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Wappen | Karte |
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Wappen | Lage der kreisfreien Stadt Gera in Deutschland |
Basisdaten | |
Bundesland: | Thüringen |
Landkreis: | Stadtkreis |
Geographische Lage: | 50° 53' n. Br. 12° 05' ö. L. |
Höhe: | 205 m ü. NN |
Fläche: | 151,93 km² |
Einwohner: | 105.493 (30.09.2004) |
Bevölkerungsdichte: | 694 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 07545 - 07557 (alt: 6500-6505) |
Vorwahlen: | 0365, 036695 |
Kfz-Kennzeichen: | G |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 52 000 |
Stadtgliederung: | 40 Stadtteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kornmarkt 12 07545 Gera |
Webseite: | www.gera.de |
E-Mail-Adresse: | ha@gera.de |
Politik | |
Oberbürgermeister: | Ralf Rauch (parteilos) |
Regierende Partei: | PDS |
Gera ist eine Stadt im östlichen Deutschland. Sie ist nach der Landeshauptstadt Erfurt die zweitgrößte Stadt sowie eines der drei Oberzentren des Freistaates Thüringen und hat den Status einer Kreisfreien Stadt. Nächstgrößere Städte sind Chemnitz (ca. 58 km östlich), Leipzig (ca. 60 km nordöstlich), Halle (Saale) (ca. 70 km nördlich) und Erfurt (ca. 74 km westlich von Gera).
Geographie
Geographische Lage
Gera liegt im östlichsten Zipfel des Freistaates, nahe den Grenzen zu Sachsen-Anhalt und Sachsen im Tal des Flusses Weiße Elster. An der südlichen Stadtgrenze (bei Wünschendorf) tritt diese aus ihrem engen Tal am östlichen Rand des Thüringer Schiefergebirges heraus und fließt in eine breite Tallandschaft, in der sich die Stadt Gera ausbreitet. Während der Westrand des Tales relativ steil abfällt, steigt der Ostrand allmählich an. Zudem werden die Randgebiete der Stadt im Westen sowie im Südosten des Stadtgebietes durch die Täler zahlreicher kleinerer Nebengewässer der Weißen Elster wie dem Gessenbach eingeschnitten.
Gera liegt auf einer Höhe zwischen 180 m ü. NN (Bett der Weißen Elster) und 354 m (bei Gera-Falka im äußersten Südosten). Als Höhe Geras wird meist 205 m über NN angegeben, die Höhe des Marktplatzes.
Gera hat mit dem Geraer Stadtwald im Westen des Stadtgebietes die größte zusammenhängende Waldfläche aller Thüringer Städte. Ein weiteres großes Waldgebiet - ein Ausläufer des Zeitzer Forstes - befindet sich im äußersten Nordwesten der Stadt.
Geologie
Die hauptsächlich vertretenen Gesteinsarten sind Kalkstein und Rotliegendes. Im Norden des Stadtgebietes gibt es geringe Vorkommen von Braunkohle, die im 19. Jahrhundert abgebaut wurden.
Bei Gera (Weida) liegt die Stelle des südlichsten Vordringens der eiszeitlichen Gletscher (Elster-Eiszeit) in Deutschland.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Gera. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Nordosten genannt:
- im Landkreis Greiz (Thüringen): Pölzig, Hirschfeld, Brahmenau, Schwaara und Korbußen (alle Verwaltungsgemeinschaft Am Brahmetal), Ronneburg, Kauern, Hilbersdorf, Linda bei Weida und Endschütz (alle Verwaltungsgemeinschaft Ländereck), Wünschendorf (Einheitsgemeinde), Zedlitz, Hundhaupten und Saara (alle Verwaltungsgemeinschaft Münchenbernsdorf), Kraftsdorf (Einheitsgemeinde), Hartmannsdorf und Bad Köstritz
- im Saale-Holzland-Kreis (Thüringen): Silbitz (Verwaltungsgemeinschaft Heideland-Elstertal)
- im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt): Breitenbach und Schellbach (Verwaltungsgemeinschaft Droyßiger-Zeitzer Forst) sowie Heuckewalde (Verwaltungsgemeinschaft Schnaudertal)
Stadtgliederung
Hauptartikel: Liste der Stadtteile von Gera
Das Stadtgebiet gliedert sich in 40 Stadtteile, die zu 12 Gemeindeteilen zusammengefasst sind. Einige der Stadtteile sind zugleich Ortschaften oder bilden mit anderen Stadtteilen eine Ortschaft. In Gera gibt es 14 Ortschaften mit einem eigenen Ortschaftsrat und einem Ortsbürgermeister.
