Günter Helmchen (* 1940 in Groß Lipke, Landkreis Grätz (Wartheland)) ist ein deutscher Chemiker und Professor an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Leben
Helmchen wuchs im Raum Hannover auf. Nach seinem Abitur studierte er Chemie an der Universität Hannover und diplomierte 1965 bei Walter Theilacker über benzylische Radikale. Als Stipendiat ging er dann nach Zürich an die Eidgenössische Technische Hochschule, wo er unter Vladimir Prelog in den Jahren 1966–1970 mit dem Thema Untersuchungen über pseudoasymmetrische organische Verbindungen promovierte. Seine Dissertation wurde mit der Medaille der ETH Zürich ausgezeichnet. 1972 ging Helmchen an die Universität Stuttgart, wo er sich 1980 habilitierte. 1981 folgte er einem Ruf auf eine Professur an die Universität Würzburg, wo er für vier Jahre blieb. Seit 1985 hat er einen Lehrstuhl als ordentlicher Professor für Organische Chemie an der Universität Heidelberg inne.[1]
Forschungsgebiet
Die Hauptschwerpunkte Helmchens Forschungen sind die Synthese chiraler Verbindungen, hierzu im Besonderen Naturstoffe, und die enantioselektive Katalyse. Während seiner Promotion beschäftigte Helmchen sich mit der Nomenklatur chiraler Verbindungen. Seine Arbeiten sind die Ausarbeitung der heute gängigen CIP-Nomenklatur eingeflossen.[1] Auch die erstmalige gezielte Herstellung pseudoasymmetrischer Verbindungen mit der Prägung des Begriffs Prochiralität wurde von Helmchen im Jahre 1972 publiziert.[2]
In den 1980er Jahren entwickelte er die nach ihm benannte Helmchen-Synthese zur enatioselektiven Synthese α-chiraler Carbonsäuren beziehungsweise β-chiraler Alkohole mittels des Helmchen-Auxiliars.[3][4] In den späteren Jahren kamen zu seinen Interessen die enantioselektive Katalyse hinzu. So war er an der Entwicklung chiraler Phosphinooxzazolin-Liganden beteiligt, die heute unter dem Namen Pfaltz-Liganden bekannt sind.[5] Während diese Liganden zur Katalyse mit Palladium verwendet wurden, entwickelte Helmchen später für das neu entstehende Gebiet der enantioselektiven Iridiumkatalyse Liganden und Anwendungsbereiche, was er 1997 erstmals publizierte.[6]
Publikationen
Helmchen veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriftenbeiträge und war neben der Mitarbeit an weiterer chemischer Fachliteratur, maßgeblich an der Realisierung der zehn Bände des Houben-Weyl zur Thematik Stereoselektive Synthese beteiligt.
Auszeichnungen
- 1971 Medaille und Preis der ETH Zürich
- 1979 Preis der Freunde der Universität Stuttgart für besondere wissenschaftliche Leistungen
- 1981 Karl-Winnacker-Stipendium
- 1981 Preis für Chemie der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- 1991 Fellowship Award Japanese Society for the Promotion of Science
- 1997 Prelog-Medaille der ETH Zürich
- 2001 Horst-Pracejus-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker
Weblinks
Quellen
- ↑ a b Chimia 1997, 51, 971–972.
- ↑ V. Prelog, G. Helmchen: Pseudoasymmetrie in der organischen Chemie, in: Helv. Chim. Acta 1972, 55, 2581–2598.
- ↑ Reinhard Brückner: Reaktionsmechanismen, 3. Auflage, S. 549–552, Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1579-9.
- ↑ M. Christmann, S. Bräse, D. Seebach: Asymmetric Synthesis, 2. Auflage, S. 3–9, Wiley-VCH, Weinheim, 2007, ISBN 978-3527320936.
- ↑ P. von Matt, O. Loiseleur, G. Koch, A. Pfaltz, C. Lefeber, T. Feucht, G. Helmchen: Enantioselective Allylic Amination with Chiral (Phosphino-oxazoline)Pd Catalysts in, Tetrahedron, Asymmetry 1994, 5, 573–584.
- ↑ J. P. Janssen: First Regio- and Enantioselective Alkylations of Monosubstituted Allylic Acetates Catalyzed by Chiral Iridium Complexes, in: Tetrahedron Lett. 1997, 8025–8026.