Waffenfarbe

Unterscheidungsmerkmal für verschiedene Waffengattungen im deutschen Militär
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Januar 2009 um 19:14 Uhr durch 137.193.146.91 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Waffenfarben dienen zur Unterscheidung verschiedener Waffengattungen bei ansonsten weitgehend vereinheitlichten Uniformen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten im Zuge der Industrialisierung der Kriegsführung die individuellen farbigen Uniformen der Regimenter zunehmend nüchternen Einheitsuniformen Platz. Gesteigerte Wirksamkeit und Zielgenauigkeit der Schusswaffen erforderten den Einsatz von Tarnfarben als Grundfarbe der Uniform und den weitgehenden Verzicht auf Abzeichenfarben. Diese Entwicklung fand ihren Abschluss im Grabenkrieg des 1. Weltkrieges. Um zumindest noch die Waffengattungen zu individualisieren, wurden einige wenige Uniformteile in einer charakteristischen Farbe gehalten. In Deutschland bürgerte sich bei der Neuuniformierung der Reichswehr 1921 hierfür der Begriff Waffenfarbe ein. Für den Kampf- oder Dienstanzug wird die Waffenfarbe oft nur für ganz wenige Bestandteile verwendet (in der Bundeswehr z. B. nur mehr für eine schmale Litze an den Rangabzeichen), während sie auf der Gesellschafts- oder Ausgehuniform in stärkerem Umfang verwendet wird, typischerweise für Kragenspiegel, Paspelierung bzw. die Unterlage von Abzeichen.

Die charakteristischen Farben sollen identitätsstiftend wirken und den Korpsgeist fördern, oft nimmt daher offizielles Liedgut der Waffengattung Bezug auf sie, z. B. "Grün ist meine Waffenfarbe" bei den Grenztruppen der DDR oder "Wir tragen die roten Spiegel" beim Wachregiment Feliks Dzierzynski. Die Alltagssprache der Soldaten in allen Armeen geht aber häufig deutlich weniger respektvoll damit um. So wurde z. B. der Text des Grenzer-Liedes zu "Grün ist eine Affenfarbe" verballhornt und das Rosa der Panzertruppe ist oft Gegenstand anzüglicher Witze.

Deutschland

Deutsches Reich 1919 - 1945

Reichswehr

Im Heer der Reichswehr wurden 1921 den Waffengattungen und Spezialverwendungen die folgenden Farben zugewiesen

Einige der Farben leiten sich von den Kragenfarben der bunten Friedensuniform vor 1914 her (z. B. Generale, Offiziere im Führungsstab, Pioniere, Nachschub oder Sanitätsoffiziere, die in Preußen vor 1914 keinen farblich abgesetzten Kragen trugen, sondern in der üblicherweise dunkelblauen Grundfarbe der Uniform), andere wurden willkürlich gewählt.

Wehrmacht

Die Wehrmacht (ab 1935) führte zunächst die Waffenfarben der Reichswehr weiter. Beim Heer wurde ab 1937 die Waffenfarbe der Nachrichtentruppe verändert und neue Farben eingeführt. Außerdem kamen Farben für die neu aufgestellte Luftwaffe hinzu.

Heer
  • Generale, Artillerie, Waffenoffiziere und Feuerwerker: hochrot
  • Kriegsministerium, Generalstabsoffiziere, Veterinäroffiziere und Unterveterinäre: karmesin
  • Infanterie: weiß
  • Jäger: hellgrün
  • Kavallerie: goldgelb
  • Pioniere: schwarz
  • Fahrtruppe: hellblau
  • Kraftfahrtruppen, später Kraftfahrkampftruppe bzw. Panzertruppe: rosa
  • Nachrichtentruppe: zitronengelb
  • Sanitätsoffiziere und Sanitätstruppe: dunkelblau (kornblumenblau)
  • Heeresbeamte: dunkelgrün
  • Wehrersatzwesen: orange
  • Nebeltruppe: bordeauxrot
  • Propagandatruppe (ab 1942): lichtgrau
Luftwaffe
  • Generale: weiß
  • Reichsluftfahrtministerium: schwarz
  • Generalstab: karmesin
  • Fliegertruppe/Fallschirmjäger: goldgelb
  • Flakartillerie: hochrot
  • Luftnachrichtentruppe: goldbraun
  • Sanitätspersonal: dunkelblau
  • Luftwaffenbeamte: dunkelgrün
  • Luftaufsicht: hellgrün
  • Luftwaffenreserve: hellblau
  • Ingenieure: rosa
  • Erdkampfverbände:
    • Division "Hermann Göring": Kragenspiegel und Schulterklappenvorstoß weiß, Kragenspiegelvorstoß
      • weiß (mit schwarzer Trennungslinie) bei Infanterie,
      • rot bei Artillerie und Flugabwehr,
      • goldbraun bei Nachrichtentruppe,
      • schwarz bei Pionieren,
      • rosa bei Panzertruppe, Panzerjägern und Panzeraufklärern.
    • Luftwaffenfelddivisionen: Kragenspiegel grün, Kragenspiegelvorstoß und Schulterklappenvorstoß in
      • gelb bei Radfahrern und Aufklärern,
      • rosa bei Panzerjägern,
      • rot bei Artillerie und Flugabwehr,
      • hellblau bei Nachschub- und Verwaltungstruppe
      • goldbraun bei Nachrichtentruppe,

