Der Juliputsch war ein gescheiterter nationalsozialistischer Umsturzversuch in Österreich zwischen dem 25. und dem 27. Juli 1933.
Vorgeschichte
Die Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Jänner 1933 in Deutschland gab den österreichischen Nationalsozialisten enormen Aufschwung. Als Engelbert Dollfuß am 4. März 1933 das Parlament ausschaltete, antworteten die Nationalsozialisten mit der Forderung nach Neuwahlen und mit einer Welle des Bombenterrors. Dollfuß trat dem Terror anfänglich mit Hausdurchsuchungen und Verhaftungen entgegen, bis er am 19. Juni 1933 die Nationalsozialistische Partei verbot. Viele Nazis flohen nach Deutschland und schlossen sich dort der Österreichischen Legion an, andere blieben in Österreich und setzten ihre Aktionen fort.
Ablauf des Putsches
In einer von schweren gesellschaftlichen und politischen Konflikten gekennzeichneten innenpolitischen Situation in Österreich, drangen am 25. Juli 1933, mit Wissen deutscher offizieller Stellen, 154 als Soldaten des Bundesheeres und Polizisten verkleideten SS-Männer in das Bundeskanzleramt ein, wobei Bundeskanzler Engelbert Dollfuß von zwei Schüssen tödlich getroffen wurde. Die übrige Regierung konnte entkommen. Eine andere Gruppe der Putschisten hatte das RAVAG-Gebäude (Radioverkehrs AG) besetzt und Falschmeldungen über die angebliche Machtübergabe von Dollfuß an Anton Rintelen verbreitet. Dies sollte der Aufruf für die Aufstände der Nationalsozialisten in ganz Österreich sein. Es kam zu mehrtägigen Kämpfen in Teilen Kärntens, der Steiermark und Oberösterreichs und zu kleineren Aufständen in Salzburg. Schwerpunkte der Kämpfe waren in der Steiermark, die Südoststeiermark um Radkersburg und die Obersteiermark, und zwar sowohl das Industriegebiet zwischen Judenburg und Leoben, als auch das steirische Ennstal. Die blutigsten Auseinandersetzungen fanden in und um Schladming und im Raum Leoben-Donawitz statt. In Kärnten waren die Zentren des Putsches Unterkärnten und das Lavanttal. In Oberösterreich konzentrierten sich die Kämpfe, neben einzelnen Aktionen im Salzkammergut, auf den Pyhrnpass und auf das obere Mühlviertel, wo im Raum Kollerschlag, in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli, an der bayrischen-österreichischen Grenze eine Abteilung der Österreichischen Legion auf österreichisches Staatsgebiet eindrang und die Zollwache und einen Gendarmerieposten überfiel.
Bereits am frühen Morgen des 26. Juli war am Grenzübergang Kollerschlag ein deutscher Kurier verhaftet worden, der genaue Putschinstruktionen, das sogenannte Kollerschlager Dokument bei sich trug, das deutliche Verbindungen des Juliputsches nach Bayern bezeugt, verhaftet.
Folgen
Der Putsch wurde schließlich durch die Polizei und das Bundesheer niedergeschlagen. Auf Seite der Regierung forderte der Putsch 107 Todesopfer, auf Seite der Putschisten 140 Tote, verletzt wurden 500-600 Personen. Am 26. Juli 1934 wurden Militärgerichte zur Aburteilung der Beteiligten geschaffen, 13 Putschisten wurden hingerichtet, 4000 wurden in Anhaltelager eingewiesen, viele flüchteten nach Jugoslawien. Neuer Bundeskanzler wurde Kurt Schuschnigg, neuer Vorsitzender der Vaterländischen Front und Vizekanzler wurde Ernst Rüdiger Starhemberg.
Literatur
- Bauer, Kurt: Elementar-Ereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten und der Juliputsch 1934, Wien 2003.
- Gerhard Jagschitz: Der Putsch. Die Nationalsozialisten in Österreich, Graz 1976.
- Andreas Maislinger: Der Putsch von Lamprechtshausen. Zeugen des Juli 1934 berichten, Innsbruck 1992.