César De Paepe

belgischer Sozialist (1841–1890)
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César de Paepe (* 12. Juli 1842 in Ostende, Belgien; † 19. Dezember 1890 in Cannes, Frankreich) war Arzt, Jurist und Mitglied der Ersten Internationale. Er gilt als Pionier des belgischen Sozialismus und Begründer des kollektivistischen Anarchismus.

César de Paepe

Leben

César De Paepe studierte am Sint-Michiels College in Brüssel Medizin. Durch den Todesfall seine Vaters 1860 war er gezwungen sein Studium aufzugeben, um seine Familie finanziell zu unterstützen. In dieser Zeit arbeitete er als Typograph. Nach einigen Jahren erst konnte er sein Studium, zwischen 1865 und 1872, wieder aufnehmen und studierte als Rechtsgelehrter an der Universität Université libre de Bruxelles. Als respektierter Arzt setzte er sich für die Arbeiter ein und sorgte mit kostenlosen Medikamenten und Betreuung die finanziell Schwächsten (A.L. Constandse). In seiner Jugend war er bereits ein Anhänger des französichen Anarchisten Pierre Joseph Proudhon und engagierte sich bei der Ersten demokratischen Bewegung in Belgien, „Vlamingen vooruit“ (Flamen voraus) und „Solidaires“.

Sozialist

De Paepe spielte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine stets grösser werdende Rolle in der sozialistischen Bewegung. Den Theorien Proudhons zum grossen Teil treu bleibend, tendierte er zeitweise mehr zu den Standpunkten von Karl Marx. Durch seine Versöhnungsversuche zwischen Anarchisten und Marxisten, isolierte er sich in der sozialistischen Bewegung. In Brüssel gründete er 1860 die sozialistische Vereinigung „Le Peuple Association de la Democratie militante“. De Paepe, befreundet mit Ferdinand Domela Nieuwenhuis, nannte sich erstmals 1863 öffentlich Anarchist [1].

Die sozialen Unterschiede zwischen der Herrschenden und Besitzenden Minderheit und der Besitzlosen Mehrheit der Arbeiterklasse waren für ihn die Ursache, dass die arbeitende Bevölkerung zur „militärischen Sklaverei[2] verurteilt war. Seit Entstehung der 1. Internationale (Internationale Arbeiterassoziation) vertrat er Le Peuple auf den verschiedenen Kongressen. Le Peuple wurde die belgische Sektion der 1. Internationale. Auf dem 2. Kongress der 1. Internationale, 1867 in Lausanne, wies er auf die Konsequenzen der Gegenseitigkeit hin; ausgehend von selbstständigen Arbeitern, Assoziationen und Kooperationen, die unabhängig von übergeordneten Institutionen geleitet werden sollten. Ein Jahr später, auf dem Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation, Brüssel 1868, vertrat er die Meinung, dass das Recht auf Grundeigentum nicht den Assoziationen und Kooperationen überlassen werden könnte und auch nicht dem Staat. Seiner Theorie nach, mit einem Hinweis auf Bakunin, sollte der Besitz von Landgütern der „Dorfgemeinschaft“, den „agrarischen Kommunen“ gehören. Da Bakunin selbst nicht auf dem Kongress anwesend war, las De Paepe einen Brief von ihm vor, worin Bakunin sich für den gemeinschaftlichen Besitz von Bodeneigentum Aussprach, d.h. wenn die „Gemeinschaft“ vertreten würde durch eine Föderation von freien Kommunen[3]. Der Kongress billigte den das Kollektiveigentum an Land und Produktionsmitteln, enthielt sich allerdings jeglicher Aussage über den Föderalismus. Resolut setzte sich De Paepe dafür ein, dass der Bergbau, der Schienenverkehr und die Steingruben in Besitz eines „Neuen Staates“ kommen sollten der das Gleichheitsprinzip bewahrte [4]. Dies stieß auf heftigen Protest der Anarchisten, ebenfalls Anhänger Proudhons; sie sahen diesen Vorschlag als „groben Kommunismus[5] an. Dieser heikle Punkt wurde auf den nächsten Kongress verschoben.