Siehe hierzu auch Liste der Eingemeindungen.
Geschichte
Historischer Abriss
Hauptartikel: Geschichte der Stadt Gera
Der Name Gera bezeichnete ursprünglich diesen Abschnitt des Elstertals und entstand vermutlich schon vor der Völkerwanderungszeit und wurde von den seit dem 8. Jahrhundert ansässigen Slawen übernommen. Im Jahre 995 wurde der Name Gera in einer Grenzbeschreibung erstmals erwähnt. 999 kam die provincia Gera in den Besitz des Stiftes Quedlinburg, dessen Äbtissin 1209 die Vögte von Weida als Verwalter des Gebietes einsetzte. Aus diesen entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte durch zahlreiche Erbteilungen das Fürstenhaus Reuß.
Nachdem im Zentrum des Gebietes Gera im 12. Jahrhundert eine Siedlung gleichen Namens entstanden war, erlangte diese im frühen 13. Jahrhundert (vor 1237) das Stadtrecht. Anfangs entwickelte sich die Stadt nur langsam. 1450 wurde sie im Sächsischen Bruderkrieg fast völlig zerstört.
Seit 1564 war Gera Residenzstadt der Linie der jüngeren Reuß. Diese Zeit bedeutete eine Blüte für Gera, in dem die Textilindustrie seit dem 15. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen hatte. Unter dem Landesherrn Heinrich Posthumus Reuß nahm die Bedeutung der Stadt weiter zu. 1686 und 1780 wurde die Stadt durch Brände weitestgehend zerstört.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Gera zu einem Industriezentrum. Die Geraer Straßenbahn nahm schon 1892 ihren Betrieb auf. Nach der Abdankung des letzten Fürsten in der Novemberrevolution kam Gera 1920 zu Thüringen und bildete dessen größte Stadt.
Während des Zweiten Weltkriegs zerstörte am 6. April 1945 ein schwerer Luftangriff große Teile der Stadt. Nach Kriegsende wurde es wie das übrige Thüringen zunächst US-amerikanisch, dann aber sowjetisch besetzt und war daher ab 1949 Bestandteil der DDR. 1952 wurde es Bezirksstadt.
In der DDR-Zeit wurde es durch den Uranerzbergbau in Ronneburg zur Großstadt und erreichte 1989 fast 140.000 Einwohner. Nach der Wende sank die Einwohnerzahl rapide und beträgt jetzt nur noch knapp über 100.000.
Religion
Die Bevölkerung der Stadt Gera gehörte anfangs zum Bistum Naumburg. Das Stift Quedlinburg erließ wohl schon vor 1200 eine Kirchenordnung für die Stadt. Gera war Sitz eines Dekanats innerhalb des Archidiakonats Zeitz. 1533 wurde die Reformation eingeführt. Danach war die Stadt über viele Jahrhunderte eine fast ausschließlich protestantische Stadt. Vorherrschend war das lutherische Bekenntnis. Die Kirche teilte die Geschicke der Landesherren von Reuß. Die kleine "Evangelisch-Lutherische Kirche des Fürstentums Reuß jüngere Linie", deren Sitz sich in Gera befand, schloss sich 1920 mit sechs anderen Landeskirchen Thüringens zur "Thüringer Evangelischen Kirche" zusammen, aus der sich später die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen entwickelte. Innerhalb dieser Landeskirche ist Gera Sitz einer Superintendentur, der zum Aufsichtsbezirk Ost gehört, dessen Kreiskirchenamt sich ebenfalls in Gera befindet. Die heute bestehenden 13 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden beziehungsweise Pfarrämter gehören somit alle zur Superintendentur Gera.
Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt. 1894 gründeten sie wieder eine eigene Kirchengemeinde und erbauten die Kirche St. Elisabeth, zu der auch die Katholiken benachbarter Städte und Gemeinden gehörten. Heute gehören zur Pfarrei St. Elisabeth neben der Hauptkirche auch die Kapellen St. Jakobus in Gera-Langenberg und Maria Geburt in Ronneburg. Ferner gibt es in Gera noch die Pfarrei Hl. Maximilian Kolbe. Die Stadt ist heute Sitz eines Dekanats innerhalb des Bistums Dresden-Meißen.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch noch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten), die Evangelisch-Methodistische Gemeinde (Methodisten), die Freie Evangelische Gemeinde, die Adventgemeinde (Adventisten), die Evangelische Christengemeinde (Pfingstgemeinde), die Benjamin-Gemeinde und die Christliche Gemeinde. Ferner sind eine Neuapostolische Gemeinde und die Zeugen Jehovas in Gera vertreten.
Nichtchristliche Religionen sind in Gera praktisch nicht vorhanden. Das jüdische Leben aus der Zeit vor 1938 wurde nach dem Nationalsozialismus nicht wiederbelebt.
Eingemeindungen
Hauptartikel: Geschichte der Stadt Gera
Einwohnerentwicklung
Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Gera
Die Einwohnerzahl der Stadt Gera überschritt um 1959 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Ende der 1980er Jahre erreichte sie mit etwa 130.000 ihren höchsten Wert, seit Anfang der 1990er Jahre fällt sie rapide ab.
Politik
Historische Entwicklung
An der Spitze der Stadt Gera stand im 13. Jahrhundert ein cultetus des Stifts Quedlinburg, zu dem die Stadt seinerzeit gehörte. 1306 wurde das Schulzenamt den Vögten und Herren von Gera übertragen. Seit 1360 ist ein Rat nachweisbar. Im 15. Jahrhundert gab es mehrere Räte, zu denen jeweils ein Bürgermeister gehörte. Der regierende Rat besorgte die laufende Verwaltung, der sitzende Rat war für die Gerichtsbarkeit zuständig und der ruhende beziehungsweise alte Rat wurde zu wichtigen Angelegenheiten hinzugezogen. Ab 1618 gab es noch zwei Kollegien, später wieder drei und gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es zwei Bürgermeister, von denen der juristische Bürgermeister vom Landesherrn eingesetzt wurde. 1832 erhielt Gera eine neue Stadtverfassung. An der Spitze stand danach ein Oberbürgermeister, der ab 1933 von der NSDAP eingesetzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Besatzungszone den Rat der Stadt mit einem Oberbürgermeister. Freie Wahlen gab es während der DDR-Zeit nicht. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums ist der "Stadtratsvorsitzende". Das Gremium wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Erster direkt gewählter Oberbürgermeister wurde der parteilose Ralf Rauch. Bürgermeister (Stellvertreter des Oberbürgermeisters) ist Norbert Hein (CDU). Einige Stadtteile haben außerdem einen Ortsbürgermeister, der auch Vorsitzender des Ortschaftsrats ist.
Stadtrat
Seit der Kommunalwahl vom 27. Juni 2004 setzt sich der Geraer Stadtrat wie folgt zusammen:
- PDS: 18 Sitze (36,7 %)
- CDU: 14 Sitze (28,7 %)
- Arbeit für Gera: 8 Sitze (15,8 %)
- SPD: 6 Sitze (11,1 %)
Vorsitzende des Stadtrats ist heute Petra Metzner, PDS. Die Grünen und die FDP verpassten mit je 3,9 % den Einzug in den Stadtrat.
