Martin Luther

deutscher Theologe, Autor und Urheber der Reformation
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Dieser Artikel befasst sich mit dem Reformator Martin Luther. Weitere Personen dieses Namens siehe Luther.


Martin Luther (eigentlich Martin Luder; * 10. November 1483 in Eisleben; † 18. Februar 1546 in Eisleben) ist der geistige Vater der protestantischen Reformation. Als Augustiner-Mönch wurde er Theologe und Professor und wollte notwendige Reformen zunächst ohne Kirchenspaltung erreichen. Durch seine sprachliche und schriftstellerische Gabe und charismatische Persönlichkeit entfaltete er breite Wirkungen; seine Lutherbibel zählt bis heute zu den wichtigsten Bibelübersetzungen.

Martin Luther gemalt von Lucas Cranach dem Älteren, 1529

Leben und Wirken

Herkunft

Als Sohn des Bergmanns und späteren Ratsherrn Hans Luther, zuweilen auch Hans Luder geschrieben, (* 1459, † 1530) und dessen Ehefrau Margarethe, geb. Lindemann (* 1459, † 1531) wurde Martin Luther am 10. November 1483 in Eisleben (im Süden des heutigen Sachsen-Anhalts) geboren. Einen Tag später, am Martinstag, wurde er auf den Namen des Tagesheiligen getauft.

Aufgewachsen ist er in Mansfeld, einer Stadt nahe Eisleben, wo es der Vater als Hüttenmeister im Kupferschieferbergbau zu bescheidenem Wohlstand brachte. Beide "Lutherstädte" liegen im Landkreis Mansfelder Land und hatten damals einige tausend Einwohner. Luther hatte mindestens acht Geschwister. Er erfuhr eine damals normale, strenge väterliche, aber auch liebevolle Erziehung. Seine Eltern waren kirchentreu, aber nicht übermäßig fromm.

Von 1488 bis 1497 besuchte er die Mansfelder Stadtschule und danach für ein Jahr die Magdeburger Domschule. Dort unterrichteten ihn die "Brüder vom gemeinsamen Leben", eine spätmittelalterliche Erweckungsbewegung. 1498 schickten ihn die Eltern auf das Franziskanerstift Eisenach, wo er eine musikalisch-poetische Ausbildung erhielt.

Studium

 
Martin Luther als Augustinermönch mit Tonsur

Von 1501 bis 1505 studierte Luther an der Universität Erfurt in Thüringen und erhielt den "Magister Artium" der philosophischen Fakultät: Dazu gehörte eine Grundausbildung auf Latein in den Fächern Grammatik, Rhetorik, Logik, Ethik und Musik. Hier erwarb sich Luther eine genaue Kenntnis der Lehren des Aristoteles, die seit Thomas von Aquin die mittelalterliche Scholastik beherrschte, aber in Erfurt bereits in der Kritik des Nominalismus stand.

Auf väterlichen Wunsch begann Luther nach seiner Promotion ein Jurastudium. Doch am 2. Juli 1505 wurde er auf seinem Heimweg bei Stotternheim von einem schweren Gewitter überrascht, hatte Todesangst und rief zur Schutzpatronin der Bergleute: "Heilige Anna, hilf! Lässt Du mich leben, so will ich ein Mönch werden." Aufgrund dieses Gelübdes trat er gegen den Willen seines Vaters dann in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt ein. Hier übte er die Ordensregeln in vorbildlicher Strenge, so dass er schon am 27. Februar 1507 zum Priester geweiht wurde.

Trotz täglicher Bußübungen litt Luther große Gewissensqualen, die ihm niemand abnehmen konnte. Seine Hauptfrage war: "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" Sein Beichtvater Johann von Staupitz, der Generalvikar der Kongregation, empfahl ihn daraufhin für ein Theologiestudium und versetzte ihn dazu 1508 nach Wittenberg. In der dortigen Klosterschule lernte er die Theologie Ockhams kennen, der Gottes Freiheit ebenso wie die menschliche Willensfreiheit betonte, dazu die Kirchenväter, vor allem - vermittelt durch die "Sentenzen" des Petrus Lombardus - Augustin. Ein Jahr darauf promovierte er auch zum baccalarius biblicus (Professor der Bibel), der Griechisch und Hebräisch beherrschte, und hatte nun neben Moralphilosophie auch biblische Fächer zu lehren.

1510 reiste Luther nach Rom, um im Auftrag seines Ordens gegen die von oben befohlene Vereinigung der strengen "Observanten" mit den laxeren Augustinerklöstern zu protestieren. Er nahm an einer Generalbeichte teil und rutschte auf dem Bauch die "Heilige Treppe" am Lateran hinauf, um Sündenvergebung für sich und seine Verwandten zu erlangen. Er zweifelte also damals noch nicht an der römischen Ablasspraxis, war aber schon entsetzt über den Unernst und Sittenverfall, die ihm in Rom begegneten.

