Die Sankt-Nikolai-Kirche Magdeburg war eine Stiftskirche in der Magdeburger Altstadt. Nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg erfolgte der Abriss. Die Kirche war dem Heiligen Nikolaus geweiht.
Geschichte
Erster Standort
Eine erste Nikolaikirche, die sich etwa an der Stelle befand, an welcher später der südliche Turm des Magdeburger Doms errichtet wurde, wurde von Wenden zerstört. Nach anderer Ansicht soll sich der ersten Standort im Bereich des späteren Kloster Unser Lieben Frauen befunden haben. Um 1012 soll diese Kirche unter Erzbischof Walthard neu errichtet worden sein. Andere Angabe datieren den Bau der Nikolaikirche, die zusätzlich auch Sankt Petrus geweiht war, auf den Zeitraum um das Jahr 1023 unter Erzbischof Hunfried. Diese Kirchen wiesen einen runden Grundriß auf. Sie fungierte als Baptisterium und somit Taufkirche des damaligen Doms.
Erzbischof Adelgot von Veltheim begründete, dem Wunsch Hunfrieds erfüllend, im Jahr 1107 oder 1108 bei dieser Kirche ein Stift, welches dem Ort Zernitz zu gute kam. Im Rahmen der Errichtung des Magdeburger Doms fiel um 1240 die Entscheidung den alten Kirchenbau zu Gunsten der Errichtung des südlichen Domturms aufzugeben. Es erfolgte der Abriß. Sehr wahrscheinlich fanden die Baumaterialien beim Dombau Verwendung.
Zweiter Standort
Das Nikolaistift erhielt als Ersatz von Erzbischof Burchard von Schraplau 1310 ein deutlich größeres Grundstück im nordwestlichen Bereich des Domplatzes (damals noch Neuer Markt), worauf bis zum Jahr 1360 eine neue Kirche errichtet wurde. Es entstand eine schlicht gestaltete Kirche aus Grauwacke-Bruchstein und behaunem Sandstein ohne Turm, die jedoch als größte Hallenkirche der Stadt galt. Das Hallengewölbe bestand aus drei gleich hohen Schiffen, die auf zwei Arkadenreihen mit je acht Pfeilern ruhten. Der Grundriß der Kirche war rechteckig. An der Nordseite der Kirche wurde jedoch ein Kreuzgang errichtet.
Reformation
1540 wurde die Kirche und der Kreuzgang bei einem Brand teilweise beschädigt. Vor der dann erfolgenden Instandsetzung wurde die Kirche von den Mönchen des Kloster Berge zeitweise als Scheune genutzt.
Während der Reformation wurde Sankt Nikolai evangelisch. Der erste evangelische Gottesdienst erfolgte am 6. Dezember 1573. Das Stift verlor seine ursprüngliche Bedeutung.
Dreißigjähriger Krieg
Während der Erstürmung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg am 10. Mai 1631 wurde auch Sankt Nikolai beschädigt. Eine Erneuerung erfolgte 1654, wobei das ursprüngliche Gewölbe jedoch nicht wiedererrichtet wurde, sondern ein Flachdecke entstand. Erste Gottesdienste fanden ab 1693 statt. Sankt Nicolai verfügte jedoch über keine eigene Gemeinde. Mangels Bedarf wurden die Gottesdienste daher bald wieder eingestellt. Die Nutzung beschränkte sich dann auf regelmäßige geistliche Gesänge. Der im Krieg stärker beschädigte Kreuzgang verfiel zur Ruine.
Änderung der Nutzung
1716 erhielt Leberecht von Guericke die Genehmigung eine Familienbegräbnisstätte anzulegen.
Um eine Durchwegung vom Domplatz zum Breiten Weg zu schaffen, wurde 1724 auf Befehl des Gouverneurs Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau der Kreuzgang abgrissen. Noch heute trägt in diesem Bereich eine Straße den Namen Kreuzgangstraße.
Um 1750 wurde die Kirche in mehreren Plänen als St. Mauritius bezeichnet.
Französische Besatzung
In der Zeit der französischen Besatzung diente die Kirche als Lazarett und Kaserne. Die Inneneinrichtung, sogar viele der Epithaphe, wurden entfernt, der Fußboden um 30 cm erhöht.
Im Jahr 1810 erfolgte der Beschluss die Sankt-Nikolai-Kirche aufzugeben, das Stift wurde aufgehoben. Das Gebäude sollte als Ersatz für das 1812 abgebrannte Zeughaus dienen.
Profanisierung der Kirche
Die Umbauarbeiten zum Zeughaus begannen 1824. Die Kirche wurde dadurch zum schmucklosen Zweckbau. Nach Auflösung des Zeughauses erfolgten mehrere andere nicht religiöse Nutzungen. So diente das Gebäude als Zeughausmuseum und später als Möbellager.
Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
1938 erfolgte eine erneute Umgestaltung der Kirche als Weihestätte für die Bewegung des Nationalsozialismus und Stahlhelmmuseum.
Beim schweren Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945 wurde auch die Sankt-Nikolai-Kirche stark zerstört. Es blieben im wesentlichen nur die Außenmauern erhalten. In der südwestlichen Ecke fehlten auch diese.
Abriß und Neubebauung
1959 erfolgte der Abriß der Ruine. An der Stelle der Kirche wurde zunächst ein Wohngebäude in plattenbauweise errichtet. Nach dessen Abriß entstand dort 2005 das Hundertwasserhaus Magdeburg. Heute erinnert ein vor Ort aufgestelltes Modell an die Sankt-Nikolai-Kirche.
Literatur/Quelle
- Hans-Joachim Krenzke, Kirchen und Klöster zu Magdeburg, Stadtplanungsamt Magdeburg, 2000
- Sabine Ullrich, Die Geschichte des Magdeburger Domplatzes, Stadtplanungsamt Magdeburg, 2001