Liste der Oberbürgermeister siehe bei Stadtgeschichte von Gera.
Wahlergebnisse
Bundestagswahl 2002
Wahlkreis 196 (Gera - Saale-Holzland-Kreis):
Erststimme
- Karsten Schönfeld (SPD): 36,6%
- Bernward Müller (CDU): 27,1%
- Dr. Ruth Fuchs (PDS): 25,0%
- Percy Wesselly (FDP): 6,3%
- Peter Kindermann (Bündnis 90/Die Grünen): 3,0%
- Martin Soa (NPD): 2,1%
Zweitstimme
- SPD: 39,5%
- CDU: 26,4%
- PDS: 20,1%
- FDP: 6,1%
- Bündnis 90/Die Grünen: 3,7%
- NPD: 1,6%
- Schill-Partei: 1,3%
- Die Republikaner: 0,6%
Direkt gewähltes Mitglied des Bundestages aus dem Wahlkreis Gera/Saale-Holzland-Kreis ist Karsten Schönfeld (SPD). Bernward Müller konnte über die Landesliste der CDU ebenfalls in den Bundestag einziehen.
Landtagswahl 2004
Bei der Thüringer Landtagswahl am 13. Juni 2004 war Gera in zwei Wahlkreise eingeteilt. In beiden siegten die Direktkandidaten der PDS. In Gera II konnte sich dabei Dieter Hausold mit 41,0% sogar gegen die amtierende Finanzministerin Birgit Diezel (35,8%) durchsetzen. In Gera I gewann Margit Jung (38,5%) gegen Bernd Koob (36,6%), der damit der einzige CDU-Kandidat war, der nicht über einen Listenplatz in den Landtag einziehen konnte.
Wappen
Das Wappen der Stadt Gera zeigt in schräggestelltem, dreikantigem Schild in Schwarz, ein aufrechtstehender, nach rechts gewandter, goldener, doppelschwänziger, ungekrönter Löwe. Auf der linken Schildecke ein goldener Turnierhelm mit zweiseitigen goldenen und auf der Rückseite schwarzen Blätterverzierungen; über dem Helm links vier Pfauenfedern mit doppelten Pfauenaugen und rechts drei einfache Blätter von gleicher Größe. Die Flagge ist schwarz-gold längs gestreift.
Der Plauener Löwe als Wappentier wurde von den einstigen Territorialherren, den Vögten von Weida übernommen. Er ist bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar. Das heutige Wappen wurde zuletzt 1995 in der Hauptsatzung der Stadt Gera festgelegt.
Städtepartnerschaften
Gera unterhält eine Städtepartnerschaft mit folgenden Städten:
- Saint-Denis (Frankreich), seit 1950
- Sliven (Bulgarien), seit 1965
- Plzen (Tschechien), seit 1970
- Kuopio (Finnland), seit 1972
- Timişoara (Rumänien), seit 1984
- Arnheim (Niederlande), seit 1987
- Rostow am Don (Russische Föderation), seit 1991
- Fort Wayne, Bundesstaat Indiana (USA), seit 1992
- Skierniewice (Polen), seit 1993
- Pskow (Russische Föderation), seit 1996
- Nürnberg (Bayern), seit 1997
- Goražde (Bosnien und Herzegowina), seit 2002
Wirtschaft und Infrastruktur
Die wichtigsten Wirtschaftszweige vor 1990 haben in Gera heute nur noch eine geringe oder gar keine Bedeutung mehr: Werkzeugmaschinenbau (VEB Wema Union), Textilindustrie (VEB Modedruck), Elektronik und Gerätebau (VEB Elektronik Gera) existieren nicht mehr. Außerdem gab es in Gera Außenstellen von Carl Zeiss Jena sowie eine Brauerei.