1511 holte Staupitz ihn erneut nach Wittenberg und machte ihn 1512 als Doktor der Theologie zu seinem Nachfolger. Obwohl er Luthers Gewissensnot nur lindern, aber nicht lösen konnte, hielt ihre Freundschaft bis zu Staupitz' Tod 1524 an.

In den folgenden Jahren hielt Luther Vorlesungen über die Psalmen und Paulusbriefe, von denen einige Originalmanuskripte oder wörtliche Kopien erhalten geblieben sind. Daran kann man seine Entwicklung zum Bruch mit den römisch-katholischen Lehren nachvollziehen. Er folgte anfangs noch dem Schema des "vierfachen Schriftsinns" und deutete das Alte Testament allegorisch auf Christus. Dabei hielt er sich an die überlieferte Bibeldeutung des Ockhamismus, Neuplatonismus, der Mystik oder der "Devotio moderna", formte sie aber bereits ganz auf den Glauben des Einzelnen hin um. Dessen Verlorenheit stellte er schon die unmittelbare Gnade Gottes gegenüber, noch ohne über deren Vermittlung durch die Kirche und die Sakramente nachzudenken.

Die "Reformatorische Wende"

Um 1515 - das genaue Datum ist unbekannt - hatte Luther sein berühmtes "Turmerlebnis", das er selbst später als große Befreiung schilderte. In der einsamen Meditation über den Bibelvers Röm. 1, 17 fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, was er seit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte:

"Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht (Hab. 2, 4): 'Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.'"

Dieser Satz veränderte schlagartig sein gesamtes Schriftverständnis: Gottes ewige Gerechtigkeit ist ein reines Gnadengeschenk, das dem Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus gegeben wird. Keinerlei Eigenleistung kann dieses Geschenk erzwingen. Auch der Glaube, das Annehmen der zugeeigneten Gnade, ist kein menschenmögliches Werk.

Damit war für Luther die gesamte mittelalterliche Theologie mit ihrer kunstvollen Balance zwischen menschlichen Fähigkeiten und göttlicher Offenbarung zerbrochen. Von nun an nahm er die Kirche zunehmend kritisch in den Blick, die sich in all ihren Formen und Inhalten als Vermittlungsanstalt der Gnade Gottes an den Menschen sah.

Spätestens in der Römerbriefvorlesung von 1515 liegt Luthers neues Verständnis der Rechtfertigung allein aus Gnade Gottes vor, wenn auch noch vermischt mit Denkschemata Augustins und der Mystik von Johannes Tauler. 1516 veröffentliche er zudem die "Deutsche Theologie" eines unbekannten Mystikers, der ihn in seiner wachsenden Ablehnung äußerlicher kirchlicher Riten bestärkte. Genau ein Jahr vor dem Thesenanschlag predigte er erstmals öffentlich gegen den Ablass.

Mit der Änderung seines Nachnamens von "Luder" zu "Luther" - dem griechischen Wort für ελευθερος, (eleutheros: "Befreiter, frei") - signalisierte er seit 1517 auch äußerlich seine innere Verwandlung.

Der Beginn der Reformation: Ablass und 95 Thesen

 
Martin Luther

Luther hatte schon auf einer Romreise Ablass- und Bußpraktiken kennengelernt, die er innerlich ablehnte. Doch nun bekam er die vom Bischof von Mainz und Brandenburg verfasste "Instructio Summarium", eine Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger, in die Hände. Dieser Bischof versuchte, einen Teil der für Rom bestimmten Einnahmen aus dem Ablass für sich abzuzweigen, um sich so ein Kurfürstenamt zu erkaufen. Er gewann den Ablassprediger Tetzel für diesen Plan und sandte ihn auch nach Sachsen. Der Ablass war ein Mittel der katholischen Kirche, Spenden für den Bau des Petersdoms in Rom zu gewinnen. "Ablassbriefe" sollten den Gläubigen einen dem Geldbetrag entsprechenden Bußerlass für sie oder für bereits gestorbene Angehörige bescheinigen, wurden aber als Sündenerlass gegen Geld verkauft: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."

Daraufhin gab Luther am 4. September 1517 97 Thesen heraus, um einen Disput über die gesamte scholastische Theologie unter seinen Dozenten-Kollegen in Gang zu bringen. Aber nicht diese, sondern eine besondere Reihe von 95 Thesen gegen Buß- und Ablasspraktiken fanden den großen öffentlichen Widerhall, der die Reformation auslöste. Luther soll sie der Legende nach am 31. Oktober am Kirchentor in Wittenberg angeschlagen haben. Darin protestierte er weniger gegen die Finanzpraktiken der katholischen Kirche als gegen die darin zum Ausdruck kommende verkehrte Bußgesinnung. Der Ablasshandel war für ihn nur der äußere Anlass, eine grundlegende Reform der ganzen Kirche "an Haupt und Gliedern" zu fordern. Dabei griff er den Papst noch nicht direkt an, sah seine Aufgabe aber in der Fürbitte für alle Gläubigen. Für die breitere Bevölkerung verfasste er 1518 den "Sermon von dem Ablass und Gnade", in dem er die Thematik und seine Meinung dazu in einfacher, verständlicher Weise darstellte.

