Der Freitag

überregionale deutsche Wochenzeitung
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Freitag – Die Ost-West-Wochenzeitung ist eine seit November 1990 in Berlin verlegte überregionale Wochenzeitung.

Freitag

Beschreibung Wochenzeitung
Verlag Zeitungsverlag Freitag
Erstausgabe 1990
Erscheinungsweise wöchentlich / freitags
Verkaufte Auflage 12.631 Exemplare
(IVW Q3/2008)
Chefredakteur Philip Grassmann
Herausgeber Daniela Dahn, György Dalos
Frithjof Schmidt, Friedrich Schorlemmer
Weblink freitag.de
ISSN

Geschichte und Strukturen

Der Freitag wurde 1990 in Berlin gegründet. In ihm gingen der Ost-Berliner Sonntag (gegründet 1946) und die Volkszeitung (gegründet 1953) zu einer neuen, gesamtdeutschen Zeitung auf. Der Freitag sah seine publizistische Aufgabe zunächst darin, das Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten kritisch und konstruktiv zu begleiten und ein Forum für eine west-östliche Debatte zu bieten. Er wandte sich dabei vornehmlich an eine urbane, gebildete, linksbürgerliche Leserschaft. Eine Leserbefragung im Jahr 2006 ergab, dass etwa ein Drittel der Freitag-Leser aus den neuen Bundesländern stammte. [1]

Die Gründungsherausgeber waren Günter Gaus (†), Wolfgang Ullmann (†), Gerburg Treusch-Dieter (†) und Christoph Hein.Auf die Frage, was der Begriff "links" ihm bedeute, antwortete Gaus im Gespräch mit Alexander Kluge im Jahr 1993: "Ich nenne links, dass man gesellschaftliche Fragen für vorrangig hält. Dass man die gesellschaftlichen Antworten, die gegeben werden, jedes Mal sehr skeptisch überprüft, ob sie wirklich mehr als eine Tagesantwort sein können." [2]

Bis 1996 gehörte der Freitag der Medien Schmidt & Partner, die unter anderem auch für den Verlag Elefantenpress verantwortlich zeichnete. Im Frühjahr des Jahres wurde der Freitag für den symbolischen Preis von einer Mark verkauft. [3] Zur damaligen neuen Eigentümergruppe gehörten unter anderem die Journalisten Ursel Sieber, Wolfgang Storz und Holger Schmale, der Arzt Willi Brüggen und der Sozialwissenschaftler Frieder Otto Wolf. Es gelang den neuen Verlegern, das Unternehmen von der Schuldenlast in Höhe von rund 1,5 Millionen Mark zu befreien.

Am 26. Mai 2008 kaufte der Verleger und Journalist Jakob Augstein den Freitag und übernahm formell am 1. Juni des Jahres die Zeitung. [4] Unter Jakob Augstein erhielt der Freitag zunächst eine neue Redaktionsstruktur: seit Herbst 2008 ist Philip Grassmann, vorher bei der Süddeutschen Zeitung, Chefredakteur der bislang eher basisdemokratisch organisierten Redaktion. Sein Stellvertreter ist Jörn Kabisch, vorher taz. [5] Die Geschäftsführung der „der Freitag Mediengesellschaft mbH & Co. KG“ übernahm Detlev Hustedt. Er war zuvor Anzeigenleiter bei der WELT Gruppe und bei der Wochenzeitung Die Woche, sowie Geschäftsführer der pressetext.deutschland Nachrichtenagentur. [6]

Die verkaufte Auflage (Stand: Q3/2008) liegt bei 12.631 Exemplaren pro Woche. [7] Damit ist die Auflage seit der Gründung der Zeitung deutlich gesunken. 1990 lag sie noch bei rund 50.000 Exemplaren, seit dem Jahrtausendwechsel pendelt sie um den heutigen Wert.[8] Dabei stützte sich der Freitag seit jeher vor allem auf einen Stamm treuer Abonnenten. Die Einzelverkäufe am Kiosk waren gering.

Nachdem erste Anzeigen von Markenartikeln im bis dahin anzeigenarmen Freitag erschienen, gab es auf der Leserbriefseite Diskussionen über den künftigen Kurs des Blattes, in denen Augstein auf die wirtschaftliche Notwendigkeit des Anzeigengeschäftes hinwies und die redaktionelle Unabhängigkeit des Freitags gegenüber allen äußeren Interessen unterstrich. [9]

Für den 5 Februar 2009 sind ein optischer Relaunch der Zeitung und eine Neugründung des Internetauftritts angekündigt. [10]

Stimmen zum Freitag

„Der ‚Freitag‘ ist heute die gescheiteste deutsche Wochenzeitung - klein, aber unverwechselbar souverän, bisweilen angenehm anachronistisch.“

Heribert Prantl, in: Süddeutsche Zeitung, Deutschland Archiv, 5/2004.

„Nach meinem Eindruck hat sich die Gesellschaft im staatlich zusammengeschlossenen Deutschland weit nach rechts hin entwickelt. Was unter den Blättern der alten Bundesrepublik einstmals linksliberal war, ist neoliberal geworden; manches auch deutschnational. Die Politik im Land und die Darstellung und Diskussion in den Medien hat Schlagseite. Ob es hilft, dass sich der "Freitag" dagegen stemmt? Die Zweifel daran, die mich gelegentlich befallen, können meine Absicht nur bestärken, den ‚Freitag‘ im Dagegen-Sein zu unterstützen.“

Günter Gaus (2001)

Einzelnachweise

  1. Freitag Archiv: „In eigener Sache: Ein starkes Zeitungspublikum“, Freitag online vom 05. Januar 2007
  2. Freitag Archiv: „Was nennen Sie links?“, JUBILäUM II : Günter Gaus im Gespräch mit Alexander Kluge (1993)
  3. Wilhelm Brüggen: „Ein gut bestelltes Haus“, Freitag Nr. 22 vom 30. Mai 2008
  4. Wilhelm Brüggen: „Ein gut bestelltes Haus“, Freitag Nr. 22 vom 30. Mai 2008
  5. Kress.de: „Kress Profil "Jörn Kabisch"“, In der Personendatenbank KressKöpfe
  6. Kress.de: „Kress Profil "Detlev Hustedt"“, In der Personendatenbank KressKöpfe
  7. Bezahlte Auflage seit 1998 nach den Zahlen der IVW
  8. Nach den Zahlen der IVW seit 1998
  9. Freitag Nr. 49 vom 5. Dezember 2008 S. 12 „Tagebuch“
  10. Kai-Hinrich Renner: „Zurück zu den Wurzeln“, Welt online vom 29. Dezember 2008

Literatur

  • Lutz Herden (Hrsg.): Ernstfall Einheit – 15 Jahre Freitag. Ein Dokument der Zeitgeschichte, der politischen und journalistischen Vitalität von 1990 bis 2005. Edition Freitag, Berlin 2005, ISBN 3-936252-05-X.