Bekannte Firmen sind heute Gera-Gewürze (Gewürzherstellung), Gerana (Kosmetikartikel) sowie Othüna (Margarineherstellung), außerdem das Kompressorenwerk Kaeser und eine Niederlassung von Max Bögl. Seit Ende der 1990er entstanden im Zentrum von Gera drei große Einkaufszentren (1998 Gera-Arcaden, 2000 Amthor-Passage, 2003 Elster-Forum). Die Arbeitslosenquote betrug 2002 19,2%, das entspricht 10.400 Arbeitslosen.
Verkehr
Durch das nördliche Stadtgebiet führt in West-Ost-Richtung die Bundesautobahn A 4 Erfurt-Dresden mit den Anschlussstellen Gera und Gera-Leumnitz. Die dazwischen liegende Anschlussstelle Gera-Bieblach ist im Bau. Ferner führen die Bundesstraßen B 2, B 7 und B 92 durch Gera. Vor der Kommunalwahl 2004 wurde der Bau einer östlichen Umfahrung der Stadt beschlossen, die im Norden der Stadt beim Stadtteil Cretzschwitz von der B2 abzweigen soll, dann die A4 bei einer neuen Anschlussstelle Gera-Bieblach queren und schließlich beim Stadtteil Leumnitz in die Südosttangente münden soll. Weitere Straßenneubauten werden in Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 2007 im Stadtzentrum vorgenommen. Die Länge des Straßennetzes in Gera beträgt 507 km. Derzeit sind ca. 56.000 Kraftfahrzeuge in Gera zugelassen.
Gera hat traurige Berühmtheit erlangt als größte deutsche Stadt nach Lübeck ohne elektrifizierten Bahnanschluss sowie als erste deutsche Großstadt, die vollständig vom Fernbahnnetz der Deutschen Bahn AG abgeschnitten wurde. Auch im Eisenbahngüterverkehr ist Gera nach Stillegung seines Rangierbahnhofes Gera Hbf/Güterbahnhof kein Eisenbahnknoten mehr. 2002 nahm jedoch der InterConneX von Gera über Berlin nach Rostock den Betrieb auf. Regionalexpress-Linien führen bis München und Göttingen, außerdem in die nahegelegenen ICE-Knotenpunkte Leipzig, Weimar, Jena und Saalfeld. Die Regionalexpress-Linie aus Göttingen führt nach Osten bis Gößnitz. Dort werden die zwei eingesetzten Triebwagen der Baureihe 612 getrennt und fahren anschließend weiter bis Zwickau und Chemnitz. Die Reisezeiten nach Erfurt (1 Stunde 11 Minuten) oder Chemnitz (1 Stunde 46 Minuten) bilden allerdings keine ernsthafte Alternative zur parallel verlaufenden A4. Immer wieder wird der zweigleisige und elektrifizierte Ausbau der Mitte-Deutschland-Verbindung diskutiert. Gelegentlich wird auch statt der kostspieligen ICE-Strecke Erfurt-Nürnberg eine kürzere Verbindung über Gera diskutiert, deren Realisierung jedoch sehr unwahrscheinlich ist. In Gera befinden sich sieben Bahnhöfe, die jedoch bis auf den Hauptbahnhof und den Südbahnhof nur von Regionalbahnen angefahren werden.
Im Osten der Stadt befindet sich der Flugplatz Gera-Leumnitz, der jedoch nur zum Sportfliegen genutzt wird. Die Flughäfen Leipzig/Halle, Erfurt und Hof sind alle ungefähr gleich weit entfernt, der nächstgelegene Flughafen ist jedoch Altenburg-Nobitz, der von Ryanair und Air Berlin angeflogen wird.
Den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen zwei Straßenbahnlinien (eine dritte ist in Bau) sowie 14 Buslinien der Geraer Verkehrsbetrieb GmbH (GVB). Die Linien des GVB fahren ausschließlich Ziele innerhalb des Stadtgebietes an, mit Ausnahme der Linie 18 (Gemeinde Kauern) und der Linie 20 (Gemeinde Kraftsdorf). Die gegenwärtige Länge des Straßenbahnnetzes beträgt 14,5 km. Die Gesellschaft befördert täglich ca. 60.500 Personen.