Kardinal Albrecht zeigte Luther nun in Rom an; Tetzel reagierte mit Gegenthesen auf die Disputationsreihe vom September, bei der ihn der Ingolstädter Theologe Johannes Eck unterstützte. Im April 1518 durfte Luther im Auftrag von Staupitz vor der Augustinerkongregation in Heidelberg seine Theologie erläutern. Hier grenzte er die Relation von Gnade zum Glauben (sola gratia - sola fide) scharf gegen Aristoteles und die menschliche Willensfreiheit ab. Er gewann eine Reihe von Anhängern, die später zu Reformatoren wurden, darunter Martin Bucer, Johannes Brenz, Sebastian Franck.

 
Abbild Luthers am Lutherhaus in Wittenberg

Der römische Prozess

Im Juni 1518 wurde Luther nach Rom zitiert, um die Gefahr der Ketzerei in einem Verfahren zu untersuchen. Noch vor dem Termin wurde die Anklage auf notorische Ketzerei geändert: Spitzel in Luthers Wittenberger Vorlesungen hatten ihn mit gefälschten Thesen denunziert.

Luther ersuchte aus gesundheitlichen Gründen um eine Anhörung auf deutschem Gebiet, wobei er sich auf die Gravamina deutscher Nation berief. Kurfürst Friedrich der Weise, der ihn ausliefern sollte, unterstützte ihn dabei. Damit wurde Luthers Prozess in politische Interessen verwickelt: Papst Leo X. brauchte den Kurfürsten für die anstehende Kaiserwahl und gab seinem Einwand im August 1518 daher statt. Kardinal Cajetan sollte Luther beim Augsburger Reichstag verhören. Am 12.-14. Oktober 1518 sprach er dort vor. Er weigerte sich, zu widerrufen, wenn er nicht aus der Bibel heraus widerlegt würde. Für Cajetan war er damit als Ketzer überführt und musste ausgeliefert werden.

Doch Friedrich lehnte dies weiterhin ab. Im Januar 1519 starb Kaiser Maximilian I.: Er hatte den spanischen König Karl V. als Nachfolger vorgesehen. Der Papst wollte ihn verhindern, da er wegen Karls Besitztümern in Italien eine Umklammerung des Kirchenstaats fürchtete. Deshalb ließ er Luthers Prozess zunächst ruhen und beauftragte Karl von Miltitz, den Kurfürsten für eine friedliche Lösung zu gewinnen. Der römische Gesandte erreichte, dass Luther sich zum Schweigen verpflichtete.

Während der Verfahrenspause stellte Eck Thesen für ein Streitgespräch mit Luthers Wittemberger Dozentenkollegen Karlstadt auf. Diese richteten sich so klar gegen Luther, dass dieser sein Schweigen brach und vom 4. bis 14. Juli 1519 an der Leipziger Disputation teilnahm. Dort spitzte Eck den Konflikt auf die Frage der Papstautorität zu; Luther wagte nun die These, der Papst sei de iure erst seit 400 Jahren - dem Dekret des Gratian, das päpstliches mit kanonischem Recht gleichstellte - Führer der Christenheit.

Eck versuchte Luther dann als Anhänger des 100 Jahre zuvor als Ketzer verbrannten Jan Hus zu überführen; Luther warf Rom im Gegenzug die Abspaltung der Orthodoxie vor. Er ordnete nun auch das Konzil von Konstanz der Autorität der Heiligen Schrift unter. Dieses hatte das Nebeneinander von drei Päpsten zwar beendet, aber die Autoritätsfrage - Konzil oder Papst - nicht geklärt. In diesem Kontext fiel Luthers Satz: "Auch Konzile können irren." Damit stellte er die indiviudelle Gewissensfreiheit im Hören auf die Bibel auch über die Mehrheitsentscheidungen bischöflicher Versammlungen. Dies war der Bruch mit der katholischen Kirche.

Nachdem Karl V am 26. Juni 1519 doch zum Kaiser gewählt worden war, nahm die Kurie Luthers Prozess wieder auf. Nach einem weiteren ergebnislosen Verhör vor Cajetan erließ der Papst am 15. Juni 1520 die Bannbulle "Exsurge Domine". Sie verdammte 41 aus dem Zusammenhang gerissene und teilweise verdrehte Sätze Luthers ohne Begründung und Widerlegung, setzte ihm eine Frist von 60 Tagen zur Unterwerfung und drohte ihm den Kirchenbann (Ausschluss) an.

Luther verbrennt im Dezember 1520 diese Bannandrohungsbulle zusammen mit einigen Schriften der Scholastik und des kanonischen Rechts vor dem Wittenberger Alstertor. Da er nicht widerruft, wird er am 3. Januar 1521 durch die Bulle "Decet Romanum Pontificem" exkommuniziert.

