Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften

Wirtschaftspreis
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Die offizielle Bezeichnung der im allgemeinen Sprachgebrauch als Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften oder kurz Wirtschaftsnobelpreis bekannten Auszeichnung ist Sveriges Riksbanks pris i ekonomisk vetenskap till Alfred Nobels minne (deutsch Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel).

Verliehen wurde er zum ersten Mal im Jahr 1969. Er unterscheidet sich von den originären Nobelpreisen darin, dass er nicht von Alfred Nobel, sondern nachträglich im Jahr 1968 von der Schwedischen Reichsbank anlässlich ihres 300jährigen Bestehens gestiftet wurde. Er wird auch nicht "anhand derselben Richtlinien und Verfahren wie die echten Nobelpreise vergeben" [1].

Die Empfänger der Auszeichnung werden im Verzeichnis der Nobelpreisträger der Nobelstiftung nur in einem Anhang aufgeführt, ihre Namen werden auf den Rand der Nobel-Medaillen statt auf den Flächen eingraviert. Die Verleihung erfolgt im Rahmen der selben Veranstaltung, in der auch den anderen Preisträgern im Stockholmer Rathaus (Ausnahme: Friedensnobelpreis, der in Oslo verliehen wird) alljährlich am Todestag Nobels am 10. Dezember die Auszeichnung übereicht wird. Das Verfahren der Nominierung, Bedingungen und Kriterien der Preisvergabe, Preisgeld und der Ablauf der Verleihungszeremonie entsprechen ebenfalls denen der anderen Preise.

Kritik

Der Wirtschaftspreis ist einer relativ starken Kritik ausgesetzt, nicht nur, wie bei den anderen Preisen auch, was die Auszeichnung oder Nichtberücksichtigung bestimmter Personen betrifft, sondern auch die Prämierung bestimmter wirtschaftstheoretischer/-politischer und damit auch gesellschaftstheoretischer/-politischer Positionen. Die Kritik überlagert sich hier oft mit der Diskussion um den Neoliberalismus: seit den 1970er Jahren haben sieben Mitglieder der Mont Pelerin Society (Hayek, M. Friedman, Stigler, Coase, Buchanan, Allais, Becker) den Preis für Wirtschaftswissenschaften erhalten, der langjährige Präsident des Komitees, das die Preise vergab, Erik Lundberg war auch ein Mitglied dieser neoliberalen Denkfabrik. Grundsätzliche Einwände richten sich darauf, dass durch den Preis die Wirtschaftswissenschaften auf eine Stufe mit den (exakten) Naturwissenschaften gestellt würden und ihnen damit zumindest in der Öffentlichkeit eine übermäßige Reputation zuerkannt werde. Ein anderer Kritikpunkt war die starke zahlenmäßige Dominanz von US-Amerikanern unter den Empfängern. Der Hintergrund der Kritik bildet auch ein undurchsichtig erscheinendes Verfahren für die Vergabe: die Preisträger werden von einem kleinen Kreis gekürt, die Unterlagen dazu unterliegen einer fünfzigjährigen Geheimhaltungsfrist.

Die Kritik am "Wirtschaftnobelpreis" kam auch aus den Reihen der Nachfahren Alfred Nobels.

Siehe auch: Alternativer Nobelpreis