Eine Zunft, auch Gilde oder Einigung - von althochdeutsch "zumft" (zu ziemen) - ist eine ständische Körperschaft von Handwerkern, Gewerbetreibenden und anderen Berufsgruppen (Notare), die im Mittelalter entstand und bis ins 19. Jahrhundert existierte.
Die Zunft galt allgemein für die handwerklichen Berufe, wobei die Gilde vor allem der Zusammenschluss von Händlern und Gewerbetreibenden zur wechselseitigen Hilfe war.
Geschichte
Die Anfänge liegen im Hochmittelalter im Zusammenhang mit der Entstehung eines städtischen Bürgertums als Gegenentwurf zur feudalistisch bedingten Leibeigenschaft ("Stadtluft macht frei").
Die Zünfte bildeten ein soziales, ökonomisches und religiöses System zur Regelung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen, Löhnen, Preisen, Absatzmengen bis hin zur Witwenversorgung. Sie bestanden teilweise aus mehreren Berufsgruppen und symbolisierten sich häufig durch Wappen und/oder Zunftzeichen und Zunftkleidung.
Die Zünfte schrieben ihren Mitgliedern häufig auch die Produktionsmethoden vor. Dadurch wehrten sie zwar einerseits Überproduktionen ab, andererseits verhinderten sie die Einführung neuer, produktiverer, gelegentlich weniger gesundheitsgefährdender Produktionstechniken. Dadurch garantierten sie ihren Mitgliedern ein standesgemäßes, "gerechtes" Einkommen und den Verbrauchern ein stabiles Preis-Leistungs-Verhältnis.
Für die Ausübenden eines bestimmten Berufszweiges bestand Zunftzwang. Juden war die Mitgliedschaft in einer Zunft verwehrt.
Für Zunftmitglieder galt ein Ehrenkodex. Bei Verstößen gegen diesen Kodex konnte man der Mitgliedschaft verlustig gehen. Als äußeres Zeichen des Ausschlusses wurde häufig ein zur Zunfttracht gehörender Ohrring aus dem Ohrläppchen gerissen. Das hierdurch entstehende Schlitzohr wurde sprichwörtlich zur Bezeichnung für listige, durchtriebene Menschen (siehe auch Wörterbucheintrag Schlitzohr).
Innere Erstarrung verbunden mit der Aufhebung der Zunftverfassung und der Einführung der Gewerbefreiheit leiteten das Ende der Zünfte ein. Mit dem Aufkommen von Manufakturen und der vorindustriellen Massenproduktion verloren die Zünfte zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Bedeutung und wandelten sich von Handwerkerinnungen zu exklusiven Altherrenclubs und zu Karnevalsgesellschaften.
Später entstanden die Schächte, die ein Teil der Funktionen der untergegangenen Zünfte übernahmen.
Ökonomisch betrachtet verhinderten Zünfte, dass möglicherweise geeignete Menschen einen Beruf ausüben konnten.
Regionale Besonderheiten
- In Hamburg und Schleswig-Holstein hießen diese Handwerkerzusammenschlüsse "Amt".
- In Köln wirkten sie in den als "Gaffeln" bezeichneten Corporationen mit.
- In Zürich findet jedes Jahr das Sechseläuten, dass ist ein Umzug der Zünfte statt.