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Ägyptischer Name | |||||||||||||||
Sehedu Radjedef (Djedefre) „Sternenzelt des Radjedef“ | |||||||||||||||
Daten | |||||||||||||||
Ort | Abu Roasch | ||||||||||||||
Erbauer | Radjedef | ||||||||||||||
Bauzeit | 4. Dynastie | ||||||||||||||
Basismaß | 106 m | ||||||||||||||
Höhe (ursprünglich) | 67 m | ||||||||||||||
Höhe (heute) | 11,4 m | ||||||||||||||
Volumen | 131.043 m³ | ||||||||||||||
Neigung | 52° | ||||||||||||||
Kultpyramide | ja | ||||||||||||||
Königinnenpyramiden | 1 |
Die Pyramide des Radjedef ist die nördlichste aller ägyptischen Pyramiden. Sie wurde in der 4. Dynastie für Pharao Radjedef (Djedefre), Sohn und Nachfolger von Pharao Cheops und dessen Nebenfrau Henutsen erbaut.
Erforschung
Die erste Erforschung der Hauptpyramide führte 18xx John Shae Perring durch, wobei er sich auf die Substruktur fokussierte. Karl Richard Lepsius katalogisierte die Pyramide und die Königinnenpyramide in seiner Lepsius-Pyramidenliste unter den Nummern II und III. In den 1880er Jahren untersuchte Flinders Petrie das Bauwerk. Eine systematische Untersuchung des Komplexes musste jedoch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts warten, als Emile Chassinat mit Forschungen begann. Einige Jahre später folgte Pierre Montet. Weitere Forschungen von Maragioglio und Celeste Rinaldi fanden ab 19xx statt. Ein französisch-schweizerisches Team unter Leitung von Michel Valloggia begann ab 1995 mit der Ausgrabung des Komplexes.
Bauumstände

Der Pyramidenkomplex wurde von Pharao Radjedef (auch in der Schreibweise Djedefre bekannt), Sohn von Pharao Cheops und dessen Nebenfrau Henutsen, während seiner vermutlich nur achtjährigen Herrschaft erbaut. Radjedef führte die Bestattung seines Vorgängers in der Cheops-Pyramide in Gizeh durch, was durch Inschriften in den dortigen Schiffsgruben belegt ist. Für sein eigenes Grabmal verließ er jedoch die Nekropole und wählte einen etwa 8 km weiter nördlich gelegenen Ort bei der heutigen Ortschaft Abu Roasch. Dieser Ort überragt das Gizehplateau deutlich und erlaubte mit einer kleineren Pyramide eine größere Höhe. Die genauen Gründe für den Ortswechsel sind nicht bekannt, jedoch könnten theologische Gründe im Rahmen des zunehmenden Sonnenkults dafür verantwortlich sein. Radjedef war der erste Pharao, der den Titel Sohn des Ra (Sa Ra) führte und seine Nekropole war deutlich näher an Heliopolis, dem Zentrum des Ra-Kults gelegen. Früher postulierte Streitigkeiten um die Thronfolge mit seinen Geschwistern haben nach neueren Forschungen nicht stattgefunden.[1][2] [3]
Der Steinbruch für das Material des Pyramidenkerns befand sich etwas 2 km östlich in der Nähe der Lepsius-I-Pyramide und eines Mastaba-Friedhofs. Die Dicke der Schichten des dort vorkommenden Kalksteins korrespondiert mit den Steingrößen der Pyramide.[4]
Grad der Fertigstellung
Die Pyramide
Es wird angenommen, dass die Pyramide aufgrund der kurzen Regierungszeit Radjedefs unvollendet blieb oder sich nur im Anfangsstadium der Bauphase befand. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Pyramide aufgrund des frühen Todes des Königs nicht vollendet wurde. Hierfür sprechen die Magazine, Kapellen sowie weitere Tempelteile, die in Ziegelbauweise errichtet wurden. [5]
Die Überreste der ersten Lage befinden sich nahe dem heutigen Ort Abu Roasch, ca. 7,5 km nordwestlich von Gizeh. [6] Für den Bau seiner Grabanlage wählte Radjedef einen Ort, der ca. 20 m höher liegt als das Gizeh-Plateau. Dadurch war ein sehr langer Aufweg zum Bezirk erforderlich, dessen Länge auf ca. 1700 m geschätzt wird. [7] Der Pyramidenname wird mit zwei Übersetzungsversionen wiedergegeben: „Zum Firmament gehört Djedefre“ und „Sternenzelt des Radjedef“, die jedoch im Prinzip dieselbe Bedeutung haben.
Die ursprüngliche Basislänge betrug etwa 106,2 m (heute nur noch 97). Bei einem vermuteten Neigungswinkel zwischen 48° und 52° hätte die Pyramide eine Höhe von 57 m beziehungsweise 67 m und ein Gesamtvolumen von 131.043 m³ erreicht. [8]
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Ansicht der Pyramidenruine von Nordosten
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Ostseite der Pyramide mit einigen Überresten des Totentempels
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Das um 12° nach innen geneigte Fundament der Verkleidungssteine (links), das gegen die Ecke der Pyramide in die Waagerechte übergeht (mitte).