Daneben wird Gera auch von den Regionalbuslinien der Firma RVG und einiger weiterer Gesellschaften angefahren. Während die zentrale Umsteigestelle des Stadtverkehrs die Haltestelle Heinrichstraße ist, fahren die Regionalbusse vom Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof ab.
Staatliche Einrichtungen
In Gera befindet sich seit Januar 1998 eine der vier Dienststellen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), neben Berlin, Stralsund und Brandenburg an der Havel mit derzeit ca. 750 Beschäftigten. Ferner gibt es ein Kreiswehrersatzamt.
An Körperschaften des öffentlichen Rechts gibt es die "Industrie- und Handelskammer Ostthüringen zu Gera" sowie die "Handwerkskammer für Ostthüringen".
Gera hat eine lange Tradition als Garnisonsstadt. 1905 bildeten die Verbände der beiden Reuß zusammen mit den Truppen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt das 7. thüringische Infanterieregiment Nr. 96. 1961 wurde in Gera das Pionierregiment 3 der NVA stationiert. 1991 wurde das Pionierbataillon 701 der Bundeswehr aufgestellt, das in der Pionierkaserne Gera-Hain stationiert ist.
Medien
In Gera erscheint als Tageszeitung die Ostthüringer Zeitung (OTZ). Ferner befindet sich in Gera eine Geschäftsstelle der Thüringischen Landeszeitung (TLZ), die in Weimar erscheint.
Der MDR unterhält ebenso wie der Privatsender Antenne Thüringen Rundfunkstudios in Gera. Von 1992 bis 1994 befand sich das Landesfunkhaus Thüringen des MDR-Fernsehens in Gera, genauer gesagt in der Hermann-Drechsler-Straße in Untermhaus (die heutigen Kammerspiele).
Bildung
In Gera existieren 40 allgemeinbildende bzw. berufsbildende Schulen. Neben einer Volkshochschule existiert in Gera außerdem eine Berufsakademie und das Staatliche Studienseminar für Lehrerausbildung.
Die Stadt- und Regionalbibliothek mit einer Haupt- und fünf Zweigstellen im Stadtgebiet bietet ein umfangreiches Angebot an Literatur.
Freizeit und Sporteinrichtungen
Die Sportanlagen Geras konzentrieren sich hauptsächlich auf den früheren "Hofwiesen" an der Weißen Elster zwischen dem Stadtzentrum und den Stadtteilen Heinrichsgrün und Untermhaus. Hier befinden sich das Stadion der Freundschaft, ein Hallen- und ein Freibad, Tennisplätze sowie eine Rollschnelllaufbahn. 2004 wurde eine neue Vierfeld-Sporthalle fertiggestellt, die die alte "Erwin-Panndorf-Halle" ersetzt. Der Name wurde beibehalten.
Das Areal der Hofwiesen soll 2007 ein Kerngebiet der Bundesgartenschau werden. Die Sportstätten sollen dabei harmonisch in das Parkareal eingegliedert werden. Welche Sportanlagen während der Buga genutzt werden können, steht aber noch nicht im Einzelnen fest.