Doch der Kurfürst Friedrich der Weise erreicht durch seinen persönlichen Einfluss auf den Kaiser, dass Luther seine Position vor dem nächsten Reichstag nochmals erläutern und verteidigen darf. Das lässt die bestehende Differenz zwischen Papsttum und weltlichem König/Kaiser erkennen. Karl war der letzte König, der vom Papst (nach einer Aussöhnung) zum Kaiser gekrönt wurde.

Am 17. April 1521 steht Luther vor dem Reichstag zu Worms und wird verhört. Hier wird ihm letztmals die Möglichkeit zum Widerruf eingeräumt. Da er diesen nach einem Tag Bedenkzeit verweigert, wird am 8. Mai 1521 die Reichsacht über ihn verhängt. Das erlassene "Wormser Edikt" verbietet es im gesamten Reich, Luther zu unterstützen oder zu beherbergen, seine Schriften zu lesen oder zu drucken. Da aber das kaiserliche Edikt (Reichsacht) erst nach Schluß des offiziellen Reichstages den Ständen mitgeteilt wurde, konnte seine Rechtsgültigkeit vielfach bestritten werden.

  • Auszug aus der Reichsacht gegen Martin Luther vom 8. Mai 1521:

Wir Karl der Fünfte ... haben uns zu ewigem Gedächtnis dieses Handelns, zur Vollstreckung des Dekrets, Sentenz und Verdammnis laut der Bulle, so unser heiliger Vater Papst als dieser Sachen ordentlicher Richter hat ausgehen lassen, den gedachten Martin Luther als von Gottes Kirche abgesondertes Glied und einen verstockten Zertrenner und offenbaren Ketzer von uns und euch allen und jedem insbesonderheit zu achten und zu halten erkannt und erklärt und tun das wissentlich in Kraft dieses Briefs. Und gebieten euch allen und jedem besonders bei den Pflichten, damit ihr uns und dem heiligem Reiche verwandt seid, auch Vermeidung der poenae criminis majestatis (Strafe des Verbrechens der Majestätsverletzung) und unsrer und des Reiches Acht und Aberacht, und dazu Privierung und Entsetzung aller Regalia, Lehen, Gnaden und Freiheiten ..., daß ihr samtlich und sonders nach Erscheinung des oben berührten zwanzig Tage, die sich auf den 14. Tag dieses gegenwärtigen Monats Mai enden, den vorgemeldeten Martin Luther nicht hauset, hofet, ätzt, tränket noch enthaltet, noch ihm mit Worten oder Werken, heimlich oder öffentlich keinerlei Hilfe, Anhang, Beistand noch Fürschub beweiset, sondern wo ihr ihn alsdann ankommen und betreten und dessen mächtig sein mögt, ihn gefangen nehmt und uns wohlbewahrt zusendet ...

Luther bekommt trotz des Edikts freies Geleit nach Wittenberg, da sich zuvor sein Kurfürst für ihn eingesetzt hat. Karl V. hat später immer bereut, dass er Luther hier nicht gefangennahm und hinrichten ließ, weil die Reformation danach die Einheit seines Reiches zerstörte. - Auf dem Rückweg in der Nähe von Altenstein/Bad Liebenstein lässt ihn Friedrich auf die Eisenacher Wartburg entführen, um ihn vor möglicher Gefangennahme durch katholische Truppen zu schützen und zu verstecken. Denn Acht und Bann bedeuteten damals völlige Entrechtung und Vogelfreiheit, so dass jeder Luther hätte töten können, ohne dafür belangt zu werden.

Auf der Wartburg bleibt Luther bis zum 1. März 1522 inkognito als "Junker Jörg". In dieser Zeit übersetzt er 1521 das Neue Testament in nur wenigen Wochen ins Deutsche: Diese Übersetzung wurde später in großer Auflage verbreitet und dann mit dem Alten Testament (übersetzt 1534) zusammen zur berühmten Lutherbibel.

Damit machte Luther biblische Inhalte auch dem einfachen Volk zugänglich. Er setzte Maßstäbe für die deutsche Sprache und beeinflusste ihre Entwicklung zum gemeinsamen Hochdeutsch. Aber er übersetzte weniger wörtlich, sondern versuchte, die biblischen Aussagen sinngemäß im Deutschen wiederzugeben. Er wollte "dem Volk aufs Maul schauen" und verwendete daher eine kräftige, bilderreiche, volkstümliche und allgemein verständliche Ausdrucksweise. Anregung zur und Hilfe bei der Übersetzung erhielt er von dem Wittenberger Professor Philipp Melanchthon. Als Vorlage diente ihm ein Exemplar der griechischen Bibel des Erasmus von Rotterdam.

Luther war nicht der erste, der die Bibel ins Deutsche übertrug. Schon um 360 entstand die gotische Wulfilabibel. Im 14. Jahrhundert war die Bibel aus der lateinischen Vulgata ins Deutsche übersetzt und bis 1518 14mal hochdeutsch und 4x niederdeutsch gedruckt worden. Aber diese Übersetzungen fußten auf der lateinischen Bibel von Hieronymus (Altes Testament), hatten also bisher mindestens zwei Übersetzungsschritte hinter sich. Luther dagegen bemühte sich um direktere Übersetzungen aus dem Urtext des AT, also dem Hebräischen bzw. Griechischen (Septuaginta).