Fertigstellungsgrad
Die Substruktur
Der Unterbau der Radjedef-Pyramide markiert einen Wendepunkt in dem seit Snofru zu beobachtenden Trend, die Grabkammer immer höher in den Pyramidenkorpus zu verlegen. Hier wurde wieder eine komplett unterirdische Anordnung der Grab- und Vorkammern verwirklicht, wobei der Bau in einem offenen Graben erfolgte und nach Fertigstellung aufgemauert wurde.[1]
Die absteigende Passage war in einem Graben mit Länge von 44,25 m und einer Breite von 5,5 m am Boden angelegt worden. Das Gefälle beträgt 22° 35’. Der Boden ist immer noch mit feinem Tura-Kalkstein bedeckt. Auf diesem war die Passage gebaut worden.[9] Im Graben der absteigenden Passage fanden sich Granitfragmente, die Bauarbeiterinschriften des ersten Jahrs der Viehzählung des Radjedef tragen. Ob die Passage aus Granitsteinen bestand ist bislang noch nicht sicher belegt.[10]
In der anschließende horizontale Passage erstreckt sich über 5,4 m. Direkt am Anschluß der absteigenden Passage befindet sich eine 3,1 m tiefe Grube, die vermutlich vor eindringendem Wasser schützen sollte. Auf der östlichen Seite des Endes des horizontalen Bereichs finden sich die Überreste eines Grabräubertunnels im Felsmaterial, was ein deutlicher Beleg ist, dass die Kammern und die Passage ursprünglich fertig gebaut waren und erst später durch Steinräuber zerstört wurden.[11] Bearbeitungsspuren der Felswand lassen daruf schließen, dass am Ende der Passage der Bereich des Unterbaus begann, der aus Granit gefertigt war. Der Grabräubertunnel bietet zudem den Hinweis auf eine granitene Fallsteinsperre, die durch den Tunnel durch das weichere Umgebungsgestein umgangen wurde.
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Blick durch den Zugangsgraben zur Grabkammergrube
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Blick aus der Grabkammergrube den Zugangsgraben hinauf
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Überreste eines Grabräubertunnels
Der zentrale Schacht, der die Kammern enthielt mißt 23 m × 10 m und hat eine Tiefe von 21 m.[12] Der Boden der Kammer war mit fünf Lagen feinen Kalksteins aufgemauert, um das Niveau der horizontalen Passage zu erreichen. Auf dem Kalksteinboden konnten nur geringe Reste der Kammern nachgewiesen werden.
Offenbar befand sich eine Vorkammer unter dem Mittelpunkt er Pyramide, von nach Westen ein Durchgang zur Grabkammer führte. Die Vorkammer hatte wahrscheinlich an der Ostseite eine Niche.[13] Der Boden der Grabkammer weist Vertiefungen auf, die darauf hindeuten, dass hier ein Sarkophag und eine Kanopentruhe eingelassen waren, ähnlich wie auch in der Chephren-Pyramide.[13]
In der Grube fand sich ein Fragment eines großen Granitbalkens, dessen eines Ende nicht in einem Winkel von 90° zur Seitenfläche abschloß, sondern unter einem Winkel von 135°. Daraus ist zu schließen, das es sich hierbei um ein Teil des Giebeldachs der Grabkammer handelte. Auf diesem Fragment befindet sich zudem eine Inschrift, die auf Radjedef verweist.[11] Ebenso fand sich ein Kalksteinblock mit ähnlichen Inschriften.[10]
An den Mauern des Schachts finden sich Mörtelreste, die davon zeugen, dass der Schacht über der Grabkammer aufgemauert war.[11]
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Grube, die einst die Grabkammer enthielt
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Bereich der Grabkammer
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Blick von oben auf die Grube und den Zugang
Der Pyramidenkomplex
Die Struktur des Pyramidenbezirks ist in ihrer Ausrichtung von Nord-Süd an die des Djoser in Sakkara angelehnt. Dadurch und durch die Bauweise der Pyramide weist diese sowohl Elemente der Pyramiden der 3. Dynastie als auch der 4. Dynastie auf.
Totentempel
Im Osten der Pyramide sind Reste von Ziegelmauerwerk zu erkennen, die zum Totentempel gehören, daneben eine Bootsgrube für die Sonnenbarke.
Kultpyramide

An der Südostecke befinden sich die Überreste einer Nebenpyramide (vermutlich Kultpyramide).
Bei Ausgrabungen durch die „Expedition des Institut Francais d’Archéologie Orientale“ haben Mitarbeiter des schweizerisch-französischen Teams festgestellt, dass sich 6 m nördlich der Pyramidenbasis ein Innenhof befand, der Richtung Osten zum Totentempel verlief. Hierbei wurden auch an der Südostecke die Überreste einer Königinnenpyramide entdeckt.
