Franken (Volk)

historische germanische Ethnie
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Die Franken (wörtlich ‚die Kühnen‘, später auch ‚die Freien‘) stellen einen der germanischen Großstämme dar, die durch Zusammenschluß mehrer germanischer Kleinstämme entstanden. Sie wurden erstmals um 250 n. Chr. als Franci in römischen Quellen erwähnt und schufen unter Chlodwig I. das Fränkische Reich, aus dem später Nationalstaaten wie Deutschland und Frankreich hervorgingen. Heute bezeichnen sich nur noch die Bewohner der Region Franken als Franken.

Zusammensetzung

Zu den Franken im ethnologischen Sinn zählt man gewöhnlich die westgermanischen Stämme der

Geschichte

Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, etwa die Usipiter, Tenkterer, Sugambrer und Brukterer, zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als Franken („die Mutigen, Kühnen“; wohl erst später „die Freien“) bezeichnete. Die Franken wurden erstmals um die Mitte des 3. Jahrhunderts als Franci in römischen Quellen erwähnt, anlässlich eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die römische Provinz Gallien hinein. Sie bedrängten in der Spätantike wiederholt römisches Gebiet und unternahmen sogar Seeräuberfahrten. Vom späteren Kaiser Julian Apostata wurden Franken 358 in Toxandrien als Föderaten angesiedelt.

Während der Völkerwanderung drangen diese Stämme in Gebiete ein, die heute dem fränkischen Sprachraum zugeordnet werden (Region Franken in Nord-Bayern, Nord-Württemberg und Süd-Thüringen, aber auch Hessen, Nord-Baden, Rheinland-Pfalz, das nördliche Elsass, Lothringen, Saarland, Luxemburg, das Rheinland, die deutschsprachigen Gebiete Ostbelgiens, der Niederrhein, Limburg, Holland, Seeland, Brabant sowie Flandern).

Einen Bericht über fränkische Raubzüge und daran anschließende römische Strafexpeditionen im Jahr 388 fertigte Sulpicius Alexander an; er ist im Geschichtswerk des Gregor von Tours erhalten (II 9), vgl. Marcomer, Sunno, Gennobaudes. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts befand sich das Zentrum der Frankensiedlungen in und um Köln. Nach dem Kollaps der römischen Rheingrenze 406/07 kam es wohl zu einem engeren Zusammenschluss fränkischer Gruppen (siehe Rheinfranken, Salfranken). Der Zug der Franken nach Südwesten wurde vermutlich auch durch die Wanderung der Sachsen nach England um 440/50 über die heutige niederländische Küste und entsprechende Konflikte mit den fränkischen Bewohnern ausgelöst. Der erste historisch wirklich fassbare Merowinger Childerich I. fungierte wohl teils noch als römischer Militärkommandeur und unterstützte die Rebellion des römischen Heermeisters Aegidius. Trier, wo der romanisierte Franke Arbogast der Jüngere residierte, fiel erst um 475 an die Franken.

Zur Großmacht wurden die Franken durch die Eroberungen des salfränkischen Merowingers Chlodwig I. (ca. 500 n. Chr.), der nacheinander das nordgallische Reich des Syagrius, mehrere fränkische Kleinreiche, die Alamannen und teilweise auch die Westgoten besiegte und somit die Grenze des Frankenreichs bis zu den Pyrenäen vorschob. Er vereinigte zum ersten Mal Frankreich. Entscheidend war auch der Übertritt Chlodwigs und weiter Teile seines Volkes zum katholischen Christentum. Seine Söhne setzten seine Eroberungen fort, indem sie Burgund und das Thüringerreich dem Frankenreich angliederten, so dass ihr Reich im Wesentlichen die Gebiete des heutigen westlichen Deutschlands, der Beneluxstaaten und Frankreichs umfasste. Chlothar I. vereinigte noch einmal das Frankenreich, unter seinen Söhnen kam es dann zur Bildung der fränkischen Teilreiche Austrasien und Neustrien.

Durch die Macht der Hausmeier schwand die königliche Autorität immer mehr, ab dem späten 7. Jahrhundert regierten die Merowinger nur noch formal. 751 erfolgte die Übernahme der Königsherrschaft durch die Karolinger. Die spätere Teilung im Vertrag von Verdun 843 führte zur Entstehung der Staaten Frankreich und Deutschland (deutscher Sprachraum), wobei die politischen Grenzen bis in die Neuzeit zumeist Mundartgrenzen (Sprachgrenzen) waren. Ein letztes Mal waren alle Franken in den Jahren 882 bis 887 unter einem König vereint, Karl III., der Dicke. Danach blieb es bei den oben erwähnten Aufspaltungen.

Lediglich die Kreuzzüge ins Heilige Land brachten noch einmal ein gesamtfränkisches Bewusstsein hervor, als die insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten gegründet wurden. Nicht nur, dass dieses Bewusstsein aus christlicher Sicht existierte, sondern auch die Moslems nahmen die westlichen Eroberer als Franken wahr und nannten sie "Fräng" oder "Farandschi".

Franken heute

In großen Teilen Frankreichs und dem eher romanisch-keltisch geprägten Südteil Belgiens (Wallonien) ging die fränkische Sprache verloren, da sich - anders als im deutschen Siedlungsgebiet - hier nur vereinzelt Franken niederließen und die herrschende adlige Oberschicht bildeten, weshalb die gallo-romanische agraische Bevölkerungsschicht in der Mehrzahl blieb. Infolgedessen setzte sich das Altfranzösische durch. Nur der Name Frankreich (France) blieb als Relikt neben ungefähr hundert anderen fränkischen Lehnwörtern, vor allem aus dem militärtechnischen Bereich und den Farbnamen für Braun=brun, Blau=bleu, Weiß = blanc in der altfranzösischen Sprache erhalten. Von der fränkischen Kultur blieb nur wenig übrig, unter anderem das "Fränkische Gehöft" (Ernhaus). Allerdings kann man die Theorie Wilhelm Peßlers, wonach "Volksstämme" sich in typischen Bauformen manifestieren, durchaus anzweifeln, da die Hausforschung gezeigt hat, dass ländliche Bauformen schon seit dem späten Mittelalter durch obrigkeitliche Bauvorschriften dominiert wurden und regionaltypische Bauweisen eben kein Ausdruck von Ethnizität, sondern von vordringender Landesherrschaft sind.

Diejenigen, die heute die fränkischen Mundarten (deutscher Dialekt, vom Rheinland über Hessen und Pfalz bis nach Franken in Bayern) sprechen, bezeichnen sich allgemein selbst nicht mehr als Franken; dies tun nur noch die Bewohner der Region Franken (Südthüringen, Nordbayern und Teile Baden-Württembergs).

Historische Quellen zu den Franken

Siehe auch

Literatur