Mauer bei Melk

Ortschaft und Katastralgemeinde im Bezirk Melk
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Mauer ist ein Ort der Gemeinde Dunkelsteinerwald im Bezirk Melk (im Mostviertel) in Niederösterreich.

Schnitzaltar 1509

Geschichte

Die Bezeichnungen muri, ad mura, apud mura oder die deutschen Bezeichnungen Mour oder Mower sind bereits seit dem 11. und 12. Jahrhundert bekannt. Im Jahr 1083 wird erstmals das Dorf und 1096 die Kirche als Gründung erwähnt. Dies erinnert deutlich an Mauerreste, vermutlich römische, die den mittelalterlichen Siedlern aufgefallen waren. Auf das hohe Alter verweist aber auch die Legende des heiligen Gothalm, der als Diener des heiligen Koloman dessen Grab besuchen wollte und hier vor Trauer und Erschöpfung (1017/1018) verstorben war. Als an seinem Grab Wunder geschahen, überführte man seine Gebeine zu denen seines Herrn im Stift Melk. Damals hatte die alte Römerstraße oberhalb des Ortes, auf die heute noch der dafür typische Flurnamen "Hochstraße" hinweist, offenbar noch größere Bedeutung. Die Kirche und Pfarre Mauer reicht bis in die frühe Besiedlungsgeschichte des Dunkelsteinerwaldes zurück.- Die mächtigen Grafen von Formbach haben sie 1096 gegründet und um 1110 an das Stift Göttweig übertragen.

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Mauer bei Melk mit Pfarrkirche 'Maria am grünen Anger'

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Kernsiedlung
 
Mauer, von der Kirche fotografiert

Der Ort ist ein Teil der Marktgemeinde Dunkelsteinerwald, die ein Kommunalgebäude mit Feuerwehr, Gemeindeamt und Standesamt im Zentrum unterhält. Einige Bauerhöfe verleihen dem Ort eine gewisse Prägung. Da es nur eine Bäckerei und sehr kleine Gewerbebetriebe gibt, und die kommunale Struktur der Gemeinde schwierig ist, orientiert sich der Ort stark an die Nachbargemeinde Loosdorf. Der Ortskern ist erst in den letzten paar Jahrzehnten wesentlich erweitert worden, durch die Kernsiedlung wo sich sich viele junge Familien ein Einfamilienhaus errichteten. Die Bedeutung des Ortes hängt wesentlich mit der Bedeutung des Schnitzaltares zusammen, weshalb die Kirche hier besonders erwähnenswert ist.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerk

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Pfarrkirche mit Kirchenplatz
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Pfarrkirche 'Maria am grünen Anger'


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Schnitzaltar Mauer bei Melk, (1509)
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Detail vom Mittelschrein des Schnitzaltares
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Sakramenthäuschen, Höhe 11 m

Kirche

Wallfahrtskirche Mauer bei Melk; Patrozinium: Maria Namen 12. September, inkorporiert dem Benediktinerstift Göttweig

Vom ältesten Kirchenbau, ist heute nichts mehr erhalten. Möglicherweise war diese Kirche ein Holzbau, wie in der Vita Altmanni berichtet ist. Die Besitzungen der Pfarre Mauer, wurden im 14. und 15. Jahrhundert vergrößert. Von dieser Zeit stammt wahrscheinlich der älteste Teil der Pfarrkirche. Wahrscheinlich wurden um 1300 die beiden Seitenschiffe angebaut. Erst im späten 15. Jahrhundert wurde der hohe Chor angefügt. Die Kirche sollte im 15. Jahrhundert größer ausgebaut werden, doch die Reformation vereitelte weitere Bautätigkeit, weil die Herren von Albrechtsberg, die zu den Förderern gehörten, die neue Lehre angenommen hatten. In der letzten Bauphase wurde der spätgotische Turm errichtet. Gleichzeitig mit den Chor entstand die alte Sakristei, in Verlängerung des nördlichen Seitenschiffes. In der Barockzeit wurde die Ausstattung der Kirche erneuert.

Schnitzaltar

Der Schnitzaltar (1509) von Mauer bei Melk ist ein Wunder der Spätgotik. An den Flügeln wird das Leben Mariens in seinen wichtigsten Stationen vorgeführt.

