Sido (bürgerlicher Name vermutlich Paul Würdig, * ca. 1981) ist ein Berliner Rapper des Plattenlabels Aggro Berlin.
Sido zeichnet sich durch ungewöhnlich provokante Texte und einen aggressiven, leicht lakonischen Unterton in der Stimme aus. Bis Februar 2005 versuchte er bei den meisten öffentlichen Auftritten seine Identität geheim zu halten, indem er sein Gesicht hinter einer silbernen Totenkopfmaske verbarg.
Karriere
Sido ist seit 1997 im Musikgeschäft tätig. Zusammen mit B-Tight veröffentlichte er als RoyalTS einige Werke beim Berliner HipHop-Undergroundlabel Royal Bunker (Royal für Royal Bunker, TS für Tight/Sido).
Der Künstlername Sido steht angeblich für "Super-intelligentes Drogen-Opfer" oder für "Scheiße in dein Ohr" (eine Zeile Sidos aus dem Royal-TS-Track Terroarr!).
Sido ist Mitglied der Rap-Crew Die Sekte. Diese bestand ursprünglich außer Sido, B-Tight und einigen wechselnden Mitgliedern noch aus Vokalmatador und Rhymin Simon, die die Sekte letztlich verließen (angeblich nachdem ein Feature mit Brixx in Planung war, welches Simon und Vokalmatador nicht ins Konzept passte). Danach bestand sie kurzzeitig nur noch aus dem Duo "Alles ist die Sekte" (A.i.d.S.) mit Sido und B-Tight. Mittlerweile besteht sie außerdem noch aus den Berliner Rappern Mesut, Tony-D, Mok, Fumse (Fuhrmann), Bendt und DJ Werd.
Anfangs bei Aggro Berlin unter Vertrag gründete Die Sekte ein eigenes Label namens Sektenmuzik, das auch alle übrigen Sektenmitglieder und weitere Underground-Acts wie AK (Außer Kontrolle) unter Vertrag hat.
Sidos Solo-Karriere begann 2003 mit dem Weihnachtssong und dem Arschficksong, beide wurden der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien zur Prüfung vorgelegt. Sein erstes Soloalbum mit dem Titel Maske veröffentlichte Sido – im Gegensatz zu seinem Duo-Partner – erst im April 2004. Es folgten die beiden Auskopplungen Mein Block und Fuffies Im Club, die ebenso wie das Album in den Charts in die Top Ten stiegen. Zudem wurde noch der Arschficksong zum ersten Mal offiziell als Single veröffentlich, was Sido gleichzeitig drei Singles in den Charts bescherte.
Mein Block, veröffentlicht im April 2004, machte Sido und Aggro Berlin in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Der Song beschreibt die (vorgeblich) ghettoartige soziale Realität in einem Plattenbau der Berliner Trabantenstadt Märkisches Viertel ("MV"), die als Problembezirk bekannt ist. Der eingängige, trotzig-stolze Refrain Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend / meine Straße, mein Zuhause, mein Block! wurde so bekannt, dass eine Parodie eines 16jährigen Schülers namens MC Jeremy, die unter dem Titel Mein Dorf ironisch aus der Sicht der Landbevölkerung dagegen hielt, wenige Monate später ebenfalls ein Chart-Hit wurde. Mein Block wurde erstmalig auf einer Beilage-CD des Hip-Hop-Magazines Juice veröffentlicht, auf dessen Vormonatsausgabe bereits zwei Titel mit dem Namen Mein Block von Hecklah & Coch sowie Blumentopf erschienen waren. Zum Teil wird der Titel als Reaktion auf die vorangegangenen Titel der beiden anderen Interpreten angesehen. In Anbetracht des üblichen zeitlichen Vorlaufs bei der Produktion von Titel und Zeitschrift gilt die ebenso kursierende Variante als glaubwürdiger, dass der Titel ebenso schon bestand und lediglich ein den Umständen angepasstes Intro erhielt, in dem auf die vorangegangene CD Bezug genommen wurde. Des weiteren gab es unabhängig hiervon Interpretationen des Mein Block-Themas von den Rappern Azad und Eko Fresh.
