Der Dom St. Stephan in Passau ist eine von 1668 an wiedererbaute barocke Bischofskirche. Sie ist Bischofssitz und Hauptkirche des Bistums Passau.

Geschichte
Seit dem Frühmittelalter wurden an der Stelle des heutigen Baus mehrmals Bischofskirchen errichtet. Der heutige etwa 100 m lange barocke Bau entstand von 1668 bis 1693 nach einem Brand im Jahr 1662. Der im Frühjahr 1664 gewählte neue Fürstbischof Wenzeslaus Graf Thun (1664-1673) stand vor der Aufgabe, den Wiederaufbau einzuleiten. Er war vor seiner Wahl Dompropst in Salzburg gewesen.
Von den früheren Bauten ist nur der spätgotische Ostteil erhalten. Die Gesamtplanung dieses katholischen Domes geschah durch Carlo Lurago, der die größte Prager Baugesellschaft straff organisierte und mit seinen Leuten einen Bau nach dem anderen hochführte. Er stammte aus Pellio im Intelvi-Tal. Aus dem Nachbardorf Ramponia kamen seine wichtigsten Mitarbeiter Francesco della Torre und Giovanni Battista Passerini, beide Steinmetzmeister. Sie lernten in der Wiener Bauhütte und in den Steinbrüchen von Kaisersteinbruch in Ungarn, heute Österreich, einer italienisch-schweizerischen Künstlerkolonie, als Meister erhielten sie 1663, am selben Tag, die Prager Bürgerurkunde. Die Steinmetzarbeiten beim Dom konnten nur von mehreren Meistern, die in Freundschaft miteinander arbeiteten (auf gleichen Gewinn), bewältigt werden. Prozessakten im Archiv der Stadt Prag berichten von großen Schwierigkeiten. Die endgültige Abrechnung erfolgte durch eine bauverständige Kommission mit Giovanni Pietro della Torre, dem Sohn und Nachfolger im Amt als königlicher Hofsteinmetzmeister.
Die Innenausstattung erfolgte durch Giovanni Battista Carlone und die Fresken wurden von Carpoforo Tencalla und Carlo Antonio Bussi gemalt.
Der Dom ist auf der höchsten Erhebung der Altstadt zwischen den Flüssen Inn und Donau, 13 m über der Donau und 303 m über dem Meer, erbaut worden. Der Passauer Dom ist einer der größten Dome mit dem größten barocken Kircheninnenraum nördlich der Alpen. Vier verschiedene Baustile können an dem heutigen Standort des dreischiffigen Domes nachgewiesen werden: Um 720 Gründung einer St. Stephan geweihten agilolfingischen-karolingischen Bischofskirche (anstelle der römischen Batavinerbischofskirche (450 n. Chr.) der christlichen Gemeinde des Hl. Severin), 739 römisch-kirchenrechtliche Konstituierung des Bistums Passau durch den Hl. Bonifatius, damit wird Passau Bischofssitz und die Kirche zur Kathedrale der Diözese. 985 zur Zeit Bischofs Pilgrim wird die frühromanische dreischiffige Episkopalkirche mit westlicher Doppelturmfassade geweiht. Der agilolfingische-karolingische Bau wurde bei der Belagerung Passaus durch Kaiser Otto II. 978 zerstört. Der frühgotische Dom entsteht zwischen 1221 und 1313, der spätgotische Ostteil (Chor, Vierungsturm und die Erhöhung des frühgotischen Mittelschiffes) zwischen 1407 und 1598.
