Nepenthes bicalcarata ist eine fleischfressende Pflanze aus der Gattung der Kannenpflanzen (Nepenthes). Sie wurde um 1870 von Joseph Dalton Hooker erstbeschrieben. Ihr Artepitheton „bicalcarata“ entstammt den lateinischen Wörtern bi (zu deutsch „zwei“) und calcaratus (zu deutsch „Dorn“ oder „Sporn“).
Nepenthes bicalcarata | ||||||||||||
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![]() Nepenthes bicalcarata | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Nepenthes bicalcarata | ||||||||||||
Hook. f. |
Beschreibung
Habitus
Nepenthes bicalcarata ist ein mehrjähriger, immergrüner und kletternder Halbstrauch, dessen Triebe bis zu 15 Meter lang werden können. Damit gehören sie zu den längsten der Gattung Nepenthes. Die Basis verholzt und treibt aus dem Holz neue Triebe aus.
Wurzeln
Das Wurzelwerk von Nepenthes bicalcarata ist kräftig und ausladend, außerdem reich verzweigt. Allerdings sind die Wurzeln brüchig und störungsempfindlich.
Blätter
Die Blätter von Nepenthes bicalcarata sitzen in Abständen von 3 - 4cm wechselständig am Trieb, sind von schmal-elliptischer Form, spitz zulaufend und haben eine glatte, leicht glänzende Oberfläche. Sie können bis zu mehr als 65 cm lang werden. Die Ranken sind sehr lang und außerordentlich reißfest, sie dienen der Pflanze überdies als Kletterhilfe: Solange die Fallen noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung sind, wickeln sich die Ranken um jeden Zweig und jedes andere feste Objekt, mit dem sie in Berührung kommen.
Kannen
Die Kannen von Nepenthes bicalcarata sind von einem deutlichen Dimorphismus geprägt: Während die unteren Kannen (siehe Abb. 1) krugförmig sind und große, ausladende Flügelleisten besitzen, sind die Luftkannen (siehe Abb. 2) vasenförmig und haben keine Flügelleisten. Sie werden etwa 16 cm lang. Ihre Färbung ist meistens ein helles Olivbraun, das Peristom ist hellgrün. Allerdings gibt es auch Varietäten, deren Kannen überwiegend ein dunkles Purpur aufweisen, bei ihnen leuchtet das Peristom in hellem Margentarot.
Beide Kannenformen besitzen ein breites Peristom und einen breit-zungenförmigen Deckel. Das auffälligste Merkmal aber sind die zwei dornenförmigen Auswüchse am oberen Ende des Peristoms. Diese sind namensgebend und machen Nepenthes bicalcarata unverwechselbar. Die beiden Fortsätze dienen der Anlockung von Beute (vornehmlich Fluginsekten), an ihren Unterseiten sitzen besonders große Nektar-Drüsen. Weil sie wie zwei Krallen oder Vampirzähne über der Kannenöffnung sitzen, wird Nepenthes bicalcarata im Volksmund auch „Fangzähnige Kannenpflanze“ genannt.
Blüten und Samen
Die Blüten von Nepenthes bicalcarata sind getrennt-geschlechtlich zweihäusig (diözisch) und erscheinen an einer langen Rispe. Sie sind recht klein, besitzen vier Kronblätter und können olivfarben oder -bei intensiver Sonneneinstrahlung- dunkelbraun gefärbt sein.
Die Samenkapseln sind tönnchenförmig, etwa 8mm groß und enthalten hunderte winziger, spindelförmiger Samen von 2 - 3mm Länge. Diese werden in erster Linie vom Wind, aber auch von starken Regenfällen verbreitet.
Heimat/Herkunft
Nepenthes bicalcarata ist vor allem in Sumatra und auf Borneo beheimatet. Besonders große Vorkommen gibt es im Bundesstaat Sarawak auf Borneo. Dort wächst sie vornehmlich terrestrisch oder lithophytisch in nassen Torfmooren bei heiß-feuchtem Klima in dichten Waldgebieten.
Wissenswertes
Nepenthes bicalcarata ist eine ungewöhnliche Symbiose mit den Ameisenarten Camponotus schmitzii und Crematogaster fulva eingegangen. Diese Ameisen leben in zerstreuten Kolonien in speziellen, ausgehöhlten Verdickungen im Übergangsbereich von Ranke zu Kanne und verteidigen die Pflanze gegen Fressfeinde (z.B. Raupen). Die Ameisen selbst besitzen an ihren Füßen mikroskopisch kleine Widerhäkchen, mit deren Hilfe sie gefahrlos über das sonst spiegelglatte Peristom laufen können. Auf den Kannen machen die Ameisen dann Jagd auf die zahlreichen, von den Kannen angelockten Insekten[1].
Nepenthes bicalcarata in Kultur
Besonders in den USA, aber auch im deutschsprachigen Raum ist Nepenthes bicalcarata eine beliebte Zier- und Sammlerpflanze. Trotz ihres hohen Wärmebedarfs gilt sie als relativ anspruchslos.
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Barthlott: The Curious World of Carnivorous Plants; Timber Press-Verlag 2007; Seite 53; ISBN 0881927929