Der Text von Fuffies im Club handelt von einem Striptease-Club als solventer Freier ("Fuffies": Fünfzig-Euro-Scheine). Die Musik enthält ein Sample der Titelmelodie von Mission Impossible.
Die dritte Single des Albums, Mama ist stolz, ist ein ernst gemeinter Ausdruck der Dankbarkeit Sidos für seine Mutter (Nur meine Mutter hat immer hinter mir gestanden), die auch einen Teil des Texts einsprach.
Anlässlich des Bundesvision Song Contest im Februar 2005, bei dem Sido den 3. Platz für Berlin belegte, nahm er während der Performance von Mama ist stolz seine Maske ab. Dieser Auftritt war der vorläufige Höhepunkt seiner zunehmenden Fernsehpräsenz im Umfeld von Stefan Raab und dessen ProSieben-Sendung TV total. Im März 2005 nahm Sido an der ebenfalls von Raab initiierten Wok-WM teil, allerdings mit mäßigem sportlichen Erfolg.
Identität
Nicht nur, dass Sido mit dem Tragen einer Maske - die zu seinem Markenzeichen wurde - seine Identität verschleiern wollte (s. o.) - es kursieren weitere Gerüchte über ihn.
Insbesondere um seinen bürgerlichen Namen ranken sich Spekulationen. Er selbst hat ihn bisher nicht preisgegeben. Während der Name Paul Würdig aufgrund zuverlässiger Quellen (z.B. GEMA) als am wahrscheinlichsten gilt, ist im Internet auch das Gerücht im Umlauf, Sido heiße in Wirklichkeit Si(e)gmund Gold.
Auch das genaue Geburtsdatum des Rappers ist ungeklärt. In Frage kommen die Jahre 1980 bis 1982.
Skandale
Viele würden es so formulieren: Sido hat keine Skandale, Sido ist ein Skandal.
Provokationen sind Teil des HipHop. Doch auch in HipHop-Kreisen sorgen Sidos inhaltlich wie auch sprachlich häufig obszöne Texte für Aufsehen. Viele Fans betrachten diese Texte als Satire und lieben sie gerade wegen ihrer Härte. Kritiker werfen Sido und Aggro Berlin vor, die Überschreitung der Grenzen des guten Geschmacks zu ihrem Marketingkonzept gemacht zu haben.
In den Medien besonders bekannt wurde die Schlägerei zwischen Sido und seinem Rapperkollegen Azad im Backstage-Bereich des MTV HipHop Open 2004 in Stuttgart. Über die weiteren Beteiligten und den genauen Ablauf der Auseinandersetzung gibt es widersprüchliche Angaben. Anlass war offenbar eine von Sido auf der Bühne ausgesprochene sexuelle Beleidigung gegen Azads Mutter - auch in der ans Dissen und Battlen gewöhnten Hip-Hop-Szene ein schwerer Affront. (Mehr dazu auf der MTV-Webseite.)
Solo-Diskographie
Singles und einzelne Tracks
- 2003: Weihnachtssong
- 2003: Arschficksong
- 2004: Mein Block
- 2004: Fuffies im Club
- 2004: Arschficksong
- 2005: Mama ist stolz
Alben
- 2004: Maske
Weblinks
- AidS - Alles ist die Sekte - Sido und B-Tight
- Aggro Berlin
- Biographie bei laut.de
- Sido ohne Maske
- AidS und AK im Interview (HipHop Open 2004)
- Interview mit Sido bei rap.de
- Der Stolz der Verlierer Ausführlicher Artikel in brand eins 6/2004, basierend u.a. auf Interviews mit Sido und seiner Mutter. Auch für Nicht-Hip-Hop-Hörer geeignet
- Aggroberlin Fansite mit einigen Sido Downloads
- HipHopCity - unter Interviews gibts ein interessantes, aber schon etwas älteres Interview mit Sido und B-Tight
Personendaten | |
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NAME | Würdig, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Sido |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Rapper |
GEBURTSDATUM | 30. November 1981 |
GEBURTSORT | Berlin |