Ryūkyū-Inseln

japanische Inselgruppe mit Okinawa
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Die Ryūkyū-Inseln (auch Riukiuinseln, japanisch 南西諸島, Ryūkyū-shotō, Nansei-shotō) sind eine zu Japan gehörende Inselkette im Ostchinesischen Meer (Pazifischer Ozean) südwestlich von Japan, die sich über 1.200 km zwischen Kyūshū und Taiwan erstreckt.

Karte Japans, Ryūkyū-Inseln markiert

Bevölkerung

Die Ryūkyū-Inseln haben etwa 1,5 Millionen Einwohner, wobei fast 90 Prozent allein auf Okinawa leben. Hier befindet sich auch Naha, Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum der Ryūkyū-Inseln, mit drei Universitäten. Die meisten Bewohner sind Japaner, es besteht aber auch eine starke chinesische und indonesische Minderheit. Die autochthonen Ryūkyū-Sprachen, die eng mit dem Japanischen verwandt sind, werden im täglichen Umgang kaum noch verwendet und von immer weniger Menschen beherrscht.

Geographie

Die 98 Inseln sind etwa zur Hälfte (47) bewohnt. Insgesamt bedecken die Inseln eine Fläche von 4.700 km2.

Die größeren Inseln sind meist hügelig bis gebirgig und sind vulkanischen Ursprungs, die kleineren dagegen in der Regel eher flach und aus Korallen entstanden. Im Nordteil sind zahlreiche Vulkane noch aktiv; der letzte große Ausbruch fand im Jahr 1991 statt.

Östlich der Ryūkyū-Inseln fällt der Pazifische Ozean in den über 7.000 Meter tiefen Ryūkyū-Graben hinab.

Klima

Auf den Ryūkyū-Inseln, die ungefähr zwischen dem 24. und dem 31. Grad nördlicher Breite liegen, herrscht subtropisches und humides Klima mit Jahresdurchschnittstemperaturen von ca. 21 °C. Die Winter sind mit Werten von 20 bis 22 °C sehr mild.

Verwaltungsgliederung

Die nördlichen Ryūkyū-Inseln, bestehend aus den Ōsumi-Inseln, den Tokara-Inseln und den Amami-Inseln gehören zur japanischen Präfektur Kagoshima.

Der andere Teil, die Okinawa-Inseln und die Sakishima-Inseln bilden zusammen die Präfektur Okinawa.

Wirtschaft

In der Landwirtschaft dominieren Süßkartoffeln, Zuckerrohr und tropische Früchte, v. a. Ananas, exportiert werden darüber hinaus auch Textilien und kunsthandwerkliche Gegenstände. Nach der Landwirtschaft zweitwichtigster Wirtschaftszweig ist die Fischerei.

Geschichte

Vor dem 20. Jahrhundert

Im 7. Jahrhundert lassen sich erstmals Chinesen auf den Ryūkyū-Inseln nieder. 1187 wird der Legende nach das unabhängige Königreich Ryūkyū von einem Angehörigen des Hauses Minamoto gegründet. Im 14. Jahrhundert gerät die Inselgruppe vollständig unter chinesische Oberherrschaft, das Königreich Ryūkyū zerfällt, wird im Jahr 1429 zwar wieder geeint, bleibt aber unter starkem chinesischem Einfluss.

Der anfängliche Wohlstand durch den Handel mit China geht im 16. Jahrhundert durch die häufigen Pirateneinfälle rasch wieder zurück. Ab 1609 werden die lokalen Fürsten auch Japan gegenüber tributpflichtig. Ab 1872 gehören die Inseln erstmals zum Japanischen Kaiserreich und werden 1879 von Japan annektiert und der Präfektur Okinawa unterstellt. Damit endet endgültig die jahrhundertelange chinesische Dominanz.

Übernahme durch die USA

Bis zum Zweiten Weltkrieg sind die Inseln Teil Japans. Gegen Ende des Pazifikkriegs (April-Juni 1945) ist dann insbesondere Okinawa schwer umkämpft. Nach Kriegsende richten die USA auf Okinawa ihren zweitgrößten Marine- und Luftwaffenstützpunkt in Ostasien ein.

Rückgabe an Japan

Erst 1951 erkennen die USA Japans Souveränität über die strategisch wichtige Inselgruppe formell an und geben ab 1953 die Hoheit schrittweise an Tokio zurück (zunächst die Amami-Inseln im Norden, am 15. Mai 1972 dann auch die übrigen Inseln). Nach einem am 1. Dezember 1996 unterzeichneten Abkommen sollen bis 2008 die meisten der verbliebenen US-Stützpunkte auf Okinawa an Japan zurückgegeben werden.

In den letzten Jahren wächst der Druck auf die USA, ihre Truppen früher und vollständig von den Ryukyu-Inseln zurückzuziehen, nachdem es auf Okinawa zu diversen Skandalen um Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen und Morde durch Angehörige der US-Streitkräfte gekommen ist.

Karate

Vor etwa 500 Jahren wurden Waffen durch einen Regierungserlass auf den Ryūkyū-Inseln verboten. Diese Verbote übten einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Karate aus. Es zwang die Einwohner Ryūkyūs dazu, ein Mittel zur waffenlosen Selbstverteidigung zu finden. Unter diese Prämisse und dem Einfluss der Kampfkünste aus China, die bereits einige tausend Jahre Bestand haben, entwickelte sich das heutige Karate.

Siehe auch: Liste der Regionen Japans, Satsuma-Clan, Goju-Ryu, Kobudo, Tode