  • Im 15. Jahrhundert wurde das mittelalterliche Weltbild abgelöst. Humanismus und Renaissance leiten eine neue Epoche ein, die den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Das heimische aber war noch zu stark verwurzelt, die Form der Gotik war noch mit der Tradition des heimischen verbunden. Eine bodenständige Sprache bestimmten Form und Ausdruck. In die deutsche Kunst fanden Körperlichkeit und Raumgefühl ihren Einzug sowie oberitalienische Zierformen. Der Künstler schafft keine neue äußere Ordnung der Welt, sondern leitet an seine Zeit die Formgebung ab. Die Welt in seiner Unermeßlichkeit und seiner Erhabenheit geben dem Kunstwerk Weite und innere Spannung. All dies soll gegenwärtig sein. Heilige und Sterbliche beten vor der thronenden Muttergottes.
  • Diese Altarform ist Anfang des 16. Jahrhundert nicht selten. Auffallend sind die neuzeitlichen Dekorationsformen, wie Fruchtstäben und Girlanden, die ober-italienischen Vorbildern nachempfunden scheinen. Bewunderung erregt die zurückhaltend geschmackvolle Verteilung des plastischen Schmucks und dadurch erreichte Einheitlichkeit des Aufbaus. Meisterhaft ist vor allem die Komposition der Figuren des Mittelschreins zu einer lebendig bewegten und doch geschlossenen Gruppe.
  • Im Altaraufsatz erkennt man den Gekreuzigten, flankiert von zwei männlichen Gestalten die unterhalb des Kreuzes stehen. Diese weisen auf zwei Schrifttafeln hin die vom Kreuzbalken herabhängen. Zwar sind die beiden Figuren nicht mit Attributen versehen, doch können sie durch die Schrifttafeln als die Propheten Zacharias, auf der linken und Jesajas auf der rechten Seite gedeutet werden.
  • Verkündigung
Die Verkündigung an Maria, oben am linken Flügel leitet die Erzählung ein. Vorbilder dürften Holzschnitte und Kupferstiche sein. Diesem Relief diente das entsprechende Blatt aus dem Marienleben Dürers als Anregung. Die Abhängigkeit vom Vorbild zeigt sich in dem Verkündigungsengel mit seinen weit gebreiteten Flügeln. Die Gestaltung von Maria wurde dagegen im Relief monumentalisiert.
  • Heimsuchung
Auch bei Darstellung dieser Szene wird eine Vorlage aus Dürers Marienleben verwendet. In Gegensatz zur Verkündigungsszene hält sich der Schnitzer genauer an die Vorlage, was an einigen Details deutliche wird. So sind Maria und Elisabeth direkt aus der Vorlage übernommen. So ist beim Gewand die Schleife des Gürtels übernommen worden, aber auch der Hund im Vordergrund.
Für dieses Relief wurde nicht auf die Vorlage von Dürer zurückgegriffen, sondern ein öfter benutzter Kupferstich Martin Schongauers. Von ihm stammt die Idee des rippengewölbten Hallenraumes, dessen Wände teils durchbrochen sind. Auch die rohe Quadernwand ist von dort übernommen. Das Relief beschränkt sich auf die Hauptfiguren, da Hirten links am Eingang fehlen. Maria ist am Relief tiefer gebeugt und Josef steht nicht rechts sondern links von Maria. Ochs und Esel sind vom Kupferstich angeregt, aber frei variiert.
  • Tod Mariens
Die Reihe der Flügelreliefs wird mit dem Tod Mariens abgeschlossen. Bei den meisten Darstellungen des Todes Marias, wird sie im Bett liegend dargestellt, nicht so am Altar von Mauer. Hier wird Maria zusammensinkend, von Aposteln gestützt dargestellt, während die anderen Apostel um diese Szene gruppiert sind. Dieser Typus findet sich ausschließlich in Böhmen, Schlesien, Polen, Ungarn, Österreich und Süddeutschland. Auffallend bei dieser Darstellung ist, dass auf einer Wolkenbank thronend Gott Vater die Seele in Empfang nimmt, in den Himmel aufnimmt, und nicht wie üblich Christus dargestellt wird.

Sakramentshäuschen

Das Sakramenthäuschen an der Nordseite, stammt wie das Meisterzeichen zeigt aus dem Jahre 1506, und gehört zu den schönsten, dieser Art, in Niederösterreich. Betrachtet man das etwa elf Meter hohe zierliche Bauwerk, wird die stilistische Besonderheit deutlich. Die Spätgotik zeigt sich in den einzelnen Details. Auf einen schlanken Sockelpfeiler ruht die kastenförmige Sakramentsnische mit gotischen Gittern. Es sind Statuen der heiligen Barbara, Maria, Katharina sowie des heiligen Benedikt, Stephanus und des heiligen Nikolaus zu sehen.



Hochaltar

Es ist ein raumfüllender spätbarocker viersäuliger Hochaltar, mit einer barockfarbig gefassten gotischen Marienstatue mit Kind, „Maria am grünen Anger“, aus dem 14. Jahrhundert, von einer Engelsglorie umgeben. Seitlich über den Umgangstüren stehen vergoldete Statuen der heiligen Benedikt und Petrus auf der linken Seite, und Paulus und Scholastika, am Aufsatz die Heilige Dreifaltigkeit in einem großen Strahlenkranz, flankiert von den Statuen der heiligen Katharina und Barbara. Der Hochaltar stammt circa aus dem Jahr 1757.
 
Hochaltar


weitere Sehenswürdigkeiten

  • Römerbrücke bei Lanzing, die die etwa im 3. oder 4. Jahrhundert entstanden ist.
  • Gotische Lichtsäule, die auf das Jahr 1520 datiert wird.
  • Marienbild, auf einem Haus in Mauer, das von einen abgerissenen Gebäude übertragen wurde.

Umgebung von Mauer

Mauer ist nicht weit von Melk und dem Stift Melk oder auch dem Renaissance - Schloss Schallaburg [1] entfernt. Durch die Nähe der Wachau, einem der schönsten Abschnitte der Donau, zahlt sich ein Besuch bestimmt aus.

Literaturhinweise

Floßmann, Gerhard ; Kirchenführer Wallfahrtskirche Mauer bei Melk 1998
Wirth, Theobald ; Der Schnitzaltar von Mauer bei Melk In: das münster. Heft 2 (1997) 152 - 157
Der Schnitzaltar von Mauer bei Melk. 206. Sonderausstellung der österreichischen Galerie Belvedere in Wien Wien 1997

Antiquarische Bücher

Feuchtmüller, Rupert: Der Schnitzaltar in Mauer bei Melk. Ein Wunder der Gotischen Schnitzkunst, Verlag Niederösterreich. Pressehaus, 1955
Feuchtmüller, Rupert ; Santol, Eugen: Der Schnitzaltar in Mauer bei Melk, St. Pölten, Wien, Niederösterreichisches Pressehaus, 1975
  • Gemeinde Dunkelsteinerwald [2]
  • Kirche Mauer [3]