Waffen-SS

Bei der Waffen-SS waren nur die Vorstöße bzw. Unterlagen der Schulterstücke in Waffenfarbe:

  • Infanterie: weiß
  • Jäger: hellgrün
  • Kavallerie: goldgelb
  • Pioniere: schwarz
  • Nachschubtruppe hellblau
  • Panzertruppe: rosa
  • Nachrichtentruppe: zitronengelb
  • Sanitätstruppe: kornblumenblau

Bundesrepublik Deutschland

Bundeswehr

Bei der Aufstellung der Bundeswehr 1955 verzichtet man anders als beim Bundesgrenzschutz zunächst bewusst auf ein Anknüpfen an Traditionen vor 1945 und verwendete zur Unterscheidung der Truppengattungen im Heer nach dem Vorbild der US-Armee charakteristische Metallembleme am Kragen statt der traditionellen Kragenspiegel in Waffenfarben. Nur Generale trugen Kragenspiegel in hergebrachtem hochrot mit der sogenannten Larisch-Stickerei. Erst 1959 wurden wieder für Heer und Luftwaffe Kragenspiegeln mit folgenden Waffenfarben eingeführt:

Heer:

Mit der Uniformänderung 1962 fielen die Farben hell- und dunkelgrün fort. Alle Infanterietruppenteile, einschließlich der Panzerjäger, trugen jetzt jägergrün. Ebenso entfiel hellblau. Instandsetzungs- und Nachschubtruppe trugen einheitlich mittelblau. Mit der Wiedereinführung der Panzerjägertruppe erhielt diese als Waffenfarbe rosa. Daneben erhielten andere neu eingeführte Truppengattungen wie Fernspäher oder FN-Truppe meist die Waffenfarbe der Truppengattung, aus der sie hervorgegangen waren.

Die Waffenfarbe wird im Kragenspiegel sowie an den Schulterklappen des Dienst- und Ausgehanzuges bei den Unteroffizieren und Mannschaften als Paspelierung, bei den Offizieren als farbige Unterlegung getragen. Am Feldanzug tragen Soldaten des Heeres ein schmales Band ("Litze") in der Waffenfarbe am unteren Ende der Dienstgradabzeichen (Aufschiebschlaufen).

  • Waffenfarben der Bundeswehr (Heer)

Luftwaffe:

Bei der Deutschen Marine gibt es keine Waffenfarben.

Polizeien des Bundes

Auch wenn innerhalb dieser Polizeien keine unterschiedlichen Waffenfarben verwendet wurden, waren die beim Militär typischerweise waffenfarbigen Uniformteile auch hier in einer charakteristischen, von der Uniform abweichenden Farbe gehalten, so dass auch hier von einer Waffenfarbe gesprochen werden kann.

Deutsche Demokratische Republik

 
Beispiel für Waffenfarbe am Schulterstück, hier eines Oberfeldwebels der NVA (Vorstoß in gelb = Nachrichtruppe)

Im Zuständigkeitsbereich der drei "Ministerien der bewaffneten Organe" im Ministerrat der ehemaligen DDR gab es folgende Waffenfarben:

  • Nationale Volksarmee
    • Landstreitkräfte
      • Motorisierte Schützen (= Infanterie) und Aufklärung: weiß
      • Artillerie und Raketentruppen, raketen- und waffentechnischer Dienst sowie Truppenluftabwehr: ziegelrot
      • Panzer: rosa
      • Pionierwesen, chemischer Dienst, Kraftfahrzeugdienst und Militärtransportwesen: schwarz
      • Nachrichten: gelb
      • Fallschirmjäger: orange
      • Rückwärtige Dienste sowie Militärjustiz- und Finanzorgane: grün
    • Luftstreitkräfte
      • Luftstreitkräfte: hellblau,
      • Luftverteidigung: hellgrau
    • Marine: dunkelblau