Weitere kleinere Sporthallen und Sportplätze sind über die ganze Stadt verteilt, zu nennen sind hier das Stadion am Steg sowie das Zwötzener Stadion. Im Stadtteil Debschwitz gibt es außerdem eine Radrennbahn.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe hierzu auch Hauptartikel Sehenswürdigkeiten in Gera
- Rathaus (erbaut 1576, Renaissance), das Wahrzeichen der Stadt
- Marktplatz mit Simson-Brunnen
- Schloss Osterstein (größtenteils zerstört 1945)
- Stadtapotheke (mit außergewöhnlichem, reich verziertem Erker)
- Theater (erbaut 1902)
- Kirchen St. Johannis (Neogotik), St. Salvator (Barock), St. Marien (Spätgotik), St. Trinitatis (Spätgotik)
- Geraer Höhler (frühere Bierkeller)
- Tierpark (seit 1973)
Gera besitzt folgende Unterhaltungseinrichtungen (Kino und Theater):
- Die Bühnen der Stadt Gera - fusionierten 1996 mit dem Theater Altenburg. In Gera werden 3 Häuser bespielt (Großes Haus, Kammerspiele, Kleines Theater im Zentrum)
- Die beiden nach der Wiedervereinigung noch verbliebenen Kinos schlossen Ende 1997, als die moderne UCI-Kinowelt eröffnet wurde. Im Metropol-Kino finden gelegentlich noch Filmnächte statt.
- Bekannt auch über die Stadtgrenzen ist das Kabarett "Fettnäppchen" direkt unter dem Rathaus.
- Kultur- und Kongresszentrum - Das 1981 eröffnete Kultur- und Kongresszentrum wird für die seltenen größeren Veranstaltungen genutzt.
Folgende Museen besitzt Gera:
- Stadtmuseum
- Kunstsammlung (Orangerie)
- Schreibersches Haus (Naturkundemuseum, ältestes Gebäude der Altstadt)
- Ferbersches Haus (Museum für angewandte Kunst)
- Otto-Dix-Haus
Regelmäßige Veranstaltungen
Im Lauf des Jahres finden in Gera verschiedene Kunst- und Kulturfestivals statt, u.a.
- Goldener Spatz (seit 2003 gemeinsam mit Erfurt)
- Geraer Ballett-Tage (seit 1979)
- Maifest
- Tierparkfest
- "Sommernachtstraum" (Stadtparkfest)
- "Alles Theater" (Theatertage)
- Höhlerfest
- Köstritzer Schwarzbiernacht
- Dahlienfest
- Lusanfest (alle 4 Jahre)
- Geraer Märchenmarkt (Weihnachtsmarkt)
- 2007 wird Gera mit Ronneburg Austragungsort der Bundesgartenschau sein.
Sport
Im Fußball ist der bedeutendste Verein der 1. FC Gera 03 (früher TSV 1880 Gera-Zwötzen), der in der Thüringenliga spielt. Der bis vor wenigen Jahren größte Verein, der 1. SV Gera (früher BSG Wismut Gera), musste nach der Saison 2002/2003 Insolvenz anmelden. Er war 1951 entstanden und hatte überwiegend in der DDR-Liga gespielt. Nach der Wiedervereinigung versank der Geraer Fußball in der Bedeutungslosigkeit. Mit Ausnahme einer Saison in der Amateur-Oberliga (1999/2000) spielte der Verein immer in der Landesliga. 2003 war der Verein schließlich zahlungsunfähig, Präsident Bernd Hanhoff musste zurücktreten und der Verein wurde in die Bezirksliga zurückgestuft. Im selben Jahr war aber dem TSV 1880 Zwötzen der Aufstieg in die Landesliga gelungen, dessen Fußballabteilung daraufhin als 1. FC Gera 03 ausgegliedert wurde. Er übernahm einen Großteil der Mitglieder und Sportstätten des 1. SV. 2005 strebt er den Aufstieg in die Oberliga an.
Außerdem ist Gera ein Zentrum des Reitsports (Reitsportanlage Gera-Milbitz). Früher spielte Gera auch im Boxen und im Radsport eine Rolle. Zwischen 1967 und 2001 war es 14-mal Etappenort der Internationalen Friedensfahrt. In der Umgebung der Stadt findet außerdem jährlich eines der bedeutendsten Straßenradrennen für Frauen statt, die Internationale Thüringen-Rundfahrt.
Große Erfolge kann Gera in einigen Randsportarten vorweisen, wie dem Speedskating, dem Rollhockey oder dem Fallschirmspringen. 2006 wird die Weltmeisterschaft im Fallschirmspringen in Gera stattfinden.