Barocker Wiederaufbau von 1668 bis 1693; nach den verheerenden Stadtbränden von 1662 und 1680, erhält der Passauer Dom sein heutiges barockes Erscheinungsbild. Hans Krumenauers spätgotischer, einschiffiger Chor, das Querhaus und der Vierungsturm wurden dabei in die moderne Bauweise mit einbezogen. Für die äußere Unverkennbarkeit spielen nicht zuletzt die Kuppeln, Böhmische Kappen oder Platzlgewölbe genannt, eine bedeutende Rolle. 1928 wurde die Staatliche Dombauhütte wegen fortdauernd notwendiger Reparaturarbeiten neu gegründet. Die erste Gesamt-Innenrestaurierung seit dem Stadtbrand von 1680 wurde von 1972 bis 1980 durchgeführt.
Dass sich zwei stilverschiedene, riesige Baukörper der Spätgotik und des Barock innen wie außen so harmonisch zu einem ausgeglichenen Ganzen zusammenfügen, lässt den Passauer Dom unter allen Kathedralen des deutschen Kulturraumes eine Sonderstellung einnehmen („einen barocken Dom mit einer gotischen Seele“). Der italienische Architekt Carlo Lurago (1615-1684) schuf trotz der gotischen Anlagen (Scheitelhöhe 29 m; bei einer Mittelschiff-Breite von nur 12 m) einen in sich stimmigen hochbarocken Kirchenraum.
Ausstattung
Das Geläut
Der Passauer Dom besitzt acht Glocken. Das heutige Geläute spiegelt im Wesentlichen immer noch das historische Geläut von 1684 wider, das ebenfalls aus acht Glocken bestand. Die meisten dieser Glocken sind aber mittlerweile ersetzt oder umgegossen worden. Jeder der beiden Türme des Doms besitzt zwei Glockenstuben, da beim Umbau der Türme 1897 die Oktogone mit den neubarocken Hauben als zusätzliche Glockenstuben ausgeführt wurden. Die größte Glocke ist die 1952 gegossene „Pummerin“. Sie hat einen Durchmesser von 232 cm und ein Gewicht von 7550 kg. Ihr Schlagton ist das fis0. Etwas kleiner ist die 1733 gegossene „Stürmerin“ (Schlagton: a0) mit 5300 kg. Beide Glocken hängen jeweils einzeln in den beiden Glockenstuben des Südturms. Ebenfalls einzeln in ihrer Glockenstube hängt im Nordturm die 1999 gegossene „Misericordia“ (Schlagton: g0), die täglich um 12 Uhr läutet. Sie hat einen Durchmesser von 218 cm und ein Gewicht von 6000 kg. In der zweiten Glockenstube des Nordturms hängen die restlichen fünf Glocken: „Dignitär“ (Schlagton: h0, 3375 kg), „Predigtglocke“ oder „Predigerin“ (Schlagton: cis1, 2350 kg), „Angelusglocke“ (Schlagton: e1, 1350 kg),„Elfuhrglocke“ (Schlagton: fis1, 790 kg), und die „Chorglocke“ (Schlagton: a1, 525 kg). Zum historischen Geläut zählten noch zwei weitere Glocken. Die „Amtglocke“ wurde 1917 abgenommen und zu Kanonenkugeln umgegossen. Die „Sterbeglocke“ hängt seit 1952 in der Friedhofskirche St. Severin. Als neunte Glocke hängt die sogenannte „Zeichenglocke“ (26 kg) neben der Sakristeitür im Dom.
Hochaltar
Der Hochaltar, der die Steinigung des Hl. Stephanus zeigt, wurde 1952 von Prof. Josef Henselmann geschaffen, von dem auch der Volksaltar von 1961 stammt.
Orgeln
→ Hauptartikel: Orgeln des Domes St. Stephan (Passau)
Maße
- 102 m lang
- 33,5 m breit
- Scheitelhöhe des Gewölbes beträgt 29 m
- Vierungskuppel ist 69 m hoch
Weblinks
- Der Passauer Dom St. Stephan
- Eisenbarth-Orgel im Hohen Dom zu Passau
- Seite des Stadtarchivs Passau
- Vorlage:BLfD
Koordinaten: 48° 34′ 26,6″ N, 13° 27′ 55,6″ O