Mit Louis Bertrand errichtete De Paepe 1877 die „Brabantse Socialistische Partij“ diese Partei schmolz später mit der „Belgischen Werkliedenpartij“ (BWP) zusammen. 1879 versuchte Cesar De Paepe die Anarchisten und Marxisten zu vereinigen in der „Parti Socialiste Belge“ [6] . Dieser Versuch scheiterte, erst 1885 wurden die Sozialisten in der „Belgischen Werkliedenpartij“ vereinigt.

Auf dem 3. Kongress der Antiautoritären Internationale in Brüssel 1874, verteitigte De Paepe die Theorie, dass der „neue soziale Staat“ aus einer Föderation von Kommunen bestehen sollte. Als Anarchist war er nicht der Meinung, dass der Staat direkt abgeschafft werden müsste. Die Überwindung des Staates stellte er sich im Gegensatz zu Michail Bakunin als eine Umformung vor, wobei der Staat in eine dezentralisierte Föderation umgestaltet werden könnte. Auf dem gleichen Kongress in 1876 war eine belgische Delegation vertreten die feststellte, daß in Belgien das Interesse am Anarchismus zurück gegangen war und stets mehr Arbeiterorganisationen sich dem Staat zuwendeten (A.L. Constandse. In: „Anarchisme van de daad“; Seite 182). De Paepe kam mit einer Zwischenlösung: er schlug einen Förderativen Staat vor. Als Befürworter von sozialen Gesetzen war er für die Abschaffung der Kinderarbeit (A.L. Constandse,„Anarchisme van de daad“; Seite 183 ). In 1877 war in Gent ein Kongress von überwiegend sozialdemokratischen Delegierten, auch hier sprach De Paepe und zwei Jahre später in Paris auf dem ersten Kongress der 2. Internationalen. Hauptsächliche Themenpunkte waren soziale Gesetze für die Arbeiter und die Überwindung des Staates. Anwesend waren De Paepe und F. D. Nieuwenhuis. Nieuwenhuis war zu dieser Zeit noch Marxist und Abgeordneter.

De Paepe setzte sich für das allgemeine Stimmrecht ein. Drei Jahre vor der Einführung des allgemeinen Stimmrechtes starb De Paepe an Tuberkulose.

Literatur

  • Bernard Dandois: Entre Marx et Bakounine: César de Paepe. Maspero, Paris 1974.
  • César de Paepe: Le suffrage universel et la capacité politique de la classe ouvriere. Gent 1890.
  • L. Peiren: César De Paepe. De l`utopie à la réalité. Brüssel 1900.
  • Ferdinand Domela Nieuwenhuis: De Geschiedenis van het socialisme. Amsterdam 1901. (Die Geschichte des Sozialismus. Über Anarchismus bis ca. 1900; Dritter Teil.)
  • A. L. Constandse: Anarchisme van de daad, Verlag Kruseman, Den Haag 1969.

Einzelnachweise

  1. 1893 erklärte sich De Paepe [1] öffentlich als Anarchist. Abgerufen am 28. Januar 2009
  2. Zitiert nach A.L. Constandse [2] "Anarchisme van de daad"; Abgerufen am 28. Januar 2009
  3. Zitiert nach A.L. Constandse [3] "Anarchisme van de daad"; Seite 181. Abgerufen am 28. Januar 2009
  4. Zitiert nach [4] Ernest Mandel, in: La Ire Internationale et la Commune de Paris; La Gauche Nr. 33, September 1964. Abgerufen am 28. Januar 2009
  5. Zitat von Ernest Mandel [5] in: „La Ire Internationale et la Commune de Paris“; La Gauche Nr. 33, September 1964. Abgerufen am 28. Januar 2009
  6. Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei[6] Zitat von Guido van Cauwelaert und Jean Trembloy; 13. November 2002. Abegerufen am 28. Januar 2009

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