Stiftskirche St. Juliana (Mosbach)

Kirchengebäude in Mosbach
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Die Stiftskirche St. Juliana ist eine Simultankirche in Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis. Der evangelische Teil wird als Stiftskirche, der katholische Teil als Kirche St. Juliana bezeichnet.

Stiftskirche / St. Juliana

Vorgeschichte als Benediktinerkloster

Einer nicht unwahrscheinlichen, jedoch historisch auch nicht gesicherten These zufolge wurde das Monasterium Mosabach 736 vom Heiligen Pirminius als Teil des Bistums Konstanz gegründet. Das Benediktinerkloster wird jedenfalls im Jahr 825 erstmals urkundlich erwähnt. Von der fränkischen Zentralgewalt (den Karolingern) war vier Benediktinerklöstern die Aufgabe zugewiesen worden, das unbesiedelte Waldgebiet Odenwald zu erschließen. Das Kloster Lorsch von Westen her, das Kloster Fulda von Norden, das Kloster Amorbach von Osten und eben das Kloster Mosbach von Süden. 976 wurde das bisher reichsunmittelbare Kloster Mosbach durch Kaiser Otto II. an das Hochstift Worms übergeben. Um 1016 wurde es von Bischof Burchard von Worms in ein Kollegiatstift umgewandelt.

Kollegiatstift und Stiftskirche

Nachdem die Kanoniker zunächst die alte Klosterkirche für den Gottesdienst nutzten, wurde an deren Stelle ab 1370 die Stiftskirche in mehreren Bauabschnitten durch das Kollegiatstift auf den Fundamenten der Klosterkirche errichtet. Der älteste Teil, der Chor stammt aus dem 14. Jahrhundert. Von den ursprünglich zwei geplanten Türmen wurde nur der südliche errichtet. Die Kirche ist im gotischen Stil gebaut und war der heiligen Juliana geweiht.

Das Langhaus entstand im 15. Jahrhundert und wurde vermutlich 1468 fertiggestellt (Jahreszahl an der Kanzel). Die Nahtstelle zwischen Chor und Langhaus ist von außen durch die verschieden geneigten Dachflächen erkennbar. Im Innern trennte ein Lettner den allein den Stiftsherren vorbehaltenen Chor vom Langhaus.

Die Reformation wurde offiziell 1556 zunächst nach lutherischem Bekenntnis eingeführt. 1559 wechselte man zum reformierten Bekenntnis. Ab 1576 war die Stadt nochmals vorübergehend (bis 1583) lutherisch.

Im Zuge der Reformation wurde 1564 das Stift aufgehoben. In Mosbach setzte sich das evangelisch-reformierte Bekenntnis durch. Das Vermögen des Stifts erhielt die reformierte Kirche und wurde unter die Verwaltung einer noch heute bestehenden Stiftsschaffnerei gestellt.

1685 erlaubte der katholische Kurfürst Johann Wilhelm die Religionsausübung in allen Konfessionen. Im Frieden von Rijswijk wurde nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg 1697 die gleichberechtigte Religionsausübung festgeschrieben. In der Kurpfalz wurde in allen Orten, die nur eine Kirche besaßen, deren gemeinsame Nutzung verordnet (Simultaneum).

Da es aber weiterhin zu Konflikten zwischen den Konfessionen kam, erließ der Kurfürst 1705 eine Religionsdeklaration. Alle simultan genutzten Kirchen sollten durch eine Mauer geteilt werden. Überall fielen der Chor an die Katholiken und das Langhaus an die Protestanten.

1708 wurde auch in der Stiftskirche die Trennmauer errichtet. Die baulichen Voraussetzungen waren durch die Existenz des Lettners besonders günstig, da eine naheliegende Trennlinie bestand.

Während in den meisten anderen Simultankirchen die Mauer in der Zwischenzeit entfernt wurde, besteht sie in der Stiftskirche bis heute. Der Kirchturm gehört zum evangelischen Teil. Die Glocken werden allerdings auch zu katholischen Gottesdiensten geläutet.

Zum 300. Jahrestag der Trennung wurde 2007 zwischen der evangelischen und der katholischen Gemeinde eine Öffnung der Trennmauer vereinbart. Die Mauer wurde durchbrochen und Türen sowie einige Stufen eingebaut, die jetzt den evangelischen Teil mit dem etwas höher gelegenen katholischen Teil verbinden. Am 27. Juli 2008 wurden die Türen zwischen den beiden Kirchenteilen erstmals geöffnet.

Die Stiftskirche ist heute Hauptkirche der evangelischen Pfarrgemeinde Mosbach. Die Kirche St. Juliana ist Filialkirche der katholischen Pfarrgemeinde St. Cäcilia Mosbach.

Ausstattung

Die evangelische Stiftskirche besteht aus dem dreischiffigen Langhaus sowie dem Kirchturm. Das Mittelschiff wird von vier querrechteckigen Jochen gebildet.

Die Kirche enthält eine gotische Kanzel aus dem Jahr 1468. Deren vorderes Bildfeld zeigt das Schweißtuch der Veronika. Die Inschriften weisen auf das Weihedatum hin: Himmelfahrtstag (26. Mai) 1468, daneben das pfalzgräfliche Wappen.

Bei Renovierungen wurden mehrere mittelalterliche Grabplatten gefunden. 1958 wurden Fresken freigelegt und restauriert. Das Fresko an der Nordwand zeigt die Aussendung der Jünger. Der Taufbefehl sowie Teile des Glaubensbekenntnisses sind in deutscher Sprache geschrieben, in der damaligen Zeit eine große Seltenheit.

Der katholische Kirchenteil St. Juliana besteht ebenfalls aus vier Jochen, an die sich nach Osten ein Kreuzrippengewölbe anschließt. An die beiden westlichen Joche schließen sich beidseitig Seitenkapellen an.

Koordinaten: 49° 21′ 9″ N, 9° 8′ 47,5″ O