Königinnenpyramide
Aufweg
Der Aufweg erreicht den Pyramidenkomplex aus Nordöstlicher Richtung auf der Nordseite des Komplexes. Dies ist eine ungewöhliche Anlage des Aufwegs, der in dem meisten Fällen aus östlicher Richtung auf der Ostseite der Pyramidenkomplexen endet. Aufgrund der abgelegenen Lage des Komplexes dürfte der Aufweg eine Länge von 1.700 m gehabt haben, jedoch wurde bislang nur der obere Teil ausgegraben. Der dazugehörige Taltempel wurde nicht gefunden.
Schiffsgrab

Auf der Ostseite direkt an den Totentempel angrenzend befand sich eine Schriffsgrube. Diese war mit Ausnahme der Nordseite von Steinmauern umgeben. Die Nordmauer bestand hingegen aus Lehmziegeln. Die Ost- und Südmauern gehören zu dem dicken Mauersystem der Werkstattbauten nördlich der Grube. Zwischen der Umgebungsmauer und der eigentlichen Bootsgrube befand sich ein Sockel, der die Abdecksteine der Grube trug. Aufgrund von gefundenen Fragmenten kann man auf eine Größe von etwa 10 × 2 Cubits schließen.[4]
Die Mauern der Bootsgrube selbst sind im Bug- und Heckbereich vertikal, im Mittschiffsbereich jedoch nach innen gewölbt. Die Längsachse der Grube folgt der Krümmung des Bootsrumpfs und ist durch eine rote Linie auf dem sorgfältig geglätteten Grund der Grube markiert. Mörtelreste am Nordende deuten darauf hin, das eine Verkleidungsschicht existiert haben muß.[14]
In der Grube wurden keine Überreste der Barke gefunden, jedoch zahlreiche Fragmente von Radjedef-Statuen.
Weitere Funde
An der Ostseite fand das schweizerisch-französischen Team Köpfe, die Radjedef darstellen und außerhalb des Korridors zum Taltempel wurde ein Depot mit Votiv-Keramik gefunden.
Literatur
- Allgemein
- Zahi Hawass: Die Schätze der Pyramiden. Augsburg: Weltbild, 2003; S. 224–230; ISBN 3-8289-0809-8
- Mark Lehner, Das erste Weltwunder – Die Geheimnisse der ägyptischen Pyramiden, Econ Verlag, 1997, ISBN 3430159636
- Peter Jánosi: „Die Pyramiden – Mythos und Archäologie.“ Verlag C. H. Beck 2004, ISBN 3-406-50831-6
- Alberto Siliotti: Pyramiden - Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reiches. Karl Müller Verlag, ISBN 3-86070-650-0
- Miroslav Verner, Die Pyramiden, Rowohlt Verlag, 1999, ISBN 3499608901
- Michel Valloggia: Au coeur d'une pyramide. Une mission archéologique en Egypte. InFolio, Gollion 2001, ISBN 2-88474-100-3
- Grabungspublikationen
- Nicolas Grimal: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 97, 1997, 317-326.
- Nicolas Grimal: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 98, 1998, 499-505.
- Nicolas Grimal: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 99, 1999, 456-462.
- L. V. Grinsell: Egyptian Pyramids, John Bellows Ltd., Gloucester, 1947.
- Bernard Mathieu: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 1. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 100, 2000, 447-452.
- Bernard Mathieu: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 1. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 101, 2001, 453-461.
- John Shae Perring, 1848, Gizeh III.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, S. 120 ff Djedefre in Abu Roasch
- ↑ Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder, S. 126 ff
- ↑ Miroslav Verner: Die Pyramiden, S.247 ff Die Pyramide des Djedefre
- ↑ a b Bernard Mathieu: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 1. Abou Rawash. BIFAO 100, 2000, 447-452
- ↑ Peter Jánosi: „Die Pyramiden – Mythos und Archäologie.“ S. 71 – 72
- ↑ Alberto Siliotti: Pyramiden - Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reiches. S. 92
- ↑ Mark Lehner: Das erste Weltwunder – Die Geheimnisse der ägyptischen Pyramiden. S. 17, 120 - 121,
- ↑ Mark Lehner: Das erste Weltwunder – Die Geheimnisse der ägyptischen Pyramiden. S. 17, 120 - 121,
- ↑ Michel Valloggia: Au coeur d'une pyramide. Une mission archéologique en Egypte. S. 59
- ↑ a b Michel Valloggia: Au coeur d'une pyramide. Une mission archéologique en Egypte. S. 60
- ↑ a b c Nicolas Grimal: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 97, 1997, S. 324
- ↑ Michel Valloggia: Au coeur d'une pyramide. Une mission archéologique en Egypte. S. 61
- ↑ a b Nicolas Grimal: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 98, 1998, S. 500
- ↑ Bernard Mathieu: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 1. Abou Rawash. Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale (BIFAO) 101, 2001
Kategorie:Ägyptische Pyramide Kategorie:26. Jahrhundert v. Chr.
Koordinaten: 30° 1′ 56″ N, 31° 4′ 29″ O