbischen Bevölkerung die beschuldigten Terrorisierungen durch Albaner schildern ließe. In Urosevac kam es zu Zwischenfällen, als Provinzpolizisten die Menschenmenge mit Schlagstöcken daran hindern wollten, Miloševićs Rede zu besuchen.

Am Vidovdan 1989, dem 600. Jahrestag der Schlacht um das Amselfeld, hält der rhetorisch versierte Milosovic eine feurige Rede (die später als Amselfeld-Rede noch Bedeutung erlangte), mit der er ca. 1 Million serbische Zuschauer in seinen Bann zog. Ab jetzt war es offensichtlich: Serbien wird die zunehmende Gewaltausbrüche und Anschläge der Albaner nicht mehr hinnehmen...

Nach 1989

Slobodan Milošević hob mit einer Art Staatsstreich 1989 die Autonomie des Kosovos endgültig auf, womit er letztlich auch der föderalen Verfassung Jugoslawiens den Todesstoß versetzte. Es folgten im Kosovo ethnische Unruhen, die zu einigen dutzend Toten auf beiden Seiten führten, auch zum Tod von serbischen Polizeikräften. Die Albaner reagierten erst mit einem friedlichen Totalboykott, doch als es nach dem Dayton-Abkommen ihrem Führer Ibrahim Rugova nicht gelang das Kosovo-Problem zu internationalisieren, erhielt die militante UÇK einen größeren Zulauf, da die Kosovo-Albaner nur noch die Gewalt als Ausweg sahen.

1999 versuchte die serbische Armee den Aufstand der UÇK niederzuschlagen. NATO-Luftangriffe konnten die serbischen Truppen zwar nicht stoppen konnten aber Slobodan Milosevic zwingen zu kooperieren. Da bei den NATO-Luftangriffen nicht nur serbische militärische Ziele angegriffen wurden, sondern auch serbische Kraftwerke, Fabriken, Brücken, Bürogebäude sowie Wohnhäuser und Flüchtlingskonvois, kamen hunderte Serben und Albaner ums Leben. Der Rückzug der serbischen Armee beendete die blutigen Auseinandersetzungen im Kosovo, dem bis zu diesem Zeitpunkt bereits Zehntausende Menschen zum Opfer gefallen waren. Das Kosovo wurde vorläufig Protektorat der UNO. Das weitere Schicksal der Provinz ist bis dato ungewiss.

Aktuelle Entwicklungen

Datei:05-2001-serbischer-vorschlag-gliederung-kosovo 1-1275x1605.png
Serbischer Vorschlag zur Gliederung des Kosovo vom Mai 2001

Am 17. und 18. März 2004 kam es im Kosovo zu einem Ausbruch ethnischer Gewalt. Blutige Zusammenstöße zwischen Serben und Albanern erschütterten die Provinz, als am 16. März drei albanische Kinder in einem Fluss ertranken. Obwohl bereits nach kurzer Zeit das Gerücht, die Kinder seien von Serben in den Fluß getrieben worden wiederlegt wurde und klar war, daß es sich um einen tragischen Unfall handelte, bei dem die Kindern beim Baden in den Strömungen des Flusses abtrieben, konnten die Friedenstruppen der KFOR und UNMIK-Polizeikräfte den albanischen Mob nicht aufhalten. In den darauffolgenden Tagen kam es zu Pogromen an der serbischen Bevölkerung, über 4000 Menschen wurden vertrieben und 19 Menschen wurden getötet. Es wurden insgesamt über 1000 Häuser in Brand gesetzt. Das Dorf Veliko Svinjare wurde komplett niedergebrannt, 27 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster, darunter die Kirche Sv. Sava in Kosovska Mitrovica aus dem 12. Jahrhundert. Das ehemals serbische Viertel in Prizren wurde ebenfalls in Schutt und Asche gelegt. Ab diesem Zeitpunkt wurde die serbische Minderheit verstärkt geschützt.

Am 19. März 2004 gab der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck bekannt, dass die Bundeswehr 600 zusätzliche Soldaten in die Region entsenden werde. Damit erhöhte sich das deutsche Kontingent im Kosovo auf etwa 3800 Soldaten. Die NATO entsandte in den kommenden Tagen zusätzlich 1.100 Soldaten zur Sicherung der Ordnung in die Unruheprovinz. Auch Russland erwägte die erneute Entsendung von Hilfstruppen, die im Sommer 2003 abgezogen worden waren, und humanitärer Hilfe in die Region.

Die zweiten Parlamentswahlen im Kosovo konnte am 23. Oktober 2004 wiederum die LDK unter Präsident Rugova gewinnen. Sie kam bei einer Wahlbeteiligung von nur 53 Prozent auf einen Stimmenanteil von über 45 Prozent. Sämtliche ins Parlament eingezogenen albanischen Parteien sprachen sich für die baldige Unabhängigkeit des Kosovo aus. Die serbische Minderheit boykottierte die Wahlen, trotzdem wurden 10 Abgeordnetenmandate für die Serben reserviert. Weil kein Wählervotum vorliegt, ist unklar, nach welchen Kriterien die Mandate an die serbischen Kandidaten vergeben werden sollen.

Literatur

  • Jürgen Elsässer: Nie wieder Krieg ohne uns. Das Kosovo und die neue deutsche Geopolitik. Juni 1999
  • Jürgen Elsässer: Kriegslügen - vom Kosovokonflikt zum Milosevic-Prozess. Verlag Kai Homilius. 2004

Zur Bibliograhie siehe auch den Einsatzländer-Monitor. de:Kosovo