Dem Sportfan ist die Stadt allerdings weniger durch besondere sportliche Erfolge ein Begriff als vielmehr durch die Sportwetten GmbH Gera, die durch Bandenwerbung bei zahlreichen sportlichen Großereignissen auf sich aufmerksam macht und einer der größten Wettanbieter in Deutschland ist. Die Glücksspiellizenz des Unternehmens, die Sportwetten Gera im Mai 1990 noch nach DDR-Recht erhielt, bot schon häufiger Anlass zu Kontroversen über ihre Gültigkeit.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Stadt Gera hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:
- 1956: Curt Böhme, Oberbürgermeister
- 1966: Otto Dix, Maler
- 1969: Michail Andrejewitsch Sheltowski, ehemaliger Kommandant der sowjetischen Garnison Gera
- 1974: Alexej Mironowitsch Rybakow, 1. Sekretär der KPdSU des Gebiets Pskow
- 1995: Olaf Ludwig, Radsportler
- 1998: Werner Simsohn, Autor (Juden in Gera, 3 Bände)
- 1999: Bernhard Sahler, Dekan i.R.
- 2004: Karl Weschke, Maler
Söhne und Töchter der Stadt
Die nachfolgenden Personen wurden in Gera geboren (Auflistung chronologisch nach Geburtsjahr). Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Gera hatten oder nicht ist dabei unerheblich.
- 1705 - Johann Heinrich Gottfried Koch, Schauspieler und Theaterleiter, † 1775 in Berlin
- 1857, 11. April - Dr. Heinrich Gustav Beck, † 3. Januar 1933 in Dresden, Ministerpräsident von Sachsen 1914-1918
- 1891, 2. Dezember - im Ortsteil Untermhaus, Otto Dix, Maler und Grafiker, † 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel, Hauptvertreter der "Neuen Sachlichkeit"; Werke u.a. "Triptychon Der Krieg", Prof. an den Kunstakademien Dresden und Karlsruhe
- 1893 - Rudolf Paul, Politiker, † 1978, 1945-1947 Landespräsident von Thüringen
- 1944, 5. Juni - Dr. Rainer Ortleb, Politiker, 1990-1991 Bundesminister für besondere Aufgaben und 1991-1994 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft
- 1959, 2. April - Rolf Schwanitz, Politiker, Staatsminister im Bundeskanzleramt seit 1998
- 1960, 13. April - im Ortsteil Thieschitz, Olaf Ludwig, Radrennfahrer, Olympiasieger 1988
- 1964, 16. Dezember - Heike Drechsler, Leichtathletin, Olympiasiegerin 1992 und 2000
Nicht in Gera geboren, aber hier gewirkt haben u.a.
- Hans Otto, Schauspieler, *1900 in Berlin, † 1933 in Berlin, spielte 1924-26 am Stadttheater Gera
- Horst Salomon, Schriftsteller, *6. Mai 1929 in Pillkallen, † 20. Juni 1972 in Gera
Literatur
- Gera - Geschichte der Stadt in Wort und Bild, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1987, ISBN 3326002254
- Klaus Brodale/ Heidrun Friedemann: Das war das 20. Jahrhundert in Gera, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2002, ISBN 3831312737
- "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte" Band II Mitteldeutschland - Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1941
Weblinks
- Website der Stadt
- Gera stirbt - Die inoffizielle Gera-Homepage
- Gera in Bildern
- Geraer Verkehrsbetriebe
- Geraer Stadtteil Untermhaus und andere Stadtteile
- Goethe-Gymnasium/Rutheneum seit 1608 Gera
- Berufsakademie Gera
- Gersche Fettgusche - viele Bilder, Gersche Sprache & Kleidung
- Foto-Studio-Brühl, direkt auf dem Markt, seit 1925 in Gera
- Aktuelle Luftbilder von Gera auf www.jena-thueringen.de
- Pionierbataillon 701