Die Lutherbibel wird bei den Protestanten mit mehreren revidierten Neuauflagen bis heute verwendet. Sie ist auch eine wichtige Basis der Kirchenmusik, da ihre Texte für Choräle, Kantaten, Motetten usw. verwendet wurden.

Die Reformation in Wittenberg

In Wittenberg wirkt derweil Karlstadt. Dieser löst mit eigenmächtigen Schritten zu Gottesdienstreformen Tumulte aus. Daraufhin entschließt sich Luther, sein Versteck aufzugeben und kehrt nach Wittenberg zurück. In 6 Predigten kann er die Bürger überzeugen, sich zu mäßigen und maßvolle Reformen einleiten. Karlstadt muss die Stadt verlassen.

 
Statue von Martin Luther am Hamburger Michel

Auch Luthers Predigten und Schriften waren in einer kräftigen und volksnahen Sprache verfasst, wobei er vulgäre Ausdrücke nicht verschmähte. Bekannt wurden viele deftige Zitate wie: "Aus einem glücklichen Arsch kommt ein fröhlicher Furz."

Reformatorische Hauptschriften

In drei reformatorischen Hauptschriften des Jahres 1520 entfaltet Luther seine Theologie. Mit diesen Werken findet sie weite Verbreitung.

A) "An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung". Mit der Adelsschrift wendet sich Luther auf deutsch an die weltlichen Fürsten, denen er die Durchführung der reformatorischen Maßnahmen übertragen will, da die Bischöfe darin nach seiner Meinung versagt haben. Luther argumentiert, dass sich die Romanisten vor der Reformation hinter drei Mauern verstecken: 1. Sie stellen die kirchliche Obrigkeit über die weltliche. 2. Wenn die Reformation mit Hilfe der Bibel begründet wird, verweisen sie darauf, dass nur der Papst das Recht hat, die Bibel endgültig auszulegen. 3. Soll zu Auslegungszwecken oder Reformationsbemühungen ein Konzil einberufen werden, wird darauf verwiesen, dass nur der Papst das Recht dazu besitze. Damit stehe der Papst über dem Konzil.
Außerdem schlägt Luther in der Schrift ein politisches Reformprogramm vor. So soll Bildung allen zugänglich sein, nicht nur dem Klerus. Der Zölibat und der Kirchenstaat sollen abgeschafft, der Frühkapitalismus eingeschränkt und das Betteln verboten werden. Dafür soll es eine geregelte Armenfürsorge geben.

B) "De captivitate Babylonica ecclesiae" (Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche) behandelt die Sakramente und richtet sich in Latein an Gelehrte. Luther reduziert die Sakramente unter Berufung auf die Einsetzungsworte Jesu von sieben auf drei - Taufe, Abendmahl und Buße. Da er bei letzterem unsicher ist, spricht er von einem Sakrament und drei sakramentalen Zeichen. Doch nicht die Reduktion auf 2-3 Sakramente ist das Bahnbrechende, sondern die neue Auffassung, sie dem Wort unterzuordnen. Luther sieht im Sakrament nicht mehr göttliches Gnadenmittel, sondern das sichtbare Zeichen der göttlichen Verheißung.

C) "Von der Freiheit eines Christenmenschen": die Schrift stellt das christliche Leben und den freien Menschen dar, der zugleich aber dienstbarer Knecht ist und das von Gott empfangene Heil an seine Mitmenschen weitergibt (1. Kor. 9,19). Der um eine Verständigung im Ablassstreit bemühte Georg Miltitz rät Luther, diese Schrift Papst Leo zu widmen, um die endgültige Exkommunikation noch abzuwenden. Diese Hoffnung wird aber hinfällig, denn Luther setzt noch im selben Jahr das Amt des Papstes mit dem "Antichristen" gleich.

Die Ausbreitung der Reformation

Diese Schriften machen Luther nun im ganzen Reich bekannt. In vielen Ländern beginnen sich ähnliche Reformbestrebungen zu regen. Diese Reformationsbewegung führte im Ergebnis zu einer Kirchenspaltung und Gründung der lutherischen Kirche. Diese lag Luther fern, da er die katholische (= allumfassende) Kirche insgesamt reformieren wollte.

Als die katholischen Stände 1529 auf dem zweiten Reichstag zu Speyer die Aufhebung der bisherigen partiellen Duldung der Evangelischen durchsetzten, legten die evangelischen Stände (5 Fürstentümer und 14 Städte aus Oberdeutschland) die Protestation zu Speyer ein. Seitdem spricht man von Protestanten.

Beim folgenden Reichstag zu Augsburg 1530 erreichen diese die Duldung ihrer gemeinsamen Bekenntniserklärung, der Confessio Augustana, und die erneute Aussetzung des Wormser Edikts. Dadurch kann sich die Reformation in den deutschen Territorien weiter ausbreiten und festigen. Dies war der politische Durchbruch, aber auch der Beginn einer Entwicklung, die später zur Gegenreformation und zum 30-jährigen Krieg führte.