Die Waffenfarbe wurde in der Unterlage bzw. Paspelierung der Dienstgradabzeichen, in den Kragenspiegeln, als Vorstoß oben am Deckel der Schirmmütze sowie als Vorstoß an den Aufschlägen und an den Hosen (Biese) getragen. Generale des Heeres ("Landstreitkräfte") trugen hochrote, die der Luftstreitkräfte blaue Lampassen. Bei den alten Uniformjacken für Paraden, deren Ärmel mit litzenbesetzten Aufschlägen versehen waren, wurden – wie schon auf den Waffenröcken der Wehrmacht – die Litzen auf waffenfarbigen Patten getragen. Die Fallschirmjäger, als "eigenständiger" Truppenteil trugen eine eigene Waffenfarbe an den Schulterklappen und -stücken, eigene Kragenspiegel in der Waffenfarbe mit Fallschirm und Schwinge (Offiziere und Fähnriche mit Silberpaspel), sonstige Biesen wie mot.-Schützen und statt der Mütze ein rotes Barett.

  • Grenztruppen: grün (hier auch der Besatzstreifen der Mütze in Waffenfarbe)
  • alle uniformierten Kräfte: bordeauxrot

Ministerium des Inneren

Japan

Die japanische Armee trug im 2. Weltkrieg über der rechten Brusttasche des Rockes eine gezackte Borte in folgenden Waffenfarben:

  • Kavallerie: grün
  • Artillerie: gelb
  • Nachschub: blau
  • Infanterie: rot
  • Feldpolizei: schwarz

USA

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwendete die US-Armee folgende Waffenfarben:

Österreich

Mit Errichtung des österreichischen Bundesheeres 1920/21 übernahm man mit einer stark am Vorbild der Reichswehr orientierten Uniform im Prinzip auch deren Waffenfarben, nur dass die Infanterie grasgrün und die Jäger gelbgrün erhielten. Ende 1933 wurde eine an der k.u.k-Vorkriegsuniform orientierte Bekleidung eingeführt, Waffenfarben machten wieder den Abzeichenfarben der Regimenter Platz.

Das Bundesheer der 2. Republik benutzt 13 Waffenfarben, die wiederum in ihren Zuordnungen den deutschen Äquivalenten ähnlich sind. Die Waffenfarbe bestimmt die Grundfarbe des Rangabzeichens (Kragenspiegel).

grasgrün Jäger
stahlgrün Pioniere
hechtgrau ABC-Abwehrtruppe
rot Artillerie, Fliegerabwehr, LVAk, MilAk
violett Flieger
gelb Aufklärer
schwarz Panzer
hellblau Sanität
dunkelrot Fernmelder
scharlachrot mit weißem Vorstoß Garde
dunkelblau Versorgung
braun Technischer Dienst
braun-rot Höherer militärischer technischer Dienst
rot-blau Höherer militärischer fachlicher Dienst
blau-schwarz Militärmedizinischer Dienst (Arzt)
rot-schwarz Generalstabsdienst
grün-dunkelrot Intendanzdienst
grün-braun Jagdkommando

Ungarn

Von 1936 bis 1945 trug die ungarische Armee folgende Waffenfarben:

  • Stab des Reichsverwesers: weiß
  • Gerneralität: rot
  • Infanterie: grün
  • Kavallerie: hellblau
  • Artillerie: rot
  • Panzertruppe: violett
  • Militärmusik: lila
  • Sanitätsdienst: schwarz
  • Pioniere: stahlgrün
  • Nachschub: hellbraun
  • Grenztruppen: rot/grün

Schweiz

Nach Modell "Armee XXI" (Gilt seit dem 1. Januar 2004):

Bei der Ausgangsuniform (Tenue A) der Schweizer Armee sind der Kragenspiegel, die Achselschlaufen sowie die Pfeifenschnur der Unteroffiziere in der Abzeichenfarbe gehalten. Bei der Infanterie, Artillerie, den Sanitätstruppen, Flieger-, Fliegerabwehrtruppen und Logistiktruppen sind die Barretts auch in Abzeichenfarbe gehalten (sonst schwarz).

rot Artillerie, Rettungstruppen
gelb Panzertruppen
grün Infanterie
schwarz Genietruppen, Armeeführung, Militärischer Nachrichtendienst, Bereitschaftsdienst, Armeeseelsorge, Militärische Sicherheit
grau Übermittlungstruppen
gelbgrau ABC-Abwehrtruppen
orange Territorialdienst
blau Sanitätstruppen
dunkelblau Fliegertruppen, Fliegerabwehrtruppen
bordeauxrot Logistiktruppen
violett Militärjustiz

Italien

Siehe Waffenfarben in der italienischen Armee