Heirat

Luther heiratete 1525 die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die 1524 aus dem Kloster Nimschen geflohen war und seitdem in Wittenberg lebte. Die Eheschließung war für Luther eine logische Konsequenz seiner Lehren, da er das Zölibat ablehnte, die Auflösung der Klöster verlangte und die Eheschließung nicht mehr als sakrales Sakrament verstand. Damit stieß er viele vor den Kopf. Doch Katharina war ihm in seinen Schwierigkeiten und den Depressionen eine große Hilfe. Durch Beherbergung von Studenten - die zahlreiche Aussprüche Luthers aufschrieben - beugte sie wirtschaftlichen Nöten vor. Luther hatte mit ihr sechs Kinder.

Luthers Wappen (Lutherrose)

In einem Brief vom 8. Juli 1530 beschreibt Martin Luther sein Wappen (Bild): "Das erste sollte ein Kreuz sein - schwarz - im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht ... Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt ... darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig .... Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist ..."

 
Lutherstube auf der Wartburg

Die mittelalterliche Feudalordnung führte auch infolge vieler Kriege dazu, dass die Fürsten den Bauern immer mehr Abgaben aufbürdeten, ihre Gewohnheitsrechte (z.B. das Jagen, Fischen, Holz schlagen) immer stärker einschränkten und sie in die Leibeigenschaft zwangen. Dies führte schon im 15. Jahrhundert zu einer Serie von Bauernaufständen, zuerst in der Schweiz.

In deutschen Gebieten kam es 1524 zum "großen Bauernkrieg". Ausgehend von schweizerischen, schwäbischen und badischen Bauern breiteten sich die Aufstände wie ein Flächenbrand aus. Auch einige Städte schlossen sich an, da die Unzufriedenheit mit Fürsten und Bischöfen allgemein sehr groß geworden war. Die Bauern stellten Forderungen, die von der bloßen Wiederherstellung ihrer Gewohnheitsrechte bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft und zu demokratischen Grundrechten reichten (12 Artikel). Dabei beriefen sie sich auch auf die Bibel und sahen sich moralisch im Recht, da sie Luthers Reformation auf ihrer Seite glaubten.

Nach einigen Erfolgen der Bauern ließen die Fürsten ein Gegenheer aufstellen, das aber die ersten Schlachten verlor. In Weinsberg ermordeten einige Bauern einen Grafen und seine Begleiter (Weinsberger Bluttat). Daraufhin verfasste Luther, der sich bis dahin zurückgehalten hatte, seine berüchtigte Schrift "Wider die mörderischen Rotten der Bauern". Diese ermutigte alle Fürsten - unabhängig von ihrer Konfession - dazu, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen. Daraufhin verstärkten die Fürsten, bei denen Luthers Wort Gewicht hatte, das Gegenheer.

1525 erreichten die Aufstände auch Thüringen und Sachsen. Hier war der frühere Lutherschüler und Reformator Thomas Müntzer zum Wortführer der Bauern geworden. Er hatte anfangs wie Luther versucht, die Landesfürsten für Reformen zu gewinnen. Nachdem Luther den Kurfürsten ermutigt hatte, Müntzers Forderungen abzulehnen, wurden dessen eigenständige Reformversuche in Allstedt verboten.

Nun übernahm Müntzer die Führung des Bauernheeres und wollte es nach Mansfeld führen, um den dort ansässigen Grafen zu entmachten. Bei Frankenhausen wurde sein Heer vom Fürstenheer gestellt und umzingelt. Die Bauern waren nur mit Schlegeln und Sensen bewaffnet und hatten kaum Kampferfahrung. Müntzer war kein Militärführer, sondern ein wortgewaltiger Prediger. Nach Scheinverhandlungen trieben die berittenen Soldaten die Bauern auseinander und richteten ein Blutbad an, bei dem etwa 5000 Bauern ermordet wurden. Müntzer wurde wenige Tage später gefasst und enthauptet.

Luther begrüßte dies als gerechte Strafe für den "Teufel", der das "weltliche" und "himmlische" Reich vermischt und gegen Gottes Ordnung rebelliert hatte (vgl. Zwei-Reiche-Lehre). Trotzdem fühlte er sich mitverantwortlich für das Gemetzel, das nicht zuletzt auf seinen Aufruf hin geschehen war.

Nach dieser Niederlage wurden auch alle übrigen Aufstände nach und nach niedergeschlagen. Man schätzt, dass im deutschen Sprachraum etwa 130.000 Bauern dabei ihr Leben verloren. Keine einzige ihrer Forderungen wurde erfüllt, sondern vielfach wurden ihre Lasten verschärft. Nach diesem ersten Revolutionsversuch dauerte es über 300 Jahre, bis der Feudalismus, und 400, bis die Monarchie in Deutschland überwunden wurden.

Die Auseinandersetzung mit den "Schwärmern"

Luther und die Juden

Luthers Ablehnung des Judentums wird heute stärker ins Blickfeld gerückt und hinsichtlich ihrer Wirkungsgeschichte im "Dritten Reich" kontrovers diskutiert.

Sicher ist: Diese Ablehnung entstand erst allmählich. In seiner Schrift Daß Jesus ein Geborner Jude Sei (1523) betonte Luther, dass Jesus aus Gottes Volk stammte. Er schloss Gewalt gegen Juden aus und sah ihre gesellschaftliche Isolierung als Hindernis, sie "zu bessern", d.h. zum wahren Glauben zu bekehren. Er hoffte, Juden nach erfolgter Reformation der Kirche eher zu Christen bekehren zu können.

Darin wurde er enttäuscht. Danach wandelte er sich zu einem ausgesprochenen Judenfeind, wie seine Spätschriften deutlich zeigen: Brief wider die Sabbather an einen guten Freund (1538), Von den jüden und iren lügen (1543) und Vom Schem Hamphoras und vom Geschlechte Christi (1544).

Darin erklärte Luther die Juden zum ärgsten Feind des Christentums wie der Teufel und bezog sich dazu auch - zu Recht oder zu Unrecht, ist umstritten - auf antijüdische Aussagen des Neuen Testaments.

So schrieb er 1543 u.a. in "Von den jüden und iren lügen":

  • "Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen."
  • "Wenn ich könnte, wo würde ich ihn (den Juden) niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren."
  • "Jawohl, sie halten uns (Christen) in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten in Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen, sitzen sie dieweil hinter dem Ofen, faulenzen, pompen und braten Birnen, fressen, sauffen, leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut, haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an, das wir arbeiten und sie faule Juncker lassen sein (...) sind also unsere Herren, wir ihre Knechte."

Darauf folgte ein 7-Punkte-Plan zum Umgang mit den Juden:

"Erstlich, das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich Und solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien. - Zum anderen, das man auch jre Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre, Denn sie treiben eben dasselbige drinnen, das sie in jren Schülen treiben Dafur mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall thun, wie die Zigeuner, auff das sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande. - Zum dritten, das man jnen nehme all jre Betbüchlein und Thalmudisten, darin solche Abgötterey, lügen, fluch und lesterung geleret wird. - Zum vierten, das man jren Rabinen bey leib und leben verbiete, hinfurt zu leren. - Zum fünften, das man die Jüden das Geleid und Straße gantz und gar auffhebe. - Zum sechsten, das man jnen den Wucher verbiete und neme jnen alle barschafft und kleinot an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwaren. - Zum siebenden, das man den jungen, starcken Jüden und Jüdin in die Hand gebe flegel, axt, karst, spaten, rocken, spindel und lasse sie jr brot verdienen im schweis der nasen."

Das wirkt heute wie ein Aufruf zu einigen der Maßnahmen, die später die Nationalsozialisten gegen Juden planten und vollzogen. Daher ist zu fragen, welches Ziel Luther damit verfolgte.

Historiker weisen darauf hin, dass seine Schrift an evangelische Fürsten, nicht an die Bevölkerung gerichtet war. Luther betonte, er wolle nicht die Juden, nur ihre Lügen angreifen. Er wollte erreichen, dass diese "Lügen" - der jüdische Glaube - auf keinen Fall weiter verbreitet werden konnten. Dazu verlangte er von den Fürsten strenge Unterdrückung und letztlich Vertreibung aller Juden aus ihren Territorien. Dem folgten diese jedoch - anders als im Bauernkrieg 1525 - nicht.

Ob diese Judenfeindschaft in Luthers Theologie angelegt war oder nur dem Zeitgeist folgte, ist umstritten. Es gab damals viele judenfeindliche Schriften. Christlicher Antijudaismus war die Regel. So ist zu fragen, was Luthers Aussagen von katholischer Tradition unterschied und welches Gewicht sie damals hatten.

Spätere Antisemiten, z.B. Alfred Rosenberg, haben sich auf Luther berufen und seine judenfeindlichen Aussagen zur Rechtfertigung ihrer Judenverfolgung verwendet. Sie ignorierten dabei, dass Israel für Luther Gottes Volk blieb und er in seiner letzten Predigt nochmals die Bekehrung, nicht Ermordung der Juden anmahnte.

(Ausführlich dazu: Antijudaismus.)

Luther und die Hexenverfolgungen

Datei:Luther Frauen Teufel.jpg
Holzschnitt zu Luthers Nützliche Erklärung der 10 Gebote: Links beten Frauen den Teufel an. Rechts vor Christus nur Männer

Martin Luther war wie Calvin überzeugt von der Möglichkeit des Teufelspaktes, der Teufelsbuhlschaft und des Schadenszaubers und befürwortete die gerichtliche Verfolgung von Zauberern und Hexen.

Die Aussage des Alten Testaments ´Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen` (2. Mose 22,17) hatte für ihn Gültigkeit. Dies wird in einer Hexenpredigt deutlich, die Luther am 6. Mai 1526 zur Stelle 2. Mose 22,18 hielt.

Er verlieh hier seinem tiefen Abscheu vor dem Übel der Hexerei Ausdruck und gibt einer gnadenlosen Verurteilung der im Verdacht stehenden Frauen recht:

´Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen... Sie können ein Kind verzaubern... Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird... Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann...

Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder... Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.`“

Martin Luther war ein klarer Befürworter der Todesstrafe für Schadenszauberei, noch dazu mit einem stark frauenfeindlichen Akzent. In der Predigt vom 6. Mai 1526 sagt Luther fünfmal: "sie sind zu töten" (Predigt 6. Mai 1526, WA 16, 551f.) Allerdings ist der Kirchenpolitiker, Prediger und Seelsorger Martin Luther kein eifernder Hexenjäger gewesen.

Zahlreiche lutherische Theologen, Prediger und Juristen beriefen sich später auf einschlägige Aussagen Luthers. Bis heute finden sich im Kleinen Katechismus von Luther und im reformierten Heidelberger Katechismus Aussagen über Hexerei bzw. Zauberei.

Literatur: Jörg Haustein: Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen, Dissertation, 1990 Prof. Jörg Haustein: Zwischen Aberglaube und Wissenschaft. Zauberei und Hexen in der Sicht Martin Luthers. In: Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land, hg. von Rosemarie Knape im Auftrag der Stiftung Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Eisleben 2000, S. 327-337

Musik

Kirchenlieder

Luther schrieb zahlreiche Kirchenlieder, da für ihn der Gesang als aktive Beteiligung der Gemeinde im Gottesdienst sehr wichtig war. Dazu übernahm oft er alte gregorianische Choräle und gab ihnen neue deutsche Texte. Luthers Kirchenlieder wurden zu einer Säule der reformatorischen Gottesdienstordnungen.

Das erste Lied Luthers war Ein neues Lied wir heben an. Im Untertitel heißt es:

"Ein neu Lied von den zweyen märterern Christi (Johannes van Esschen und Hendrik Vos, Augustinermönche in Antwerpen), am 1. Juli 1523 zu Brüssel von den Sophisten zu Löwen verbrannt. Diß Lied zeyget an, warumb die gottlosen Sophisten die rechten Christen umbpringen."
Zunächst war es ein "Straßenlied" dann – für den gottesdienstlichen Gebrauch? – von Michael Praetorius (1571-1621) zu einem vierstimmigen Satz mit enthistorisiertem Text umgestaltet.
1. Strophe
Ein neues Lied wir heben an,
das walt’Gott, unser Herre,
zu singen, was Gott hat getan
zu Seinem Lob und Ehre.
Zu Brüssel in dem Niederland
wohl durch zween junge Knaben
hat Er Sein Wundermacht bekannt,
die Er mit Seinen Gaben
so reichlich hat gezieret.
10. Strophe
Die Asche will nicht lassen ab,
sie stäubt in allen Landen.
Hie hilft kein Bach, Loch, Grub und Grab,
sie macht den Feind zuschanden.
Die Er im Leben durch den Mord
zu schweigen hat gedrungen,
die mauss er tot an jedem Ort
mit aller Stimm’ und Zungen
gar fröhlich lassen singen.
erste Fassung von 1523, veröffentlicht im Wittenberger Gesangbuch von 1524
Der komplette Text findet sich u.a. beim Projekt Gutenberg-DE.

Stand- und Denkmale

Siehe auch

Literatur

  • Martin Brecht: Martin Luther.
    • Bd. 1: Sein Weg zur Reformation 1483-1521, Stuttgart 1981
    • Bd. 2: Ordnung und Abgrenzung der Reformation 1521-1532, Stuttgart 1981 und 1986;
    • Bd. 3: Die Erhaltung der Kirche 1532-1546, Stuttgart 1987.
  • Heinrich Fausel: D. Martin Luther. Sein Leben und Werk, 2 Bände (aus Luther-Sicht)
    • Bd. 1: 1483-1521
    • Bd. 2: 1522-1546, 1996
  • Horst Herrmann: Martin Luther. Ketzer und Reformator, Mönch und Ehemann, München 1999
  • Horst Herrmann: Martin Luther - Eine Biographie, Berlin 2003
  • Volkmar Joestel: Aber die Faust haltet stille! - Gehorsam und Widerstand bei Martin Luther, Wittenberg 2000
  • Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Martin Luther. Der bürgerliche Reformator, Braunschweig 1999
  • Martin Treu: Martin Luther und das Geld, Wittenberg 2000
  • Heinz Zahrnt: Martin Luther. Reformator wider Willen, Leipzig 2000
  • Arnulf Zitelmann: Widerrufen kann ich nicht - Die Lebensgeschichte des Martin Luther, Weinheim 1999
  • Joestel/Schorlemmer: Wir sind allzu lange deutsche Bestien gewesen, Wittenberg 2000

Filme

Quellen

Fanseiten

Luther und die Juden

Offizielles

Sonstiges


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